TTT – Konsistenz im sinnfälligen Musiktheater Heute und Morgen
Ergänzung zu „Credo als Raster relevanter Kulturbereiche“ vom 16.10.2025

Es geht um Operninszenierungen Heute und Morgen (Quellen TTT – Schriften gem. Netz seit 2017). Überlegungen erörtern Stimmigkeit / Konsistenz als zentralem Aspekt berührender, sinnstiftender Erlebnisse im Musiktheater.
Fehlende Kausalität und Schlüssigkeit entfremden, generieren Unverständnis. Deren Verweigerung führt zu Nonsens und Verlust von übergeordnetem Bewusstsein (Freude, Verzweiflung, Wut, Furcht etc.) und desperatem Unverständnis. Mangelnde Affekte ersetzt durch dominante Effekte ersticken tiefe Seelensprache.
Innere Stimmigkeit bleibt entscheidend für künstlerische Qualität. Musiktheater war nie nur repräsentativ, sondern immer Akt der Wahrnehmung aller Sinne (incl. des 6.), also als Sinn-Ereignis mit wahrhaftem immanentem lebensweltlichem Bezug und Horizonterweiterung.
Es soll nie um Dominanz von Tagespolitik und gesellschaftlichen Spiegelungen (erdschwer, selbstmitleidig, künstlerisch banal) gehen, um Reduktion auf aktuelle Konsens-Realitäten, Yellow- Press-Themen oder sogenannte „Trash-Wirklichkeiten, sondern um den Sinn essentieller humaner und metaphysischer Komponenten, um universelle, archaische überzeitliche Wahrhaftigkeiten, die durch moderne wissenschaftliche Erkenntnisse – etwa aus Quantenenergien – untermauert werden. Betont werden werkimmanente, sinnlich-metaphysische Inszenierungen, die sich an Komposition in Text und Musik und Dramaturgie orientieren, statt in ideologischen oder beliebigen zeitgenössische Deutungen auszuarten.
Warum soll man im „alltäglichen Morast“ trotten, statt die einzigartige Kraft des Theaters zu nutzen, über die Gegenwart hinauszublicken. Es bleibt fragwürdig etwas zu projizieren, das ohnehin allgegenwärtig ist, z. B. im alltäglichen Mediensalat –, Initialzündung für tiefere Einsichten mit emotionaler und kognitiver Intelligenz ist da Fehlanzeige.
Übliche zeitgenössische Inszenierungen bilden zu oft „Sackgassen-Theater“, reduziert auf Konsensrealitäten, Alltagsoptik im Trash u. a., sowie sozialen Banalitäten in Verarmung theatraler Sprache, die durch maßstabsprengende TV- / Kinoästhetik, Digitalität, Drollerie und oberflächliche Bespaßung ersetzt wird. Regietheater ignoriert Partitur in Libretto und Musik.
Damit wird jede Empfindung und Hingabe des Publikums zerschlagen, unstimmige, werkfremde Bilder generieren im Unterbewusstsein dissonante Wahrnehmung.
Surrealistische Werkimmanenz, jenseits jeder szenischen Neufindung, bedeutet: Interpretation muss aus dem Werk – aus Musik, Libretto und dramatischer Struktur – erwachsen, allerdings jenseits jeder antiquierten Werktreue. Inszenierungen „stehen über der Realität“ – sind also surreal (sur la réalité). Und das jenseits willkürlicher, aber mit immanenter Fantasie und neuem Blick auf die eigene Welt – durch visionäre Utopien, künstlerische Überhöhung und metaphysischen Bezügen in Affekten und Assoziationen z. B. nach Eisenstein.
Die Handlung bleibt dabei unverrückbar, szenische Umsetzung bedarf paralleler Welten oder archetypischer Räume, die einen neuen Blick auf die menschliche Existenz ermöglichen, Ort und Zeit sind irrelevant. Überzeitlichkeit erhöht dramaturgische komplexe Universalität.
Surreale und metaphysische Dimensionen: es bilden sich Kosmen jenseits physischer Konsensrealität, inspiriert z. B. von Quantenenergien, archaischen Weisheitslehren und Visionären z. B. Jesaja u. v. a. m.
Wirklich – und Wahrhaftigkeiten humaner Existenz: alltägliche, sichtbare Welt und feinstoffliche, metaphysische Dimensionen, in der alle potenziellen Ereignisse und archetypischen Muster (gestern, heute, morgen in der Matrix) gespeichert sind.
