TTT: Bayreuth, Parsifal, Premiere 25.7.2023 – „Der Glaube lebt, die Taube schwebt?“ Mancherlei Limitierung + Glättung + ganz gut! Stream analog visuell! Kurzeindruck und Bedeutungen!
Beim Eintopf haut man verträgliche Ingredienzen in einen Topf. Irgendwie löffelt man das schon.
Bei der Parsifal – Inszenierung von Jay Scheib war dies wohl Rezept, ging auch soweit auf. Ein wenig Wieland Wagners Bühnen-Ästhetik, Frank Castorfs Videomanie als Gimmick durch die Szenen u. a. – es wird genießbar.
Unvorstellbar – aber mir fehlte einiges Orchestrales!
Erkennbares Motto war das Paradoxon: Wasch mich, aber mach mich nicht nass! https://www.bueronymus.de/paradoxe-kommunikation/.
Möglichen Progressivität („Wasch mich“) wurde durch die Computer-Spiel-Fortentwicklung „augmented reality“ abgedeckt, „Mach mich nicht nass“ mit erfolgreichen Inszenierungs-Elementen der Vergangenheit (Wagner, Castorf u.a.) s.o.
Allerdings kamen nur ca, 15 % der Zuschauer (ca. 300 Menschen) in Bayreuth in den Genuss „erweiterter Realität (augmented reality)“ mittels der technischen Aufrüstung mit relevanten Spezialbrillen (s. TTT’s kleine Süffisanz: Wenn künstliche Intelligenz … https://onlinemerker.com/ttts-kleine-sueffisanz-wenn-kuenstliche-intelligenz-ki-z-b-virtual-augmented-reality-unechte-oder-erweiterte-realitaet-theater-virtuell-statt-visuell/ )
Beim Stream waren es, wie ich, wohl einige Hunderttausend, die lediglich eine nüchterne Parsifal – Werkschau unter o.a. Prämissen erlebten, keine erweiterte Realität, weder durch „augmented reality“ noch durch technikfreie werkimmanente Bedeutungssuche im analogen Bühnenweihfestspiel.
Kritisch anmerken muss man, dass der Parsifal von Richard Wagner nicht erst durch den Regisseur Jay Scheib Erweckung erweiterter Realität erlebt. Das ist seit der Komposition (1882) die Metaebene des Bühnenweihfestspiels.
In der visuell analogen Bühnen-Fassung für das gemeine Volk ohne Spezialbrille wurde der Zugang zur erweiterten Realität des Parsifal zu mystischen Parallelwelten unterbunden. Wie weit das mit den Haute-Volée Brillen realisiert wurde, muss aus Kommentaren der Auserwählten abgeleitet werden – hoffentlich fand nicht nur eine Bebilderung gem. Computer – Gaming statt, sondern z. B. virtuell surreale.
Gerade Parsifal bietet inhaltlich Überfülle erweiterter Realitäten, sensitiver, feinstofflicher Welten in mystischen Parallelwelten ohne jede digital-virtuelle Aufrüstung mit Brille seit über 140 Jahren durch befähigte Inszenatoren auf analogen Bühnen – wenn das mit „augmented reality“ nun überschäumend kosmisch gelingen sollte, öffnen sich neue Pforten theatralen Lebens, hoffentlich dann nicht nur für 15 % aus dem Zuschauerraum.
Meine Sicht (in Teilen wiederholt vorgetragen) erweiterter Realitäten, auch ohne „augmented reality- Aufrüstung“: in Wagners Parsifal gibt es nur Archetypen, die z.B. auch Verdis/Boitos Welttheater („Theatrum mundi“) und „Conditio humana“ (Natur des Menschen) inhalieren.
Es sind keine Wesen unserer realen Konsenswelt, angepasst am vitalen Überlebenskampf in purem Darwinismus, überlebten Konventionen und tradierten Verhaltensmustern. Im Wagner – Parsifal sind es Extrakte immerwährender Humanitas, im Widerstreit kosmisch unendlicher Makro- und Mikrouniversen, Gleichnisse für Chancen des Menschseins, Fiktionen besserer Welten entstanden aus Jammertälern, wider aller Chaoten und jedem Chaos, wie sie in werkimmanenter surrealer Sichtung am Theater erschaffen werden kann/könnte.
Beim menschlichen Kaleidoskop im Wagner–Parsifal sind es “allegorische Archetypen”, im übertragenen Sinn, sinnbildliche Welten idealtypischer Egos gegen konsensweltliches Ethos, Tugenden/Untugenden.
Symbole für mögliches Leben: Befreiung aus Mikro-Kosmen von Unwissen, Leid, Beschränkungen, der Pfad zur Verwirklichung von Fiktionen, Phantasmen als Blaupause einer noch surrealen (über der Wirklichkeit stehenden) möglichen Menschheit.
Dieses Menschsein entäußert sich jeglicher Klammern aus Unwissen, Leid, Bosheit, Limitierung, menschlichem Vegetieren usw., findet sich in der Synthese urwüchsig archaisch aufrechter Prägungen mit vorwärtsführenden neuen energetischen Welten, neuem Sein.
Extreme Archetypen öffnen polarisierende einschränkende Prägungen in Seele und Existenz der kosmischen Weite in Makroräume menschlicher Wohltaten, bedingungsloser Liebe (Empathie) und Qualitäten der Existenzen des Individuums und des großen Ganzen – mit Verinnerlichung übergeordneter kosmisch energetischer Spiritualität (Göttlichkeit?).
Dramaturgische Klammer ist der Weg zum Gral als Metapher alles Erreichbaren, aller zu verwirklichenden idealen Welten, von Lebensqualität zur Überhöhung menschlicher Charaktere in Fein- und möglicher Realstofflichkeit („neuer Geist wird Materie“).
