TOKYO/NEW NATIONAL THEATRE: LA BOHÈME
am 17.11.2016
Copyright: New National Theatre Tokyo
Wenn bei uns von Oper in Japan die Rede ist, wird eigentlich ausschließlich über Gastspiele internationaler Institutionen wie der Wiener Staatsoper, Covent Garden, der Opera di Roma, der Opéra Garnier, der Bayrischen Staatsoper etc. etc. berichtet. Dabei hat Japan durchaus zumindest ein – aufgrund der mangelnden Tradition staatlicher Subventionen allerdings auch nur dieses eine – „autochthones“, „eigenes“ Opernhaus: das New National Theatre Tokyo.
Der Künstlerische Leiter dieses im Stadtteil Shibuya gelegenen modernen Gebäudes ist der äusserst renommierte japanische Dirigent Taijiro Iimori, der auch sehr viel in Europa (Berlin, Bayreuth, Hamburg etc.) gearbeitet hat.
Im Prinzip legt man hier Wert darauf, hauptsächlich japanische Kúnstler zu engagieren – was nicht ausschliesst, dass man ab und zu genauso auf „westliche“ Mitwirkende zurückgreift: bei der Bohème, die wir gesehen haben, waren es gezählte drei: der Dirigent Paolo Arrivabeni sowie Aurelia Florian(Mimi) und Gianluca Terranova (Rudolfo).
Copyright: New National Theatre Tokyo
Die Inszenierung des japanischen Regisseurs Jun Aguni erfúllte alle Erwartungen, die man so an eine Bohème-Inszenierung stellt: Mansarde, viel Volk, Schausteller, Eiffelturm etc…
Und auch der Rest des Abends fühlte sich wie eine ganz normale Bohème-Produktion an…wenn nicht…wenn nicht letztendlich in diesem Zusammenhang, so seltsam es klingt (es wäre wegen der Glaubwürdigkeit gewesen) die nicht-japanischen Darsteller ein ganz klein wenig gestört hätten…
Aufgrund der hochstehenden Qualität der Aufführungen kann man Tokyo-Reisenden einen Besuch im New National Theatre jedenfalls nur ungeschränkt empfehlen (und die Tickets sind auch viel günstiger als bei den europäischen Importen).
Copyright: New National Theatre Tokyo
2017 stehen auf dem Programm: Carmen, Butterfly, Lucia di Lammermoor, Otello, Le Nozze di Figaro und Siegfried (unter dem Dirigat des Hausherrn).
Robert Quitta, Tokyo