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TOKYO/ Bunka Kaikan-Halle: DIE WALKÜRE (Gastspiel der Wiener Staatsoper)

15.11.2016 | Oper

TOKYO/ Bunka kaikan: DIE WALKÜRE am 12.11.2016

Am 12 .November fand in der etwas in die Jahre gekommenen Tokyoter Sichtbeton-Kulturhalle Bunka Kaikan die letzte der drei Walküre-Vorstellungen im Rahmen des Japan-Gastspiels der Wiener Staatsoper statt. Da der Veranstalter gegenüber den Salzburger Nachrichten wortreich ein Defizit des Gastspiels beklagte, wurde hier im Tageskommentar der Verdacht geäußert, das könnte daran gelegen haben, dass „die Vorstellungen schlechter besucht waren als kalkukiert worden war“ und das Publikum wahrscheinlich hauptsächlich aus Pensionisten bestanden hätte.
Beide Vermutungen kann ich als Augenzeuge nicht nur nicht bestätigen, sondern widerlegen.

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Christopher Ventris, Petra Lang. Copyright: Wiener Staatsoper/ Pöhn

Nicht nur war es fast unmöglich, an Karten zu kommen (ich erhielt meine erst in letzter Minute), und die Halle war trotz der zugegebenermaßen exorbitanten Preise total ausverkauft und bis auf den letzten Platz besetzt. Nein, und auch der Altersdurchschnitt schien mir mit freiem Auge nicht nur nicht über dem einer beliebigen Aufführung in einer beliebigen europäischen Oper, ob Wien, Berlin oder Paris gelegen zu sein, sondern eigentlich eher deutlich darunter (vielleicht macht man in Japan ja früher Karriere, und eine ertragreichere). Von einer Vorstellung für „Pensionisten“ konnte also vor Ort in keinster Weise die Rede sein.

Was die Walküre selbst betrifft, faszinierte von Anfang an das Dirigat von Adam Fischer, der der Partitur von den ersten Tönen an nahezu kammermusikalische Qualitäten zu entlocken vermochte.
Die Sängerbesetzung war größtenteils großartig, allen voran Christopher Ventris als ein lyrischer Siegmund, Tomasz Konieczny als eher junger, aber autoritätsgebietender Wotan und die Naturgewalt Nina Stemme als Brünnhilde. Petra Lang als Sieglinde vermochte in diesem Zusammenhang, auch spielerisch gesehen, ein ganz klein wenig weniger zu überzeugen.

Das Bittere an diesem Nachmittag (man begann bereits um 15h) war allerdings der Anblick der Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf, die durch den Transport von der Staatsoper in die viel kleinere, unterbühnenlose Kulturhalle keineswegs besser geworden ist. Ein hässliches Bühnenbild, äußerst hässliche Kostüme, eine Lichtregie, die diesen Namen nicht verdient, und Sänger/innen, die – offenbar unbetreut und alleingelassen – aneinander vorbei bzw. zum Dirgenten oder gar frontal ins Punlikum sangen…Das war nicht schön.

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Tomasz Konieczny. Copyright: Wiener Staatsoper/Pöhn

Szenisch also keine Sternstunde, musikalisch hingegen durchaus.
Meine Sitznachbarin applaudierte auf alle Fälle wie besessen und stammelte nur noch „I have no. I have no. No words. No words.“ Immerhin !

Robert Quitta, Tokyo

 

 

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