Das alles sind Themen, die heute durch definierte Quantenenergien (die es im Universum und damit auch unserer Welt, immerwährend schon gab) nachweisbarer werden können.
Was bedeutet in Wagners Parsifal die Unendlichkeit vom Mikro- Makro- Kosmos? Das klingt gem. Quantenenergien recht akademisch, ist aber altbekannt und simpel. Es gibt keine Inhalte, kein was auch immer, dem man absolut kleinste oder größte Ausdehnung zuordnen kann.
„Das heutige Weltbild erwuchs aus beständigen Gaukeleien: Scheibe, ruht auf Elefanten, Himmelskörper drehten sich um die Erde etc. – und aktuelle Modelle? Konsenswelt Dimension, hypermoderne M-Theorie, bei der aus den Strings Membranen geworden sind. Der Strom des Wissens, Mikrokosmos und Makrokosmos (das Kleinste und Größte) sind unendlich und in endloser unendlicher Veränderung“.
Bezogen auf Wagners: „Zum Raum wird hier die Zeit!“ ist Raum und Zeit Wahrnehmbares. Raum lässt Fassbares, Gegenständliches ahnen, aber auch feinstofflich Grenzenloses wie den Weltenraum. Zeit erlebt man, Zeit bleibt grenzenlos, erleb- aber nicht fühlbar. Diese Dimensionen sind nicht einzugrenzen, es gibt keine Limitierungen, weder in Minimal – noch Maximalbetrachtung, das sind also unendliche Weiten im Mikro- und Makro – Kosmos.
So hat Wagner schon die Dimensionen seines Parsifals in allen Ausprägungen angelegt. Zeit in unendlichen Weiten unbegrenzter Universen/Räumen verliert ohnehin unbegrenzte letzte Konturen, die Dimensionen vereinen sich. Zeit wird zum Raum, Raum zur Zeit, Wirkmächte eines universalen Kosmos, die sich vereinen. Was sollte konkrete Zeit in unendlichen Räumen bewirken?
Mit Intuition, langsam durch Quantenenergien definierter erahnt, hat Wagner heutiges Wissen also in seinem Genie schon 1882 (Uraufführung) beschrieben.
Mit dem Wissen entsteht auch verändertes Verständnis für Vergangenheit und Zukunft, für Bewusstheit vom Unwissen zur Weisheit, vom Anfang und Ende, Unendlichkeit in allem Erleben, in universalen Polaritäten.
Der Archetyp Parsifal kommt aus einem unlimitierten Mikrokosmos von Unwissen, Naivität jenseits menschlicher Konventionen, ist im unbewussten Selbst, urwüchsig, lernt Menschenwelten kennen, erwirbt unterbewusstes Wissen, entwickelt Bewusstheit, öffnet sich einer unlimitierten Welt, dem Makrokosmos zur Weiterentwicklung auf dem Weg zum metaphysischen Gral, wandelt im Dualismus der Polaritäten (Yin und Yang) in die entgegengesetzten Kosmen zum Überbewussten, zum unendlichen Makrokosmos der Weisheit.
Weg der Läuterung vom Unbewussten zum Unterbewussten, Bewussten, Überbewussten und zur Weisheit!
Bedeutung: Menschen kommen aus und in einen unendlichen Kosmos existenzieller Möglichkeiten als einzige biologisches Wesen mit bewusstem Intellekt. (Vielleicht???) Lebewesen sind organisierte Einheiten, die unter anderem zu Stoffwechsel, Fortpflanzung, Reizbarkeit, Wachstum und Evolution fähig sind, mit größten Entwicklungsmöglichkeiten jenseits jeder sozialen oder sonstigen Vorgabe. Angelegt ist manches mit Geburt im Unbewussten, Prägungen erfolgen mit Erfahrungen/Sozialisation im Unterbewussten, führen im Lernen der Welt zum Bewussten, selten zum Überbewussten. Parsifal ist Allegorie „geöffneter Tore“ zum Überbewussten, zur Weisheit.
Bei den weiteren Menschen des Musikdramas bestehen analoge Entwicklungen.
So ist die gesamte Breite unseres Seins angelegt, das ist vitale unendliche menschliche Entwicklung. Sind wir schon auf dem Weg zum Makro-Kosmos in Genialität und Weisheit oder in einer Welt mechanisch funktionaler Äußerlichkeiten.
Wagners Parsifal behandelt den unendlichen Spannungsbogen im Mikrokosmos menschlich negativen Erlebens zum Makrokosmos aller Möglichkeiten grandiosen Daseins.
Das wäre aus meiner Sicht die Programmatik im Parsifal und damit die Aufgabe zur Visualisierung mit virtuell – technischer „augmented reality“, entstanden aus Computer – Spielen.
Mit gut gemachter archaischer Science-Fiction-Fabel wurde die Metaebene des Bühnenweihespiels nicht erreicht. Dem Werk schon ohne „augmented reality„ immanente erweiterte Realität wurde in der analog – visuellen Werkschau übersehen oder es fehlte nötiges Vermögen.
Es bleibt die archaische Sience-Fiction-Adapiton von Wagners Parsifal ohne Tiefgang als kurzweilige Unterhaltung. Das ist für kultiviertes, zukunftsfähiges Theater zu wenig, da es auf dieser Ebene als Konkurrenz zum Kino nicht überlebensfähig ist.
Tim Theo Tinn 25.7.2023
TTT ‘s Musiktheaterverständnis vermeidet Reduktion auf heutige Konsens – Realitäten, Trash-Welten, Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände von Ort, Zeit und Handlung. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind. Menschenbilder sind im psychosozialen Sein zu belassen. Musikalisch determinierte Charaktere sind irreversibel.
Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung Feinstoffliches aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem. Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem.