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TTT – Wertewandel + Theaterreform: I Traviati –  „In die Irre Geleitete“

14.02.2023 | Themen Kultur

TTT – Wertewandel + Theaterreform: I Traviati –  „In die Irre Geleitete“

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Diese Reihe begründet sich in Gelüsten (= Verlangen auf sinnliche Genüsse!!!) nach authentischem Musiktheater mit „Haut und Seele“ anstelle von Verirrungen, blockiertem Innewerden, anstrengend kognitivem Nicht – Kapieren durch Dekonstruktionen, Überschreibungen, Unsinn gem. „“Wird es dem Esel zu wohl …“, um nach rd. 50 Jahren neuerlich Konturen, kongruente Bedeutungen von Musikdramatik aufspüren, fühlen, empfinden zu können, neu zu erleben. Dazu Hermann Hesse https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Hesse  :  

 

„Neues Erleben“  – 1914   

 „Hesse verhält sich ähnlich wie Kafka: beide Schriftsteller zeigen weitreichende thematische Vielschichtigkeit, die keiner bestimmten Epoche zuzuordnen ist, entsprungen reiner Spontanität, dogmatisches Denken war ihm völlig fremd. „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten. Aber diese Räume zu durchschreiten, verlangen auch Mut und Tapferkeit.“ (Div. Quellen)

Wieder seh ich Schleier sinken,
Und Vertrautestes wird fremd,
Neue Sternenräume winken,
Seele schreitet traumgehemmt.

Abermals in neuen Kreisen
Ordnet sich um mich die Welt,
Und ich seh mich eiteln Weisen,
Als ein Kind hineingestellt.

Doch aus früheren Geburten
Zuckt entfernte Ahnung her:
Sterne sanken, Sterne wurden,
Und der Raum war niemals leer.

Seele beugt sich und erhebt sich,
Atmet in Unendlichkeit,
Aus zerrissenen Fäden webt sich
Neu und schöner Gottes Kleid.      
                                                                             

Nichtbesucheranalyse: Warum manche Opernliebhaber keine Operngänger sind! Prof. Dr. phil. Karl-Heinz Reuband, Kultursoziologe, u.a. sozialer und kultureller Wandel               

https://www.sozwiss.hhu.de/fileadmin/redaktion/Fakultaeten/Philosophische_Fakultaet/Sozialwissenschaften/Soziologie_Allgemein/Reuband/Musikforum_01.pdf

Inszenierungen finden nicht ungeteilten Beifall: Oft schwört modernes Regietheater Besucherabstinenz herauf. In welchem Umfang das Opernbesucher-Potenzial nicht ausgeschöpft wird, wird besonders deutlich, wenn man die Intensität der Wertschätzung … speziell
unter den ausgeprägten Opernliebhabern betrachtet. … opernspezifische Begründungen in Form einer Kritik am Inszenierungsstil. Ein Opernhaus, das sich ausschließlich dem modernen Regietheater verpflichtet fühlt und keine alternativen Optionen bietet, droht sich seinem Publikum zu entfremden. Kritik an einem zu modernen Inszenierungsstil wird von größeren Teilen der Opernbesucher mitgetragen. Wo dem Bedürfnis der Besucher in größerem Maß und nahezu kontinuierlich nicht entsprochen wird, droht massiver Besucherschwund.

Div. Quellen, in Gänze unwichtig, hier Statements: „Opern erzählen Geschichten auf eine besondere, vielleicht nicht immer sehr zugängliche Art. Zugleich umgibt sie eine elitäre Aura. Hat die Oper ausgedient? Es ging darum, die Menschen mitzureißen und zu begeistern, … spreche die Oper unsere Sinne an, indem sich Musik, Gesang, Poesie, bildende Künste, Theater und Tanz zu einem spektakulären Gesamtkunstwerk verbinden … menschliche Seele zutiefst zu erschüttern, … Oper kann uns begeistern, sie kann in uns Gefühle auslösen wie kein anderes Genre“.  https://www.dw.com/de/ausstellung-oper-bundeskunsthalle-bonn/a-63288274

„Sinnliche Kunst reibt sich nicht, … Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, wie viele Haushaltsmittel in die Finanzierung von Hochkultur fließen sollen, da sie nur einen kleinen Teil der Bevölkerung erreicht. Echtes freies Denken gibt es in der Kulturszene gar nicht … Linkspolitische Stellungnahme ist heute gern gesehen. Aber wer zum Beispiel realpolitisch argumentieren möchte, wird es in der Kunstwelt schwer haben …“ https://www.goethe.de/de/kul/ges/21139209.html

„MUSIKTHEATER – altmodisch oder aktuell? Gesellschaft, die nicht gerade politisch korrekt ist …,  neueste Theaterstatistik: Zahl der Theaterbesucher sinkt. Wer ist schuld? In großen Weltmetropolen besteht Publikum zum großen Teil aus Touristen. https://opernmagazin.de/musiktheater-altmodisch-oder-aktuell/

APO – Außerparlamentarische Opposition: Der temporäre Ursprung dekonstruierender Dramaturgien im Musiktheater liegt beim Ausklang dieser Bewegung.

 Bundeszentrale für politische Bildung: „Bezeichnung für die antiautoritäre Protestbewegung, die Mitte bis Ende der 1960er-Jahre v. a. von Studierenden getragen wurde und die versuchte, (neue radikale) politische Vorstellungen und gesellschaftliche Reformen (z. T. mittels provokativer Protestaktionen) durchzusetzen bzw. restriktive Maßnahmen zu verhindern (z. B. Notstandsgesetzgebung).

 Ein Schelm, der Aktuelles dabei denkt!

Diese Studentenbewegung (1968!) reüssierte mit: „ Unter den Talaren Muff von Tausend Jahren!“ Proteste richteten sich vordergründig gegen etablierte verstaubte Obrigkeiten.Verflüchtigte sich u. a. durch Eintritt wesentlicher Protagonisten in ebensolche gesellschaftliche Konstellationen.

Seicht bewertet, könnte man theatrale Fortführung der APO deuten. Tatsächlich wurden Rudimente,  Fragmente, Schnipsel aufgegriffen, kosmetischer Natur, um sich, in Millionen- Subventionen geradezu suhlend, mit einer Schicki – Micki -, Bling – Bling – APO zu bemänteln, folglich in Apotheosen solchen Gedankengutes der imitierten Überhöhung.        

Aus Traditionen einer öffentlich – rechtlichen Hochkultur, geprägt von Oberschichten – Publikum, mimt man Entrüstung in Form radikal politischer oder gesellschaftlicher Subkultur (Trash als minderwertiges kulturelles Phänomen), ohne raumgreifende gesellschaftspolitische Brisanz, „zahnlos“, lediglich als Platzhalter oft unausgegorener Zusammenhänge, glanzlosen Palavers. Da sind Pseudorevoluzzer, ohne adäquate Lebensphilosophie, angepasst an verirrten Zeitgeist, tätig im öffentlichen Dienst.

Im Ergebnis wird seit damals, also seit rd. 50 Jahren, ein optischer Rahmen geschaffen, der einer behaupteten  Avantgarde  in  Hansi – Bubi – Manier nachhinkt. „Hansi–Bubi“ entstammt der Sittich-Zucht, für schlichte „einfach gestrickte“ Vögel, im Gegensatz zu Schön-Sittichen, die komplexen Kriterien genügen. Das führt i. d. R. zu unentschiedenem Zinnober.

Außer mit dem Chereau – Jahrhundert-Ring von 1976 wurden keine Maßstäbe gesetzt, man stagniert also seit einem halben Jahrhundert unter der Maßgabe progressiv, experimentell, innovativ, wegweisend, unkonventionell, bahnbrechend zu sein – landete seit Jahrzehnten in Sackgassen des rückständigen  Immergleichen. So ist Musiktheater Avantgarde 2023 als vorgetäuschte

künstlerische Bewegungen, die eine starke Orientierung an der Idee des Fortschritts gemeinsam haben und sich durch besondere Radikalität gegenüber bestehenden politischen Verhältnissen oder vorherrschenden ästhetischen Normen auszeichnen. Als Avantgarde wird gemeinhin eine Gruppe von Vorkämpfern dieser geistigen Entwicklungen bzw. avantgardistischen Zielvorstellung bezeichnet. Vorreiter, Vordenker, Bahnbrecher, Pioniere (Wikip.).

Solche behauptete Annektierung erinnert an: „Wer mit den großen Hunden pinkeln will, muss auch das Bein heben können“.  = Vergeblicher Anspruch zur gehobenen Schicht, zu den Großen und  Bedeutenden gehören  zu wollen. Wo das Maul halt größer ist als die Möglichkeiten. (s. Redensarten – Index).  

 Entgegen dem Anspruch auch prominenter Opernhäuser bleibt offerierte entgleiste Kunst  altmodisch, altväterlich,aus der Mode, gestrig, konservativ, rückständig, überholt, unzeitgemäß, veraltet, überlebt!

Wer mit solchem Sackgassen-Theater nicht leben will, ist tatsächlicher Avantgardist, Vorreiter, Schrittmacher, Trendsetter, Pionier, Lokomotive, Vorkämpfer.

Deutscher Musikrat: Musiktheater,  (TTT: deutschen Musiktheaterlandschaft im 21. Jahrhundert – deskriptiver Text mit Statistiken etc., langweilig aber wissenswert, liefert wesentliche Kriterien)  Arnold Jacobshagen, Professor für Musikwissenschaft                                                                                                                                        

https://miz.org/de/beitraege/musiktheater

Musiktheater ist unter den Theatergattungen die kostenintensivste Sparte. …  stehen die Aufwendungen für das Musiktheater an erster Stelle, Löwenanteil beanspruchen Personalkosten,  mit rund drei Vierteln des Etats. … aus strukturellen Gründen nicht kostendeckend – ein ökonomisches Dilemma.  Berufsaussichten für Solosänger*innen im Musiktheater haben sich  dadurch verschlechtert, dass die Konkurrenz der öffentlich finanzierten Musiktheater durch höhere Absolventenzahlen und einen oftmals besser ausgebildeten ausländischen Sängernachwuchs zunimmt. Besuchszahlen sind  in der Oper und im Musical  deutlich rückläufig, in der Operette  sogar halbiert. 

 Tim Theo Tinn 14.2. 2023

 

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