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TORRE DEL LAGO/ Puccini-Festival (Auditorium Caruso): SATYRICON von Bruno Maderna

27.08.2022 | Oper international

TORRE DEL LAGO/ PUCCINI FESTIVAL (Auditorium Caruso): SATYRICON von Bruno Maderna am 25.8.2022

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Das Gastmahl des Trimalchio. Foto: Puccini Festival Torre del Lago

Seit Giorgio Battistelli, einer der meistgespielten zeitgenössischen Komponisten Italiens, künstlerischer Leiter des Puccini Festivals in Torre del Lago bei Viareggio ist, gibt es dort neben den großen Schinken auf der riesigen Freilichtbühne auch eine „Schiene“ mit Klassikern der Moderne. Oder sagen wir lieber: ein Schienerl, denn die Werke werden nur einmal in dem kleinen, „Auditorium Caruso“ genannten Saal im Festspielhaus gegeben.

Heuer waren es „Jakob Lenz“ von Wolfgang Rihm und „Satyricon“ von Bruno Maderna, denen diese Ehre widerfuhr. Während aber „Lenz“ die Zeitläufte völlig unbeschadet überstanden hat als ein echter Geniestreich, kann man das von Madernas letztem, in seinem Todesjahr verfassten, Musiktheaterwerk leider nicht behaupten. Bei seinem „Satyricon“ triefen die Siebziger Jahre nur so aus allen erdenklichen Poren.

Gesungen wird aus nicht nachvollziehbaren in fünf verschiedenen Sprachen, die Musikstücke können vom jeweiligen Regisseur in jeder beliebigen Reihenfolge kombiniert werden, und die Musik ist wiederum – nach Madernas eigener Aussage – aus der gesamten Musikgeschichte „zusammengeklaut“ worden…von Purcell über Verdi und Bizet bis Weill…

Das war einmal neu, das war einmal nett..aber heutzutage …Es ist so wie wenn man sich jetzt eine Aufzeichnung des damals so revolutionären „Living Theatre“ anschaut: es ist sooo Seventies… es ist sowas von verstaubt und vorbei… démodé und passé…

Und der Regisseuse Manu Lalli (die auch für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnet) gelingt es auch nicht, uns dieses groteske Amalgam in irgendeiner Form näher zu bringen. Ihre sechs Komparsinnen z.B. stecken in weisser Rüschchen-Unterwäsche, haben weissgeschminkte Gesichter und versuchen – kayalunterstützt – mit weitaufgerissenen Augen permanente Geilheit zu simulieren …was aber eher ab-als antörnend wirkt.

Es ist irgendwie schade, denn alle Beteiligten sind mit vollem Einsatz und Eifer und Herzblut bei der Sache: der Dirigent Tonino Battista und die Sängerschauspielerinnen Costanza Savarese (Scintilla), Eleonora Bordonaro (Quartilla), Patrizia Polia (Criside), Joël O‘Cangha (Trimalchio) und Timothy Martin (Habinnas) etc.

Aber was soll ich machen: der Enthusiasmus der Gruppe sprang nicht auf mich über. Hier sitze ich und kann nicht anders. Mich ließ das alles kalt. Sorry.

Robert Quitta, Torre del Lago

 

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