TODESFÄLLE – Stand September 2015
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
Wolfgang GÖNNENWEIN ist am 26.7.2015 verstorben
Geboren am 29. Januar 1933 in Schwäbisch Hall; er studierte nach der Schule Musik und Germanistik an den Universitäten Heidelberg und Tübingen. Anschließend war er am Evangelischen Aufbaugymnasium Michelbach an der Bilz als Musiklehrer tätig. 1959 wurde er Chorleiter des Süddeutschen Madrigalchores; 1969-73 leitete er zudem den Chor des Bach-Vereins Köln. 1968 wurde Gönnenwein Professor an der Stuttgarter Musikhochschule, wo er 1973 zum Rektor gewählt wurde. Diese Funktion hatte er bis 1982 inne. In jener Zeit leitete er auch die Ludwigsburger Schlossfestspiele, die bald zu einem international bekannten Kulturereignis wurden. Gönnenwein war auch am Neubau des Forums in Ludwigsburg maßgebend beteiligt. In den 1980er Jahren unternahm Gönnenwein zahlreiche Konzertreisen nach Amerika und Ostasien. Am 1. August 1985 wurde er Generalintendant der Württembergischen Staatstheater in Stuttgart, wo er viele wegweisende Inszenierungen auf die Bühne brachte. 1988 holte ihn Ministerpräsident Lothar Späth in die Landesregierung. Er übertrug ihm das Amt eines ehrenamtlichen Staatsrats für Kunst. Nach dem Rücktritt Späths als Ministerpräsident im Januar 1991 legte auch Gönnenwein sein Amt als Staatsrat nieder. Sein Nachfolger im ersten Kabinett von Ministerpräsident Erwin Teufel wurde Gerhard Goll. Gönnenwein, dessen Vertrag bei den Württembergischen Staatstheatern bereits 1989 für drei Jahre verlängert worden war, geriet 1992 unter Druck. Gegen ihn wurden wegen Veruntreuung von öffentlichen Geldern ermittelt. Er trat daher im November 1992 von seinem Amt zurück. Wenige Wochen später wurde der Vertrag mit den Württembergischen Staatstheatern aufgelöst. 1996 wurde Gönnenwein neben seiner Tätigkeit als Leiter der Ludwigsburger Schlossfestspiele auch Leiter der Festspiele Baden-Baden, die seinerzeit einen Neubau erhielten. 1998 legte Gönnenwein dieses Amt wieder nieder. 2005 beendete Gönnenwein auch seine Tätigkeit bei den Ludwigsburger Festspielen. Sein Nachfolger wurde Wulf Konold. Lange Jahre war Gönnenwein Vorsitzender des Deutschen Musikwettbewerbs, der jährlich vom Deutschen Musikrat veranstaltet wird. 2005 wurde Gönnenwein zum Präsidenten des Landesmusikrats Baden-Württemberg gewählt. Dieses Amt musste er aus gesundheitlichen Gründen im September 2010 aufgeben. Gönnenwein war verheiratet mit Ilse Eppler, einer Schwester des SPD-Politikers Erhard Eppler, und hat zwei Söhne.
Gerd NATSCHINSKI ist am 4.8.2015 in Berlin verstorben
Geboren am 23. August 1928 in Chemnitz; er wuchs in Dresden auf und begann nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein Dirigentenstudium an der Hochschule für Musik Dresden bei Paul Kurzbach, Werner Hübschmann und Fritz Just. Auf Willen seines Vaters hin brach er sein Studium 1946 ab. In Folge nahm er bis 1948 in Chemnitz Privatunterricht in Theorie, Komposition und Klavier. Ab Ende 1948 leitete er das Große Unterhaltungsorchester des Leipziger Rundfunks. Er gab Konzerte und dirigierte im Rundfunk auch regelmäßig eigene Arrangements und Kompositionen. 1951-53 war er Meisterschüler bei Hanns Eisler in Berlin und ab 1952 Chefdirigent des Unterhaltungsorchesters des Berliner Rundfunks. Viele seiner Schlager-Kompositionen – vor allem Damals und Weil ich jung bin (mit Bärbel Wachholz), Zwei gute Freunde (mit Fred Frohberg) oder Das ist die Welt, in der ich glücklich bin (mit Gisela May) – erlangten große Popularität und waren herausragende Radio- und Schallplattenerfolge. 1960 entstand die Operette Messeschlager Gisela, 1964 folgte das erste Musical der DDR, Mein Freund Bunbury sowie weitere gemeinsame Werke mit Jürgen Degenhardt. Daneben komponierte Natschinski auch populär gewordene Kinder- und Jugendlieder. 1978-81 war er Intendant des Berliner Metropol-Theaters. 1969 gab er seinen Eintritt in die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD) bekannt. 1971-81 war er Abgeordneter der Volkskammer für die LDPD. Er ist der Vater des Musikers und Komponisten Thomas Natschinski (* 1947).
