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TTT: Friedrich Nietzsche – Musik / Musiktheater

03.12.2025 | Themen Kultur

TTT: Friedrich Nietzsche – Musik / Musiktheater

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Nach über 30 Jahren (s. Theater-Film-Fernsehwissenschaft + Philologie) erscheint Nietzsche in erneuertem Focus, gewachsen angesichts dumpfer Ausprägungen verirrter Betrachtungen in Inszenierungen, verrät  meinen Urgrund im Musiktheater – Verständnis. Ausführungen entstammen initial dem Buch „Nietzsche – Moralität der äußersten Anstrengung“ dortigen Quellen und Recherche „schwacher KI“: spezialisiert auf Nietzsche – Musik / Musiktheater, redigiert an 3 Nachmittagen.

 Zur Erinnerung: KI kann keine intellektuellen Aufgaben wie Menschen lösen,  immer wieder suggerierte Behauptung bleibt unwahr!

Friedrich Nietzsche (1844 bis 1900), einflussreicher Philosophen des 19. Jahrhunderts, war tief in  Musik und  Theater involviert. „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ (1872), legt den Grundstein zur Auseinandersetzung mit Musiktheater, z, B. Musik als Ursprung und treibende Kraft griechischer Tragödie. Er beschreibt dionysische Musik –  ihre „erschütternden Gewalt des Tones, dem einheitlichen Strom des Melos und der unvergleichlichen Welt der Harmonie“ – als Quelle alles Künstlerischen und Tragischen. Musik vermag auch laut Nietzsche, den Menschen zu höchster Ekstase und Selbstaufgabe zu führen, wodurch Individuen mit dem Urgrund des Lebens verschmelzen, dies im Kontext zu Richard Wagners Schaffen. Obwohl diese Beziehung später erlosch, bleibt Musik zentrales Element der philosophischen Ästhetik im Nietzsche – Universum.

Für  Nietzsche war Musik die höchste Form der Kunst und der eigentliche metaphysische Ausdruck des „Willens zum Leben – die unmittelbare Sprache des Willens“, Musik blieb zentrales Element in Nietzsches Philosophie, sie drückt das metaphysisch Unfassbare aus,  z. B. in  Tragödien durch  Chor und musikalische Struktur erfahrbar.

 In „Die Geburt der Tragödie“ entwickelt Nietzsche die berühmte Dichotomie zwischen dem apollinischen und dem dionysischen Prinzip. Das Apollinische steht für Form, Ordnung und individuelle Gestalt, während das Dionysische für Ekstase, Zerfall der Individualität und die urtümliche Einheit mit dem Sein steht. Nietzsche sieht die griechische Tragödie als Synthese dieser beiden Kräfte, wobei  Musik den dionysischen Kern verkörpert.

Diese Auffassung war stark von Richard Wagners Opern beeinflusst, die Nietzsche als moderne Form der griechischen Tragödie ansah –  „Musikdramen“, durch Musik die Tiefe menschlichen Daseins erschließend. (Wenn Regietheater derzeit nicht entweiht!)

 Nietzsche war  Theoretiker, aber auch praktizierender Musiker und Komponist. Er komponierte über 140 Musikstücke, Lieder, Klavierstücke und kleinere Orchesterwerke, hauptsächlich zwischen 1857 und 1882. Obwohl er nie formale  Kompositionsstudien absolvierte, eignete er sich das nötige Rüstzeug autodidaktisch an, unter anderem anhand der Kompositionslehre von Johann Georg Albrechtsberger, Beethovens Lehrer. Seine Kompositionen waren oft persönliche Widmungen oder Geschenke an Freunde, also Musik als tief persönliche und emotionale Ausdrucksform. „Das Leben ohne Musik ist einfach ein Irrtum, eine Strapaze, ein Exil“, schrieb er 1888

Nietzsches musikalisches Denken war anfangs stark von Richard Wagner geprägt, zunächst in enger Freundschaft. Wagner verkörperte für den jungen Nietzsche den dionysischen Künstler, dessen Musik Lebenssaft zur Erneuerung moderne Kultur hatte. „Die Geburt der Tragödie “  feierte  Wagners Konzept des Gesamtkunstwerks als Wiedergeburt des antiken griechischen Geistes. Doch die Beziehung zerbrach in den 1870er Jahren. In späteren Schriften wie „Der Fall Wagner“ und „Nietzsche contra Wagner“ kritisierte er Wagner scharf als „Theologen der Kunst“, dessen Musik dekadent, theatralisch und vom Christentum vergiftet sei.

Wagners Stil spiegelt sich kaum in Nietzsches eigenen Kompositionen. Diese stehen in der Tradition von Schubert, Schumann, Chopin und Beethoven. Fehlen wagnerscher Harmonik / Orchesterfarben unterstreicht, dass Nietzsche musikalisch eigenständige Stimmen suchte.

Musik war für Nietzsche nicht nur ästhetisches Ideal, sondern Lebenselixier. Schon als Kind wurde er durch Klavier – Improvisationen seines Vaters geprägt. Später nutzte er Klavierspiel und Komponieren, um sich „den Kopf freizuspielen“. Selbst nach seinem geistigen Zusammenbruch 1889 war Musik die einzige Kunstform, die ihn noch erreichte: Er spielte weiterhin Beethoven-Sonaten auswendig und improvisierte stundenlang. Sein berühmtes Zitat „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ fasst diese Haltung zusammen – Musik war (ist im heutigen Musiktheater?) die Kraft, die Leid erträglich und  Leben sinnvoll macht.

Nietzsche als Musiktheater – Inspiration  ist in Vergessenheit geraten – wie  Theater universal nicht mehr am Wert von Wissen, Handwerk, Ausbildung, Erfahrung partizipieren, sondern Unberührtheit von ehemaligen Preziosen theatralen Schaffens offensichtlich zur Maßgabe der Besetzung wesentlicher Positionen geworden ist. Realiter verkommen ja namhafte Opernhäuser zu Tourismusattraktionen, die dann doch mit einfach strukturiertem Personal auskommen.

Nietzsche als Impulsgeber zeitgenössischen etablierten Musiktheaters wäre ein Meilenstein angemessener Kunst in reaktivierter Kultur.

Obwohl Nietzsche also selbst kein Musiktheater komponierte, wurde er selbst zum Stoff für Opern und Musiktheaterproduktionen. Ein prominentes Beispiel ist die Oper  „Dionysos“ komponiert von Wolfgang Rihm, die auf Nietzsches Gedichtzyklus „Dionysos – Dithyramben basiert und 2010 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde. Ein fragmentarisches, ekstatisches Musiktheater fängt den Geist des Philosophen ein.

Nietzsche hatte Musiktheater für ehemals Kundige theoretisch und als Inspirationsquelle nachhaltig geprägt. Mit „Die Geburt der Tragödie“ lieferte er eine philosophische Grundlegung, die Musik als tiefste Ausdrucksform menschlicher Existenz begreift. Texte und Ideen greifen  ekstatische, fragmentarische und tiefgründige theatrale Synästhetik / Sinnmischungenauf.

 Sein Vermächtnis sollte dionysisch  – ungezügelt, emotional, metaphysisch  – und  dbzgl.  nach TTT –  reaktiviert werden.

 Tim Theo Tinn 3. Dez. 2025

 

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