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TODESFÄLLE – STAND SEPTEMBER 2020

27.08.2020 | Todestage

TODESFÄLLE – STAND SEPTEMBER 2020

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 Humbert CAMERLO ist am 24.7.2020 verstorben

 Geboren am 18. Dezember 1943 in Villeurbanne; Biographie des französischen Opernregisseurs auf Französisch: https://fr.wikipedia.org/wiki/Humbert_Camerlo

 

Leon FLEISHER ist am 2.8.2020 in Baltimore (Maryland) verstorben

Geboren am 23. Juli 1928 in San Francisco (Kalifornien); er begann mit dem Klavierspiel im Alter von vier Jahren. Mit acht hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt. Bereits als Jugendlicher trat er mit den New Yorker Philharmonikern auf. Artur Schnabel nahm ihn in seinen kleinen Schülerkreis auf und beeinflusste seine Spielweise stark. Bekannt ist Fleisher für seine Aufnahmen in Zusammenarbeit mit George Szell und dem Cleveland Orchestra aus den 1950er und frühen sechziger Jahren. Sie waren das Resultat einer Vertragsvereinbarung mit der Firma „Columbia Masterworks“. Darunter sind die Aufnahmen der Klavierkonzerte von Beethoven und Brahms, daneben des Klavierkonzertes Nr. 25 von Mozart sowie der Klavierkonzerte von Grieg und Schumann, der Symphonischen Variationen von César Franck und von Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini. In den 1960er Jahren verlor Fleisher aufgrund einer Erkrankung, die schließlich als fokale Dystonie diagnostiziert wurde, den Gebrauch der rechten Hand weitgehend. Daher verlagerte er den Schwerpunkt seiner musikalischen Tätigkeit auf die Lehre, insbesondere am Peabody Institute der John Hopkins University. Außerdem nahm er noch verschiedene Werke aus dem Repertoire für die linke Hand auf. Er trat wegen seiner Einschränkung über dreißig Jahre ausschließlich als linkshändiger Konzertpianist auf. Ab 1998 ermöglichte es ihm die regelmäßige Injektion von Botulinumtoxin (Botox), mit der rechten Hand wieder nahezu ohne Einschränkungen zu spielen. 1992 wurde Fleisher in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 2007 wurde er mit dem Kennedy-Preis ausgezeichnet. Zuletzt war Fleisher, trotz seines hohen Alters, als Dirigent und Lehrer an mehreren musikalischen Hochschulen tätig. Unter anderem wirkte er am Tanglewood Music Center. Zu seinen Schülern gehörten Jonathan Biss, Yefim Bronfman, Naida Cole, Enrico Elisi, Elena Fischer-Dieskau, Enrique Graf, Hélène Grimaud, Margarita Höhenrieder, Hao Huang, Kevin Kenner, Louis Lortie, Jura Margulis, Stephen Prutsman, Wonny Song, André Watts, Jack Winerock, Moritz Winkelmann, Daniel Wnukowski, Orit Wolf und Einary Yarden. Im November 2010 erschien Fleishers Autobiografie unter dem Titel My Nine Lives, verfasst gemeinsam mit Anne Midgette, einer Musikkritikerin der Washington Post.