Jozef ŠPAČEK ist am 16.8.2015 in Bratislava verstorben
Geboren am 14. September 1935 in Ždárnej (Mähren); Nachruf auf den slowakischen Bassisten auf Slowakisch: http://www.snd.sk/?tlacove-spravy&clanok=zomrel-byvaly-popredny-operny-solista-jozef-spacek
Nikolaus LEHNHOFF ist am 22.8.2015 in Berlin verstorben
Geboren am 20. Mai 1939 in Hannover; nach seinem Studium der Theaterwissenschaft an der Universität Wien (Promotion 1962) wurde er 1963 Regieassistent an der Deutschen Oper Berlin bei Gustav Rudolf Sellner und bei Wieland Wagner in Bayreuth. 1966 wechselte er als Assistent an die Metropolitan Opera in New York. Zu Lehnhoffs wichtigsten Arbeiten zählen Wagner-Inszenierungen, darunter Tristan und Isolde 1971 im Römischen Theater Orange mit Birgit Nilsson und Jon Vickers (auch die neue Produktion dieses Musikdramas beim Glyndebourne Festival 2006 mit Nina Stemme). Karl Böhm empfahl ihn 1972 nachdrücklich für Die Frau ohne Schatten in Paris mit Christa Ludwig, Walter Berry, Leonie Rysanek und James King. Früh arbeitete er mit avantgardistischen Bühnenbildnern zusammen wie Heinz Mack, Günther Uecker, Adolf Luther und Suzan Pitt. Hans Magnus Enzensberger schrieb für Lehnhoffs Inszenierung des Fidelio (Theater am Goetheplatz in Bremen, 1974, Ausstattung: Uecker) neue Texte anstelle der originalen Dialoge. Lehnhoffs Der Ring des Nibelungen 1984 in San Francisco war in einer an Caspar David Friedrich orientierten Ausstattung angesiedelt. Beim Ring an der Bayerischen Staatsoper 1987 arbeitete er mit Erich Wonder zusammen, Dirigent war Wolfgang Sawallisch. Im Jahre 1990 debutierte Lehnhoff bei den Salzburger Festspielen mit Mozarts Idomeneo; weiters inszenierte er in Salzburg Die Gezeichneten von Franz Schreker (2005) und zuletzt Richard Strauss Elektra (2010). Seit seiner Zeit bei Wieland Wagner arbeitete Lehnhoff mit Anja Silja, insbesondere bei drei Produktionen von Leos Janácek-Opern in Glyndebourne. In späteren Jahren arbeitete Lehnhoff u. a. auch mehrfach am Festspielhaus Baden-Baden. Seine letzte Inszenierung im Mai 2015 war Giacomo Puccinis Turandot an der Mailänder Scala.
Mária SUDLIK ist am 22.8.2015 in Budapest verstorben
Geboren am 25. Mai 1942 in Budapest; Informationen über die ungarische Sopranistin auf Ungarisch: https://hu.wikipedia.org/wiki/Sudlik_M%C3%A1ria
Herbert LACKNER ist am 23.8.2015 in Wien verstorben
Geboren am 27. Januar 1940 in Leobersdorf (Niederösterreich); er machte bereits als Jugendlicher Musik und hatte eine erfolgreiche Karriere als Schlagersänger unter dem Namen Harry Peters. Parallel dazu erhielt seine Ausbildung in Wien und wurde von Herbert von Karajan an die Wiener Staatsoper engagiert, deren Mitglied er in den Jahren 1963-76 war (Debüt als Graf Ceprano im »Rigoletto«). Hier sang er vornehmlich kleinere und Charakter-Rollen (Hans Schwarz in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Dr. Grenvil in »La Traviata«, Micha in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Polizeikommissär im »Rosenkavalier«, Masetto im »Don Giovanni«, Truffaldin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, Mönch im »Don Carlos«, Antonio in »Figaros Hochzeit«, 2. Geharnischter in der »Zauberflöte«, Pistol im »Falstaff« von Verdi, Marchese in Verdis »La forza del destino«, Zuniga in »Carmen«), trat jedoch aber auch gelegentlich in größeren Partien wie dem Colline in »La Bohème«, dem Sparafucile im »Rigoletto«, dem Figaro in »Figaros Hochzeit«, dem Leporello im »Don Giovanni« und dem Ferrando im »Troubadour« auf. Bei den Festspielen von Salzburg übernahm er 1964-65 eine kleine Partie in Verdis »Macbeth« und den Lakai in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1969 den Fiorello in Rossinis »Barbier von Sevilla«, 1970 den Colas in Mozarts »Bastien und Bastienne«; 1969 trat er hier außerdem in einem Mozart-Konzert auf. 1967 und 1973 (als Figaro in »Figaros Hochzeit«) gastierte er an der Oper von Graz, Als Figaro gastierte er auch am Opernhaus in Teheran. Auch als Konzertsänger erfolgreich aufgetreten. Zeitweilig war er verheiratet mit der Sopranistin Olivera Miljakovic, die ebenfalls an der Wiener Staatsoper wirkte.
