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TTT – Wertewandel + Theaterreform: Erwartungen an den Opernbesuch und bevorzugte Inszenierungsstile

03.02.2023 | Themen Kultur

TTT – Wertewandel + Theaterreform: Erwartungen an den Opernbesuch und bevorzugte Inszenierungsstile (26 Seiten) Eine empirische Analyse der ästhetischen Präferenzen von Opernbesuchern

http://www.fachverband-kulturmanagement.org/wp-content/uploads/2012/10/ErwartungenAnDenOpernbesuchUndBevorzugteInszenierungsstile.pdf

 

TTT: N.m.E. nehmen große Teile des normalen Publikums, das um akustisch/ optische, sinnliche und außersinnliche Anregung in die Oper geht, aktuelle szenische Dekonstruktionen / Überschreibungen  als unveränderbare, wenn auch ärgerliche Kulturentwicklung einfach hin  – so wie Malerei auch über die Jahrhunderte (allerdings Maßstäbe setzend!) immer wieder neue Ausprägungen erhielt, die im Gegensatz zum gegenwärtigen Augenblick, im Jetzt  visuell – akustisch laufendem vergänglichen Spiel im Theater statisch, unveränderbar für die jeweilige Epoche bleiben.

Das Publikum scheint sich seiner möglichen Einflussnahme kaum bewusst. Frage: sucht die Mehrzahl im Musiktheater Orte intellektueller Auseinandersetzungen mit den Problemen der Gegenwart und kritischer Reflexionen?.

Die bildende Kunst ist unveränderbar – getragen von Neuausrichtungen (abstakt, surreal etc.) von immer auch handwerklich großen Talenten. Vergleichen wir Rembrandt, Dürer, van Gog, Magritte. Dali, Picasso etc. über die Jahrhunderte – ich sitze manchmal (selten) im Museum lange vor einem Bild und lasse mich einfach in die Tiefgründigkeit dieser Kunst gleiten. Früher, in meinen Anfängen habe ich das auch in Opernaufführungen erlebt. Neben dem Hochgefühl, dem Genuß aus Akustischem habe ich oft (nicht immer) auch visuell tiefe Anregungen erhalten, die mich beflügelten. Das war mit „kalten Schaueren, Ergriffenheit etc. “ der ganzen Palette der Erbauung oft tief berührend, da (wenn) man Tiefgründigkeit in Darbietungen intendierte, verankerte. Das will ich wieder haben!

 „Kritik am Regietheater per se findet sich heutzutage eher selten im Feuilleton. …  Regisseure, die als gefeierte Pioniere des modernen Theaters gelten – wie Klaus Peymann oder Peter Stein –, äußerst kritisch über die heutigen Varianten des Regietheaters geäußert haben (schon 2007). … wo keine Alternativen bestehen, kann sich ein Opernbesucher dem jeweiligen Angebot vor Ort nicht entziehen. Er wird die Inszenierung in Kauf nehmen, wenn ihm die Musik, die Sänger oder der Dirigent wichtiger sind.  Das Publikum selbst bleibt ungefragt.  Unterstellt wird damit implizit, die Zuschauer wünschten sich ein Gegenwartstheater, in dem sie sich und die aktuellen Probleme wiederfänden. Aber: Es geht dem Publikum um Emotionen, nicht um eine intellektuelle Dechiffrierung …  Calisto Bieito „man brauche eben ein neues Publikum“ …  Dass sie sich stark beeinträchtigt fühlten, wenn ihnen eine Inszenierung nicht gefalle, bekundete eine große Mehrheit

Doch Aufmerksamkeit im auswärtigen Feuilleton oder unter Intendanten und Kulturpolitikern kann nicht der Maßstab für Erfolg sein. Magsich auch mancher Kulturpolitiker in der Beachtung sonnen, die dem Opernhaus der eigenen Stadt unter seinesgleichen gezollt wird – Adressat der Oper (ebenso wie anderer Kultureinrichtungen) ist nun eben dasPublikum. Und diesem muss das Dargebotene in gewissem Umfang gerecht werden, sonst ist das Musiktheater längerfristig bedroht. Gefragt sind die Kombination von künstlerischer Innovation auf der einen Seite und der Berücksichtigung von Erwartungen und Präferenzen des Publikums auf der anderen.“

Tim Theo Tinn

 

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