TTT Wertewandel + Theaterreform: Gilt’s der Kunst? Erneuerung oder Restauration? Teil 3
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert!“ Einstein
Bravourstücke und Anachronismus: Musiktheater – Menschen – Möglichkeiten
Ode an die Freude, Schiller
Ideal einer Gesellschaft in Freude und Freundschaft gleichberechtigter Menschen. (Darf es auch Theater sein?)
Freude, schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium
Wir betreten feuertrunken
Himmlische, Dein Heiligtum
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt
Alle Menschen werden Brüder
Wo Dein sanfter Flügel weilt
Wem der große Wurf gelungen …
Wer ein holdes Weib errungen
Mische seinen Jubel ein
Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt!
Über allem leuchten getrübte Bravourstücke, alternativer Pflege bedürfend: Kompositionen!
Grundsätzliches (es gibt Ausnahmen) zu überbordendem Zerfall – Verfall der öffentlich – rechtlichen Musentempel, dem Musiktheater in Szene, Institution und menschlichen Ausprägungen 2022 (+ Überarbeitung letztjähriger Texte) :
Musiktheater (auch Musikalisches Theater) eine der vier klassischen Sparten des Theaters, die anderen sind Sprechtheater (Schauspiel), Figurentheater und Tanztheater (Ballett). Es entspringt dem Genre der Oper. Auch Mischformen sind möglich. Zum Musiktheater gehören alle Formen, die dramatische Handlung (ausgedrückt in Bewegung und Sprache) mit Musik (in der Regel sogen. klassischer Musik) verbinden“. Entstehung und Entwicklung – Instrumente – Begriffsgeschichte https://dewiki.de/Lexikon/Musiktheater
„Begriffsvielfalt: Als Dachbegriff für die verschiedensten Formen der Verbindung von Musik und Szene umfasse der Begriff Musiktheater sowohl die historischen Gattungen (Oper, Singspiel, Musikdrama, Melodrama, Operette, Musical, Ballett, außereuropäische Traditionen etc.) als auch die zeitgenössischeren (Happening, Performance, Multimedia, Instrumentales Theater, Visuelle Musik oder Funk-, Fernseh- und Filmoper etc.), wird in der MGG ausgeholt. Das Fazit lautet: Zwar ist jede Oper ein Musiktheater, aber nicht jedes Musiktheater ist eine Oper. Ergo muss Musiktheater auch nicht nach den Regeln der europäischen Opern- und Theatertradition funktionieren. Und schließlich: Neues Musiktheater ist nicht automatisch gleichzusetzen mit zeitgenössischer Oper.“
https://www.operundtanz.de/archiv/2013/02/kupo-oper-frei.shtml
Hohes Prestiges in Fremdbetrachtung (Fremdbild): derzeitige Entwicklung begünstigt Image-Verluste bei Theaterfremden, Externen, (wichtig sind Politiker als Ermöglicher), die gegenwärtig aus der „Ferne“ immer noch eine Art Weltkulturerbe im Elfenbeinturm als „Symbol edler Reinheit, immateriellen Ort weihevoller Hochkultur“ wittern/unterstellen, zu dem sie zwar keine Neigung, aber dennoch den Glauben an ein außerordentliches repräsentatives Kulturgut haben. Eigentlich substanzlose Anerkennung durch Theaterfremde zu verspielen ist gefährlich, besonders bei Abhängigkeiten (subventionsgebende Politiker!), wenn allgemeines Ansehen und damit die kulturelle öffentliche Reputation verspielt wird.
Über 95% deutscher Bevölkerung gehen nicht ins Theater. Zunehmend dringt Aussätziges/ Werteverfall aus Theatern (Personen, Inszenierungen, Umstände usw.) nach außen, entwickeln Parallelen zum Klerus.