Schallplatten: Ariola, Decca (Polizeikommissär im »Rosenkavalier«, kleine Partie in der »Zauberflöte«, 2. Ritter im »Parsifal«), DGG (»Rappresentatione di Anima e di Corpo« von Cavalli), CBS (nochmals Polizeikommissär im »Rosenkavalier«).
Camellia JOHNSON ist am 26.8.2015 verstorben
Nachruf auf die amerikanische Sopranistin auf Englisch: http://www.palatkadailynews.com/pages/full_story/push?article-Palatka+native-s+voice+silenced%20&id=26831521
George CLEVE ist am 27.8.2015 in Berkeley (Kalifornien) verstorben
Geboren am 9. Juli 1936 in Wien; Biographie des amerikanischen Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/George_Cleve
Krunoslav CIGOJ ist am 27.8.2015 in Zagreb verstorben
Geboren am 30. März 1949 in Zagreb; er studierte Gesang, zunächst privat bei Miroslav Fritz Tunzer in Zagreb, später dann am Wiener Konservatorium. Er debütierte 1967 am Opernhaus in Split mit der Rolle des Ernesto in Don Pasquale. Sein internationales Debüt hatte er 1968 an der Wiener Volksoper, wo er für die Spielzeit 1968/69 fest engagiert war. Er sang dort u.a. den Nemorino in der Oper Der Liebestrank und die Titelpartie in Carl Maria von Webers Oper Abu Hassan. 1969 wurde er festes Ensemblemitglied der Nationaloper Zagreb. Seit 1973 trat er dort regelmäßig als Gast auf. Er sang außer in Zagreb auch in Sarajevo, Osijek und Maribor. Er sang dort hauptsächlich Partien aus dem lyrischen Tenorfach; gelegentlich übernahm er einige dramatische Tenorrollen und Partien aus dem Bereich des tenoralen Zwischenfachs. Zu seinen Repertoire gehörten u.a. Graf Almaviva in Der Barbier von Sevilla, Alfredo in La Traviata, Riccardo in Un ballo in maschera, Gabriele Adorno in Simone Boccanegra, Rodolfo in La Bohème, Pinkerton in Madame Butterfly und die Titelpartie in Hoffmanns Erzählungen. Er sang auch die Titelpartie in der Oper Nerone von Arrigo Boito. Cigoj besaß eine „sehr lyrische, kristalline und ausdruckstarke Stimme“, er war bekannt für seine „temperamentvolle Interpretation“. Er übernahm auch Partien aus dem Bereich der Operette, sang italienische Canzonen und Volkslieder. Er trat auch beim Musik-Festival in Krapina (Festival kajkavskih popevki Krapina) auf. 1985 sang er an der Connecticut Grand Opera in Stamford die Titelrolle in Faust. 1984 wurde bei Cigoj ein Hodgkin-Lymphom festgestellt, das schließlich zum Ende seiner Sängertätigkeit führte. Nach dem Ende seiner Gesangskarriere war er als Opernregisseur tätig. Er arbeitete nach Beendigung seiner Sängerlaufbahn auch als Berufsdiplomat im Bereich der Kulturdiplomatie. Er war Berater für Kultur und Bildung in der kroatischen Botschaft in Sarajevo. Er war Mitglied der kroatischen Musikgesellschaft (Hrvatsko društvo glazbenih umjetnika). 1985 wurde er mit dem Musikpreis „Milka Trnina“ ausgezeichnet, der vom kroatischen Verband der Musikkünstler verliehen wird. Er starb am 27. August 2015 im Alter von 66 Jahren nach langer Krankheit in seinem Haus in Zagreb.
