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VENEDIG/ Pazza San Marco: GROSSE OPER AUF DER PIAZZA SAN MARCO

Ein Konzert von historischer Bedeutung

10.09.2020 | Oper international


San Marco. Das Konzert der Fenice auf der Piazza San Marco. Foto: Andrea Matzker

Große Oper auf der Piazza San Marco – Ein Konzert von historischer Bedeutung (8. September 2020)

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

In diesem Jahr vereinigten sich gleich drei bedeutende Ereignisse, damit das normalerweise alljährliche Konzert des venezianischen Opernhauses Fenice auf der Piazza San Marco, dem „guten Salon der Stadt“ und einem der schönsten Plätze der Welt, endlich wieder stattfinden konnte. Seit dem verheerenden Brand 1996 gab es keinen Grund mehr zu feiern. Zusätzlich hatten Chor und Orchester des Opernhauses seit Beginn der Corona-Krise Mitte Februar 2020 kein einziges Mal mehr zusammen miteinander auftreten können. Insofern wurden gleich zwei Premieren auf einmal begangen. Noch dazu aber bildete diese einmalige und unvergessliche Veranstaltung den glänzenden Auftakt zu den Feierlichkeiten anlässlich des 1600sten Geburtstages der Stadt Venedig.


Das Konzert von Chor und Orchester der Fenice unter den Wasserfällen von Fabrizio Plessi. Foto: Andrea Matzker

Das Konzert, das traditionsgemäß ausschließlich für Venezianer stattfindet, wurde insgesamt von 1200 geladenen Gästen besucht, die entsprechend der Corona-Regeln mit Abstand platziert worden waren und allesamt Maske trugen. Unter den venezianischen Bürgern der Stadt waren insgesamt 800 Plätze verlost worden, der Rest war für die Abonnenten des Theaters, Repräsentanten der Verwaltung und der Stadt und für illustre Persönlichkeiten reserviert. Also eine komplett interne, rein venezianische Veranstaltung, zu der Ausländer oder Touristen ausnahmsweise und sehr strikt keinerlei Zutritt hatten.


Bürgermeister Brugnaro nach dem Konzert. Foto: Andrea Matzker

Als Vertreter der Stadt nahm unter anderem Bürgermeister Luigi Brugnaro mit Ehefrau Stefania teil, der, inzwischen mit komfortabler  Mehrheit in seinem Amt bestätigt, bis 2025 der erste Bürger der Stadt bleiben wird. Als illustre Persönlichkeit war der weltweit geschätzte, 80-jährige Künstler Fabrizio Plessi anwesend, der mit seiner Installation „L‘Età dell’Oro“ in den Fenstern des Museo Correr den Platz geschmückt hatte. Seine goldenen Kaskaden schienen während des Konzertes unentwegt wie ein goldener Feuerwerksregen hinter Solisten, Chor und Orchester unaufhörlich auf den Boden zu fallen.

Der Intendant der Fenice, Fortunato Ortombina, war bei seiner Begrüßung der Gäste sichtlich gerührt, zumal einen Tag zuvor sein Vorgänger Mario Messinis verstorben war, der das Amt von 1997-2000 innehatte und auch ein bedeutender Musikwissenschaftler und Dozent am Conservatorio Benedetto Marcello war. Im Angesicht dieser herrlichen Piazza konnte man auch nicht vergessen, welchem Schicksal die Venezianer noch wenige Monate zuvor, im November 2019, durch die Flutkatastrophe ausgeliefert waren. Er sei überglücklich, dass die Vereinigung von Chor und Orchester an diesem geschichtsträchtigen Ort, „dem schönsten Platz der ganzen Welt“, stattfinden könne, auf dem zudem am Abend zuvor, während der Biennale, dem Filmfestival, der großen Glasausstellung und anderen Festivitäten der renommierte Literaturpreis Campiello vergeben wurde.


Die Sopranistin Claudia Pavone singt die Arie „Sempre libera degg’io “ unter dem Dirigat von Riccardo Frizza. Foto: Andrea Matzker


Der Tenor -Piero Pretti als-Kalaf unter der Leitung von Daniele Calligari. Foto: Andrea Matzker

Daniele Calligari und Riccardo Frizza dirigierten den Chor von 69 Sängern und das Orchester mit 72 Musikern der Fenice auf der mal eben über Nacht aufgebauten großen Bühne. Die Sopranistin Claudia Pavone und der Tenor Piero Pretti waren die Solisten des rein italienischen Opernrepertoires von Rossini über Verdi bis Puccini. Bei „Va‘ pensiero sull’ali dorate“ aus Nabucco bekamen viele der Zuhörer Gänsehaut vor Bewegung und Rührung. „Nessun dorma“ aus der Turandot erhielt großen Beifall, und das gemeinsame Trinklied „Libiamo ne‘ lieti calici“ aus La Traviata, die am 6. März 1853 in der Fenice uraufgeführt wurde und somit ihren Zug um die Welt bis zur beliebtesten Verdi-Oper unaufhaltsam begann, bildete den Abschluss des Konzertes und musste gleich darauf als begeisternde Zugabe wiederholt werden.

Das Konzert dauerte nicht viel länger als eine Stunde, da wegen der Corona-Regeln keine Pause vorgesehen war. Während Bühne und Bestuhlung abgebaut wurden und die Instrumente in ihren Reisekästen verstaut und zum nächsten Anlegeplatz der Transportboote gebracht wurden, verlief sich das elegante, plaudernde und lachende Publikum in den Cafés der Piazza und den umliegenden Bars und Restaurants. Über der Piazza San Marco ging langsam der Mond auf und rundete somit die traumhafte Szenerie stimmungsvoll ab.


San Marco. Die Goldenen Wasserfälle von Fabrizio Plessi. Foto: Andrea Matzker

 

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