- La Scintilla-Konzert: Johann Christian Bach • Opernhaus Zürich • 04.04.2022
Ein Abend voller Entdeckungen
Mit einem Abend mit Werken von Johann Christian Bach (1735 – 1782) hat das Orchestra La Scintilla seine Konzertsaison 2021-2022 am Opernhaus Zürich abgeschlossen. Zu entdecken gab es die enorm farbige, virtuos instrumentierte Musik des jüngsten Bach-Sohnes und vor allem den Sopran von Anna El-Khashem.
Anna El-Khashem. Foto © L. Savenko
Die Sinfonia aus «Gioas, re di Giuda» (W.D1) eröffnet das Konzert mit zwei prägnanten Akkorden der Blechbläser bevor balsamische Holzbläser und zarte Flöten mit der Pauke und den Hörnern kontrastieren. Im Rezitativ und der Arie «Armati di furore» aus «Gioas, re di Giuda» präsentiert Anna El-Khashem zum ersten Mal ihre prächtige Stimme. Ein strahlend jugendlich-frischer Sopran mit wunderbaren tiefen, der bis in den letzten Winkel des Hauses trägt und sich seine Agilität bewahrt hat.
Die Sinfonie g-Moll op. 6/6 erinnert mit ihrer dunklen Tönung an die musikalische Schilderung eines aufziehenden Gewitters. Das Rezitativ und die Arie «Mon âme aurait trop de peine» aus «Amadis de Gaule» (W.G39; Libretto von Philippe Quinault) zeigen erneut Bachs exquisite Instrumentationskunst: Der Ton der Tragédie lyrique ist bestens getroffen. Und El-Khashem setzt das genau so um, bevor sie im Rezitativ und der Arie «Se tiranni, o die» aus «L’Endimione» (W.G15) wieder den «italienischen Ton» trifft.
Virtuos geht es nach der Pause mit Konzert für Cembalo f-Moll (W.73) weiter. Mahan Esfahani begeistert das Publikum mit seiner stupenden Fingerfertigkeit. In der Arie «Parto, addio» aus «Zanaida» (W.G5) punktet El-Khashem mit geschmackvollen Verzierungen. Die Bezeichnung «Tambourin» steht in der Musikwissenschaft für einen provencalischen Tanz. Beim Tambourin aus «Amadis de Gaule» könnte sie auch «Paradestück für virtuoses Orchester» bedeuten. In dem kurzen Stück zeigt das Orchestra La Scintilla unter musikalischer Leitung von Riccardo Minasi zu welchen Leistungen es fähig ist. Nach dem orchestralen Höhepunkt des Abend folgt mit der Arie «Midst silent shades» aus «A third collection of favourite songs sung at Vaux Hall by Miss Cowper» (W.H33) der koloraturengespickte, vokale Höhepunkt.
Ein Abend voller Entdeckungen.
04.04.2022, Jan Krobot/Zürich