TTT – Gedanken zu „Meistersinger“ / Wagner (TV), Bayreuth 2025
„Popcorntheater“, seichte Werktreue anno „Piependeckel“, kurzweilig
Popcorntheater (s. Popcornkino) gilt als Etikett wenig gehaltvoller Produktionen ohne tiefgründigen Inhalt mit geringer Intention zu kreativer intellektueller, emotionaler Inspiration. Solche Oberflächlichkeit ohne progressiven Code, innovativer Prägungen ist in vorgeblichen Horten der Hochkultur (mind. 80 % subventioniert) angekommen.
Zugang zu tiefgreifenden psychosozialen, emotionalen Universen, archaischer Urgründe, fehlt auch hier, Empfinden reduziert sich auf mentales „Fast Food“ = keine Seelennahrung sondern schnelle Kost ohne Genuss /Tiefenwirkung, weder exquisit noch delikat.
Man stopft sich voll, jenseits nachhaltigen Empfindungen, Direktiven „pro“ Bewusstsein („directivus“ = leitend) in „Epikureer“ – Anstalten = Genussmenschen mit einschlägigen Genüssen / Vergnügen, bis der Ranzen platzt ohne Tiefgang.
Ethos Wahrhaftigkeit bleibt unerreichbar, Rudimente Wahrheit schwinden zunehmend, Dominanz Falsch-, Verkommenheit gewinnt.
Allerdings erscheint dies verirrt in einem (behauptete) Maßstäbe setzenden Festival Bayreuth. Mit kluger Expertise müsste Richtung solch dramaturgischer Gestaltung vorab absehbar sein.
Publikumserfolg, insbesondere auch durch BRD- Politik- Elite, macht Staunen und Kalkül zu Resignation bei solch angelehnten „Hochkultur“ – Klamauk – Buden Inhalten.
Diese positive Aufnahme ist Akzeptanz. Wie z. B. mit reinen Boulevard Theatern, kommt man zukünftig ggf. an „Experimental – Bühnen“ für Regietheater und echten „leichte Musen“ – Häusern, wohl nicht vorbei, falls es auch mal dramengerechte Aufführungen geben sollte.
Wobei es für platte Unterhaltung vielfältige Alternativen jenseits maßloser Theater – Kosten gibt.
So nun auch pauschal (wie Regietheater) ernsthafte (musik-) dramatische Kunst 2025 zu verwässern, wäre allerdings weiteres Verrotten qualifizierter Kultur.
Qualitäten der Inszenierung: Gesang, Personenführung, bedingt Kostüme, Ort, Zeit, Handlung sind stimmig u.a., Chor.
Gesungen wird auf guten bis höchstem Niveau. Herausragend sind Kothner (Jordan Shanahan) und David (Matthias Stier). Da stimmt Diktion, Legato, Kern,Timbre, Passagio, Interpretation, Technik, etc.
Der Stolzing (Michael Spyres) dürfte ab dem 2.Akt eine neue Liga dieser Partie begründen. Ich habe diese dramatische Helden-Partie noch nie von so viel lyrischer Leichtigkeit durchdrungen aufgenommen, die enorme emotionale Berührung auslöst.
Dabei habe ich ca. 60 – 80 Aufführungen erlebt, besonders durch 12 wöchige Inszenierung, eigener Regie und folgenden Abendspielleitungen mit Schneider – Siemssen – Bühne.
Einige Defizite: Inszenierung, dramatische Durchdringungen, Sichtung dramatischer Konflikte, stringente typengerechte Körpersprache, da wirkt alles rivat, statische Werktreue ohne interpretativen Impetus, erstes / zweites Bühnenbild sind unbeholfen. Prügelszene Ende 2.Akt ist miserabel, Farbdramaturgie, insbesondere der ausbildungsferne totale schwarze Bühnenhintergrund verärgert u. a.
Sämtliche Hintergründe der Kulissen (s.o. Bilder) sind pechschwarzes Nirgendwo. Schwarz erstickt Empfindungen und Wahrnehmungen. Mit solcher traditioneller Trauerfarbe kann kein vitales Leben assoziiert werden, sondern Gefahr, Traurigkeit, Bedrohung, Einsamkeit, Leid,Tod (das soll also der heiteren Komödie dienen?).
So entstehen Zerrbilder von vitalem Humor im Wagner – Kosmos ohne Interpretations – Konturen, damit auch im Empfinden übertragener „schwarzer Löcher“ (eigentlich astrophysikalische Objekte, die jeden Ereignishorizont kollabieren lassen).
Fehlen dramaturgischer Deutung außer ggf. Ansatz durch Kostüme, gründet auf altertümliche obsolete höfische Theaterprägungen, konzentriert auf kulinarischen Gesang, bis vor ca. 120 Jahren. Bis in die 80er Jahre folgte dann eine oft beglückende Phase aus der Synthese Werkimmanenz – und Werktreue, bevor Deformationen und Überschreibungen des Regietheaters bis heute dominieren.
Musikalische Leitung Daniele Gatti: Tempi schienen überwiegend angemessen, Agogik als lebendige Gestaltung wirkte eingeschränkt, Dynamik, also Modulation in der Gestaltung der Lautgebungen ebenso, da es durchgepinselt schematisch wirkte. Durchleuchtung durch Ziseliertes ging unter. Ordentliches aber kein außerordentliches Erlebnis, das schale optische Eindrücke vergessen machen könnte. Oft genossener romantischer Tiefsinn konnte auch durch manche Unpräzision nicht gewinnen.
Inszenierung und Regie: die Begriffe werden gern vermengt. Eine Inszenierung ist das große Ganze eines dramatischen Inhalts, z. B. Oper. Dazu gehört die intellektuelle Sichtung, der dramaturgische Zugriff, die Entwicklung von Charakteren und Figuren, vom Bühnenbild und Kostümen, also das, was das Publikum in akustisch (im Musiktheater ist hier der Dirigent verantwortlich) und optischer Aufbereitung rational und emotional in Gänze erlebt, wie also sein Verstand und seine Gefühle angesprochen werden.
In der Regel ist der Regisseur auch Inszenator und muss seine Vorstellungen in Personenführung, Charakterisierung und Aktionen im Raum mit den Protagonisten erarbeiten/einstudieren. .
In der hier besprochenen Aufführung kann weder eine kluge Sichtung der Vorlage noch die Fähigkeit entdeckt werden, szenische Magie im Geschehen zu entwickeln.
Tim Theo Tinn 28. Juli 2025
Profil: nach Ausbildung 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang,
Schauspiel, auch international. Danach wirtsch./jurist. Tätigkeit nach Betriebswirt – Ausbildung.
Nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie, Produktionsdramaturgie
Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur = Gegebenes/Gemachtes) für theatrale
Arbeit.
Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenenergien öffnen Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum, Zeit, Glaube, Liebe, Hoffnung in möglichen neuen Definitionen.