Schallplattenaufnahmen mit Cigoj erschienen bei den Marken Jugoton und Metronome, u.a. 1970 eine Schallplatte mit bekannten Tenor-Arien mit dem Titel „Kruno Cigoj – Der Welt jüngster Opern-Tenor“, bei der Cigoj von der Hamburgischen Staatsphilharmonie unter Leitung von Nello Santi begleitet wurde. Außerdem erschien eine Single mit den Liedern „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Von Apfelblüten einen Kranz“ aus der Operette Das Land des Lächelns.
Dan IORDACHESCU ist am 30.8.2015 verstorben
Geboren am 2. Juni 1930 in Vânju Mare (Rumänien); er begann zunächst das Studium der Rechtswissenschaften, ließ dann aber seine Stimme an der Musikakademie von Bukarest ausbilden und schloss diese Ausbildung mit seinem Musiklehrerdiplom 1956 ab. 1956 debütierte er an der Bukarester Nationaloper, an der er während seiner gesamten Karriere immer wieder aufgetreten ist. Er setzte seine Ausbildung in der Schola Cantorum in Paris wie am Salzburger Mozarteum fort. Große Gastspiel- und Konzertreisen brachten dem Künstler in Europa, in den USA, in Kanada wie in Südamerika bedeutende Erfolge. Er gastierte 1973-74 an der Wiener Staatsoper (Graf Luna im »Troubadour«, Posa in Verdis »Don Carlos«, Escamillo in »Carmen«, Amonasro in »Aida«), bereits 1963 an der Grand Opéra Paris (Créon in »Oedipe« von Enescu), 1969 am Nationaltheater Mannheim, 1971 an der Mailänder Scala (Riccardo in Bellinis »I Puritani«) und an der Oper von Rom, 1971 auch an der Oper von Dallas (als Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, sein US- Debüt), 1972 am Teatro San Carlos Lissabon (Jago in Verdis »Otello«), 1974 beim Maggio Musicale von Florenz (in »Agnese di Hohenstaufen« von Spontini). Auf der Bühne war er in zahlreichen Partien aus dem Bereich der italienischen wie der französischen und der russischen Opernliteratur zu hören; im Konzertsaal trat er ebenfalls in einem weitläufigen Repertoire auf.
Schallplattenaufnahmen auf der rumänischen Marke Electrecord (»La forza del destino« und »Don Carlos« von Verdi, Kreon in »Oedipus« von George Enescu, 8. Sinfonie von Gustav Mahler), auf Eterna (Querschnitt »Don Carlos« von Verdi als Posa) und bei DGG (»Pique Dame« von Tschaikowsky als Tomsky); auf Arkadia als Aeneas in »Dido and Aeneas« von Purcell anzutreffen.
Weitere Informationen auf seiner Web-Seite: http://www.daniordachescu.ro/
Sergej DUBROVIN ist am 31.8.2015 in Belgrad verstorben
Geboren am 3. Juni 1942 in Samarkand (damals Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik); er studierte Gesang am Staatlichen Konservatorium „N.A. Rimski-Korsakow“ in Leningrad. Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde er als Solist an das Moskauer Bolschoi-Theater verpflichtet, ging dann aber als festes Ensemblemitglied an das Opernhaus Kiew. Er begann seine Karriere als Bass und wechselte dann über die Zwischenstufe als Bariton schließlich ins Tenorfach. Seine erste Rolle als Tenor war der Faust von Gounod. Dubrovin sang sowohl das lyrische Tenorfach als auch dramatische Tenorpartien. Seine sängerischen Vorbilder waren Enrico Caruso und Mario Lanza. Dubrovin war später viele Jahre festes Ensemblemitglied der Nationaloper Belgrad (Narodno Pozorište u Beogradu). Zu seinen Rollen gehörten u.a. Manrico in Il trovatore, Radames in Aida, Don José in Carmen, Turiddu in Cavalleria rusticana, Maurizio in Adriana Lecouvreur und die Titelrolle in Verdis Otello. Im Oktober 1992 sang er in Belgrad die Titelrolle in einer Neuinszenierung der Oper Don Carlos.
Dubrovin gab auch Gastspiele im westlichen Ausland, so als Hermann in Pique Dame am Opernhaus Madrid oder als Sergej in Lady Macbeth von Mzensk am Hessischen Staatstheater Wiesbaden.
Schallplattenaufnahmen mit Dubrovin umfassen u.a. einen Live-Mitschnitt der Oper Lady Macbeth von Mzensk aus der Staatsoper Kiew und Auszüge (Arien und Duette) aus Carmen.