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UN JARDIN Á L‘ITALIENNE – Arien, Kantaten & Madrigale von Stradella, Banchieri, Vecchi, Händel, Wert, Vivaldi, Cimarosa, Haydn und Sarro – harmonia mundi CD

02.12.2017 | cd

UN JARDIN Á L‘ITALIENNE – Arien, Kantaten & Madrigale von Stradella, Banchieri, Vecchi, Händel, Wert, Vivaldi, Cimarosa, Haydn und Sarro – harmonia mundi CD

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Die ersten Schneeflocken fallen, der Winter schleicht sich im Advent schön langsam, aber sicher in unser Leben. Was läge da näher als sich in einen italienischen barocken Garten zu träumen, einen Hain der schönen Stimmen, Sonnenschein und floraler Düfte. Genau das bietet uns der amerikanische, in Frankreich lebende Spezialist für Alte Musik, William Christie, auf seiner neuen CD mit dem wie immer großartigen Ensemble Les Arts Florissants.


Das auf dem neuen Album zu hörende Konzert von „Le Jardin des Voix“ wurde im März 2015 live am Recital Centre im australischen Melbourne aufgenommen. Diese Akademie, die sich der Ausbildung junger Gesangstalente widmet, wurde 2002 ins Leben gerufen. Selbst leidenschaftlicher Gärtner, ist William Christie mit seinem Mitstreiter Paul Agnew ständig auf der Suche nach neuen Stimmen. Hier präsentieren sie sechs der Öffentlichkeit bisher noch nicht bekannte, vielversprechende junge Sängerinnen und Sänger: Lucia Martin-Carton (Sopran) , Lea Desandre (Mezzo), Carlo Vistoli (Counter), Nicholas Scott (Tenor), Renato Dolcini (Bariton), John-Taylor Ward (Bass) sind die Namen, die man sich jetzt schon vorsichtshalber alle merken sollte. Immerhin sind aus der Akademie „Le Jardin des Voix“ bereits die Sopranistin Sonya Yoncheva, der Counter Xavier Sabata, der Tenor Reinoud van Mechelen oder der Bass-Bariton Konstantin Wolff hervorgegangen. Die Sommerakademie dauert zwei Wochen und geht dann auf Tournee mit einem Programm, das mit Blick auf die Stimmen und Persönlichkeiten der Künstler ausgewählt wird.


So sind auf dieser den Winter so vortrefflich in den Bann schlagenden CD diesmal ausschließlich Werke in italienischer Sprache zu hören. William Christie sieht „Le Jardin á l‘Italienne“ als eine Erkundung der Reichtümer der musikalischsten aller Sprachen, von der Geburtsstunde der Barockmusik mit Komponisten wie De Wert, Vecchi und Banchieri über die Etablierung des solistischen Protagonisten bei Stradella bis zu den reifen Opernstimmen bei Händel und Vivaldi, sodann dem Rokoko mit Cimarosa und schließlich der Klassik mit Haydn und Mozart. Es ist ein wundervolles Raritätenprogramm, das uns die jungen Musikerinnen und Musiker engagiert, voller Begeisterung und dem richtigen Sinn für Affekte, seien es Melancholie, Liebe , Hass, Eifersucht, Ernüchterung, Zorn oder oder grellen Humor, darbieten. Ganz unterschiedlich sind die musikalischen Formen der auf der CD vorgestellten stimmungsvollen Kompositionen aus zwei Jahrhunderten Musikgeschichte. Wir hören Madrigale a capella, Chöre, Arien, Duette, ein Quartett und am Schluss das Finale aus Haydns Oper „Orlando Paladino“. Wie David Garrett im Booklet anmerkt, „befinden wir uns im Jahr 1782 östlich von Wien in einem von Haydns fürstlichem Dienstherrn in Schloss Eszterháza im ungarischen Marschland errichteten Opernhaus. Das Drama ist teils heroisch, teils komisch. Hier haftet dem Wahnsinn gelegentlich eine komische Dimension an. Am Schluss des Werks glaubt Alcina, dass der von ihr geliebte Medoro tot ist, und sucht ebenfalls den Tod, doch die Hexe Alcina bringt die Nachricht, dass seine Wunden verheilt sind; nun sind alle wieder vereint, in ihrer Mitte ein etwas verirrter Orlando, Ende gut, alles gut.“


Die Sänger stammen aus Spanien, Frankreich, zwei Mal Italien, Vereinigtes Königreich und den USA. Sie alle beherrschen ihr Metier und verfügen zudem über hochindividuelle Timbres, die im Belcanto, kammermusikalisch oder im Charakterfach gleichermaßen reüssieren und ihre so unterschiedlichen Rollen in lebendig-unverwechselbarem Ton formen. Immerhin mussten sie sich in einem Concours aus über 200 Mitbewerbern durchsetzen.


Wenn es eine Lieblingsnummer aus all den herrlichen Stücken gibt, dann ist es für mich die Arie „Gelosia, tu giá rendi l‘alma mia“ aus der Oper „Ottone in Villa“ von Antonio Vivaldi, die die Spanierin Lucia Martin-Carton mit ihrem ausdrucksstarken und überaus wohlklingenden Sopran singt wie die allerbesten Kolleginnen im lyrischen Fach.


Wagen Sie einen Spaziergang durch diesen klingenden italienischen Garten. Hebt die Laune besser als Weihnachtspunsch. Sie werden es nicht bereuen.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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