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TTT – Aufgefallen / Nachgehakt 4:  10 Milliarden Theater – Subventionen p. a. kann man leicht halbieren!

26.05.2024 | Themen Kultur

TTT – Aufgefallen / Nachgehakt 4:  10 Milliarden Theater – Subventionen p. a. kann man leicht halbieren!

Teil 2, Glosse zum Subventionswahnsinn: „Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht! Und die Moral von der Geschicht? Auflösen  antiquierten Gammels ist eine Pflicht – sowie Wandel zu zeitgemäßer Effizienz!

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Sämtliche Haftung und Verantwortung liegt bei TTT. Keine Haftung des Herausgebers!

Albert Einstein: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas verändern wird.”

Eine Weisheit vom Nobelpreis – Träger, dazu eine alter Dakota-Indianer: „Wenn Du ein totes Pferd reitest, steig‘ ab!”

Bedeutung für Theater / Musiktheater? Im Leben allgemein und in der Politik im Besonderen knabbert man ja ganz gern an Vorsätzen, ganz guten Vorsätzen oder tut zumindest so.

Im Theater nicht, da hält man sich selbstgenügsam für unantastbar, kritisch kann man das nur als prekären Eskapismus, als Realitätsflucht bewerten. Macht aber niemand, außer wir hier im Online – Merker.

Dabei entwickelt der gängige Machtanspruch: „Kunst darf alles!“ schale Legitimationskrusten, denn da will man immer häufiger „Scheiße zu Butter“ erheben – und gem. „unbefleckter Empfängnis“ stellt niemand mal den Kunstbegriff in manchen Perspektiven infrage.

Meine erste Unterweisung am Theater erhielt ich, noch studierend Blauäugiger von Fritz Doege, ehemaliger Tänzer, dann Schauspieler, Allround – Theatraler: „Junge, Kunst kommt von Können, alles andere ist Kappes!“  anlässlich „Widerspenstigen Zähmung – Proben“, mein gesamter Text: „Hey, Kamerad Grumio!“

Kann da jeder was er tut, oder tun die Vielen lediglich nur was Sie können? (Bezug zu zunehmend Theater-/ Musiktheaterfremden in verantwortlichen Positionen, s. kürzlich Gärtnerplatztheater, neue Geschäftsführende Direktorin, 3. Chefin, ehemalige Statistin und Juristin).

In 100 Jahren nahezu unveränderter, antiquierter öffentlich rechtlicher Theater geschah nichts – bis gar nichts, dabei müsste sämtlicher antiquierte Gammel verschwinden, zeitgemäße Effizienz in sämtlichen Strukturen zu fortschrittlichem Milieu ertrotzt werden, da trotzen jedoch reichlich egozentrische Blockaden: in ausgeübter Kunst bzw. was davon übrig ist, im Führungsdilemma, in Verwaltung und gegenständlichen Infrastrukturen (z. B.Neubau und Unterhalt neoklassizistischer und anderer Prunkbauten, Ausstattungen, unnötiger, theaterfeindlicher Multimedia – Aufrüstung, etc.) und auch politische Wegbereiter.

Selbst bei Neubauten wie dem Gärtnerplatztheater erhält man die alten Prägungen von vor 100 Jahren, z. B. die kargen, unbequemen, antiquierten engen Sitze als untrügliches Symbol der Überalterung. Im Kinosessel sitzt man wie ein König, im hochpreisigen Theater wie ein armer Schlucker, im Münchner Nationaltheater sogar mit Fußbarrieren. Da beginnt der Muff des ausgehenden 20. Jhrdts. und weht durch sämtliche Ebenen der Theater. So will Mancher in „alten Schläuchen“ moderne Event – Schuppen propagieren, jenseits originärer Publikumsbedürfnsisse.

Die unwahre Ausrede behaupteter Moderne im sogenannten „Regietheater“, mit nahezu identischen grundlegenden dramaturgischen Eckpfeilern seit mindestens 50 Jahren, demontiert auch die Ernsthaftigkeit solcher Behauptungen. Im Übrigen entspricht Gammel am Theater bzw. sein Dahinverwesen den weit und breit gängigen Postulaten seit gefühlten Jahrhunderten vom z. B.  umfassenden Bürokratie – Abbau  – „die Botschaft  hör ich wohl …“ (Goethe). Tatsächlich tut  und tat sich hier wie dort über die vielen Dezennien nichts oder Gegenteiliges.

Siehe z. B. Kindergrundsicherung: unveränderte Förderungen werden lediglich zusammengefasst, dadurch schafft sich der Bürokratie – Moloch (alles verschlingende Macht) 5.000 neue Vertreter mit festen, wohl unkündbaren Arbeitsplätzen. Das hat Methode, auch am Theater als Teil öffentlicher Verwaltung.

