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TORRE DEL LAGO/ Puccini-Festival/ Gran Teatro Puccini: TOSCA

27.08.2022 | Oper international

TORRE DEL LAGO/ PUCCINI FESTIVAL (Gran Teatro Puccini): TOSCA von Giacomo Puccini am 26.8.2022

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Copyright: Puccini-Festival Torre del Lago

Der Architekt, Bühnen-und Kostümbildner und Opernregissseur Pierluigi Pizzi ist soeben 92 Jahre alt geworden. In seinem „besten Mannesalter“ war er dafür bekannt, sehr üppige, nahezu schon überladen wirkende Inszenierungen abzuliefern. Seit einiger Zeit ist er – wie er selbst sagt – ein wenig weise geworden, und das sieht man seinen Produktionen mittlerweile auch wirklich an. Z.B. seiner neuen „Tosca“ beim Puccini Open-Air Festival in Torre del Lago.

Wenn man es nicht wüsste, würde man – abgesehen von der wie immer vorhandenen Eleganz und  exquisiten Ästhetik der ganz wenigen Bühnenelemente – diese Arbeit nicht der „Marke Pizzi“ zuordnen, so extrem minimalistisch geht es an diesem Abend zu.

Noch viel erstaunlicher ist, wie sehr Pizzi – der es in seiner „ersten Karriere“ als Architekt und Bühnenbildner ja in erster Linie mit Objekten und nicht mit Menschen zu tun hatte und daher oft wegen seiner (eher nicht vorhandenen) Personenregie kritisiert wurde – nunmehr gereift ist, was gerade diese betrifft. Bei dieser „Tosca“ ist sie äußerst einfühlsam, delikat und musikalisch – was sich besonders in der Gestaltung der instrumentalen „Zwischenspielen“ zeigt, die man sich, was das Timing der Gänge und Gesten betrifft, kaum besser vorstellen kann.

Auf der musikalischen Seite ist nicht alles ganz so vollkommen. Zwar lässt uns Enrico Calesso eine sehr „durchhörbare“ Interpretation vernehmen, bei der man – besonders, was die Instrumentation betrifft, sehr viele Details entdeckt, die man sonst nicht wahrgenommen hat. Zwar ist Roberto Frontali möglicherweise der derzeit weltbeste Scarpia, der diesen bösen Baron mittlerweile schon fast kabukihaft präzise bis ins kleinste gestische oder intonationsmässige Detail gestaltet. Auch Giulio Mastrototaro ist sehr überzeugend als Sagrestano ebenso wie Ivan Magrì als Cavaliere Mario Cavaradossi.

Das Problem ist Svetlana Aksenova alsTosca. Die Aksenova ist eine überaus elegante, schlanke und vornehme, fast schon aristokratische, Erscheinung und wäre und damit eine ideale Marchesa Atavanti – wenn die denn nur aufträte… Als extravagante, hysterische, sexuell begehrte und begehrende Bühnendiva Floria Tosca ist sie aber leider eine komplette Fehlbesetzung – zumal vor allem auch ihrer Stimme total „der Körper“ fehlt. Schade !

Ansonsten vielleicht einer der besten derzeit zu sehenden Tosca-Inszenierungen, gleich nach der unvergleichlichen Rekonstruktion der Uraufführungsproduktion aus dem Jahre 1900 an der Opera di Roma…

Robert Quitta, Torre del Lago

 

 

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