Inès RIVADENEIRA ist am 3.8.2020 in Madrid verstorben

Geboren am 2. November 1928 in Lugo (Provinz Valladolid, Spanien); ihr Vater gehörte der Militärpolizei an. Sie sang als Kind im Chor de los Dominicos de San Pablo in Valladolid, dessen Dirigent Heraclio García Sanchez sie zuerst unterrichtete, und der dafür sorgte, dass sie mit einem Stipendium der Stadt Valladolid das Real Conservatorio Madrid besuchen konnte. Hier war sie Schülerin von so bedeutenden Sängerinnen und Pädagoginnen wie Lola Rodriguez de Aragón und Angeles Ottein. Nachdem sie mehrere Gesangwettbewerbe in Spanien gewonnen hatte, konnte sie ihr Studium an der Wiener Musikakademie, u.a. bei Erik Werba, vervollständigen. Sie heiratete den Violaspieler des Orquesta Nacionál de España Argimiro Pérez Cobas. 1951 trat sie, noch während ihrer Ausbildung, in einem Konzert in Valladolid erstmals öffentlich auf. Im gleichen Jahr sang sie in Paris in »Don Perlimplín« von V. Rieti, 1952 am Gran Teatre del Liceo in Barcelona in »Soledad« von Juan Manén. Sie hatte ihre großen Erfolge auf dem Gebiet der Zarzuela, trat aber auch in einer Vielzahl von Opernpartien auf. Sie sang in Madrid und Barcelona, in Lissabon, San Sebastian und Oviedo (Preziosilla in »La forza del destino«, Maddalena im »Rigoletto« und Ulrica in »Un Ballo in maschera« von Verdi), in Bilbao (Zita in Puccinis »Gianni Schicchi« und Marcellina in »Le nozze di Figaro«) und hatte 1966 einen ihrer größten Erfolge als Carmen am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1964 wirkte sie in der Uraufführung der Oper »El hijo pródigo« von Joaquín Rodrigo mit. Sie trat gastweise in Italien und England (u.a. in London in »El amor brujo« von de Falla unter der Leitung von E. Halffter), in Frankreich und in Marokko auf. 1980 gab sie ein letztes Konzert in der Londoner Albert Hall, zusammen mit Victoria de los Angeles. Seit 1979 nahm sie eine Professur an der Escuela Superior de Canto in Madrid wahr.

Schallplatten: Philips (»El amor brujo« unter Igor Markevitch), zahlreiche Zarzuela-Aufnahmen auf Columbia (»El ultimo romantico« von Soutullo mit Teresa Berganza, »Agua, azucarillos y aguardiente« von Chueca, »La verbena de la paloma« von T. Bretón, »La revoltosa« von R. Chapí) und Alhambra (»Luis Alonso« von Jiménez, »La chula de Pontevedra« von Jiménez, Luna und Brú, »El amigo Melquíades« von Serrano und Valverde).

 

Eldar ALIEV ist am 4.8.2020 in den Straßen von Mailand tot aufgefunden worden

Geboren am 28 Juni 1971 in Baku (Aserbeidschan); einen Nachruf auf den Bassisten, der die letzten 15 Jahre verarmt und obdachlos in Mailand gelebt hatte, auf folgender Web-Seite: http://operalounge.de/wer-war-denn-noch/eldar-aliev

 

Werner DÜGGELIN ist am 6.8.2020 in Basel verstorben

 Geboren am 7. Dezember 1929 in Zürich; er wuchs im schwyzerischen Siebnen als Sohn des Kantonsrats und Schreinermeisters Josef Düggelin und der Marie geb. Eugster auf. Er studierte an der Universität Zürich Germanistik und Romanistik. Über die Arbeit als Beleuchter beim Schauspielhaus Zürich fand er den Weg zum Theater. Düggelin war vor seiner Regietätigkeit als Assistent des Regisseurs Leopold Lindtberg tätig. Dieser riet ihm nach Paris zu gehen. In den 1950er-Jahren erlernte er dort die Theaterregie. Er war einer der ersten deutschsprachigen Regisseure, die Stücke von Samuel Beckett, Eugène Ionesco, Georges Scheahdé, Albert Camus, Jean Genet und Paul Claudel in Deutsch inszenierten. Er war 1968-75 Direktor des Theaters Basel. Seitdem arbeitete er als freier Regisseur. 1995 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Basel, 2014 den Kunstpreis der Stadt Zürich. Für die Wiener Staatsoper schuf er drei Inszenierungen: 1962 Ein Sommernachtstraum von Benjamin Britten, 1965 Die Entführung aus dem Serail von W.A. Mozart und 1975 Der Zigeunerbaron von Johann Strauß, wobei er mit der letztgenannten Produktion für einen handfesten Theaterskandal sorgte.