Diese „transzendenten Kosmen“ sind wahrzunehmen – Engel, Geister, kollektive Archetypen, Quantenmechnismen u.a.– erlebbar zu machen. Surreale, fantastische Bilder werden tiefe menschliche Wahrheiten berühren können, erlebbare Sphären öffnen.
Solche Inszenierungen schaffen „Einmaligkeit“ und „Originalität“, die Theater als wertvolle Kunst legitimieren. Universelle menschliche Komponenten betonen Empfindung, Spiritualität, archetypische, psychosoziale Konflikte, Suche nach Sinn.
Plädoyer für surreale, werkimmanente Inszenierungen sind kein Rückzug aus der Welt, sondern Aufruf tiefer zu blicken – jenseits von Oberflächenphänomenen hin zu den ewigen Fragen des Menschseins. Musiktheater hat die Kraft, „die Stoffe unserer Wirklichkeit“ zu hinterfragen und ggf. zu verändern – nicht durch politische Parolen, sondern durch glaubwürdige, berührende, metaphysisch aufgeladene Bilder, die das Publikum in seiner Tiefe erreichen. Und das mit dem nötigen Schuss Entertainment (Zadek).
Musiktheater sollte also oberflächlichem Realismus keinen Platz einräumen, unbedingt zentral gelten dabei allerdings menschliche Natur und Naturgesetze (Conditio humana) I.d. S. ist Authentizität und Wahrhaftigkeit nicht Abbild der Gegenwart, sondern tiefe Begegnung mit menschlicher Verletzlichkeit, Mitgefühl, Bewusstheit, Seele.
S Psychologie: Warum authentische Menschen …
In Verdi/Boitos „Falstaff“ zeigt sich z. B.bei werkimmanenter Arbeit: Authentischer Erfolg liegt an der Qualität unserer Menschlichkeit, nicht an äußeren Erfolgen oder gesellschaftlichen Normen. Verletzlichkeit wird zur Stärke, und „Tutti gabati“ (Schlussfuge, „alles Gefoppte“) wird als gemeinsame menschliche Erfahrung verstanden – eine Botschaft, gültig über jede Epoche.
Werkimmanente Deutung Falstaff:
https://onlinemerker.com/muenchen-bayerische-staatsoper-falstaff-verdi-neuproduktion-stream/
Ist Sir John Falstaff ein asozialer Prolet? Der Fettleibige betrügt, säuft, will huren, unterliegt selbstbeweihräuchernder Hybris, ist über alle Maßen asozial verarmt. Wer erfährt hier eruptive Prügel, Abreibung bis zur Todesnähe, kriegt also den Arsch voll?
Und dann singt der freudig beflügelt: „Tutto nel mondo è burla“ – .„Alles ist Spaß auf Erden“ ! Wieso wonnevolles Entzücken, Trivialität statt Einsicht in tragische Lebenswirklichkeiten?
Im Gegensatz zu allen anderen Charakteren ist Sir John Falstaff kein Wesen unserer realen Konsenswelt, verinnerlicht im Spießbürgertum, angepasst an überlebte Konventionen und tradierten Verhaltensmustern.
Er ist Extrakt von Verdis/Boitos Welttheater (Theatrum mundi), ist Allegorie für Eitelkeit, Winzigkeit von Befähigungen, Fertigkeiten, von Kleinkram und Konventionen der Welt, Gleichnis für Chancen des Menschseins, Fiktion für eine bessere Welt, wider allen Chaoten und jedem Chaos, wie sie in werkimmanenter surrealer Sichtung am Theater erschaffen werden kann/könnte – warum will man das eigentlich nicht?
Sir John Falstaff ist ein “allegorischer Archetyp”, im übertragenen Sinn, sinnbildlich idealtypisches Ego gegen reale bürgerliche konsensweltliche Mehrheiten. Symbol für mögliches Leben: der aufgeklärte Freigeist/Freidenker kann nicht Alltagskerl von nebenan sein, sondern Fiktion, Phantasma als Blaupause einer noch surrealen (über der Wirklichkeit) möglichen Menschheit.
Das könnte Theater zeigen (wenn man es kann und will – s. Systemrelevanz)!
Im 1. Akt L’onore/die Ehre: Falstaff sinniert über hohle Worte und verlogene Lebenswirklichkeiten, enttarnt Geltungsdrang und Machtansprüche. Das sind metaphysisch-philosophische Visionen jenseits intellektuell simpel strukturierter Zeitgenossen, also den Idioten dieser Welt, die uns allerorten begegnen und ärgern. „Dutzendmenschen jeder Sorte treiben mit mir ihren Spaß und bilden sich darauf noch etwas ein.“
Falstaff scheitert nicht. Nachdem er den nächtlichen Mummenschanz vor der Fuge enttarnt hat: „Ich bin’s, der Euch witzig macht. Mein Scharfsinn ist’s, der den von anderen erschafft“. Sir John Falstaff weiß um die Täuschungen im Erdkreis, seine Regeln und Gesetze sind jenseits aller erdschweren Bedingungen in kosmischer aufrichtiger Wahrhaftigkeit.
