TTT: Affektive (gefühlsbetonte) Wirkung literarischer Texte, musikdramatischer Szenen auf Menschen
Mainstream + Usus + Affektives: Alternativen zur fehlenden Gefühlstiefe der Inszenierungsmiseren im Musiktheater! Grundsätzliches!
Ruth Walz
Ausführungen dieser Reihe vertiefen verlorene Empfindungen im Musiktheater, insbesondere zu Konkretisierungen unzulänglichen Sentiments von Aufführungen.
Mainstream = kultureller Geschmack einer großen Mehrheit Usus = üblich gewordene Verhaltensweise einer kleineren Gruppe von Personen.
Grundlagen der Reihe sind menschliche Regungen und das dürftige Sentiment dramatischer Dichte im Musiktheater, im Unterschied zu prallen schriftstellerischen Gefühlswelten, deren Wirkmächten.
„Auch das ist Kunst,
ist Gottes Gabe,
aus ein paar sonnenhellen Tagen
sich so viel Licht ins Herz zu tragen,
dass, wenn der Sommer längst verweht,
das Leuchten immer noch besteht.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
Sonnenhelle Tage, Leuchten, das immer noch besteht? Im Regietheater -Trash der Überschreibungen und Dekonstruktionen? Ist dieser Trash überhaupt Kunst oder verirrte substanzlose Behauptung?
Zumindest basale Hinweise zu unserem Innersten, unserem Seelenleben sollten sich in Stimmungen, Emotionen, Sentimenten, Gefühlen finden!
Affektive Wirkungen begründen menschliche Bedürfnisse nach Teilhabe am Erleben, Empfinden, an Schicksalen anderer Geschöpfe, Welten, sei es durch Literatur, Theater, Film u.a.
Man liest, geht ins Theater, Kino, hängt vor TV, digitalen Medien ab, manche ergötzen sich an Pornos usw..
Und es gibt quantenenergetische Tableaus, auch wenn die hier, ob zu vieler Schmähungen gegen mich, unerwähnt bleiben.Wiederholt erläutert können gem. Quantenforschung Gefühle Ergebnisse, Eindrücke bestimmen. In Filmen u. a. kommt der kulinarische (!) Effekt oft durch Musik hinzu. Im Musiktheater durch niedergemachte Szene eigentlich nie.
Evokation (= suggestive Erweckung zur Bildlichkeit der Empfindungen, zu Sinnbildern, Allegorien, Emotionstransfers) beleuchtet die „non-visuellen“ Kräfte von Inhalten, die sich der Sphäre des Optischen entziehen und sollte zur Akzeptanz durch Rezipienten (Publikum als wichtigste Instanz, z. B. Print – Medien -Vertreter sind das eigentlich nicht oder höchst selten) auf Dauer eigentlich beherrschend sein. Solch basale Funktionen haben Theater verlernt.
Jenseits physisch-optischer Sphären bilden Phänomene bildlich akustischer Sinnlichkeit menschlicher Regungen eigentlich Anker individuell erlebter oder auch nur geläufiger Gefühle, Stimmungen, Emotionen, deren spezifische Qualität am Theater verblasst. Deren tatsächlicher Teil jeglicher humanen Existenz findet am Theater nicht mehr statt, so ist Lebenskraft entwichen!
Wie kommt es, dass wir oft im Kino, bei Romanlektüren ein emotionales Verhältnis zu den Charakteren, aber auch zu deren vitalem Lebensraum, den Lebensgemeinschaften aufbauen?
Wie ist es möglich, dass wir da nahezu sensuell erleben können? Und welche Konsequenzen kann dieses imaginäre Erleben auf das Verhältnis zu unserer Realität haben?
Es bleibt rätselhaft, warum Musiktheater szenisch in Dekonstruktionen üblicherweise ohne planvolle Evokation produzieren, dafür jenseits ihres Kultur- u. Unterhaltungsauftrages fabulierte politik-, sozialwissenschaftliche u. a. Inhalte quasi als Lehrveranstaltungen bewegen, deren Grundlagen oft hanebüchen sind. Da wird auch behauptete Realität entstellt, in i.d.R.hoch steuer – subventionierter Fake – Propaganda.
Es werden z. B. in einer Inszenierung allerorten Nasen abgeschnitten, warum weiß keiner! Regie stammt von einem angeblich von russischer Regierung verfolgtem Dissidenten = mutiger Wahrheitsverfechter (Staatslexikon) – na dann!
