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VARNA/ Bulgarien/ Sommeroper: MANON LESCAUT

10.08.2017 | Oper

Sommeroper Varna, 9.8.2017 – MANON LESCAUT

Puccini braucht Emotionen! Diese sollten noch stärker zum Ausdruck kommen!

Bildergebnis für varna opera manon lescaut

Voll dieser Ansicht ist die Interpretin der Titelrolle Radostina Nikolaeva, welche auf Grund eines Unfalles kurzfristig Valeria Sepe ersetzen musste. Die junge Sängerin kommt von der Oper aus Sofia und zeigte ein schönes warmes Timbre, technisch ist die Stimme einwandfrei geschult. Als Darstellerin ist sie überzeugend, man glaubt ihr die Verliebtheit in Des Grieux , und fast noch mehr in den Reichtum und Luxus, der ihr zum Verhängnis wird. Ihre große Arie Sola, perduta, abbandonata im vierten Bild war sicher der Höhepunkt der Vorstellung.

Leider brachte Efe Kistali als Renato des Grieux die Emotionen nicht in gleicher Weise über die Rampe. Gut gelang eigentlich nur die Szene Guardate, pazzo son im dritten Bild. Das war gut studiert und vielleicht auch oft vorgesungen. Die Stimme des jungen Türken ist  dunkel, oder bewusst abgedunkelt, fast schon ein Bariton, wenig flexibel und die Interpretation sehr ausdrucksarm. Manchmal hat man den Eindruck, dass er sich nur auf die Noten konzentriert. Einen großen positiven Eindruck hinterließ Plamen Dimitrov in der wenig sympathischen Partie des Lescaut. Ein Bariton mit vielen Farben im Timbre und sehr überzeugend in der Darstellung. Als Geronte war Eugeniy Stanimirov gut zu hören und auch als alter Lüstling glaubhaft. Hristo Ganevski ließ als Edmondo aufhorchen. Sehr schön klang das erste Arioso der Oper mit dem Chor. Auch der besoffene Laternenanzünder von Vladislav Vladimirov kam gut an. Ein Versprechen für die Zukunft ist die Mezzosopranistin Silvia Angelova als Madrigalist. Die weiteren kleinen Rollen seien pauschal gelobt.

Die Chore unter Tsvetan Krumov klangen präsent und gut studiert, das gilt auch für den Jugendchor (Voci bianchi) unter Gancho Ganchev.

Am Pult dirigierte etwas zu gemütlich Jan van Maanen. Puccini braucht Emotionen! Und keine langsamen Tempi. Warum das Intermezzo vor dem dritten Bild gespielt wurde, wo es doch genau die Stimmung für das vierte Bild aufbereitet, ist wirklich unverständlich. Ein wenig mehr Temperament für diese Oper wäre für weitere Aufführungen sicher angezeigt.   

Die Regie lag in den Händen des Direktors der Oper von Burgas  Alexander Tekeliev, sehr konservativ und alles genau gearbeitet. Ohne Regietheater-Schnick-Schnack. Sehr angenehm. Die Ausstattung war dementsprechend von Valentin Topencharov angepasst.

Die Vorstellung war sehr gut besucht und wurde auch vom Publikum gut angenommen. Dieses dankte sehr animiert und lange. 

 Elena Habermann

 

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