Theaterinteresse stagniert bzw. reduziert sich! Einer Verfünffachung der Bevölkerung seit Beginn der aktuellen Theaterstrukturen steht 0 Wachstum der Theaterinteressenten gegenüber! Zum 30. Juni 2021 lebten 83,1 Millionen Menschen in Deutschland. (rd. 1 % der Weltbevölkerung). 2,78 Millionen, also nur ca. 3,5 % interessierten sich für öffentlich-rechtliche Theater, dafür werden jährlich an die 10 Milliarden Euro in der BRD ausgegeben. (s. TTT „Fast 7,9 Milliarden Menschen auf der Erde“ https://onlinemerker.com/tim-theo-tinn-kommentar-zur-theater-relevanz-von-fast-79-milliarden-menschen-auf-der-erde/ )
Bei Eigenbetrachtung (Selbstbild) bröckelt Theater-Prestige bei den Minderheiten der Affinen (Wesensverwandten, etc.) auf, hinter und vor (Publikum) der Bühne zunehmend. Zu massiert treten vielfältige Beschwernisse ans Licht, die die Institutionen selbst, deren Inhalte/Inszenierungen und Personen in die Bewertung „zu viel Trash (minderwertiges kulturelles Phänomen)“ transformieren, Trash als klares Antonym zu Hochkultur. Loyales Publikum, eigentlich Lebensader des Mediums, erlebt Impertinenz. So wird in Zeiten knapper Kassen alles wie ein Kartenhaus zusammen stürzen, die Illusion platzt.
Wohin, wohin, wohin ist Hochkultur entflohen,
aus goldenen Tage meiner Jugend?
Was wird die neue Zeit nun bringen?
Umsonst suche ich es zu erkunden;
das Kommende in Dunkel ist gehüllt.
Das Licht der Morgendämmerung leuchtet,
erhellet sich der Tag,
oder geheimes Schattenreich des Grabes?
Und die Erinnerung an schönen Bilder
versinkt in Unterwelten trüber Flut.
Soll Welt mich nun doch vergessen?
(assoziiert nach Lenski / Onegin)
Anachronismus hinter den Kulissen: Hassen Kreativ – Teams ihr Publikum? Das erkennbare Tun maßlosen Brüskierens identifiziert nichts anderes. Befremdliche Ausrichtung auf Buh – Orkane des Publikums bezeugt unanständigen dekadenten Zerfall.
Auszug Studie: Macht und Struktur im Theater, 2019
https://www.kulturmanagement.net/Themen/Buchrezension-Macht-und-Struktur-im-Theater-Asymmetrien-der-Macht,4196
„– Weit mehr als die Hälfte (57 %) aller Teilnehmer*innen kann nicht, kaum oder gerade so von ihrem Einkommen leben und existiert unter prekären Bedingungen. Vor allem deshalb gehen 58,7 % der Künstler*innen Nebenbeschäftigungen nach.
– 54 % arbeiten bis zu zehn und mehr Stunden täglich, 14,5 % mehr als zehn Stunden. Der Anteil der Frauen nimmt zu, je höher die täglichen Arbeitsbelastungen sind: er liegt bei über zehn Stunden Arbeitszeit bei 65 %.
– 42 % der Teilnehmer*innen leiden unter psychischem Missbrauch, die Zahl steigt bei den Frauen auf 47 % und bei den Künstler*innen auf 49 %.