 

Kurt AZESBERGER ist am 10.8.2020 in Südtirol verstorben


Als Titus an der Wiener Volksoper

Geboren am 8. April 1960 in Arnreit (Oberösterreich); er wurde im österreichischen Stift St. Florian erzogen und gehörte dem bekannten Knabenchor des Stiftes an; er war dessen Alt-Solist. Er studierte dann Musik und Gesang am Bruckner-Konservatorium von Linz/Donau und setzte seine Ausbildung an der Musikhochschule in Wien bei Hilde Rössl-Majdan und bei Kurt Equiluz fort. 1987 erwarb er dort das Diplom für Oratorien- und Liedgesang. Nachdem er den Bach-Gesang bei Peter Schreier studiert hatte, wurde ihm 1991 der Mozart-Interpretationspreis der Republik Österreich für junge Künstler verliehen. Er begann nunmehr eine internationale Konzertkarriere. Er sang bei den Salzburger Festspielen (1986 in Beethovens C-Dur-Messe, 1993 in Kodálys »Budavári Te Deum«, 1996 den Evangelisten in der Matthäus-Passion von J.S. Bach und den Klaus-Narr in A. Schönbergs »Gurrelieder«, 1998 in Mozarts C-Moll-Messe und einem weiteren Mozart-Konzert und 2002 den Mönch in Schönbergs »Jakobsleiter«), beim internationalen Brucknerfest in Linz und beim Carinthischen Sommer. Man hörte ihn als Oratorien- und Liedersänger in Amsterdam, in Den Haag und London, und vor allem natürlich in Wien. Es kam dann auch zu Bühnenauftritten, so 1993 am Landestheater von Linz/Donau als Titelheld in der Händel-Oper »Xerxes« (»Serse«). 1993 sang er in Birmingham und in London gemeinsam mit dem Ensemble des Glyndebourne Festivals den Cascada in konzertanten Aufführungen von Lehárs »Die lustige Witwe«. 1994 sang er am Landestheater von Linz/Donau, in der darauf folgenden Spielzeit an der Staatsoper Berlin, 1999 (konzertant) in Köln den Ägisth in »Elektra« von R. Strauss. 1997 gastierte er in der Titelpartie von Mozarts »La clemenza di Tito« an der Wiener Volksoper. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1997 (ebenso wie zuvor schon bei den dortigen Osterfestspielen) den Narren im »Wozzeck« von A. Berg und 2000 den Gran Sacerdote in Mozarts »Idomeneo«. In Berlin trat er 2000 als Evangelist in der Johannes-Passion von J.S: Bach auf; im Festspielhaus von Baden-Baden sang er den Gran Sacerdote in Mozarts »Idomeneo«. 2011 gastierte er als Wirt im »Rosenkavalier« an der Mailänder Scala. In seinem sehr umfassenden Konzertrepertoire nahm auch die zeitgenössische Musik eine wichtige Stellung ein. Seit 2014 bekleidete er das Amt des Stiftskapellmeisters im Kloster Wilhering. Er war Universitätsdozent einer Masterklasse an der Linzer Anton Bruckner Privatuniversität.

Er starb ganz unerwartet während eines Urlaubs in Südtirol.

Schallplatten: Hänssler-Verlag (»Lazarus« von Fr. Schubert als Nathanael).

 