Wobei sonstiges pauschales Russen – Bashing auch äußerst fragwürdig erscheint – ist halt Theater. Solche Autogamie (Selbstbefruchtung) haben betroffene Theater selbst initialisiert: es bleibt die Frage, ob noch „hellste oder zumindest helle Kerze auf den Torten leuchten“!
Jux oder Tragödie? Die Nase, Schostakowitsch Bildquelle: Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper
Inszenatoren schwingen sich in „Yellow -Press“ Manier zu gesellschaftskritischen Behauptungen als selbsternannte wissenschaftliche Koryphäen jeglicher Fakultäten mit leider defizitärer Kompetenz und Substanz auf.
In einer „Fanciualla“- Inszenierung (Staatsoper München) mit komponierter Goldmine wird diese zum Kohlebergwerk als Arbeitslager, Goldgräber werden zu Flüchtlingen im Migrationselend in diesem Kohlebergwerk, sollen somit an sozialem Abgrund stehen. „Völlig lebensnah“ horten diese gepeinigten Kreaturen einen Goldschatz, es gibt sogar einen Goldrausch der Flüchtlinge im blödsinnig behaupteten Arbeitslager Kohlebergwerk. Welcher Lebensnähe dieser dekonstruierende Unsinn „mit Brechstange“ entsprungen sein soll, dürfte psychologische Würdigung erfordern.
Der Regisseur inszenierte zum 5. Mal in seinem Leben eine Oper. Ansonsten macht er sporadisch kommerziell wenig erfolgreiche Filme.
- B. Bregenz erhält eine Intendantin, die sich dieser „Rübenrausch“ – Programmatik anschließt, indem sie für ihre erste Premiere („Traviata“) einen Regisseur engagiert, der die aktuelle Aida in München, eine Boheme in Salzburg etc. im Murks auseinandergenommen hat.
Und dann werden in sogen. Musiktheater-Kritiken, vornehmlich in Print – Medien, diese Themen umfassend ernsthaft, fast immer positiv bewegt. Der Rest (Gesang!) bleibt oft mangels Fähigkeiten unbeachtet! So geht einschlägige Andienung.
Gerade manche Prominenz dieses Klientels ergeht sich in essayistischen Verbiegungen, Klimmzügen. Dabei handelt es sich gemeinhin um flache oder verirrte Aktualisierungen weltlicher Sphären. Statt aus ursprünglicher theatraler Kultur, „der Tiefe archetypischer Menschheitsmythen“ zu schöpfen, fischt man oberflächlich im Trüben. Da hat sich Grundsätzliches geändert!
Wer geht denn „daaaaafür“ ins Musiktheater? Für Themen, die tagtäglich qualifizierter, komplexer, wahrer in dafür geschaffenen Medien ausgiebig erläutert und dargestellt werden? Das ist für so manches Publikum unpassend, belastend, unangenehm, langweilig, dämlich. Internalisierung / Verinnerlichung von Gefühlen stattdessen wird unterbunden – programmatisch oder aus Unvermögen?
Es mahnt an den „Adabei“, der überall dabei sein, sich wichtig, dazugehörig machen will, ungefragt, unwillkommen, irritierend.
Gegenteilig, meist immanent aussagekräftig bleiben geeignete Literatur (Texte werden nicht überschrieben, dekonstruiert), viele cineastische Formate und ggf. neue darstellende Medien in Evokation.
Allein schon durch nötige, dem öffentlich – rechtlichen Theater fehlende Gewinnerzielungsabsichten unterbleiben dort fragwürdige pseudogescheihte Dekonstruktionen, die unfähig sind Seelenleben im Sentiment zu öffnen, mangels Inszenierungsvermögen / – kenntnissen szenisch überzeugende, glaubhafte Charaktere und Rahmen zu bilden.
Entscheidende Qualität ergibt sich offensichtlich aus der Verankerung in freier Wirtschaft, die dem Publikums-Plazet und Leistungsprinzip verpflichtet ist! Nur mit Akzeptanz kann Geld verdient, diese Kunst erhalten bleiben. So entsteht regelmäßig auch anspruchsvolle Kost.
Da ist in öffentlich-rechtlichen durchsubventionierten Theatern, insbesondere den kaum noch bezahlbaren Musiktheatern, anderes Usus. Wie sämtliche Behörden bleiben auch öffentlich – rechtliche Theater in fragwürdiger Organisation und Programmatik verkrustet unbeweglich. Dazu gehören auch pseudo – zeitgeistige Aufführungen, die ja letztlich in diesen Verhältnissen entstehen.
