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TTT’s Catbelling 5: „Bastardisierung des Musiktheaters: Digitalisierung/ Multimedia und Frau Ministerin Sakrosankt Sachsen!“

20.5.2021 (Tim Theo Tinn)

20.05.2021 | Themen Kultur

„Bastardisierung des Musiktheaters: Digitalisierung/ Multimedia und Frau Ministerin Sakrosankt Sachsen!“

TTT’s   Catbelling 5 (von „bell the cat – der Katze die Schelle umhängen“, Redewendung).

Weekly proverb of the past: “Belling the cat” | The Vulgar Crowd

                                „Belling the cat“  Pieter Bruegel  1559 

… und ewig flieht Verstand …verdeutlicht die gegenwärtige Pressewelle über den Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle Dresden, der nicht (!) GMD der Semperoper ist, (dort selten gem. Vertrag dirigiert). Auch der Narzissmus einer unkundigen Ministerin entfaltet neuerlich allerorten bedauernswerte intellektuelle Kapazitäten. Christian Thielemann ist keiner der führenden Orchesterleiter, er ist weltweit „der“ führende in seinem Repertoire (daher: „Was kümmert’s ihn, wenn der Mops bellt!“)   So gewinnt auch eine hohle Forderung nach größerer Quantität, die Qualität hintanstellt, enorm lächerliche Pillepalle.

Mit Vertrag vom Dez. 2009 bestimmen Dresden und Thielemann (auch geschult als Pianist, Geiger, Bratscher) je Saison mindestens 45 Dirigate, drei Sonder-, 18 Tourneekonzerte.

Die Brüderschaft recherchefreier Berichterstattung folgt blind obrigkeitsüberhöhendem Unverstand in Kompetenz zuweisendem kargen Gedankengut. Tatsächlich wird ohne Hinterfragen unterstellt, dass die Frau Ministerin Barbara Klepsch kompetente Gründe hat Christian Thielemann aus ihrem Dunstkreis zu entfernen, Kompetenz wird qua Amt angedichtet. Genauso werden Worthülsen aus vorgeblichen Gründen erörtert, denen Sachebenen fehlen.  

Beispiel: Christian Thielemann habe die Aufgaben des GMD nicht genügend erfüllt! Das stimmt – fast! Er hat diese Dienste überhaupt nicht erfüllt, weil er schlechterdings nicht GMD ist. Fabio Luisi war dies bis 2012. Seitdem gibt es die Position in Dresden nicht.

Recherche: ermitteln, nachforschen, erkunden, Sammelbegriff für Suchvorgänge zur Informationsgewinnung.  „professionelle journalistische Recherche ist … methodisches Vorgehen, … so viele … Daten und Fakten zusammenzutragen, um eine schlüssige, relevante und informative Geschichte erzählen zu können (Quelle „Journalistikon“)“

Ausgiebig finden sich Behauptungskaskaden, dem Gehalt der Ergüsse fehlt Recherche. TTT recherchiert.

Frau Barbara Klepsch, CDU (durch nebenberufliche Fachschulung Verwaltungs-Betriebswirtin – VWA ohne Diplom, also Behörden-/Bürokratie-Prägung, Bürokratissima) seit 20. Dezember 2019 Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, zuvor seit 13. November 2014 Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, von 2001 bis 2014 Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz, von 1988 bis 1993 Leiterin für Finanzen im Kreiskrankenhaus Annaberg. Anschließend Kämmerin der erzgebirgischen Berg- und Kreisstadt Annaberg-Buchholz (Quelle Wikipedia).

Bildungs- Erfahrungs- oder sonstiger Hintergrund zu kompetenter Kulturpolitik ist nicht erkennbar. Erkennbar wird gesellschaftliche Sozialisation im totalitären DDR-System, in dem sie damals erste privilegierte Leitung einer staatlichen Einrichtung einnahm.

Dem damaligen Selbstverständnis entsprechend hielt man sich mit eigenständigem Denken zurück bzw. orientierte sich an Denkverboten, präferierte vorgegebene Denkmuster zur Wahrung von Karrierechancen.