Josef BULVA ist am 12.8.2020 in Monte-Carlo verstorben

 Er wurde am 9. Januar 1943 in Brünn  in der seinerzeit deutsch besetzten Tschechoslowakei, dem heutigen Tschechien, geboren. Ab 1950 besuchte er die Musikschule in Napajedla, wohin seine Eltern umgesiedelt worden waren. Bulva nahm Unterricht bei dem Musikpädagogen Václav Lanka und erlangte bald die Virtuosität, die ihm den Ruf eines Wunderkindes einbrachte. Bereits mit 12 Jahren spielte er Liszt-Etüden und Mozart-Klavierkonzerte. Mit 13 Jahren spielte er Brahms’ anspruchsvolle Paganini-Variationen. Gefördert durch ein Staatsstipendium der ČSSR besuchte Bulva zunächst das Konservatorium Kromeriz, später das Konservatorium Brünn und schließlich das Konservatorium in Bratislava, wo er mit 17 Jahren in die damalige Akademie der Künste aufgenommen wurde. Seine Ausbildung schloss Bulva mit Auszeichnung und dem so genannten Roten Diplom ab. Bulva wurde mit 21 Jahren zum Staatssolisten der ČSSR ernannt. Die Konzerttätigkeit Bulvas wurde 1971 durch einen schweren Bergunfall mit über fünfzig Knochenbrüchen abrupt unterbrochen. Nach einem fast einjährigen Krankenhausaufenthalt konzertierte er wieder und nutzte 1972 seine erste Auslandstournee zur Emigration nach Luxemburg. In der ehemaligen ČSSR wurde er des Hochverrats angeklagt. Bulva wurde Bürger des Großherzogtums Luxemburg und fand parallel in München seine zweite künstlerische Heimat. Bei Besuchen in seiner Wahlheimat residiert er als Dauergast im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten. Die Emigration und der Neubeginn als Pianist öffneten Josef Bulva die internationalen Konzertsäle, die Rundfunkanstalten und die Schallplattenstudios. Der Musikwelt präsentierte Bulva sich durch die erstmalige Einspielung von Sergej Prokofjews Ballettzyklus op. 75, Romeo und Julia in der Bearbeitung für Klavier, für die Schallplattenfirma Teldec. Neben diesem dramaturgischen Beitrag sorgte auch seine Einspielung des Zyklus der Grandes études de Pagagnini von Franz Liszt für Furore. Bulva wurde von der internationalen Fachwelt gefeiert. Trotz seines Erfolges zog sich Bulva in den folgenden Jahren zunehmend aus der Konzerttätigkeit zurück. Am 22. März 1996 stürzte er bei einem familiären Besuch in seiner Heimat auf eisglatter Straße und verletzte sich an einer unter dem Schnee verborgenen Glasscherbe. Dabei wurde seine linke Hand vermeintlich irreparabel geschädigt. Seine pianistische Karriere galt damit als beendet. Er zog sich nach Monaco zurück, um sich einen neuen Lebensinhalt aufzubauen. Beruflich und finanziell engagierte sich Bulva dort als Finanzinvestor. Bulva unterzog sich etlichen Operationen und trainierte täglich die Bewegungsfähigkeit seiner Hand. Nach jahrelanger Heilungsphase konnte die Spielfähigkeit der Hand wiederhergestellt werden. 2009 kehrte Bulva nach 13-jähriger Abwesenheit in die Konzertsäle zurück. Seine Aufnahmetätigkeit für die Tonträgerindustrie setzt er bei RCA Red Seal fort. Josef Bulvas Klavierspiel folgte seinem persönlichen Credo: natürliche Musikalität, Geschmack, Kenntnis seines „Metiers“ und Disziplin. Bulva hätte nichts anderes im Sinne, als den Notentext respektvoll, sinngetreu und ohne Extravaganzen auszulegen. Dabei standen ihm die Selbstverständlichkeit des technischen Standards und die Unfehlbarkeit in Fragen des Stilgefühls uneingeschränkt zur Verfügung. Bulva wurde durch die ihm eigene Verwendung des Sostenuto-Pedals zu einer Art Pionier des Klavierspiels. In einem Interview mit Christian Buchmann legte er dar, wie dieses mittlere Pedal ein weiteres Gestaltungsrefugium eröffnete und auch Klarheit in Passagen der Vielstimmigkeit legt. Bulvas Gebrauch des dritten Pedals unterschied ihn von anderen Pianisten. Von Steinway & Sons wurde er darum als „Pianist unter den Pianisten“ bezeichnete, da er als bislang Einziger die mechanischen Möglichkeiten dieser seit 140 Jahren patentierten Erfindung in die Gestaltung seiner Interpretation implementierte. Der Musikkritiker Joachim Kaiser nannte ihn „den Pianisten des wissenschaftlichen Zeitalters“ und attestierte ihm: „Meisterwerke erscheinen in einem neuen Gewand“, das Steinway Owners’ Magazine stellte anerkennend fest, dass „sein Spiel das Credo von Steinway & Sons reflektiert“. In der Süddeutschen Zeitung würdigte Wolfgang Schreiber 2009 Bulvas Interpretation als „virtuos, präzise und ausgereift“. Die seinerzeit unverstandene Auslegung des ersten Satzes der Mondscheinsonate als dreistimmige Invention – was Beethovens Notation vorgibt – wird heute als Standard wahrgenommen. Ebenso führte seine analytische Auslegung von Chopinwerken zu Überraschungen oder sogar Ablehnung bei Publikum und Medien, die an Rubato-intensive Wiedergaben gewöhnt waren. Bulva hat bei folgenden Schallplattenfirmen aufgenommen: Supraphon, Teldec, Orfeo, Mediaphon-Madacy und RCA. Einige der Aufnahmen sind nach wie vor am Markt erhältlich.

