TTT Konzeption Teil 1: Dramatisches Projekt für nicht ukrainische studentische Ukraine-Flüchtlinge, München
Tim Theo Tinn, Dramaturg / Regisseur, April 2023
Ziel: mit o.a. Personen Einrichtung eines zu konzipierenden Dramas, entstehend aus Schilderungen der relevanten Personen, das Lebenssituationen, soziale Aufnahme im Erleben, in Konfrontationen mit deutschen Einrichtungen der Verwaltung, Behörden und Gesellschaft spiegelt, n.Mglk. als humoreske Farce in Reflektion derzeitiger Lebenslagen, verfremdend, ggf. bis zur Aufführungsqualität.
Damit wird keine Ausbildung intendiert, sondern Sozialisation von Menschen, die offensichtlich durch Krieg in die BRD flüchteten, aufgrund äußerer Umstände (Staatsangehörigkeit etc.) aus bestehenden sozialen Netzen für übliche Ukraine – Flüchtlinge gefallen sind.
Motivationen, Orientierung, Selbstbewusstsein, Antrieb, Durchsetzungsfähigkeit können gefestigt werden. Mglw. beschädigtem sozial-humanen, psychosozialen Kontext auch in der BRD – Gesellschaft stärkend, soll spielerisch der gegenwärtige Status selbst- reflektierend Bewusstsein und „Rückgrat“ zu temporären Misslichkeiten, vielleicht auch positiven grundsätzlichen Umständen für Betroffene und Dritte schaffen.
Mit der Arbeit an Darstellung verfremdetem eigenem Erleben der deutschen Gesellschaft und deren Obrigkeiten, nicht nur in bürokratischen und / oder gesetzlichen Unausgewogenheiten, in einem realitätsnahen, aber konstruierten sozialen Geflecht soll aus mglw. deprimierender Situation zunächst gedanklich, spielerisch entlastet werden.
Es kann ggf. ein erweitertes Lebensgefühl mit der angenommenen Identität der Schauspielrolle (die Betroffenen werden z. B. auch selbst „administrativen Popanz“ im deutschen Bürokratismus darstellen) aufgebaut werden, bis zum unmerklichen unterbewussten Internalisieren.
Man kann z. B. Emotionen spielerisch freisetzen, sich also von mlgw. anerzogenen oder durch den Aufenthalt in der BRD geprägten Selbstzwängen lösen und auf diesem Weg seine Authentizität für den Alltag schulen oder wiederfinden, um den Erfordernissen z. B. bei weiteren existenziell notwendigen Verhaltensnormen durch das Training mit angenommenen Rollen gestärkt zu begegnen. Nicht durch Kopieren sondern durch Kapieren lernen mit emotionaler Intelligenz, mit entdeckten Gefühlen, Bewusstheit, Erkenntnis versinnlichen (Wunschziel).
Wichtig erscheint dabei, dass wir gesellschaftliche Normierungen/ nötige Anpassungen nicht als desolat behandeln, sondern als notwendigen Faktor zur „Gratifikationsoptimierung“, es soll also weder Tragödie noch Anarcho – Situation erarbeitet werden, allerdings auch nichts beschönigt werden.
Wir müssen mit unserer Arbeit im gesellschaftlichen Kontext bleiben, wenn das Ziel mögliche Eingliederung in eben diese BRD – Gesellschaft oder eine andere ist, nicht um den Preis der Selbstverzwergung, sondern durch stärken sozialer Kompetenz, Ausdrucksmöglichkeiten, Auftreten und Authentizität. Das kann natürlich auch mit kontrapunktisch angelegten Inhalten geschehen.
Die grundlegende Definition für „Theaterspielen“ ist ganz lapidar: sich miteinander verabreden! Betrachtet man diese Aussage analytisch, kommt man zu dem Ergebnis, dass dies auch die Grundlage jedes menschlichen Miteinander sein sollte – voneinander wissen was geschieht, wie man miteinander umgeht, wie man Spielregeln beachtet – dabei die Individualität nicht untergräbt sondern in Gemeinsames integriert, das ist sowohl neudeutsch Teamfähigkeit wie auch humanes Menschsein.
Gearbeitet wird mit den Flüchtlingen nur pragmatisch, nicht diskursiv. Wir machen keine Kunst sondern üben, trainieren. Definition Kunst sollte sowieso nie Eigenbetrachtung sein, sondern auslösender Moment bei Betrachtern. Die hier genannten überspannenden Gewichtungen, der intellektuelle Diskurs, werden nicht ausdiskutiert sondern sind angestrebtes Ergebnis. Selbstverständlich kann von beauftragenden Institutionen hier ergänzt oder optimiert werden.
Meine Arbeit wird das unterbewusste Entwickeln / Optimieren von Zukunftsperspektiven sein, keine Erwecken von Begehrlichkeiten, sondern der Sache mit den Händen: „Wo schaut man hin, wenn man 2 hilfreiche Hände benötigt? Zum Ende seiner Arme!“
Diese Gewichtung sollte für Beteiligte und mögliches Publikum geweckt werden.
Ich bin sicher, dass das Erweitern manueller Ausdrucks-Fähigkeiten (verbal, Körpersprache, etc. auf der Bühne) erst der ggf. 2. Schritt sein wird, nachdem wir spielerisch (mit menschlichem Urtrieb) Selbstwertgefühle, Begeisterung dafür und auch auf der Welt zu sein, stärken, entwickeln und die Motivation zu eigenen Zukunftsperspektiven freilegen! Wie war das mit den Fischen? „Gib einem Hungernden einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Hungernden das Fischen und du ernährst ihn für sein Leben.“
Fortsetzung zu konkreter Umsetzung folgt!
Tim Theo Tinn, München 2.4.2023
Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung Feinstoffliches aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem. Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem.
Theaterverständnis Fremddramen: vermeidet Reduktion auf heutige Konsens – Realitäten, Trash-Welten, Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände von Ort, Zeit und Handlung (s. Dekonstruktionen und Überschreibungen). Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über alltäglicher Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind. Menschenbilder sind im psychosozialen Sein zu belassen. Musikalisch determinierte Charaktere sind irreversibel.