– 9,4 % der Teilnehmer*innen waren von sexuellen Übergriffen betroffen. Der Anteil der Männer unter den von den Teilnehmer*innen benannten Tätern, die entsprechende Angebote unterbreitet und/oder Übergriffe ausgeführt haben, liegt bei 96,5 %. Die Teilnehmer*innen berichten von 284 mehrheitlich von Intendanten und Regisseuren ausgesprochenen Angeboten von Rollen, besseren Gagen und Engagements gegen sexuelle Gefälligkeiten. 121 Teilnehmer*innen berichten, in jüngerer Vergangenheit für eine Rolle, eine Regiearbeit, ein Engagement oder eine Gagenerhöhung eine sexuelle Gefälligkeit geleistet zu haben.“
Kurze Recherche in aktuellen Berichten belegen sich wiederholende Kalamitäten (Misswuchs) an Theatern: Machtmissbrauch, verbale Gewalt, Übergriffigkeit, Kontrollzwang, beständiges Misstrauen, „meetoo“ – Problematik, Diskriminierungen, cholerische Ausfälle, toxisches Arbeitsklima, Vergewaltigung -, Sexismus – Vorwürfe, sexuelle Übergriffe, (positiver) Rassismus, mangelnde Inklusion, Despotie, Chauvinismus, hetero-normative Deutungshoheit, Missbrauch bei Ausbildungen in Ballettkompanien (schauerliche Dramen, „Sklavenmentalität“, „an den Haaren gezogen, gekniffen, blutig gekratzt oder getreten“, laufende Demütigungen), großes Vergütungsgefälle usw.
Das mag kein allseitiges, aber mancherorts tägliches Elend sein, wie immer mit Dunkelziffern. Solange Steuerzahler um die 10 Milliarden € p.a. für Gebäude, Unterhalt, laufenden Betrieb dieser Gebilde alimentieren, werden alle bekannten und unbekannten Auswüchse auf diese Art mittelbar durch die öffentliche Hand und deren politische Vertreter gefördert – und das hat nichts mit Kunstfreiheit zu tun, dessen Deckmäntelchen gern instrumentalisiert wird.
Auch die unheilvolle sexuelle Affinität James Levines (45 Jahre Chefdirigent Met u.a. ) zu kleinen Jungen war schon vor Jahrzehnten allgemein an Theatern bekannt. Über alle Jahre wurde geheuchelt. Ich war dabei. https://de.wikipedia.org/wiki/James_Levine
Da weigern sich ebenso prominente Dirigenten Orchestermusiker mit Namen anzureden: “Wissen Sie was, sind Sie nicht so sensibel. Ich sage zu Ihnen, was ich möchte“.
TTT hat als Assistent auch mal einem Regisseur laut geantwortet (Lehnhoff, den ich später ob seiner großartigen dramaturgischen Durchdringungen schätzte) – Ergebnis: Raußschmiss durch den Intendanten.
Eine Kollegin ließ sich immer mal vom Intendanten „bespringen“, im Ergebnis durfte ich dann beiden bei einer „Lustigen Witwe“, ihr beim „Onegin“ assistieren.
Gestandene Mitfünfziger (Sänger, Orchester, Verwaltung) stürzten sich oft auf junge Tänzerinnen des Balletts usw., usw.
Im Schauspiel,(Labiche, Florentiner Hut, ich war Assistent) wurde mal eine Eiffelturm – Miniatur benötigt. Prompt fuhr das ganze Kreativ – Team (Fassbinder – Clan) auf Spesen 3 Tage nach Paris.
Mit Fremdschämen betrachtet man toxische Umstände an der Wiener Staatsoper zwischen Direktor/Musikdirektor (Roščić/Jordan), dem nach Vernehmen z. B. Ähnliches in München folgen soll (Dorny/Jurowski).
Immer weitere Kreise ziehen nun öffentliche Abhandlungen zu verirrten, missratenen Inszenierungen, denen jeder werkimmanente dramatisch/dramaturgische Ansatz durch Dekonstruktion fehlt, die von Kulturseiten zu Boulevard- und „Yellow“ Press (Trash) wandern.
Rowan Atkinson (Mr. Bean) Ode an die Freude – Beethoven/ frei nach Schiller, 9. Sinfonie
https://www.youtube.com/watch?v=oWGZdYNpaSo 3.52 Min.