 

Julian BREAM ist am 14.8.2020 in Wiltshire verstorben

 Geboren am 15. Juli 1933 in London; er wurde in Battersea/London geboren und wuchs in einer sehr musikalischen Familie auf. Sein Vater, Henry George Bream, spielte Jazzgitarre, und der junge Julian Bream war beeindruckt, als er Musik von Django Reinhardt hörte. Er wurde angeregt, Klavier, aber auch Gitarre zu lernen. Nachdem er eine von seinem Vater besorgte Aufnahme von Tárregas Recuerdos de la Alhambra, gespielt von Segovia, gehört hatte, beschloss er, nicht Cricket-Spieler, sondern Gitarrist zu werden. An seinem 11. Geburtstag erhielt Bream von seinem Vater eine Konzertgitarre geschenkt, deren Spiel er als Autodidakt erlernte. Er gewann mit 12 Jahren einen Juniorenwettbewerb auf dem Klavier, was ihm ermöglichte, Klavier und Cello an der Königlichen Hochschule für Musik zu studieren. Sein erstes Konzert mit der Gitarre gab er 13-jährig 1947 in Cheltenham. Noch als Teenager spielte er als klassischer Gitarrist Filmmusik. Sein Debüt gab er 1951 in der Wigmore Hall in London. Nach dem Militärdienst, währenddessen er in einer Bigband E-Gitarre gespielt hatte, nahm er seine berufliche Karriere wieder auf und gab für einige Jahre Konzerte auf der ganzen Welt. Zum Programm gehörte eine jährliche Tournee durch die USA und durch Europa. Bream gehörte zu den Musikern, die in der Neuzeit die Laute wieder populär machten. Mit dem Tenor Peter Pears gab Bream als Lautenist in den 1950er- und 60er-Jahren zahlreiche Liederabende mit Werken englischer Renaissance-Komponisten (John Dowland, Thomas Morley usw.), durch diese Zusammenarbeit und als Lautensolist hat Bream einem großen Publikum die Musik des 16. Jahrhunderts, der Elisabethanischen Zeit nahegebracht. 1960 gründete er das Julian Bream Consort, in dem er Laute spielte, als eine der ersten Musikgruppen zur Aufführung alter Musik auf Originalinstrumenten. (Ein weiterer Lautenist des Julian Bream Consorts war ab 1975 James Tyler). 1963 musizierte er, live übertragen von der BBC, mit dem indischen Musiker Ali Akbar Khan und bereiste anschließend Indien. 1964 wurde er Officer of the British Empire. Seine Themenabende waren sehr weitreichend. Er spielte Stücke aus dem 17. Jahrhundert, Werke von Johann Sebastian Bach, die für Gitarre arrangiert wurden, Werke des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos, aber auch populäre spanische Stücke. Viele Komponisten arbeiteten eng mit ihm zusammen und schrieben ihm Werke auf den Leib, darunter Malcolm Arnold, Benjamin Britten, Leo Brouwer, Peter Racine Fricker, Hans erner Henze, Humphrey Searle, Toru Takemitsu, Michael Tippett und William Walton. Ein Beispiel ist Brittens 1963 komponiertes Nocturnal after John Dowland, das John Dowlands Come Heavy Sleep weiterentwickelt, eines der bedeutendsten Stücke für klassische Gitarre. Der Komponist Benjamin Britten hatte bei seiner Arbeit an Nocturnal immer Bream im Hinterkopf. Ein weiteres herausragendes für Bream komponiertes Werk sind die Sonaten der Royal Winter Music von Hans Werner Henze. Breams auf die Gitarre übertragene Interpretationen der Klavierwerke Suite española von Isaac Albéniz und Danza No. 5 aus den Danzas españolas von Enrique Granados gelten als Meilensteine der Interpretationsgeschichte. Im Londoner Verlag Faber Music gab er die Faber Guitar Series mit Notenausgaben für die Klassische Gitarre heraus. Durch seine zahlreichen Auftritte, Fernseh- und Radioübertragungen wurde Bream zu einer Leitfigur für klassische Gitarrenmusik im 20. Jahrhundert. 1967 veröffentlichte er sein Album 20th Century Guitar. Für das Fernsehen produzierte Bream 1985 „Guitarra! – A musical Journey through Spain“. Diese Filmserie in acht Teilen über die gesamte Geschichte des Instrumentes wurde in mehreren Ländern gesendet und ist auch auf DVD erhältlich. In diesen Filmen spielt Bream außer der klassischen Gitarre auch Vihuela, Renaissance- und Barockgitarre. Eine ausführliche DVD erschien 2003 mit My Life In Music von Regisseur Paul Bahner, die drei Stunden Interviews und Konzerte enthält. Graham Wade bezeichnete sie als „den schönsten Filmbeitrag zur klassischen Gitarre überhaupt“. Sein letztes Konzert gab Julian Bream 2002 in Norwich.