Dazu weitere faktische Erläuterungen im nächsten Teil von „10 Milliarden Theater – Subventionen p. a. kann man leicht halbieren!“ in Kürze. 

Heute einige amüsante Randbemerkungen, zusammengetragen aus Beiträgen des gegoogelten Sammellinks „Wenn Du  ein totes Pferd reitest, steig‘ ab!”:

Ein indianisches Sprichwort, welches zu Aktualität und erstaunlicher Bedeutung herangewachsen ist. Denn fest besoldete Verantwortliche, ohne jedes unternehmerische Risiko, steigen selten bis nie ab, selbst wenn ihr Pferd entseelt verreckt.

Auch wenn diesen Organismen nur kraft 80 % iger + x Subventionen (incl. Baukosten, s. o. ca. 10 Milliarden € p. a.) überhaupt Leben eingehaucht werden kann, haut man munter auf die Pauke, trotz gesellschaftlich mangelhaftem regelmäßigem Besucher – Zuspruch von weniger als 3 % der Bevölkerung und realem Bedeutungsverlust der Gründer – Intentionen (s. Teil 1, Geschichte und Politökonomie …). Selbst die < 3 % kommen nicht alle für künstlerisches Erleben und wer regulär bezahlt ist Geheimsache. Man spricht von Auslastung der Plätze, nicht vom Zufluss der Kasse.

Um absteigen zu wollen, müsste man erst einmal erkennen, dass das Pferd tatsächlich tot ist. Allein das kann schon das Problem sein. Nicht wenige wollen gar nicht wahrhaben, dass es an der Zeit ist, sich weiterzuentwickeln, neu zu orientieren, neu zu organisieren. Dabei weicht doch ohne Entwicklung jedes vitale Leben, übrig bleiben Zombies als Relikte der Verrichtung tradierter Rituale im Innen und Außen.

Selbst Wagners: „Kinder, macht Neues! Neues! Und abermals Neues! Hängt Ihr Euch ans Alte,… seid Ihr die traurigsten Künstler!“ wird gemäß TTT – Bericht von 2/24 zur verlogenen Instrumentalisierung! Dabei hat Wagner mit „Hängt Ihr Euch ans Alte,…“ konkret heutige Problematik prophezeit.

https://onlinemerker.com/ttt-verlogenes-zu-wagners-kinder-macht-neues-neues-und-abermals-neues-haengt-ihr-euch-ans-alte-seid-ihr-die-traurigsten-kuenstler/

Man lügt sich also selbst in die Tasche. Die Situation wird schöngeredet. Und mit teils grotesken, teils traurigen Argumenten wird überlebt antiquierter Anachronismus gelebt.

Dabei  geht es um die Erkenntnis, dass im Leben, in allen Universen, in unendlichen Mikro – und Makro Kosmen, üblicherweise alles im Fluss ist, sich Dinge im Innen und Außen ständig verändern, entwickeln oder untergehen – im Theater nicht. Manche mögen im Stillen schon bemerken, dass das Pferd tot ist, verdrängen aber diese Wahrheiten.

So auch z. B.  Vertreter „schreibender Zunft“, insbesondere etablierter Medien und andere. Lieber wird mit nebensächlichem Drumherum abgelenkt, was zwar irgendetwas mit dem Pferd zu tun hat, aber das Problem nicht erkannt oder gemieden.

  1. B. mit Pseudo – Zeitproblematik durch Dekonstruktion und Überschreibung, ungeachtet ursprünglich angekündigter, ehemals eindeutiger Inhalte. Der gern behauptete Hinweis politischer Aktivität entlarvt sich da durch jeglichen Mangel derselben, jenseits der Versuche deskriptiv unschlüssig fabulierter dekonstruierter Inhalte ehemals schlüssiger Wahrhaftigkeit, auch von kulturellem Erbe. Wer tut da noch, was er sagt?

„Wer mehr sagt, als er tut, predigt. Wer weniger sagt, als er tut, lügt. Wer sagt, was er tut, ist eitel. Wer tut, was er sagt, ist gut.“ (Martin Walser)

Ist es nicht verrückt, immer das Gleiche zu tun und dabei zu hoffen, dass sich etwas ändert? Und ist es nicht noch verrückter, sich dann auch noch zu beschweren, wenn andere etwas bemängeln? Doch statt sich aus einem Trott zu lösen, Neues zu versuchen, bleibt es bei neuen … Ausreden.

Einstellungen sind mglw. auch manchmal geprägt von stiller Resignation, Passivität und Besitzstandswahrung. Na ja, was verstehen die Dakota auch schon von Pferden?

Wohl niemand käme auf die Idee, sich auf ein totes Pferd zu setzen und zu hoffen, dass man damit vorwärtskommt. Diese einfache Logik funktioniert jedoch am Theater nicht. Stattdessen wird nach immer neuen Methoden gesucht tote Pferde doch noch zu bewegen. Statt vom hohen erloschenen Ross herunter zu kommen, werden häufig folgende Alternativen zu Rate gezogen, falls man nicht zu sehr mit dem ’todbringenden sich Vergaloppieren‘ beschäftigt ist und den Zustand des Pferdes gar nicht erkennt.