@ Youtube
Wie Mr. Bean Schillers Text verblödet (erheiternd), werden Musikdramen aus ihrem differenzierten Bedeutungskosmos zerdeppert (bitterernst). Seit rd. 50 Jahren werden geniale Vorlagen von oft Minderbegabten zu Unverdaulichem zermalmt (dazu ggf. ausführliche Erörterungen in „10 TTT Plädoyers für werkimmanente Inszenierungen“ hier im online Merker!).
Man stelle sich Kinobesuch „Krieg der Sterne“ vor und wird szenisch mit „Drahtesel-Radeln“ im Schmalfilm-Format von Hobby-Filmern des letzten Jahrhunderts befrachtet.
Es gibt nun Gruppierungen (ich gehöre dazu), die mit Amüsement auf nächste blödsinnig querschießende Inszenierung zur allgemeinen Belustigung warten, damit auch den Umstand immer noch ausreichenden Publikums (die Jubeler aus „des Königs neue Kleider“) würdigen.
So gibt man sich der Lächerlichkeit preis, quasi in Parodien überbordenden Unverstandes, dem selbst Dadaismus hochintellektuell begegnet.
I.d.R. zeigt sich „Witzblatt – Qualität“ immer schon durch Ausstattung in Kostüm, Bühne, Maske. Dafür noch Eintritt zu zahlen, dürfte sich überleben – wie man auch allerorten an massiven Preisreduzierungen bis zu 0 € erkennt, um Zuschauerräume zu füllen.
Und junge Menschen in diese, aus vielen Rudern gelaufenen, im Angebot unveränderten, öffentlich-rechtlichen Einrichtungen locken zu wollen (s. Lippenbekenntnisse „Neues Publikum“), setzt die unbeabsichtigte Humorpflege derzeitiger Theaterleitungen fort. Gerade beim Einrichten des jungen Lebens wird ja nicht dämlich durch Kulturangebote getappst. Geprägt in modernen Medien Schlüssiges zu konsumieren, wird mit Intelligenz und Intuition Unkultur registriert und gemieden – auch das kann dem Ganzen in folgenden Generationen ein Ende setzen, wenn nicht umgesteuert wird.
Die Folgen für junge Opernunkundige bei ersten Begegnungen mit dem Genre wird gem. s.u. „Pathologische Wirkbremsen …“ noch massiver ausfallen. Man versteht halt nichts.
Nächste Gag kommt nun absehbar am Staatstheater München, der Bayr. Staatsoper, einem der wenigen weltweiten Musiktheater – „Boliden“, mit Cosi und „no name“ Inszenierer, (Seiteneinsteiger ohne „handwerkliche Ausbildung Musiktheater“), 5 Tage vor der Premiere am 26.10. noch nicht mal halb voll. https://tickets.staatstheater.bayern/bso.webshop/webticket/seatmap?eventId=34811&el=true
Mglw. eine Reaktion zur Einschränkung der Freikarten – Vergabe auf meine kürzliche journalistische Anfrage beim Minister – Antwort:
Der Leiter des Ministerbüros
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, 80327 München
Herrn
Tim Theo Tinn
Ihr Zeichen / Ihre Nachricht vom Unser Zeichen (bitte bei Antwort angeben) München, 16. September 2022
9./16. September 2022 M-Nr.: 867
Sehr geehrter Herr Tinn,
Herr Staatsminister Blume, von dem ich Sie freundlich grüßen darf, dankt für Ihre Nachrichten vom 9./ 16. September dieses Jahres.
Die Angelegenheit wird in unserem Hause derzeit noch geprüft. Nach Abschluss der Prüfung werden wir Sie gerne informieren. Bis dahin bitte ich Sie noch um etwas Geduld.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Tobias Haaf
Ministerialdirigent
Dabei gibt es eine ausgezeichnete Cosi-Inszenierung von Dieter Dorn aus 1993. Diese Art Repertoire – Pflege mutet seltsam an, nach Geldverschwendung, zumal z. B. eine altbackene desolate über 50 Jahre alte Butterfly – Inszenierung eines ehemaligen Regieassistenten, der dann zu einer Agentur ging, dringend ersetzt werden müsste.