 

Cora CANNE-MEIJER ist am 25.8.2020 in Laren (Niederlande) verstorben

 Geboren am 11. August 1929 in Amsterdam; Gesangstudium am Konservatorium von Amsterdam bei Jan Keizer und bei Ré Koster. Weitere Ausbildung bei Noëmi Perugia in Paris und bei Alfred Jerger in Wien. Sie debütierte 1951 an der Niederländischen Oper Amsterdam als Mignon von A. Thomas und blieb dort für die folgenden 25 Jahre. Sie erregte 1956 bei den Festspielen von Glyndebourne als Cherubino in »Le nozze di Figaro« Aufsehen. Im gleichen Sommer sang sie dort auch die zweite Dame in der »Zauberflöte«. Im gleichen Jahr sang sie bei der Glyndebourne Touring Opera  den Cherubino und die Tisbe in Rossinis »La Cenerentola«. 1958 sang sie beim Holland Festival in Amsterdam in der Uraufführung der Oper »François Villon« von Sam Dresden. 1959 wirkte sie bei den Festspielen von Salzburg in »Il mondo della luna« von J. Haydn als Lisetta mit. 1959 sang sie an der Oper von Monte Carlo den Orlofsky in der »Fledermaus«, 1970 die Dulcinée in »Don Quichotte« von Massenet. 1960-62 war sie auch am Opernhaus von Zürich engagiert. An der Wiener Staatsoper war sie 1961 als Cherubino zu Gast. Gastspiele an französischen Bühnen, in Brüssel und Lissabon; fast alljährlich wirkte sie beim Holland Festival mit. Am Grand Théâtre Genf wirkte sie am 23.4.1963 in der Uraufführung von Frank Martins »Monsieur de Pourceaugnac« in der Partie der Nerine mit. Hier sang sie auch 1965 die Mme. Marmeladoff in der Oper »Raskolnikoff« von H. Sutermeister und den Orlofsky sowie am 13.6.1966 in der Uraufführung der Oper »La Mère coupable« von D. Milhaud die Partie der Suzanne. 1968 sang sie an der Oper von Marseille in der französischen Erstaufführung der Oper »The Mines of Sulphur« von Bennett, 1970 sang sie dort in der Uraufführung von »Marina Pineda« von Henri Sauguet. Die souveräne Beherrschung der Gesangstechnik erlaubte ihr auch die Bewältigung der schwierigen Partien für Koloratur-Alt. Als ihre Glanzrollen sind zu nennen: die Carmen, die Amneris in Verdis »Aida«, die Ulrica im »Maskenball«, die Eboli im »Don Carlos«, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Rosina im »Barbier von Sevilla« von Rossini, der Page Isolier in dessen »Le Comte Ory«, die Isabella in »L‘Italiana in Algeri«, die Geneviève in »Pelléas et Mélisande«, die Marina im »Boris Godunow«, der Octavian im »Rosenkavalier«, der Komponist in »Ariadne auf Naxos«, der Orpheus von Gluck, auch Partien in modernen Opern. Nicht weniger von Bedeutung war ihre Karriere im Konzertbereich. Hier sang sie u.a. Partien in Oratorien von H. Berlioz und I. Strawinsky, in der Matthäuspassion von J.S. Bach, im Verdi-Requiem und gab Liederabende (Lieder französischer und spanischer Komponisten, spanische Volkslieder). Sie wirkte später als Pädagogin am Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam, und führte Regie in Opernaufführungen (»Die Zauberflöte«, 1969 Amsterdam).

Schallplatten der Marken HMV (»Le Comte Ory«, Glyndebourne), Philips (»Les Noces« von Strawinsky), MMS, Telefunken (»Der Tag des Gerichts« von Telemann).