TTT’s Hinweis vom 16.5.d.J.: „Bürokratissima entfernt Welt-Klasse Dirigent aus ihrem Wirkungskreis!“ Gemunkelt wird vor Ort, dass Thielemann in üblicher Manier der Dame untertäniges und devotes Verhalten (Synonym für Arschkriecherei) verweigert hat.  In Nutzung ungeheurer Kompetenz zur Einschätzung der „geringen Weltbedeutung“ von Christian Thielemann ist sie so verfahren, wie man es spätestens seit der Pandemie von Politikern kennt: zu allem fähig, und/aber wozu dann in der Lage!!!? Und was geschieht bei solchen Intelligenzen: „Wenn man den Chef nicht liebt, schmeißt der einen raus“

Aufgrund mangelhafter Kenntnisse bzw. geprägter Anpassung lässt sie sich offensichtlich auf Meinungsbildung anderer ein, die tatsächlich eine Minderheit bilden, wenn man die Menschen im Musiktheater- und Konzert-Kosmos vor und hinter der Bühne berücksichtigt.

Sie folgt also mit ihren Erläuterungen zum Rausschmiss von Thielemann den mittlerweile schon musealen dekonstruierenden Vorstellungen (bald 40 Jahren) aus sogen. Regietheater-Gemurkse, bzw. unfertigem Multimedia-Gesudel, was laienhaft als Digitalisierung bezeichnet wird.

„Perspektive Semper 2030“ … denken trotzdem an das Übermorgen der Oper, …Oper in 10 Jahre … neue Wege … zeitgemäßer Interpretation von Musiktheater und konzertanter Kunst gehen müssen … Anziehungskraft …zu behalten oder zu steigern. Das gelte auch … der Nutzung digitaler Angebote.

Das klingt mglw. medienwirksam, sind tatsächlich aus Ahnungslosigkeit geprägte Plattitüden, werden aber vom Feuilleton gern zur Basis abenteuerlicher Überlegungen zugrunde gelegt, obwohl substanziell reine Toilettenparolen Einfluss nehmen sollen.

2030 ist also nach B. Klepsch das Übermorgen der Oper, damit behauptet sie, dass 2010 Vorgestern war (Morgen ist heute schon gestern). So sind die, unsere Politiker, wie die Versicherungsvertreter: da haut man mal einen krassen Satz raus, vergisst jede Begründung, behauptet Kompetenz in Offenlegung aller Inkompetenz.

Wie oft war Frau Bürokratissima in den letzten 10 Jahren im Theater, um erkannt zu haben, dass neues Zeitgemäßeres gegen bestehende theatrale Evolution in 10 Jahren entstanden sei? Oder stehen wir vor einer durchrüttelnden nie dagewesenen Zeitenwende? Das soll dann durch digitale Angebote wirken?

Digital bezeichnet lediglich eine Form der Datenübermittlung zur Darstellung auf andere Medien wie Monitore, Leinwände, Projektionsflächen. Dazu nutzt man aufbereitete analoge Darstellungen, die theaterimmanent sind und die insbesondere in aktueller Pandemie allerorten beschworen wurden.

Somit entstehen in dieser Aufbereitung konservierte analoge Künste, also Konserven, die dem beschworenen Theatergeist als Antagonismus gelten müssen. Die eigentliche Live-Aufführung im Theater wird zum Mischling, reduzierten Theaters durch multimediale Irritationen, zum Bastard und verliert seine urtümliche Wirkungsmacht. So wird die Bastardisierung des Theaters und der Musik beschworen.

Es entsteht ritualisierte Idiotie aus Teilen des Feuilletons u. a., indem auf eigene Recherche, eigenes Denken, eigene Bildung verzichtet wird.

Und so soll eine weltbedeutende Persönlichkeit einer Hybris erlegenen Politikerin weichen? Dieser Kahlschlag wird Dresden beschädigen!

Es ist äußerst weltfremd zu behaupten, ein Weltklasse-Dirigent mit 62 Jahren sei ein Auslaufmodell, von dem man sich trennen müsse. Ein Weltbester kann nicht genügen?

Das mag aber auch ein Symptom für Gegenwärtiges in der deutschen CDU sein, wenn man bedenkt, dass der aktuelle Kanzlerkandidat von wenigen „Granden“ gegen weite Mehrheiten in der Basis durchgedrückt wurde. Wird CDU allerorten blamabel?

Tim Theo Tinn, 20. Mai 2021

 

 

 

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