Publikum muss bevormundende Programmatik gem. „Befehl per Mufti“ aushalten, in über alle Zeiten üblichem behördlichen Musiktheater-Usus! Behörden-Hybris also auch durch Theater.
Cineastisches entwickelte sich seit rd. 120 Jahren aus theatralen Wurzeln. Ephemeres = vergängliche Darstellung wurde konservierbar gemacht.
Die Filmindustrie machte rasante Fortschritte, indem sehr rasch die Orientierung am Publikum erfolgte und im kommerziellen Geschäft nachhaltig rasch detaillierte Drehbücher entwickelt wurden, mit nötigen Schwerpunkten evokativer und affektiver Dramaturgie, von Künstlern, die um die Dinge wissen, im Gegensatz zum Musiktheater. (Ausnahme z. B. der geniale Filmregisseur Wim Wenders, arbeitet ohne Drehbuch, hat aus Einsicht nach völlig desolater Perlenfischer-Inszenierung 2017, Berlin, weitere Operninszenierungen (Bayreuth) abgelehnt.)
Massenpublikum im diesem Mainstream lief den Theatern den Rang ab, die gleichmütig in Jahrhunderten gepflegter Traditionen und Manierismen dahinplätschern. Die Menschheit hat sich seit ersten Theatern mehr als versechzehnfacht (ca. 500 Mio. zu über 8 Milliarden), Theaterbesucher (rd. 3,5 %) sind in Relation sehr wenige geblieben, Kinos und Besucher haben sich exponentiell explosiv ausgeweitet.
Bis heute gibt es keine inhaltlich strukturierten Produktionen der Theater, vergleichbar mit Vorproduktion, Konzeption, Drehbuch etc. von Filmarbeiten, die auch detailliert wichtigste affektive, evokative szenische Lösungen vorab entwickeln. Da will man schließlich größtmögliche Publikumserfolge.
Die benötigt bzw. will man am Theater nicht, stattdessen provoziert man oft bewusst Verdrussbekundungen (Buh) seiner Kundschaft, also des Publikums, nicht der Kritiker. Produktionsbedingungen / -abläufe am Theater sind auch heute noch gem. an modernen Standards der Filmindustrie „vorsintflutlich“ geblieben, Reformbereitschaft zu Verkrustungen gibt nicht. Es besteht gleiche Aufgeschlossenheit wie in z. B. katholischen, evangelischen Konfessionen, – und da fliehen in der BRD aktuell rd. 1 Mio. Mitglieder jährlich.
Proben und Probieren: da kommt ein Regisseur und füllt während meist 6wöchiger Proben mit vorab losen Vorstellungen ein angedachtes Bühnenbild zu dem es eine improvisierte Bauprobe gab. Oft bleibt es allerdings auch beim sechswöchigen Ausprobieren, Versuchen, es gibt kein dezidiertes Einstudieren vorher entwickelter Regiebücher!
Da wird also wenig exakt einstudiert, geprobt, sondern man lässt über alle Wochen die Rübe des Regisseurs (s. Rübenrauschtheater) mit beständigem Ausprobieren rauschen, so dass immer mal eine Generalprobe ohne durchgeprobte Inszenierung durchholpert.
Gerade bei prominenten Regisseuren weiß man aus bisherigem Wirken, ob im Handwerk ein Schimmer bühnenwirksamer Evokation besteht. Statt solche Defizite durch sorgsame Vorbereitung gem. Cineastik (Drehbuch) auszugleichen (Intendanten Aufgabe der Kontrolle), geht man unbeleckt in die Proben, in dem Anspruch, dass da schon geniale Geistesblitze über die Egomanen kommen.
Evokative und affektive Wirkungen sind „lebensnotwendige Inhalte“ jeder wirksamen szenischen Gestaltung. Sind deren handwerkliche Grundlagen nicht mehr bekannt, erblassen Theater = Lebenskraft entweicht (nochmal)!
Das wäre natürlich nur umsetzbar, erkennbar, wenn Original-Libretto und Musik analytisch beachtet, Szenarien inhaltlicher Dramatik genau untersucht werden. Für Unbelehrbare: damit wird keine stoische Werktreue gefordert, sondern die Beachtung der grundlegenden Seelentiefe, der Gefühlsspektren eines Dramas! Da retten auch singuläre Zufälle ohne Kontinuität auf Dauer nichts.
In meiner Ausbildung vor Jahrzehnten gab es noch diese handwerklichen Komponenten.