Hochqualifiziertes Führungspersonal in Dramaturgien, Intendanzen, der kommunalen Verwaltung, hochpreisigen Beratungsunternehmen und andernorts haben dafür z. B. zahlreiche angeblich erfolgsorientierte Strategien und zielführende Statements entwickelt: Methoden und Strategien, um dem Unausweichlichen doch ausweichen zu können.

Was kostet so ein Berater am Tag?

Strategieberatung für Direktoren veranschlagt einen Tagessatz von 10.800 Euro (!), die Tagespauschale für Anfänger wird für interne Verrechnungszwecke auf 1.500 bis 3.000 Euro taxiert und selbst Praktikanten haben einen internen Tagessatz von 500 bis 900 Euro.

Olaf-Scholz-Strategie: Wir treffen unsere Entscheidung zum Pferd nach längerem Zögern oder wir entscheiden nicht, auf jeden Fall kommunizieren wir nichts über unsere Gründe.

Helmut-Kohl-Strategie: Wir setzen uns hin und warten sechzehn Jahre, ob das Pferd sich nicht einfach nur tot stellt.

Austausch des toten Pferdes gegen ein anderes, das gem. prominenter Berater – Gutachten schneller läuft!

Gutachten, zu billigeren und leistungsfähigeren toten Pferden!

Prädikat:  „Kein Pferd kann so tot sein, dass wir es nicht mehr reiten können!

Anweisung an Reiter, sitzen zu bleiben, bis das Pferd wieder aufsteht!

Wissenschaftliche Vergleiche unterschiedlicher toter Pferde!

Änderung der Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist!

Post-faktische neue Wahrheiten: Pferde sterben nicht!

Wer sagt, dass man tote Pferde nicht reiten kann?

Andere reiten  auch tote Pferde, somit wird das zum Normalzustand erklärt!

So wurden die Pferde doch immer geritten!

Arbeitskreisgründung, um das tote Pferd zu analysieren!

Luxuriöse Dienstreisen, um zu sehen, wie man andernorts tote Pferde reitet!

Erhöhen der Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde, lt. Gutachten!

Bildung Task Force, um das tote Pferd wiederzubeleben!

Verwaltungsinterner Ideenwettbewerb zum Reiten toter Pferde.

Zur Effizienz – Steigerung: Antrag auf noch mehr Förderung beim Bund!

Austausch des toten Pferdes gegen eine tote Kuh!

Gründung Crowdfunding-Projekt, damit Andere auch ein totes Pferd reiten können!

Keine Pferd kann so tot sein, dass man es nicht noch durch Schläge antreiben kann!

Bildung Qualitätszirkel, zur Verwendung toter Pferde!

Überarbeitung der Leistungsbedingungen für tote Pferde! (s. Serebrennikow und andere!)

Einfrieren der Pferde und warten auf neue Technik, um tote Pferde zu reiten (s. Cinema im Theater und andere techn. Projektionsformen)!

Gebetskreis, der das Pferd gesund betet (s. z. B. Verehrungsmichel, Andienungsschreiber unter Kritikern)!

Man parfümiert sich mit Aasgeruch, damit das tote Pferd kein schlechtes Gewissen wegen seines Geruches bekommt!

Weit verbreitete Handlungsmaxime: „Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, sorge für einen bequemen Sattel (noch mehr Subventionen – Kino – Adaptionen usw.)  – es könnte ein langer Ritt werden!“

Absteigen und umsatteln

Natürlich sind diese Alternativen mit einem gewissen Augenzwinkern zu betrachten. Unwahrscheinlich erscheinen sie dennoch nicht. Und sie sind auf keinen Fall passende Werkzeuge, um Wandel am Theater zu  gestalten. Natürlich ist es schwer, sich von einem treuen Pferd zu trennen, aber wenn es nicht mehr atmet, muss man der Wahrheit ins Auge sehen.

Deshalb sollte man dafür sorgen, dass das Pferd eine angemessene Beerdigung erhält und sich nach Alternativen umschauen. Wie wäre es mit einer Neuzüchtung, oder  ganz neuer Mobilität? Oder ist ein  archaisches Fahrrad passende Alternative?

Auf jeden Fall erscheinen all diese Lösungen weit weniger verrückt, als auf einem toten Pferd sitzen zu bleiben, ggf. motiviert fragend, warum man von einem toten Pferd absteigen sollte!

Ist es denkbar, dass diese Anregungen zum  gegenwärtig dekonstruierten Kulturerbe zur Wiederkehr der Bedeutung für Lebensart und Haltung von Identitäten führen kann?

 

Tim Theo Tinn, 26. Mai 2024

 

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