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TTT – Wertewandel + Theaterreform:  Hat sich das „Regietheater“ überlebt?

07.02.2023 | Themen Kultur

TTT – Wertewandel + Theaterreform:  Hat sich das „Regietheater“ überlebt?

tzt

Frage an Prof. Joachim Kaiser  2009 –  * 1928,  † 2017, einflussreichster  Musik-, Literatur- und Theaterkritiker,  Professor für Musikgeschichte https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Kaiser

Seine Einschätzung: https://www.youtube.com/watch?v=mVFQRfN5A5Q       7,27 Min.

ZERSTÖRUNGEN –  Gottfried Benn    https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Benn

Zerstörungen –
aber wo nichts mehr zu zerstören ist,
selbst die Trümmer altern
mit Wegerich und Zichorie
auf ihren Humusandeutungen,
verkrampft als Erde                                                                                                                         

Zerstörungen –
das sagt immerhin: hier war einmal
Masse, Gebautes, Festgefügtes

o schönes Wort
voll Anklang
an Füllungsreichtum
und Heimatfluren –

Zerstörungen –
o graues Siebenschläferwort
mit Wolken, Schauern, Laubverdunkeltheiten,
gesichert für lange Zeit –
wo Sommer sein sollte
mit Fruchtgetränken,
Eisbechern, beschlagenen,
und Partys zu heller Nacht am Strande.

Ich empfinde mit offen tolerantem Weltbild in Zeiten von Minoritäten-Überhöhungen / Diversitäts – Übertreibungen wie Frank Plasberg ( https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Plasberg ) Ende 2022:

 „Diversität ist eine wichtige Aufgabe und Minderheiten jedweder Form müssen stattfinden. Die Frage ist, ob man das in einem Übereifer tun muss. Muss man unter Diversität nicht auch verstehen, an Menschen zu denken, die in der Mehrheit zu einer Minderheit werden, …  ? Wir senden manchmal über die Köpfe der Menschen hinweg.“

Musiktheater-Inszenierungen: die Reihe Wertewandel + Theaterreform soll auch Übereifer und Eintönigkeit rezeptiver Inszenierungen unserer Zeit dokumentieren. Sicher findet „Regietheater“ bei Minderheiten Akzeptanz, der man durchaus limitierte Wirkräume einräumen sollte

Durch fehlende Spielplan – Diversität zumeist bzgl. Bühnen-, Kostümoptik desinteressiert bis abgeneigte Mehrheit muss dem „Minderheiten – Diktat/ Ghetto“  enthoben werden. Die überbordende Zahl deutscher Theater sollte in der Lage sein regional tatsächlichen Minderheiten-Bedarf zu eruieren und dem „Regietheater“ abgestimmte „Reservate“ gem. quantitativem Besucherinteresse zu bieten. Die gegenwärtige Dominanz in den Spielplänen hat totalitären Charakter, das ist Diktat und keine freie Kunst der Sachwalter = Intendanten.

Der folgende Text des relativ unbekannten Autors Miklós Klajn ist differenziert, kompetent, polarisiert. N. m. E. wird für eine Majorität votiert. Die Ausführungen sind unterhaltsam, intelligent, informativ, nicht immer stimme ich zu.

Das Regietheater  Miklós Klajn  klassischer Sänger, Gesangslehrer (Diplom-Musikpädagoge).   

 Aber wer fragt schon das Publikum? Schließlich macht man doch kein „gefälliges Kuscheltheater“ – so die Regisseure und Anhänger des sogenannten Regietheaters. Provokation und Skandal sind die Parole! „Aufrütteln“ heißt der leere Platzhalter. … So ist die Musik der eigentliche Regisseur einer Oper! Das sollte man wissen, ehe man sich an die Inszenierung einer Oper wagt! Was hat das alles nun mit der Waschmaschine und der Aldi-Tüte zu tun, …

Tüte zu tun, …

http://www.miklos-klajn.de/DE/downloads/miklos-klajn-de_2008_regietheater.pdf

Zur Klarstellung: es geht nicht um Aufleben musealer Werktreue sondern um Limitierung von Werkausführungen, von Musiktheater-Inszenierungen, die Identität, Tiefgang, Verständnis der Kompositionen in Worten (auch Worte sind Teil der  Komposition!) und Noten durch überlebte Dekonstruktionen, Überschreibungen und Unsinn verlieren, Lust am Musiktheater demolieren (vulgo Regietheater).

Tim Theo Tinn

 

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