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Trio Machiavelli mit Werken von Ravel und Chausson bei Berlin Classics erschienen/

30.07.2020 | cd

Machiavelli Trio und Claire Huangci mit Trios von Ravel und Chausson bei Berlin Classics

Feine Differenzierungen

Eines haben die beiden Komponisten Maurice Ravel und Ernest Chausson gemeinsam: In beider Leben spielten folgenschwere Verkehrsunfälle eine wichtige Rolle. Ravel war nach einem Autounfall nicht mehr in der Lage zu komponieren und Chausson starb bei einem Fahrradunfall. Wie Ravel blieb Chausson der „Prix de Rome“ verwehrt und er wandte sich vom Pariser Conservatoire ab. Rhythmisch komplexe Strukturen und mystische Mehrdeutigkeiten beherrschen Ravels Klaviertrio in a-Moll aus dem Jahre 1914. Für die Pianistin Claire Huangci ist es ein Grundpfeiler des Klavierrepertoires. Gerade in Krisenzeiten sei ein solches Stück auch als Hilferuf zu verstehen, denn es entstand im Kriegsjahr 1914. Dieses Stück erfordere, dass man die Texturen und harmonischen Schichten möglichst fein herausarbeite. Es sei ein verrücktes Werk mit vielen Herausforderungen. Das Klavierquartett in A-Dur op. 30 von Ernest Chausson soll ein deutliches Gegengewicht darstellen. „Das Quartett haben wir gemeinsam entdeckt“, sagt Huangci. Man habe etwas finden wollen, dass eine positive Note dazugeben würde. Klangfarbenreichtum und irisierender harmonischer Zauber kennzeichnen denn auch diese bemerkenswerte Aufnahme der beiden nicht eben oft gespielten Werke. Zusammen mit Solenne Paidassi (Geige), Adrien Boisseau (Bratsche) und Tristan Cornut (Cello) interpretiert Claire Huangci (Klavier) gerade die Komposition von Chausson durchaus mit Seelentiefe und starker Ausdruckskraft. Melodische Linien und differenzierte Klangfarben erreichen beim Ravel-Trio eine erstaunliche Klarheit und Dichte, deren Intensität zunimmt. Im ersten Satz triumphiert die melodietragende Oberstimme zusammen mit dem asymmetrischen Rhythmus. Die wechselnde rhythmische Betonung wird sehr gut herausgearbeitet. Im Mittelteil des zweiten Satzes gewinnt das choralartige dritte Thema immer mehr an Profil. Und auch die strenge Passacaglia des dritten Satzes fasziniert mit präzisen Tempi und Akkuratesse. Im Finale verändern sich die beiden Themen bei dieser klanglich opulenten Wiedergabe in vielfältiger Weise.

Die Welt Jules Massenets und Cesar Francks blitzt hingegen immer wieder deutlich beim Klavierquartett von Ernest Chausson auf. Beschwingt wirken die Themen des ersten Satzes, die einfühlsam gespielte Bratschemelodie des zweiten Satzes geht ins Gemüt. Und auch der reizvolle Zwischenspiel-Charakter des dritten Satzes wird nicht geleugnet. Pulsierende Sechzehntel beherrschen bei dieser konzentrierten Interpretation das schwungvolle Finale, das von einem rasanten, optimistischen Rhythmus weitergetrieben wird. Eine in jedem Fall empfehlenswerte Aufnahme. 

Alexander Walther

 

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