B.d.G. Ich habe diese Inszenierung vor Jahrzehnten als Spielleiter betreut, z. B. mit Christa Ludwig (Suzuki !!!, schwärmte vom Schlagersänger Sohn), Giacomo Aragall, Dirigent Giuseppe Patanè u.a. Gemeinsame szenisch, musikalische Probe verlief optimal ( das war riesiges Vergnügen …. ich war mittendrin als Gleicher – und war nun mal kein Star, wie alle anderen). Bei der Vorstellung „schmiss“ Aragall dann aber von Beginn wie ein Berserker. Dem Betriebsdirektor (später Intendant in Dresden) meldete ich dies und er veranlasste einen Durchruf im gesamten Haus nach einem Tenor für den 2. Akt. Diese Partie gibt es im 2. Akt nicht.
Auszüge Teil 1: „Mit den öffentlich-Rechtlichen wird es so nicht weiter gehen. Die haben sich seit über 100 Jahren nicht bewegt und wollen das vermutlich auch – wie der ganze Bürokratismus – nicht. Besser kann es einem Intendanten doch nicht gehen.
Ein Eindruck verdichtet sich: weder Theaterleiter werden von kreativem Kunst-/Kultur- Bedürfnis bestimmt, noch politische Entscheider.Warum sollten Intendanten ihre autokratische Machtfülle aufgeben wollen? … Markant bleibt ausbleibender Wandel jeder Entwicklung der Strukturen. Während alle Medien rasant vorwärtsdrängen, bleibt Theater im Behördentraditionen altehrwürdig, hat szenische Qualität seit ca. 50 Jahren stagnierend in Sackgassen geführt. Aus wertvollem Werkstattcharakter von Werkzertrümmern wurde jahrzehntelanger Standard von oft Minderbegabten. So reagiert Theater auf Veränderungen der Lebensverhältnisse, … Institutionen scheinen überlebt, die Kunstform ein unendlicher beglückender Makrokosmos.“
Ökonomisches Gesetz: Grundsatz vernünftigen wirtschaftlichen Handelns unter den Bedingungen sinnvoller Kosten – Nutzen – Relationen.
Solche pragmatischen Regeln finden nicht statt. Manche saugen „Goldene Nasen“ aus Hypersubventionen. Viele darben aus Enthusiasmus und/oder Karrierehoffnungen. Kränkliche Kunst entspricht keinen Naturgesetzen (s. Teil 2)! Macht- und Bereicherungs – Ansprüche Weniger, verirrtes szenisches Minderheitenprogramm, blockierter Fortschrittswille der Institution mutieren übersubventioniertes Musiktheater Klassik zum Auslaufmodell, während z. B. nach ökonomischem Gesetz geprägte U-Musik (Musical u.a.) und Klassik – Konzerte auch profitabel sind, es wird Geld verdient.
Kulturentgleisungen, Picasso am 02. Mai 1952 in Madrid : „Alle Wege stehen einem intellektuellen Scharlatanismus offen. Das Volk findet in der Kunst weder Trost noch Erhebung. Aber die Raffinierten, die Reichen, die Nichtstuer und Effekthascher suchen in ihrer Neuheit Seltsamkeit, Originalität, Verstiegenheit und Anstössigkeit. … habe ich selbst all diese Kritiker mit den zahllosen Scherzen zufriedengestellt, die mir einfielen und die sie um so mehr bewunderten, je weniger sie ihnen verständlich waren. Durch diese Spielerei, die Rätsel und Arabesken habe ich mich schnell berühmt gemacht. Und der Ruhm bedeutet für den Künstler : Verkauf, Vermögen, Reichtum! Ich bin heute nicht nur berühmt, sondern auch reich.“
Pathologische Wirkbremsen inszenatorischer Deformationen im Musiktheater, Malaisen bis zu physiologischer Beeinträchtigung:
Folgende Themen wurden schon im Teil 2 erörtert: „Limbischen Systeme“, Emotionen und Triebverhalten, chemische Veränderungen im pH-Wert, im Hormonhaushalt, Gefühle spiegeln menschliche Eindrücke, Anpassung der DNS, Fovea-Sicht, Bewusstsein in Aufnahme und Bewertung assoziativ, interpretativ und selektiv, überwiegend emotional.