Allerdings haben jetzt Manche entdeckt, dass beim Kino doch auf irgend eine Weise größere Gefühlsdichte besteht – der Grund bleibt wohl schleierhaft, denn dann hätte man längst das Handwerk affektiver, evokativer Wirkungen für Bühnen adaptieren können.
Das scheint mit intellektueller Struktur zu kollidieren – statt die Machart zu beleben, zu lernen, wuchtet man nun vielerorts die ganzen technischen Kinno – Vorrichtungen auf die Bühnen, also nicht der Theaterbühne fehlende szenische Lösungen werden erlernt und umgesetzt, sondern das massive Äußere, die Hülle, z. B. das Kino als theaterfremdes Medium wird gestemmt (aktuelle z. B. auch „augmented reality“ ).
Handwerkliche Defizite auszugleichen ist nicht „en vogue!“ Mit viel Unvollkommenheit in Aufrüstung und Umsetzung werden nun die Kinos auf Bühnen implantiert ohne szenische Lösungen zu den Defiziten zu ergründen. Die fehlende Berücksichtigung der vielfältigen Einstellung im Film von Totalen bis zu Nah-, Detailaufnahme zur einzigen Totalen bei Bühnenaufführungen tut ein Übriges zur Wirkungsarmut.
Und auch computergenerierte Wirklichkeiten wie virtual-, augmented reality usw. manifestieren im Vergleich zunehmende Blässe der Theaterinhalte, die auf Dauer dem Theater nur letzte Vitalität seiner Kernkompetenzen rauben werden.
Millionen € für diesen erhofften Ersatz fehlenden theatralen Sentiments werden dafür von öffentlichen Kassen gefordert, mit Medien, die nun mal nichts mit Theater zu tun.
Es erinnert an prähistorische Steinzeitmenschen, die auf einen neuzeitlichen Fernseher treffen, projizierte Bilder rauben wollen indem sie das Gerät auseinander nehmen. Das Entstehen der Bildvisionen bleibt denen ein Rätsel.
Emotion oder Gemütsbewegung bezeichnet eine psychophysische Bewegtheit, die durch bewusste oder unbewusste Wahrnehmung … ausgelöst wird (Wikipedia).
Es geht noch nicht mal um die 5 Sinne gem. Aristotels: Sehen, Tasten, Hören, Riechen, Schmecken, sondern um emotionale Erfahrungen, die den szenischen Inhalten erst Wahrhaftigkeit, menschliche Lebensnähe geben. Die in Dekonstruktion bevorzugten Trash – Bauten und Kleidungen unseres Alltages bleiben „synthetische Bilder“, Zombies, verhindern Seelengemälde, Gefühlstransformer, sind somit auch vom universalen Menschsein weit entfernt.
Stimmung ist länger anhaltende Emotion. Weniger dominant bleibt sie unterschwellige Gefühlsbasis. Emotionen für Bühnenwahrheiten wären z.. B. Sehnsucht, Hoffnung, Angst, Ekel, Freude, Trauer, Überraschung, Verachtung, Wut, Tragik, Spannung, Romantisches, Mutiges, Mystisches, Ruhe usw.
Emotionen werden gespürt, wahrgenommen, interpretiert und nahezu weltweit einheitlich empfunden, verstanden. Könnten sich Musiktheater wieder der handwerklichen Kunstfertigkeit zum Erreichen von affektiven Wirkungen und Evokation bemächtigen, wären auch die ewigen Diskussionen um „Originalsprache“ zumindest sehr eingeschränkt – es gäbe wieder, unabhängig von Worten, verständliche transormierende Inszenierungen.
In ausgewählter Literatur, Filmen etc. werden immer schon grundsätzliche atmosphärische Grundstimmungen geprägt, auf dekonstruierenden Opern-Bühnen szenisch i.d.R vermisst.
Wenn emotionaler Transfer erzeugt wird, mündet er in Empathie. Publikum, Leser erleben die Protagonisten als komplexe Wesen, können sich hineinversetzen, mitfiebern, mitreißen – oder auch nicht.Vielleicht liegt die Zukunft auch nur noch in Touristenattraktionen in Prachtbauten, ohne echtem Publikum als Musiktheater-Sachwalter.
Tim Theo Tinn 15. Febr. 2025
TTT ‘s Musiktheaterverständnis vermeidet Reduktion auf heutige Konsens – Realitäten, Trash-Welten, Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände von Ort, Zeit und Handlung. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind. Menschenbilder sind im psychosozialen Sein zu belassen. Musikalisch determinierte Charaktere sind irreversibel.
Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung Feinstoffliches aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem. Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem.