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TODESFÄLLE – STAND NOVEMBER 2019

27.10.2019 | Todestage

TODESFÄLLE – Stand November 2019

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 

Gija KANTSCHELI ist am 2.10.2019 in Tiflis verstorben

Geboren am 10. August 1935 in Tiflis; er wurde als Sohn eines Arztes geboren. Er studierte zunächst Geologie, bevor er 1959 an das Staatliche Konservatorium Tiflis wechselte. Dort studierte er bei Iona Tuskia Komposition. Anschließend arbeitete er als freischaffender Komponist, komponierte Film- und Bühnenmusik. Ab 1966 arbeitete er mit dem Chefregisseur des Staatlichen Akademischen Rustaweli-Theaters in Tiflis, Robert Sturua. Aufsehen erregte seine Musik für eine moderne Shakespeare-Inszenierung. 1971 wurde er musikalischer Leiter der Bühne, auf diesem Posten arbeitete er rund zwei Jahrzehnte. 1971-78 arbeitete er zudem als Lehrer für Komposition am Staatlichen Konservatorium Tiflis. 1984-89 war er Vorsitzender der Georgischen Komponistenunion. 1991 verließ Kantscheli Georgien. Seitdem lebte er in Westeuropa. 1991-92 wohnte er auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Berlin. 1995 wechselte er als Komponist zur Königlich Flämischen Philharmonie nach Antwerpen. Seit 1996 lebte er freischaffend in Belgien. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.

Kantscheli komponierte bereits in seiner Studentenzeit Pop und Chansons. Zwischen 1967 und 1986 schrieb er sieben Symphonien und erwarb sich den Ruf eines Avantgardisten. Die Oper Musik für die Lebenden wurde 1984 in Tiflis uraufgeführt. Er komponierte Musik zu zahlreichen Filmen und Schauspielen, darunter zu Blaue Berge oder Eine unwahrscheinliche Geschichte (Eldar Schengelaja, 1984) und zu Der Kuss des Bären (Sergei Bodrow sen, 2002), sowie zu vielen Filmen des georgischen Regisseurs Georgi Danelija. Ab 1971 entstand Musik zu Theaterstücken wie Der kaukasische Kreidekreis von Bertolt Brecht (1975) und Richard III. von William Shakespeare (1979). Kantschelis Kompositionen verbinden moderne Elemente wie Cluster mit archaisierenden Melodiebögen und weisen meistens eine Atmosphäre auf, die von tiefer Trauer geprägt ist und empathisch von „der Nachtseite des menschlichen Lebens“ erzählt. Im Begleitheft zur 2015 von dem Musiklabel ECM Records veröffentlichten CD Chiaroscuro erläutert Kantscheli, dass er nicht an die Illusion glaube, dass Schönheit die Welt retten könne, und er nur für sich selber komponiere. Die Werke Chiaroscuro und Twilight des Tonträgers, eingespielt vom Kammerorchester Kremerata Baltica und Patricia Kopatchinskaja sowie Gidon Kremer an den Violinen, wurden in einer Kritik der Zeit demgemäß als „höchst intime Selbstgespräche“ beschrieben, „mit denen Kancheli unsere Realität als fatale, kaum mehr erlösbare Weltgeschichte reflektiert“.

 

Marcello GIORDANI ist am 5.10.2019 in Augusta (Sizilien) verstorben

Geboren am 25. Januar 1963 in Augusta (Sizilien); nach seiner Ausbildung, u.a. bei dem berühmten Tenor Carlo Bergonzi, sang er zuerst kleinere Partien, u.a. 1985 am Teatro Regio von Parma. Sei eigentliches Debüt erfolgte 1986 am Teatro Sperimentale von Spoleto als Herzog im »Rigoletto«. Bereits 1988 debütierte er als Rodolfo in »La Bohème« an der Mailänder Scala, an der dann auch 1998 den Gennaro in Donizettis »Lucrezia Borgia«, 2004 den Kalaf in »Turandot« von Puccini, 2009 das Tenor-Solo im Verdi-Requiem und 2010 den Faust von Gounod gesungen hat. Dann hatte er in Nordamerika beim Festival von Spoleto-Charleston, 1989 in Rio de Janeiro große Erfolge. In den USA sang er 1989 an der Oper von Seattle und 1990 am Opernhaus von Houston/Texas den Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1990 in Chicago den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«. Ebenfalls 1990 gastierte er bei der Canadian Opera Toronto wieder in der Rolle des Pinkerton.  In seiner italienischen Heimat hörte man ihn 1990 am Teatro Verdi Triest als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, 1991 bei den Festspielen in der Arena von Verona als Herzog im »Rigoletto«, bei den Festspielen von Macerata (wie auch an der Oper von Philadelphia) als Alfredo in »La Traviata«. Das Jahr 1991 brachte Auftritte bei der Portland Opera (Oregon) als Fernando in »La Favorita« von Donizetti, im kalifornischen Costa Mesa als Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, in Philadelphia als Herzog im »Rigoletto« und an der Houston Opera als Rodolfo in »La Bohème«. 1991 debütierte er als Alfredo an der Oper von San Francisco, an der er dann auch 1994 den Edgardo, 1996 den Rodolfo in »La Bohème«, 1999 den Fernando, 2000 den Rodolfo in Verdis »Luisa Miller« und 2010 den Radames in »Aida« sang. 1992 debütierte er als Sänger im »Rosenkavalier« an der Wiener Staatsoper, an der er bis 2016 in insgesamt 72 Vorstellungen auch den Arturo in Bellinis »I Puritani«, den Nemorino, den Herzog im »Rigoletto«, den Alfredo, den Rodolfo in »La Bohème«, den Cavaradossi in »Tosca«, den Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod, den Arnold in »Guillaume Tell« von Rossini, den Alvaro in »La forza del destino«, den Gustavo in Verdis »Un ballo in maschera«, den Radames, den Des Grieux in »Manon Lescaut« von Puccini und den Kalaf. In Seattle war er 1992 als Edgardo, bei der Portland Opera als Tonio im Donizettis »La Fille du Régiment«, am Teatro Fenice Venedig als Alfredo zu Gast. 1993 sang er am Teatro Bellini Catania den Gualtiero in »Il Pirata« von Bellini, an der Staatsoper von München den Alfredo, beim Festival von Macerata wieder den Herzog im »Rigoletto«. Weitere Gastspiele an der Staatsoper von Hamburg (1995 als Rodolfo), in Berlin und Barcelona (als Nadir). 1995 debütierte er als Rodolfo in »La Bohème« an der Metropolitan Oper New York (nachdem er bereits 1993 bei Open-Air-Aufführungen der Metropolitan Oper in Parkanlagen in New York und New Jersey den Nemorino gesungen hatte). Bis 2016 sang er an diesem Haus in insgesamt 241 Vorstellungen auch den Alfredo, den Des Grieux sowohl in »Manon« von Massenet als auch in »Manon Lescaut« von Puccini, den Sänger im »Rosenkavalier«, den Lenski in »Boris Godunow«, den Gualtiero in Bellinis »Il Pirata«, den Titelhelden in »Benvenuto Cellini« von Berlioz, den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, den Cavaradossi, den Don José in »Carmen«, den Pinkerton, den Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, den Herzog im »Rigoletto«, den Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra«, den Edgardo, den Roméo, die Titelhelden in »Ernani« von Verdi und »La damnation de Faust« von Berlioz, den Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, den Kalaf, den Dick Johnson in »La fanciulla del West«, den Radames, den Énée in »Les Troyens« von Berlioz, den Paolo in »Francesca da Rimini« von  Zandonai und den Manrico im »Troubadour«. 1995 trat er in Houston als Roméo, 1996 bei den Festspielen von Macerata als Foresto in Verdis »Attila« auf. Am 27.4.1996 sang er in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Opernhauses von Detroit den Rodolfo in »La Bohème«. An der Opéra Bastille Paris gastierte er 1996 und 2001 als Faust von Gounod, 1998 als Des Grieux in »Manon« von Massenet, 1999 als Rodolfo in »La Bohème«, 2003 als Arnold, als Henri in Verdis »Les Vêpres Siciliennes« und als Cavaradossi und 2012 als Turiddu in »Cavalleria rusticana«. An der Covent Garden Oper London ist er u.a. als Gabriele Adorno und als Cavaradossi aufgetreten. 1997 sang er in Washington den Roméo, 1998 am Teatro Politeama in Palermo die gleiche Partie, an der Opera Pacific Costa Mesa den Rodolfo in »La Bohème«. Am Opernhaus von Zürich gastierte er u.a. als Edgardo, als Foresto, als Titelheld in »La damnation de Faust« von Berlioz, als Arrigo in Verdis »I Vespri Siciliani«, als Des Grieux in »Manon Lescaut« von Puccini, als Rodolfo in »La Bohème«, als Paolo in »Francesca da Rimini« und als Titelheld in »Andrea Chénier« von Giordano. An der Oper von Washington trat er 1998 als Gabriele Adorno auf, 1999 am Teatro Comunale Bologna als Foresto. 1999 sang er am Teatro Regio Parma den Roméo. Am Grand Théâtre Genf gastierte er 1999 als Edgardo und 2018 als Turiddu. 2000 hörte man ihn in der Carnegie Hall New York als Gennaro in einer konzertanten Aufführung von Donizettis »Lucrezia Borgia« (mit Renée Fleming in der Titelrolle), am Theater an der Wien als Werther von Massenet. Im gleichen Jahr gastierte er in Los Angeles als Faust von Gounod. 2001 sang er bei den Festspielen von Macerata den Cavaradossi. 2001 trat er in der New Yorker Carnegie Hall als Raoul in einer konzertanten Aufführung von Meyerbeers »Hugenotten« auf, an der Chicago Opera als Cavaradossi. Bei den Salzburger Festspielen sang er 2010 den Pollione in konzertanten Aufführungen von Bellinis »Norma« (mit Edita Gruberova in der Titelrolle) und 2010 den Rodolfo in »La Bohème«. 2012 sang er an der Oper von Chicago den Radames, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona den Radames und den Alvaro, am Teatro Carlo Felice Genua den Turiddu. 2013 gastierte er am Teatro Massimo Palermo als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, beim Puccini-Festival in Torre del Lago und an der Oper von Rom als Kalaf, an der Semperoper Dresden als Don José. 2014 sang er an der Deutschen Oper Berlin den Cavaradossi, am Teatro Regio Parma den Canio im »Bajazzo«,  an der Bayerischen Staatsoper München gastierte den Don José und den Cavaradossi, an der Oper von Bilbao und am Teatro Lirico in Cagliari den Kalaf. 2015 gastierte er am Teatro San Carlo Neapel als Kalaf, 2016 am Teatro Carlo Felice Genua als Andrea Chénier, in Cincinnati und in Budapest als Cavaradossi, in Cagliari als Manrico. 2017 sang er am Teatro Bellini Catania den Des Grieux in »Manon Lescaut« von Puccini und am Teatro Massimo Palermo

den Cavaradossi, in der Arena von Verona den Pinkerton, an der Opéra Royal de Wallonie in Liège den Des Grieux in »Manon Lescaut« von Puccini, am Teatro Lirico Cagliari den Dick Johnson, in Cagliari 2018 den Turiddu, bei den Festspielen von St. Gallen den Titelhelden in  »Edgar« von Puccini, an der Opéra Royal de Wallonie in Liège den Cavaradossi. Er trat 2019 noch an der Opéra Royal de Wallonie in Liège als Radames und am Teatro Lirico Cagliari als Cavaradossi auf der Bühne.

Schallplatten: TIS (»Maria Egiziaca« von O. Respighi), Philips (Gaston in »Jérusalem« von Verdi).

Weitere Informationen auf seiner Homepage. https://marcellogiordani.com/en/

 

Erika WIEN ist am 10.10.2019 in Zürich verstorben

 Geboren am 2. September 1928 in Wien; nach dem „Anschluss“ Österreichs verbrachte sie einen Teil ihrer Jugendzeit auf der Flucht vor den Nazis in Polen und der Sowjetunion.  Gesangstudium an der Wiener Musikakademie bei Hans Duhan, Josef Witt und Wolfgang Steinbrück, Einführung in den Liedgesang durch Erik Werba. Sie begann ihre Bühnenkarriere 1951 an der Wiener Staatsoper (Debüt als Linetta in »Die Liebe zu den drei Orangen« von S. Prokofjew) und setzte sie am Theater von Bremen (1953-59) und an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1959-64) fort. Seit 1964 war sie bis 1980 am Opernhaus von Zürich tätig. Gastspiele an der Deutschen Oper wie an der Staatsoper Berlin, an den Staatsopern von Wien (1959 als Octavian im »Rosenkavalier«), München, Hamburg und Stuttgart, an den Opernhäusern von Frankfurt a.M., Hannover, Köln, Nürnberg, Wiesbaden und Wuppertal. Sie gastierte auch beim Holland Festival, beim Maggio Musicale von Florenz, in Brüssel und Bordeaux, in Lyon und Marseille, am Teatro Colón Buenos Aires, an der Grand Opéra Paris, an den Opernhäusern von San Diego und San Francisco (1964 u.a. als Zita in »Gianni Schicchi«, als Sonjetka in »Katerina Ismailowa«, als Flora in »La Traviata«, als Marcellina in »Le nozze di Figaro«, als eines der Blumenmädchen im »Parsifal« und als Hata in Smetanas »Die verkaufte Braut«), in Nantes, Rouen und Toulouse, in Turin und Genua. 1963 sang sie an der Oper von Nizza in der französischen Erstaufführung der Oper »Katerina Ismailowa« (»Lady Macbeth von Mzensk«). Ihr Rollenrepertoire für die Bühne gipfelte in Partien wie der Carmen, der Maddalena im »Rigoletto«, der Azucena im »Troubadour«, der Amneris in »Aida«, der Eboli in Verdis »Don Carlos«, der Ulrica in »Un Ballo in maschera«, der Mrs. Quickly im »Falstaff«, der Mary in »Der fliegende Holländer«, der Ortrud im »Lohengrin« der Erda und der Fricka im Nibelungenring, der Brangäne in »Tristan und Isolde«, der Venus im »Tannhäuser«, dem Orpheus in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, der Marina im »Boris Godunow«, der alten Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, der Milada in »Dalibor« von Smetana, der Hexe in »Rusalka« von Dvorák, der Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss und der Marie im »Wozzeck« von A. Berg. Am Opernhaus von Zürich wirkte sie in den Uraufführungen der Opern »Madame Bovary« von H. Sutermeister (26.5.1967) und »Ein Engel kommt nach Babylon« von Rudolf Kelterborn (5.6.1977) sowie in einer Anzahl von Schweizer Opernerstaufführungen mit: in »Die Liebe zu den drei Orangen« von S. Prokofjew (Spielzeit 1965-66 als Fata Morgana), »Bluthochzeit« von W. Fortner (1966-67 als Frau Leonardos), »Il Re Cervo« von H.W. Henze (1969 als Scolatella IV), »Karl V.« von E. Krenek (Spielzeit 1970-71 als Juana), »Bomarzo« von A. Ginastera (1970-71 als Diana Orsini), »Ein Stern geht auf aus Jakob« von Paul Burkhard (1972-73 als Elisabeth) und »Der Jakobiner« von A. Dvorak (1977-78 als Lotinka). Große Erfolge erzielte sie auch als Konzert- und Oratoriensolistin (in Werken von J.S. Bach, Beethoven und J. Brahms) sowie in ihren Liederabenden. Sie trat als Konzertsängerin in Deutschland und in der Schweiz, in Wien, Madrid, Granada und Paris auf.

Schallplatten: Auf Saga singt sie in Querschnitten durch die Opern »Rigoletto« (als Maddalena) und »Nabucco« (als Fenena) von Verdi; auch auf Amadeo zu hören.

 

Aleksandar ĐOKIĆ ist am 10.10.2019 in Belgrad verstorben

 Geboren am 19. Oktober 1933 in Belgrad; Gesangstudium an der Musikakademie von Belgrad und am Conservatorio Benedetto Marcello in Venedig. 1959 wurde er an die Belgrader Nationaloper berufen und ist deren Mitglied in einer jahrzehntelangen Karriere geblieben. Er sang hier die großen klassischen Bass-Partien wie den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Zaccaria im »Nabucco«, den Bartolo wie den Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«, den Dulcamara in Donizettis »L‘Elisir d’amore«, den Sarastro in der »Zauberflöte« und den Sancho Panza in »Don Quichotte« von Massenet. Mit dem Ensemble der Belgrader Nationaloper gastierte er 1964 auch an der Wiener Staatsoper (als Strelitze in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und als dicker Engländer in Prokofjews »Der Spieler«). Der auch als Konzertsolist bekannte Künstler war mit der Sopranistin Olga Đokić (* 22.1.1936 Nis) verheiratet, die seit 1966 ebenfalls an der Nationaloper von Belgrad wirkte und dort u.a. als Gilda im »Rigoletto«, als Violetta in »La Traviata« und als Nedda im »Bajazzo« auftrat.

Von beiden Sängern sind Schallplattenaufnahmen auf der jugoslawischen Marke Jugoton vorhanden.

 

Leyna GABRIELE ist am 14.10.2019 in Tarrytown (New York) verstorben

Geboren am 25. März 1924 in Fairmont (West Virginia); Nachruf auf die amerikanische Sopranistin auf Englisch: https://www.nytimes.com/2019/10/24/arts/leyna-gabriele-dead.html

 

Lotte TOBISCH ist am 19.10.2019 in Baden bei Wien verstorben

 Geboren am 28. März 1926 in Wien; sie wurde als Tochter des Architekten Karl Tobisch-Labotyn (1897–1977) und dessen Ehefrau Nora Anna Josefine Maria Krassl von Traissenegg (1906–2002) geboren. Ihr Großvater Karl Anton Josef Tobisch (1860–1932) war Präsident des Landesschulrates von Böhmen und Mähren und wurde 1912 als Ritter Tobisch von Labotýn in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben. Als 1919 in Österreich die Aufhebung des Adels beschlossen wurde, betraf dies auch die Familie Tobisch von Labotýn. Ihr Stiefvater war Gustav David Lederer (1878–1951); ihre Tante Margarete (1901–1991) war in zweiter Ehe mit Karl Steinhoff, Innenminister der DDR, verheiratet.

Lotte Tobisch genoss eine Ausbildung an gehobenen Schulen, wie im Schloss Marquartstein in Oberbayern oder im Wiener Gymnasium Sacre Coeur. Sie absolvierte eine Ausbildung am Franz Schubert Konservatorium. Während die Familie gegen Kriegsende nach Bayern floh, blieb Tobisch allein in Wien, wo sie den 37 Jahre älteren Erhard Buschbeck kennenlernte. Mit ihm ging sie eine „skandalträchtige Beziehung“ ein, die bis zu seinem Tod 1960 andauerte. Ab 1967 lebte sie bis zu dessen Tod mit dem israelischen Botschafter in Wien, Michael Simon, zusammen. Als Schauspielerin war sie Schülerin von Raoul Aslan und gab ein frühes Debüt am Wiener Burgtheater, danach auch am Wiener Volkstheater sowie am Theater in der Josefstadt. 1981 trat sie auch an der Wiener Volksoper auf (als Maria Theresia in der Operette Die ungarische Hochzeit von Nico Dostal). Im Jahr 1986 erhielt Lotte Tobisch den Ehrenring des Burgtheaters. Aber auch als Filmschauspielerin war sie tätig. So spielte sie unter Georg Wilhelm Pabst die Rolle von Eva Braun im Film Der letzte Akt. Am Burgtheater war sie auch als künstlerischer Betriebsrat tätig. Der breiten Öffentlichkeit ist Lotte Tobisch vor allem als Organisatorin des Wiener Opernballs bekannt, den sie von 1981 bis 1996 leitete. Unter Wissenschaftsminister Rudolf Scholten, der 1990-97 amtierte, wurde ihr die Berufsbezeichnung Professor verliehen. Über mehrere Jahre führte Tobisch einen Briefwechsel mit dem Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno, der 2003 in Buchform veröffentlicht wurde. Am 1. Oktober 2007 wurde Tobisch im Wiener Rathaus von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold verliehen. In den letzten Jahren engagierte sie sich verstärkt für soziale Projekte, unter anderem die Aktion Künstler helfen Künstlern und die Österreichische Alzheimer-Liga. Ab 1951 lebte sie am Opernring. Sie starb im Alter von 93 Jahren im Künstlerheim in Baden bei Wien.

 

Hans ZENDER ist am 22.10.2019 in Meersburg am Bodensee verstorben

 Geboren am 22. November 1936 in Wiesbaden; er absolvierte an den Musikhochschulen in Frankfurt und Freiburg Meisterklassen in den Fächern Komposition, Klavier und Dirigieren. Schon zu Studienzeiten arbeitete er als Kapellmeister an den Städtischen Bühnen Freiburg und wurde bereits im Alter von 27 Jahren Chefdirigent der Oper Bonn (1964–68). 1969-72 war er Generalmusikdirektor in Kiel, 1971-84 Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Saarbrücken, 1984-87 Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und 1984-86 Generalmusikdirektor des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Danach war er Chefdirigent des Radio Kamer Orkest des Niederländischen Rundfunks (heute Radio Kamer Filharmonie) und Erster Gastdirigent der Opéra National, Brüssel, sowie 1999-2010 ständiger Gastdirigent des SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. 1988-2000 war Zender Professor für Komposition an der Frankfurter Musikhochschule. 2004 gründete das Ehepaar Zender die „Hans und Gertrud Zender-Stiftung.“ Diese vergibt in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Musica Viva München und BR Klassik des Bayerischen Rundfunks seit 2011 alle zwei Jahre Preise, die der Förderung und Unterstützung der Neuen Musik dienen sollen. 2005/06 war er Composer-in-residence des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin und Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er war Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg, der Akademie der Künste Berlin und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Zenders jahrzehntelange internationale Dirigententätigkeit hat sich durch Wagemut und Breite des Repertoires ausgezeichnet. Seine Diskographie reicht von Bach bis Lachenmann, Mozart bis Feldman, Bruckner bis Yun, Riehm bis Rihm. Er liebte Schubert, Mendelssohn und Debussy, engagierte sich für Messiaen, Nono, Varèse und Bernd Alois Zimmermann, verlor dabei Reger und Hindemith nicht aus dem Blick; er engagierte sich für die „New York School“ und war Vorkämpfer der Musik Giacinto Scelsis. Zender sympathisierte sowohl mit Komponisten musikalischer „Architektur“ als auch mit Non-Konstruktivisten. Zender gastierte bei Festivals in Berlin und Wien, dirigierte Parsifal bei den Bayreuther und Dallapiccolas Ulisse bei den Salzburger Festspielen.

Hans Zenders kompositorische Tätigkeit ist einerseits nicht ohne die Einsichten des Interpreten Zender denkbar, andererseits von großer Eigenständigkeit. Er bediente sich in den frühen sechziger Jahren zunächst avantgardistischer, also zwölftöniger und serieller Methoden, die er in seinen Drei Rondels nach Mallarmé (1961) und den Drei Liedern nach Gedichten von Joseph von Eichendorff (1964) mit Prinzipien der mittelalterlichen Isorhythmie verband. Bald entstanden Partituren, die schon im Titel variable und offene Formen signalisierten (Schachspiel, 1969; Modelle, 1971–1973). Anfang der 70er Jahre war Zender mit seinen Cantos – einer Werkreihe, die bis heute (Logos-Fragmente = Canto IX) sein Werk durchzieht – bei der Nummer V angekommen. Das Denken in schöpferischen Zyklen ist typisch für Zender: andere seiner Werkserien heißen – im Ober- oder Untertitel – Hölderlin lesen (fünf Kompositionen), Kalligraphien (ebenfalls fünf) oder Lo-Shu (sieben). Der letztgenannte Zyklus gehört zur Gruppe der vom Komponisten abkürzend und nicht ohne Selbstironie so genannten „japanischen“ Stücke. Zender war auf Gastspielreisen mit fernöstlichem Denken in Berührung gekommen, einem vom Zen-Buddhismus herrührenden Zeitempfinden, das, auf die Musik übertragen, den Verzicht auf die abendländischen Traditionen strenger Werklogik zugunsten voneinander unabhängiger, nicht-linearer „Momentformen“ und den stärkeren Einbezug kontemplativer Strecken nahelegt – allerdings ohne Zugeständnisse an einen asiatischen Folklorismus. Die Dialektik von strengem Formbewusstsein und einer „musique informelle“ ist eine Konstante in Zenders Musikdenken. Er hat über Sinn und Aufgabe von Kunst gründlich nachgedacht, vor allem darüber, wie man heute noch komponieren kann, ohne sich (oder andere) zu wiederholen. Heute, das heißt in einer Zeit nach der Postmoderne, in der Mottos wie „anything goes“ ebenso viel Freiheit gebracht wie Unheil gestiftet hatten. Einheitliche Zeitstile oder Ästhetiken scheinen mit einer solchen Unwiderruflichkeit suspendiert, dass Zender zu dem Schluss kommt, Kunstausübende müssten sich heute radikaler und gründlicher als je zuvor neu und selbst definieren. Zu seiner persönlichen Neudefinition gehört der Entwurf einer mikrotonalen „gegenstrebigen Harmonik“, einer Art Harmonielehre, die die Oktave nicht in zwölf, sondern in 72 Kleinstintervalle dividiert. Die daraus resultierende subtile harmonische Farbigkeit kennzeichnet auch seine großangelegten, kantatenhaften „Opera magna“: die Vertonung des alttestamentlichen Hohelieds (Shir Hashirim; 1995–1997) und die Logos-Fragmente (2006–2009), eine Raumklangmusik als biblische und gnostische Texte deutende „Archäologie des Bewusstseins“. Zender bezog zahlreiche Anregungen aus den „Schwesterkünsten“ und der Philosophie. Er hat sich mit Texten von Joyce, Pound, Hölderlin, Meister Eckhart, Luther, Cervantes, Shakespeare, Michaux, Juan de la Cruz, T.S. Eliot, Hugo Ball, japanischen Lyrikern wie Ikkyū und Bashō und immer wieder der Bibel kompositorisch auseinandergesetzt, berief sich auf philosophische Gedanken von Heraklit bis Derrida, Platon bis Picht. Seine intellektuelle Regsamkeit machte ihn zu einem besonders geschichtsbewussten Künstler, den es, vergleichbar Bernd Alois Zimmermann, zu pluralistischen, mehrdimensionalen Konzepten drängte. Seine drei Werke fürs Musiktheater bieten komplexe Verschränkungen von Räumen, Zeiten und theatralischen Aktionen: Stephen Climax (1979/84) bringt simultan den biblischen Säulenheiligen Simeon und Stephen Daedalus aus Joyces „Ulysses“ auf die Bühne und durchquert anspielungsreich die Musikhistorie; Don Quijote de la Mancha (1989/81) ordnet „31 theatralische Abenteuer“ nach Cervantes in einer Art raffinierten Baukastenprinzips, und die „Indianeroper“ Chief Joseph (2005) ist eine Parabel auf die Unfähigkeit westlicher Zivilisationen zur Akzeptanz des Fremden. Eine Gattung hat Zender geradezu erfunden: die „komponierte Interpretation“, die instrumental-gedankliche Umwandlung und Neudeutung bedeutender Musik der Vergangenheit. Schuberts „Winterreise“ (1993), Schumann-Phantasie (1997) und 33 Veränderungen über 33 Veränderungen (2011) verbinden Liebeserklärungen ans Original mit dialektischem „Weiterdenken“ in die Neuzeit: historische Abstände werden aufgehoben und gleichzeitig klargemacht, Konturen geschärft und verschleiert, Formen dekonstruiert und neugeschaffen. Diese schöpferischen Veränderungen sind imstande, nachdrücklich auf die einstmals beunruhigende Wirkung der Originale hinzuweisen und damit auf die im heutigen „Musikbetrieb“ allzeit lauernde Gefahr, große Musik zu verharmlosen und zum Genussmittel zu degradieren. Der Essayist Hans Zender widmete sich musikexegetischen und -philosophischen Fragen, wobei seine Rhetorik an Schärfe gewann, wenn er den Malaisen und Miseren von Kunstbetrieb und -politik oder den deprimierendsten Äußerungen des globalen Unterhaltungsdeliriums zu Leibe rückte. Eine umfangreiche Sammlung seiner Texte erschien 2004 unter dem Titel Die Sinne denken; eine weitere Essay-Sammlung, Waches Hören, erschien 2014.

 

Raymond LEPPARD ist am 22.10.2019 in Indianapolis verstorben

 Geboren am 11. August 1927 in London; er wuchs in Bath auf und studierte ab 1948 Cembalo und Viola am Trinity College in Cambridge (bei Hubert Middleton und Boris Ord). Dort war er auch Chorleiter und musikalischer Leiter der Cambridge Philharmonic Society. 1952 hatte er sein Debüt in London als Dirigent in der Wigmore Hall. Er leitete sein eigenes Leppard Ensemble und war eng mit dem Goldsbrough Orchestra verbunden, aus dem 1960 das English Chamber Orchestra hervorging. Daneben trat er als Cembalist auf und wurde Fellow des Trinity College, wo er 1958-68 Lecturer war (1968 trat er als Director of Music des Trinity College zurück und folgte ihm Richard Marlow nach). In den 1960er Jahren war er regelmäßig Gastdirigent des English Chamber Orchestra. 1959 gab er sein Debüt als Operndirigent in Covent Garden. Beim Glyndebourne Festival leitete er 1964 und 1984 Claudio Monteverdis L’Incoronazione di Poppea, 1967-68 Francesco Cavallis L’Ormindo, 1970-71 und 1974 Cavallis La Calisto, 1972-73 und 1979 Monteverdis Il Ritorno d’Ulisse in Patria, 1975 Janáceks Das schlaue Füchslein und 1982 Glucks Orfeo ed Euridice. Am 19.7.1970 dirigierte er hier die Uraufführung von The Rising of the Moon von Nicholas Maw. Im November 1969 gab er sein Debüt als Dirigent in den USA mit dem Westminster Choir und den New York Philharmonic sowie als Solist in Haydns D-Dur Cembalo Konzert. 1973-80 war er Chefdirigent des BBC Northern Chamber Orchestra in Manchester. 1987-2001 war er musikalischer Leiter des Indianapolis Symphony Orchestra. 2004-06 war er musikalischer Berater des Louisville Orchestra. Gleichzeitig war er Artist in Residence an der University of Indianapolis. Daneben war Leppard u.a. Dirigent an der Metropolitan Opera in New York (wo er 1978-80 insgesamt 21 Vorstellungen von Benjamin Brittens Billy Budd  dirigierte), an der New York City Opera, der San Francisco Opera (1974 Cavallis L’Ormindo, 1975 und 1981 L’Incoronazione di Poppea, 1990 Il Ritorno d’Ulisse in Patria), der Oper in Paris (1980-81 Rameaus Dardanus), der Hamburger Staatsoper, den Opern in Santa Fe, Stockholm und Genf (1978 Glucks Iphigénie en Tauride). Er dirigierte u.a. das Chicago Symphony Orchestra, das Los Angeles Philharmonic Orchestra, Boston Symphony, Pittsburgh Symphony, Philadelphia Orchestra, das Symphonieorchester von St. Louis (wo er 1983 Principal Guest Dirigent war), das BBC Symphony Orchestra (incl. Last Night of the Proms). 1963 komponierte er die Filmmusik zu Lord of the Flies, der Verfilmung von William Goldings Roman durch Peter Brook. Außerdem schrieb er die Filmmusiken zu Hotel New Hampshire und Laughter in the Dark. Leppard erhielt den CBE und war Commendatore della Republica Italiana (1973). Er war Ehrendoktor der Purdue University, der University of Indianapolis und der Butler University in Indianapolis. Für seine Schallplattenaufnahmen erhielt er u.a. den Deutschen Schallplattenpreis, einen Grammy und den Edison Prize.

 