Goethe dazu: „Es dreht sich um den geheimen Punkt, den noch kein Philosoph gesehen und bestimmt hat, in dem das Eigentümliche unseres Ichs, die prätendierte (auf etwas Anspruch erhebende) Freiheit unsres Willens, mit dem notwendigen Gang des Ganzen zusammenstößt!“
Auszug aus: Falstaff oder Das Kichern des göttlichen Narren (Ch. Albiez 12/2000): „Jeder erkennt, dass es sich bei dieser absurden Geschichte um ein Gleichnis handeln muss. Gegen alle Regeln der Logik und der Gerechtigkeit steht der Verlierer am Ende als Held da, ausgerechnet ihm fällt die Rolle des Jokers zu, der die Fäden des Ganzen in der Hand hält. Im Leben geht es so nicht. Es geht nur im Spiel und auf dem Theater. „Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst“ heißt es im Prolog zu Schillers „Wallenstein“. Was im Leben unvereinbar ist, kann die Kunst, die Bühne versöhnen, und während das Leben den Schurken an den Galgen hängt, schüttet der sich in der Komödie gemeinsam mit den Feinden vor Lachen aus. Es sind die Möglichkeiten des Theaters, über die Verdi und Boito in ihrem letzten gemeinsamen Werk sprechen. Der „Falstaff“ ist ihre Hymne auf das Theater, auf die Kunst, die das Unmögliche möglich macht, und auf ihre vielfältigen alten und neuen Mittel. Nur sie führt humane Utopien als echte Möglichkeiten vor: wie wäre es, wenn Menschen, die gerade noch Widersacher waren, sich kurzerhand versöhnten, weil sie erkennen, dass in ihren menschlichen Bedingungen am Ende alle gleich sind?“
Diese „Condito humana“ (Umstände des Menschseins, Natur des Menschen, s. z. B. Nonsens, Lebenslügen, Kinkerlitzchen usw.) im Falstaff ist literaturwissenschaftlicher Sachstand.
Fazit bei Verdi/Boito: „Alles ist Spaß, Spott, Täuschung auf Erden. Der Mensch ist geborener Thor. Und glauben wir weise zu werden, sind wir dümmer als zuvor – lauter Betrogene, Verspottete! Einer macht den Andern zum Narren. „Tutti gabati“ – alles Gefoppte!
Lasst uns leben, erlösen wir uns, reißen wir uns die Masken herunter, seien wir fröhlich und guter Dinge!“
Gegenwärtige Theaterpraktiken sind zu oft subkulturell, intellektfrei und von Hybris geprägt. Da ist z. B. der „Dunning-Kruger-Effekt“, als kongnitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, die eigenes Wissen und Können überschätzen, um zu erklären, warum viele Akteure glauben, mit platten politischen Statements oder Alltagsreproduktionen Kunst zu machen. https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt
„Habemus Theatrum“ Musiktheater als Quelle tiefer Wahrheit und Transformation:
https://onlinemerker.com/tim-theo-tinn-habemus-theatrum-nach-habemus-papam-wir-haben-einen-papst/
es wird eine Institution von existenzieller Bedeutung mit tiefen, werkimmanenten Wahrheiten erschlossen. Dieser Ansatz integriert Metaphysik, Quantentheorie und Fraktale, um feinstoffliche, archaische und universelle Dimensionen theatralisch erfahrbar zu machen.
So kann neues, authentisches Publikum gewonnen werden – nicht durch Bejammern der Ödnis dieser Welt, sondern durch kreative, transformative Kraft.
„Pseudologia phantastica“ , Regietheater und kreative Verwahrlosung:
Es bleibt sogenanntes Regietheater zu kritisieren – also Inszenierungen, die vom Werktext und der psychologischen Kohärenz der Figuren abweichen. Solche Produktionen sind durchaus als „Pseudologia phantastica“ (phantastische Lügengeschichten) zu titulieren, da sie bewusst Falschheiten verbreiten, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Indiskutabel sind ignorierte Texte, verfälsche Inhalte ohne emotionale Tiefe zugunsten intellektuellem Dilettieren, dienen der Verbreitung von Falschheiten im Musiktheater (Pseudologia phantastica in theatrum musicum), wo kreative Freiheit oft in Inauthentizität (fehlende Echtheit im Sinne von Ursprünglichkeit), künstlerisch desolat abgleitet. In dramaturgischer Strenge muss Theater als reflektierender wahrhafter, gesellschaftskritischer Raum verstanden werden, ohne Abgleiten in dramaturgische Bocksprünge.
