VENEDIG/Teatro Fenice: Kurzkritik TURANDOT – Premiere am 3. September 2024
Foto: Klaus Billand
Eine begeisternde Premiere!
Gestern Abend gab es am legendären und sich wie ein architektonischer Schmuckkasten darstellenden Teatro Fenice in Venedig, das nach dem Großbrand vor einigen Jahren in der Tat wie ein Phoenix aus der Asche wieder auferstanden ist, im Gedenken and den 100. Todestag von Giacomo Puccini dessen „Turandot“, eine Eigenproduktion in der Regie von Cecilia Ligorio. Es wurde ein Abend er Superlative, vor allem was die wundervolle und den gesamten Abend über spannende Inszenierung anbelangt. Ligorio zeigt eine mit sehr viel Emotion ausgestattete Inszenierung, in der wirklich einmal das Licht auch eine intensive dramaturgische Rolle spielt (Fabio Barretin) und die Bühne von Alessia Colosso mit nur wenigen, aber umso wirkungsmächtigeren Sets gestaltet ist. Die eindrucksvollen Kostüme von Simone Valsecchi, die dezent, aber wirkungsvoll auf die chinesische Kaiserzeit anspielen, aber auch moderne Komponenten aufweisen (Mandarin und die Minister), sind darauf bestens abgestimmt. Es entstand eine Interpretation der „Turandot“, in der der Sieg der Liebe im Finale nachvollziehbar zu erleben ist und wohl auch deswegen sehr vielen im Premierenpublikum unter die Haut ging. Lange stehende Ovationen waren die Folge.
Copyright: Michele Crosera
Dabei hätte es eigentlich die 1. Reprise sein sollen. Aber die Premiere am 30. August war aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen dem Orchester des Fenice und dem Personalvorstand und des sich daraus ergebenden Streiks (der berühmte sciopero) abgesagt worden. Die Personenregie war ausgezeichnet, minutiös aus der Handlung abgeleitet, insbesondere auch, was die Rolle des Volkes, also des Chores angeht. Kaiser Altoum, der ja so hochlobend besungen wird, nahm eine zentrale Position ein und zeigte sich als sehr menschlicher Herrscher. Der Chor unter der Leitung von Alfonso Caiani und der Kinderchor, der von Diana d‘Alessio einstudiert worden war, agierten choreografisch und sängerisch brillant. Saioa Hernández war als Turandot für die erkrankte Maria José Siri eingesprungen und sang eine kraftvolle intensive Turandot. Roberto Aronica begegnete ihr als ausdrucksstarker Calaf stimmlich und darstellerisch auf Augenhöhe. Selene Zanetti begeisterte als lyrisch-dramatische Liù. Marcello Nardis war ein sehr guter Altoum und Michele Pertusi ein klangschöner Timur.
Copyright: Michele Crosera
Maestro Francesco Ivan Ciampa interpretierte das eindrucksvolle Geschehen im vollen Haus auf der Bühne mit dem Orchester des Teatro Fenice musikalisch ebenso einnehmend, sodass sich ein ganz großer Opernabend ereignete. Vielleicht sollte man angesichts der inszenatorischen Entwicklungen in deutschsprachigen Landen einmal öfter über die Alpen schauen. Es macht auch aus anderen Gründen einigen Sinn…
Schlussapplaus. Foto: Klaus Billand
(Detaillierte Rezension in Kürze).
Klaus Billand aus Venedig