 

Yüri ALPERTEN ist am 26.8.2020 verstorben

 Geboren am 16. Juni 1957 in Tallinn; er wurde in eine bekannte estnische Musikerfamilie geboren. Er schloss 1979 sein Klavierstudium am Staatlichen Tallinner Konservatorium und 1985 das Fach Dirigieren am Leningrader Konservatorium ab. Seit 1985 war Jüri Alperten als Dirigent an der Nationaloper Estonia in Tallinn beschäftigt und war 2002-04 deren Chefdirigent. Seit 1994 war Alperten Chefdirigent des Sinfonieorchesters der Estnischen Musikakademie und seit 1998 Chefdirigent des Stadtorchesters von Pärnu. Daneben hat er zahlreiche Orchester und Opernvorstellungen im In- und Ausland dirigiert.

 

Constanța Adriana MESTEȘ ist am 27.8.2020 in Bukarest tot aufgefunden worden

Geboren am 7. April 1956 in Timișoara; Informationen über die Sopranistin, die erst Tage nach ihrem Ableben in ihrer Wohnung aufgefunden wurde, auf Englisch: https://operawire.com/obituary-romanian-soprano-constanta-adriana-mestes-dies-at-64/

 

Rudolf HOLTENAU ist am 30.8.2020 in Wien verstorben

 Geboren am 17. Juni 1932 in Salzburg; er absolvierte sein Gesangstudium in Linz (Donau) und bei Fritz Worff in Wien und war an der Wiener Musikakademie Schüler von Hans Duhan und Alfred Jerger. In den Jahren 1959-61 trat er als Konzertsänger auf. Seine Bühnenkarriere leitete er mit einem ersten Engagement am Stadttheater von Klagenfurt in der Spielzeit 1961-62 ein. 1962-65 gehörte er dem Stadttheater von Regensburg, 1965-67 dem Stadttheater von Bielefeld und 1967-75 dem Opernhaus von Essen an; durch einen entsprechenden Vertrag war er in den Jahren 1972-73 dem Opernhaus von Köln verbunden, 1977-79 dem Opernhaus von Graz. 1974-80 gastierte er in insgesamt 18 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper (als Fliegender Holländer, als Don Pizarro im »Fidelio«, als Kaspar im »Freischütz«, als Amfortas im »Parsifal«, als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Kurwenal in »Tristan und Isolde« und als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss). Er ging einer ausgedehnten Gastspieltätigkeit nach. So sang er 1973 an der Königlichen Oper Stockholm und an der Oper von Lyon, 1974 am Théâtre de la Monnaie Brüssel, 1974 und 1977 an der Oper von Rom, 1975 und 1976 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1976 und 1977 an der Oper von Monte Carlo, 1976 an der Oper von Dallas, 1977 und 1981 am Teatro San Carlos Lissabon, 1977-80 am Opernhaus von Marseille, 1978 am Teatro Comunale Bologna, 1982 und 1985 an der Oper von Kapstadt. 1978 und 1979 war er an den Aufführungen des Nibelungenrings in Seattle beteiligt; er gastierte weiter an der Hamburger Staatsoper, an der Deutschen Oper Berlin, am Opernhaus von Frankfurt a.M., am Teatro Fenice Venedig, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Massimo Palermo (1989 in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss), am Teatro Colón Buenos Aires, in Amsterdam und Lyon, in Madrid und Rio de Janeiro, am Opernhaus von Zürich und an der Staatsoper Stuttgart. An erster Stelle standen in seinem Bühnenrepertoire heldische und Wagner-Partien wie der Wotan im Nibelungenring, der Gunther in der »Götterdämmerung«, der Mandryka in »Arabella«, der Amonasro in »Aida« und der Rodrigo in »Lulu« von A. Berg. Sehr geschätzt wurde er als Konzert- und namentlich als Lieder- und Balladensänger.

Schallplatten: Preiser (drei Langspielplatten mit Balladen von Carl Loewe).

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://holtenau.at/

Nachtrag

Diese Info ist auch im Online-Merker  untergegangen (weil sie uns nicht erreicht hat)

Er hätte ein Weltstar werden können

Opernsänger und Landwirt Franz Kalchmair aus Thalheim verstarb 80jährig

Franz Kalchmair – Wikipedia

https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/nachrufe/er-haette-ein-weltstar-werden-koennen;art86198,3235582

(Christoph Karner)

 

 

 

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