„Pseudologia phantastica in theatrum musicum“.
https://onlinemerker.com/tim-theo-tinn-pseudologia-phantastica-in-theatrum-musicum-luegen-falschheiten-im-musiktheater-kreative-kunst-verlumpt/
Pseudologia phantastica, auch pathologisches Lügen ist eine psychische Störung, die durch ein übertriebenes und zwanghaftes Lügenverhalten gekennzeichnet ist. Häufig ist Pseudologia phantastica mit anderen Persönlichkeitsstörungen verbunden. Eine besondere Form ist das Münchhausen-Syndrom .
„Revolvierende Autogamie“: z. B. systemische Ineffizienzen im Theaterbetrieb sind ärgerliche geschlossene Systeme, in dem sich Theaterakteure gegenseitig bestätigen, ohne kritische Distanz oder inhaltliche Tiefe. Diese Neologisme dient als metaphorischer Ausdruck zur Beschreibung von geschlossenen, sich selbst reproduzierenden Systemen, um z. B. kritisch auf strukturelle Zirkularitäten in der Finanzindustrie, im Theater- und Kulturwesen sowie in der politischen Entscheidungsfindung hinzuweisen.
In diesem Kontext bezeichnet „revolvierende Autogamie“ ein System, in dem Akteure sich gegenseitig bestätigen und fördern, ohne echte Innovation oder externe Kritik zu integrieren. So wird beschrieben, dass unkundige Politiker Intendanten aus demselben System ernennen, die wiederum gleichgeschaltete Regisseure engagieren, die von systemimmanenten Presseleuten unterstützt werden – ein Kreislauf, in dem jeder dem anderen „so lange in die Tasche lügt, bis alle etwas Tolles erkennen wollen“. Dieser Mechanismus wird mit dem Märchen „Kaisers neue Kleider“ verglichen, um die kollektive Blindheit gegenüber offensichtlichen Fehlern zu verdeutlichen.
Geprüfte externe Beurteilung von TTT nach KI: seltene Synthese aus Intellekt und Praxis, verbindet künstlerisches Handeln mit tiefgründiger Reflexion. Theatermann, Dramaturg, Regisseur und Publizist mit einer über 15-jährigen Erfahrung an renommierten Häusern wie dem Stadttheater Essen, der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf und der Bayerischen Staatsoper München. Er hat an über 80 Musiktheater- und Schauspielinszenierungen mitgewirkt und rund 1500 Vorstellungen als Spielleiter geführt. Zu seinen künstlerischen Wegbegleitern zählen Größen wie Otto Schenk, August Everding, Giorgio Strehler u.a. Theoretische Ausbildung in Theaterwissenschaft und Philologie, kombiniert mit praktischer Tätigkeit in Gesang und Schauspiel, sowie eine über 20-jährige Laufbahn als Betriebswirt in der Energiewirtschaft, unterstreichen seine intellektuelle Breite. Seine Schriften zeichnen sich durch eine klare inhaltliche Handschrift aus, die vor allem durch scharfe, philosophisch fundierte zeitgenössische Analysen des Musiktheaters auffällt. Er positioniert sich als unabhängiger Denker, der systemische Ineffizienzen, selbstreferenzielle Strukturen und sinkende künstlerische Standards in öffentlich geförderten Theatern kritisiert. Sein Anspruch, „visionäre Utopien“ zu schaffen, zeigt, dass bei ihm Denken und Tun untrennbar miteinander verbunden sind. Er versteht Musiktheater als intellektuelle und visionäre Praxis, die sich gegen eine Reduktion auf alltägliche, medial aufgeheizte Realitäten wendet und stattdessen archetypische und metaphysische Dimensionen fördert. Seine Haltung wirkt intellektuell streng und moralisch anspruchsvoll, was Reaktionen inhaltlicher Auseinandersetzung von Zustimmung bis Ablehnung hervorruft. Dennoch wird seine Haltung von Teilen der Theatercommunity ernst genommen, da er konsequent für eine Rückbesinnung auf künstlerische Tiefe, Symbolik und emotionale Wucht im Musiktheater eintritt.
Tim Theo Tinn, 9. Nov. 2025

