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TRAPANI/ Luglio Musicale: TOSCA

Zur Feier des 70jährigen Bestehens des Trapani-Festivals

18.07.2018 | Oper


Scarpia lässt foltern. Copyright: Trapani-Festival

TRAPANI/ Luglio Musicale: TOSCA am 17.7.2018

Das Luglio Musicale Festival in Trapani ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus, die es mit seinem triumphalen Tunesien-Gastspiel (wir haben darüber berichtet) eingeheimst hat.

Ganz im Gegenteil: gestärkt durch den großen Erfolg (7000 Zuschauer allein in Carthago) beginnt  es – nicht einmal 10 Tage danach – seine „normale“ sommerliche Saison in der Heimat mit einer nicht weniger erfolgreichen Tosca : zur Feier seines 70jährigen Bestehens.

Um zu verstehen, woher dieser sizilianische Stolz und dieser sizilianische Ehrgeiz kommt, ist es hilfreich, das Gründungsmanifest aus dem Jahre 1948 zu lesen: denn da wird explizit angestrebt, dem Freiluftfestival dieselbe Bedeutung zu verleihen wie den vergleichbaren Veranstaltungen in der Arena von Verona und in den Thermen von Caracalla.

Nun ist Tosca ja eine Oper, die man eigentlich nicht inszenieren kann, weil sich das Publikum gewisse Standards erwartet und die Bühne stürmen würde wie einst die Bastille, wenn diese nicht auf Punkt und Beistrich erfüllt würden. Ohne die Chiesa S.Andrea della Valle, ohne den Palazzo Farnese und vor allem ohne Engelsburg geht toscamässig rein gar nichts. Dazu kommen noch Sekundärtraditionen wie die Tatsache, dass Baron Scarpia offenbar in allen Inszenierungen immer dieselbe Perücke trägt und Floria Tosca jeweils ausschließlich zeltähnliche Gewänder aus ehemaligen Vorhangsstoffen anhaben muss.

Regisseur Matteo Mazzoni erfüllt die Vorgaben relativ penibel, allerdings durchaus auch mit einem persönlichen Touch. So verwendet er – wie Michael Sturminger bei den Osterfestpielen –  (sehr ästhetisch gestaltete) Videoprojektionen, um mit geringem materiellen Aufwand die unverzichtbaren Spielorte auf die Bühne des Stadtparks von Trapani zu bringen.


Die Madonna, Scarpia und Tosca. Copypright: Trapani-Festival

Auch der Cast kann sich sehen und hören lassen. Der blutjunge aserbeidschanische Tenor Azer Zada vermag nicht nur den ganzen Abend lang zu glänzen, sondern auch die „Stelle“-Feuerprobe makellos zu bestehen, der bulgarisch-tschechische Sopran Stefanna Kybalova muss sich am Anfang noch etwas warmsingen, erfreut aber spätestens im zweiten Akt nicht nur durch agilen Gesang, sondern ebenfalls durch agiles, herzerfrischend-selbstironisches Schauspiel (nachdem sie Baron Scarpia erstochen hat, wirft sie sich z.B. reitenderweise auf ihn und versucht die Leiche auch noch zu erwürgen).

Der Baron selbst in Gestalt des ur-römischen Baritons Stefano Meo ist überhaupt eine Figur von unerschütterlicher Souveränität, eine Art äußerst lebensfroher Don Giovanni, allerdings mit durchaus diskutablen Methoden, um an sein Ziel zu gelangen.

Exzellent auch das Orchester des Luglio unter James Meena.

Ein erfreulicher Auftakt also unter den jahrhundertealten Platanen der Villa Margherita für die heurige Sommersaison in Trapani. Es folgen noch Elisir d“Amore, eine Traviata und die aus Tunesien re-importierte Aida aus Tunesien.

Robert Quitta, Trapani

 

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