Menschen sind mit geistig-mentalen, psychischen, somatischen (körperlichen) Dimensionen als untrennbar Ganzes vereint. Der Mensch lebt, denkt, erkennt, erlebt, begehrt, handelt, ist Persönlichkeit/Ego.
Betrachten wir den Menschen in seiner Komplexität als multidimensionales Ganzes mit 3 Sphären, das durch rationales, emotionales Begreifen und Reagieren geprägt ist. Die psychische Empfindungsfähigkeit bei unstimmigem Erleben einer Musiktheateraufführung im auditiven und visuellen Erfassen durch Unverständliches/Falsches/Störendes führt zur Konfusion im Erleben, zerstört mögliche Hingabe, weckt ohnehin nur rationales Befragen oder Achselzucken!
Es wird allerdings auch die physiologisch funktionierende Struktur beansprucht, da biochemische Prozesse aus Psyche und Empfinden im Unterbewusstsein ausgelöst werden, biologisches Gleichgewicht wird gestört. Harmonie in stimmigem Erleben, die Wohlgefühl auslösen kann, wird marodiert. Energoinformativer Terror entsteht.
Menschliche Psyche erfährt Stress bis zum Unwohlsein, Leiden. Somit entstehen geistig, psychisch, somatische Missklänge und mglw. auch mehr. Seit bald 50 Jahren hat sich eine schräge, armselige Musiktheater – Inszenierungskultur vom „Theater der Sinne“ entfernt, ist gelegentlich über anstrengend Kognitives interpretierbar (also nachdenken, nachdenken, kein Empfinden, Erleben). So hat sich also die Inszenierungskultur von über 500 Jahre alten und älteren, völlig zeitlosen Bedingungen der Substanz des Musiktheaters entfernt s. Aischylos, Gluck, Mannheimer Schule, Brecht etc..
Möglichkeiten durch eine Aufführung Glücksgefühle, Lebensfreude, Lebenselexier zu erreichen wandeln sich ins Gegenteil.
Leitbild sollten Harmonien in Tonalität sein (waren es auch einmal). Disharmonisch Atonales, Dissonanzen kratzen am Gehör, dann am Empfinden. Übertragen gilt das für invalide Inszenierungen. Mit irregulär kolportierter Ignoranz (Dekonstruktion) bestehende Menschen – /Weltbilder in genialen Schöpfungen zu billigem undefinierbarem Menschen – /Weltbilder–Trash zu pervertieren ist ruinöser Moder – niemals Kunst, beschädigt nicht nur individuelles Empfinden, sondern kann auch prägend für Gesellschaften sein (s. Sozialisation), obwohl die verbliebenen Theaterbesucher Minderheit sind.
Solche Lügen dürften „kurze Beine“ haben, also wird reduzierte negative Vitalfunktion und auch emotional förderliche Kraft/ Feingeistiges versiegen. Der weithin akzeptierte 6. Sinn wird verleugnet, nicht gepflegt.
Hinterfragbare intellektuelle Struktur von Inhalt und Verantwortlichen hangelt sich durch Ominöses, verkopft, ohnehin nur die linke Gehirnhälfte (analytisch, logisch, rational, kognitiv) tangierend, versucht, mit dem was der Verstand so zustande bringt, irgendwie über die Runden zu kommen.
Die rechte Gehirnhälfte (Emotionen) der Menschen wird offensichtlich ignoriert, dabei ist die für unser ganzheitliches Erfassen und Intuition, für unser Erleben zuständig. 7 : 10.000!!!
Die linke“logische“ Gehirnhälfte (Rationalität) kann ca. sieben Eindrücke (Licht, Geräusche, Gerüche, Inhalte etc.) in der Sekunde aufnehmen! Die rechte bildhaft assoziative Gehirnhälfte nimmt bis zu 10.000 Eindrücke je Sekunde auf, die gehen ins Unterbewusste! D. h. was wir rational, also bewusst aufnehmen, sehen und verstehen, steht zu dem, was unsere Inneres, unser Fühlen und Sehnen, unsere „Innere Stimme“ aufnimmt in einem Verhältnis von 7 : 10.000. Und derzeit landet man bei vielen Inszenierungen nur bei linker Gehirnhälfte, die rechte blockiert.
Oberflächlichkeiten heute und seit ca. 50 Jahren: was man auf der Bühne sagt, tut man nicht, verbalisiert und agiert konträr, Inhalte artikulierte Texte werden auf der Bühne ignoriert. Das reduziert auch Vortragsqualitäten, man singt und kann Inhalte kaum mehr empfinden, wenn widersprechend agiert werden muss.
Theater – insbesondere Musiktheater – kann extrasensorisch (über sinnliche Wahrnehmung hinausgehend) sein, also besonders: kann erweiterte intuitive Wahrnehmung, Hellsichtigkeit, Intuition, sechsten Sinn, Medialität, besondere intellektuelle Dispositionen offenbaren. So kann dort alles sein, in theatralisch idealen Parallelwelten.
Durch Ablenkung des Verstandes ist die Seele leichter zu erreichen, befreit vom Ego. Also keine rational strukturierte, egoorientierte, verkopfte Kritiker-Anbiederung, sondern assoziatives intuitives Fühlen, als Intention, Theater der Affekte und Assoziationen, aus Assoziationsmontagen (Eisenstein).
Intuition ist verschwommene Vorahnung und völlig anders als der Verstand. Der findet Erkenntnisse durch angelernt „logische“ Schlussfolgerungen. Jeder hat schon Intuition erfahren, unerklärliches Wissen und Vorahnungen, spontane Informationen aus Welten, in den die Seele zufällig geraten ist. Die kann Theater öffnen – gegenwärtig selten.
Es gibt keinen Königsweg zur Neuorientierung, aber Miseren lassen sich analysieren:
Es muss anders werden, wenn es besser werden soll: Grundsätzliches wie die deutsche Theaterdichte ist obsolet und überflüssig, Personalstrukturen (s. Intendant) bleiben unwägbar, da dies nur im Einzelfall beurteilt werden kann.
Themen des 4. Teils: Autokratische Macht der Theaterleiter scheint aus der Zeit gefallen, andererseits gibt es genügend positive Beispiele, Probleme der Findungskommissionen, Publikum in unterschiedlicher sozialer (?) Schichtung (Abo-Routiniers, Schaumschläger, Liebhaber, Kulturinteressierte, Repräsentationswütige in gesellschaftlichen Selbstinszenierung ohne tatsächliche Neigung usw.), problematische Kritiker (- Pöbel?) /Rezensenten insbesondere der Printmedien, Blödsinn der Selbstaufgabe durch digitale Medien, zuletzt „Virtual Reality“ u.a..
Macht Macht mächtig? Wirken von Theatern, seinen Leitern, Publikum, Kritikern u.a
Tim Theo Tinn 21.10.2022
TTT ‘s Musiktheaterverständnis vermeidet Reduktion auf heutige Konsens – Realitäten, Trash-Welten, Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände von Ort, Zeit und Handlung. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind. Menschenbilder sind im psychosozialen Sein zu belassen. Musikalisch determinierte Charaktere sind irreversibel.
Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung Feinstoffliches aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem. Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem.. TTT kann man engagieren.