Rolando PANERAI ist am 23.10.2019 in Florenz verstorben

 Geboren am 17. Oktober 1924 in Campi Bisenzio bei Florenz; er studierte am Konservatorium von Florenz bei Raoul Frazzi, dann in Mailand bei Armani und bei Giulia Tess. Semiprofessionelles Debüt 1946 am Teatro Dante in seinem Heimatort Campi Bisenzio als Enrico in »Lucia di Lammermoor«. Er sang am Teatro San Carlo Neapel in der Spielzeit 1947-48 den Faraone in Rossinis »Mosè in Egitto«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Germont-père in »La Traviata« und den Figaro im »Barbier von Sevilla«. Nachdem er an mehreren großen italienischen Bühnen erfolgreich aufgetreten war, kam er 1952 an die Mailänder Scala (Antrittsrolle: Hohepriester in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns) und trat immer wieder, insgesamt während 26 Jahren, an der Scala auf. Hier hörte man ihn u.a. auch als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Marcello in »La Bohème«, als Masetto in »Don Giovanni«, in Carl Orffs »Carmina burana«, als Lescaut in »Manon« von Massenet, als Carlo Catania in »Masaniello« von Jacopo Napoli, als Ottone in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, als Enrico in »Lucia di Lammermoor«, als Figaro in »Le nozze di Figaro« wie im »Barbier von Sevilla«, als Ehemann in »Amelia al ballo« von G.C. Menotti, als Apollo in »Alceste« von Gluck, als De Guiche in »Cyrano de Bergerac« von F. Alfano, als Ser Matteo del Sarto in »Arlecchino« von Busoni, als Belcore in »L’Elisir d‘amore«, als Gevatter im »Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky, als Guglielmo wie als Don Alfonso in »Così fan tutte«, als Ruprecht in Prokofjews »Der feurige Engel«,  als Tagliaferro in Piccinis »La Cecchina ossia La Buona Figliola«, als Ford im »Falstaff« von Verdi, als Enrico in Donizettis »Il Campanello«, in der Titelrolle von Hindemiths »Mathis der Maler«, als Raimbaud in Rossinis »Le Comte Ory«, als Doktor Malatesta in »Don Pasquale«, als Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Arnolfo in »La Scuola delle Mogli« von Virgilio Mortari, als Peter in »Hänsel und Gretel«, als Don Domualdo in »Le Astuzie Femminili« von Cimarosa, als Protiere in »Macbeth« von E. Bloch, als Cantastorie in »Sette Canzoni« von G. Malipiero, als Giorgio in »Nina« von Paisiello, als Pellegrino in »Maria Egiziaca« von O. Respighi, als Tingoccio d‘Arno Nero in der Uraufführung der Oper »Il Calzare d‘Argento« von I. Pizzetti, als Arsamene in Händels »Serse«, als Tartaglia in »Turandot« von Busoni, in der Titelrolle von Guido Turchis »Il Buon Soldato Svejk« (in der Uraufführung dieser Oper), als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Lo Zio in der Uraufführung der Oper »Il linguaggio dei fiori« von Renzo Rossellini, als Giovanni in »Era Proibito« von. L. Chailly, als David in »L’Amico Fritz« von Mascagni, als Bill in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill, als Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, als Paolo in Verdis »Simon Boccanegra«, als Corbolone in »Il marito disperato« von Cimarosa und als Ping in Puccinis »Turandot«. Im April 1954 sang er in der ersten Opernsendung des Italienischen Fernsehens den Figaro im »Barbier von Sevilla«. Seit 1957 trat er mit großen Erfolgen bei den Festspielen von Salzburg auf. Hier sang er 1957 und 1981-82 den Ford im »Falstaff« von Verdi, 1958-59 den Guglielmo, 1960-61 und 1968-70 den Masetto, 1961 den Paolo in »Simon Boccanegra«. 1971-72 den Doktor Malatesta sowie 1972 und 1974-77 den Don Alfonso. 1957-97 gastierte er an der Wiener Staatsoper in insgesamt 128 Vorstellungen als Germont-père, als Ford, als Sharpless, als Amonasro in »Aida«, als Escamillo in »Carmen«, als Tonio im »Bajazzo«, als Figaro sowohl in »Le nozze di Figaro« als auch im »Barbier von Sevilla«, als Marcello, als Doktor Malatesta, als Masetto, als Enrico in »Lucia di Lammermoor« (den er an der Wiener Staatsoper bereits 1955 bei einem Gastspiel der Mailänder Scala an der Seite von Maria Callas unter Herbert von Karajan sang), als Don Alfonso, als Dandini, als Dulcamara in »L’Elisir d’amore« und als Lescaut in Puccinis »Manon Lescaut«. Gastspiele an der Covent Garden Oper London (1960 als Figaro im »Barbier von Sevilla«), in Paris und Brüssel. Große Erfolge hatte er auch beim Festival von Aix-en-Provence (als Figaro in »Le nozze di Figaro«), bei den Festspielen in der Arena von Verona (1979, 1983), beim Maggio Musicale Fiorentino und bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom. 1955 wirkte er in Venedig in der Bühnen-Uraufführung von Prokofjews Oper »Der feurige Engel« (»L’Ange de feu«) mit. Er gastierte auch am Bolschoi Theater Moskau, an den Opern von Rio de Janeiro, Athen und Amsterdam, an der Deutschen Oper Berlin, an den Staatsopern von München und Stuttgart, in Barcelona, Lissabon, Monte Carlo, Zürich, Johannesburg, an der San Francisco Opera (1958 als Figaro im »Barbier von Sevilla« wie in »Le nozze di Figaro« und als Marcello) und an allen führenden italienischen Operntheatern. Seine Karriere dauerte ungewöhnlich lange. In den achtziger Jahren gastierte er an der Londoner Covent Garden Oper als Don Alfonso, als Don Pasquale, als Falstaff von Verdi und als Dulcamara. 1985 trat er am Teatro Comunale Bologna als Dulcamara, 1988 beim Maggio Musicale Florenz als Gianni Schicchi von Puccini auf, den er 1996 auch an der Oper von Chicago zum Vortrag brachte. 1990 gastierte er an der Deutschen Oper Berlin als Dulcamara, 1990 in Catania als Douglas in der Oper »Guglielmo Ratcliff« von Mascagni. 1998 sang er, inzwischen 74 Jahre alt, in Barcelona den Dulcamara, am Teatro Comunale Florenz den Gianni Schicchi. Den Don Alfonso sang er 2000 bei seinem Debüt (!) an der Grand Opéra Paris; im Fernsehen erschien er 2000 als Germont-père, am Opernhaus von Frankfurt a.M. 2001 als Dulcamara. Er betätigte sich auch als Opernregisseur (u.a. 1997 »Madame Butterfly« beim Puccini Festival in Torre del Lago). – Baritonstimme von hoher Musikalität und besonderer Wandlungsfähigkeit des Ausdrucks.

Schallplatten der Marken Columbia (»I Puritani«, »Pagliacci«, »Cavalleria rusticana«, »Così fan tutte«, »Amelia al Ballo«, »Il Trovatore«, »Falstaff«, »La Bohème«, »La Traviata«, »L’Elisir d’amore«), Ricordi (»Il barbiere di Siviglia« und »La cambiale di matrimonio« von Rossini), HMV (»La Traviata«, »Madame Butterfly«), RCA (Titelheld in Verdis »Falstaff«), Ariola-Eurodisc (Leporello im »Don Giovanni«, Titelheld in »Gianni Schicchi«), Philips (»Falstaff«), Melodram (»Alfonso und Estrella« von Schubert), Foyer (Amfortas im »Parsifal« mit Maria Callas auf Italienisch, Rom 1950), Replica (»Lucia di Lammermoor« mit Maria Callas), Cetra Opera Live (»Alceste« von Gluck, »Le nozze di Figaro«), Movimento Musica (»Don Giovanni« und »Simon Boccanegra« aus Salzburg), Cetra (»La Battaglia di Legnano« und »Aida« von Verdi), Decca (»La Bohème«, »L’Italiana in Algeri«, »L’Elisir d’amore«), DGG (»La Traviata«, »Pagliacci«, »Così fan tutte«), Orfeo (»Oberto« von Verdi), Bellaphon (»Rigoletto«), Teldec (Germont-père in »La Traviata«, 2000!) und Odeon.

 

 

 

 

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