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VARNA/ Sommerarena: LA TRAVIATA

21.08.2018 | Oper


Ilina Mihaylova. Foto: Rossen Donev

20.8. 2018 – LA TRAVIATA, Sommerarena Varna

Bei dieser Vorstellung betrug die Besucherauslastung sicher über 90 Prozent. Wenn vierzig Plätze frei waren, war es viel! Also laufen auch Opernaufführungen in Ferienorte sehr gut, nicht nur die Operette oder das Musical !

Traviata ist nun einmal ein Kassenschlager, ähnlich wie Carmen. Man konnte sich über eine sehr schöne traditionelle Umsetzung ohne Extradeutungen und sonstigen Regiefirlefanz absolut erfreuen. Der Regisseur Kuzman Popov erzählte die Geschichte, wie sie sein soll, das praktische und stimmungsvolle Bühnenbild und die sehr schönen und im Stil der Zeit richtigen Kostüme stammen auch seiner Hand. Alles wirkte homogen und passend. Der aus Italien angereiste Maestro Paolo Olmi, ein Römer, der in seiner Heimatstadt  studierte, leitete schwungvoll, wenn auch nicht besonders subtil den Abend. Auf alle Fälle hatte er Chor und Bühne gut im Griff.

Auf der Bühne konnte man wieder Ilina Mihaylova erleben. Die fröhliche Csardasfürstin hatte sich zu einer überaus berührenden Violetta gewandelt. Eine junge Künstlerin, die bald die großen Bühnen erobern sollte. Sie ist eine Violetta, die beide Seiten der Rolle voll darstellen und singen kann. Also nicht nur im ersten Akt mit der Koloratur brillieren, sie kann ebenso auch ab dem zweiten Bild stimmlich alles leisten und die Wandlung der Person voll erfüllen. Die Stimme geht völlig bruchlos von den feinsten Pianohöhen bis zu den tiefen Tönen der zweiten großen Arie, die sie wirklich ergreifend zur Geltung brachte.  Als Darstellerin ist sie nicht nur eine sehr schöne Erscheinung, sondern auch eine Bühnenpersönlichkeit mit viel Wandlungsfähigkeit.

Ivan Momirov ist ihr Alfredo mit einer bereits etwas zu dramatischen Stimme. Er sagte auch in einem Interview, dass dies wohl sein letzter Alfredo sein würde. Man hörte auch bereits, speziell im dritten Bild, den Manrico durch. In der Arie (ohne Stretta) und ebenso im Brindisi war er sehr um Piani bemüht und versuchte die Stimme lyrischer klingen zu lassen, aber es machte Mühe. Dass bei seinem Solo hinter der Bühne die Stimme so klang, als stünde er neben der Primadonna, das war eindeutig ein Fehler der Technik. Also alles Gute zum Fachwechsel!

Ein echter Kavaliersbariton ist Svilen Nikolov. Sein Germont pere kann sich auch an internationalen Buhnen hören lassen! Eine sehr samtige, nie mit zuviel Vibrato geführte Stimme.  Auch er sang seine Arie (ebenfalls ohne Stretta) stilistisch perfekt und mit viel Italianita, und markierte damit einen Höhepunkt der Aufführung. Natürlich war die große Duett-Szene mit Violetta erstklassig. Darstellerisch macht er alles richtig, was auch für Herrn Momirov gilt.

Als Dr.Grenvil, der zu jung ist, um schon Medizinalrat zu sein, lernte man mit Peter Petrov einen jungen Bass mit schönem Timbre kennen. 

Sehr  ordentlich der Chor unter Tsvetan Krumov. Das Ballett tanzte die übliche “spanische” Choreographie. Diese wurde von Zhelka Tabakova geschaffen.

Alle anderen Mitwirkenden seien pauschal gelobt für ihren Bühneneinsatz.

In der, wie erwähnt, gut verkauften Vorstellung  hörte man erfreulicherweise neben Bulgarisch auch so manche andere Sprachen, wie Italienisch, Deutsch und Französisch.  

Elena Habermann

 

 

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