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TODESFÄLLE (STAND MAI 2021)

22.04.2021 | Todestage

 

TODESFÄLLE STAND MAI 2021

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

Helmut WINSCHERMANN ist am 4.3.2021 in Bonn verstorben

 Geboren am 22.3.1920 in Mühlheim an der Ruhr; der wegen einer Gaumenlähmung sprachgestörte Helmut Winschermann studierte ab 1936 zunächst Violine an der Folkwangschule in Essen, wo er jedoch bald das Fach wechselte und vom bedeutenden Oboisten Johann Baptist Schlee (1897–1975) unterrichtet wurde. Nach nur einem Jahr folgte eine erste Orchesterverpflichtung in Witten, ab 1939 beim Städtischen Orchester Oberhausen. Bald nach Kriegsende 1945 übernahm Winschermann die Planstelle des 1. Solo-Oboisten im Sinfonieorchester von Radio Frankfurt, dem späteren Hessischen Rundfunk (HR). Bis 1951 übte er diese Tätigkeit aus, wurde aber schon im Jahre 1948 als Dozent an die Nordwestdeutsche Musikakademie Detmold berufen. 1951 gründete er dort eine Meisterklasse für Oboe und Kammermusik und übernahm 1956 die neu geschaffene Professur für Oboe. Eine Reihe hoch angesehener Oboisten ist aus seiner „Oboenfabrik“, wie es Winschermann später einmal genannt hat, hervorgegangen, wie zum Beispiel Hansjörg Schellenberger, Günther Passin, Fumiaki Miyamoto, Ingo Goritzki und Gernot Schmalfuß, Winschermanns späterer Nachfolger in der Professur in Detmold. Gemeinsam mit dem Fötisten Kurt Redel und der Cembalistin Irmgard Lechner gründete Winschermann die Kammermusikvereinigung Collegium Pro Arte, die er 1954 nach Umwandlung in das Collegium Instrumentale Detmold auch selbst leitete. Helmut Winschermann unternahm viele Konzertreisen als Solist und Kammermusiker und war ständiger Mitwirkender bei der Cappella Coloniensis, im Saarländischen Kammerorchester unter Karl Ristenpart und im Stuttgarter Kammerorchester. Im Jahre 1960 gründete Winschermann, selbst auch Spezialist auf der Barockoboe, für die Frankfurter Bach-Konzerte eine Musiziergemeinschaft, die sich vor allem der Musik der Barockzeit annehmen sollte – die Deutschen Bachsolisten. In den ersten Jahren leitete Winschermann sein Orchester von der Oboe aus, vertauschte später aber sein Instrument mit dem Taktstock. Seither musiziert das Ensemble in aller Welt. 1995 wurde es auf seiner 14. Japan-Tournee für seine Aufführungen sämtlicher sechs Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach begeistert gefeiert. Aus Anlass des Jubiläums „50 Jahre Deutsche Bachsolisten“ konzertierte der inzwischen 90-jährige Winschermann mit seinem Kammerorchester am 17. Oktober 2010 im Bonner Beethoven-Haus. Das Programm enthielt die Goldberg-Variationen von J. S. Bach in der Instrumentierung von Helmut Winschermann. Etwa 100 Schallplatten und CDs zeugen vom Wirken Helmut Winschermanns und seiner Bachsolisten.

 

Patrick DUPOND ist am 5.3.2021 verstorben

patrick dupond

 Geboren am 14. März 1959 in Paris; er begann früh zu tanzen und traf 1967 zufällig auf ehemalige Tänzer der Pariser Oper. Von da an wurde er von Max Bozzoni gefördert und tanzte so 1969 erstmals selbst an dem großen Haus. Während weiterer Privatstunden mit Bozzoni wurde er am Pariser Opernhaus ausgebildet. 1975 wurde er festes Ensemblemitglied. Größere Bekanntheit erlangte er im Folgejahr, als er bei der Varna International Ballet Competition in Bulgarien die Goldmedaille gewann. 1980 wurde er Solotänzer in Paris, außerdem trat er international auf. 1988 begann er außerdem als künstlerischer Direktor am Ballet de Lorraine zu arbeiten, 1990 wurde ihm auch in Paris die Leitung übertragen. Dupond übte diese Tätigkeit bis 1995 aus. Später war er vor allem als Tanzlehrer sowie als Mitglied in Jurys bei Wettbewerben, unter anderem bei Fernsehshows, tätig. Für seine Arbeit wurde er 1988 mit dem Ordre des Arts et des Lettres, 1990 mit dem Ordre National du Mérite und 1997 mit dem Legion of Honour ausgezeichnet. An der Wiener Staatsoper gastierte er u.a. 1984 als Daphnis in Daphnis und Chloë von Ravel.

 

Renée DORIA ist am 6.3.2021 in La Celle-sur-Morin (Dép. Seine-et-Marne) verstorben

renée doria

 Geboren am 13. Februar 1921 in Perpignan (Département Pyrénées-Orientales); ihre Ausbildung erfolgte durch Umberto Valdarnini in Marseille. Im Alter von 18 Jahren gab sie in Marseille ein erstes Konzert. Noch vor ihrem Debüt sang sie in Prades in einer konzertanten Aufführung von Glucks »Orfeo ed Euridice« die Euridice als Partnerin von

Alice Raveau. 1942 erfolgte dann ihr eigentliches Debüt an der Oper von Marseille als Rosina im »Barbier von Sevilla«. 1943 hörte man sie am Pariser Théâtre Gaîté Lyrique als Lakmé von Delibes; sie debütierte in der gleichen Rolle auch 1946 an der Opéra-Comique Paris. Sie sang an der Opéra-Comique auch die Philine in der 2000. Vorstellung der Oper »Mignon« von A. Thomas und hatte an diesem Haus eine bedeutende Karriere als Koloratrice. 1947 war sie an der Grand Opéra als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« sehr erfolgreich. Hier übernahm sie in der 900. Aufführung von Verdis »Rigoletto« die Partie der Gilda. Sie sang an den Opernhäusern von Straßburg, Lyon, Marseille, Vichy, Antwerpen, Brüssel und in der Schweiz. An der Opéra-Comique übernahm sie bis 1959 Partien wie die Traviata, die Mireille, die Philine, die Norina in »Don Pasquale«, in Cannes die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« (unter der Leitung von Reynaldo Hahn), in Straßburg die drei weiblichen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, insgesamt beherrschte sie mehr als 60 Rollen. Davon seien noch die Adèle in »Le Comte Ory« von Rossini, die Ophélie in »Hamlet« von A. Thomas, die Susanna in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Sophie im »Rosenkavalier« und die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod genannt. 1946 sang sie in der ersten Opernaufführung im französischen Fernsehen die Rosina im »Barbier von Sevilla«. Ihre Karriere dauerte lange; noch 1978 wirkte sie in einer Schallplattenaufnahme der Oper »Sapho« von Massenet mit, 1982 kam eine Arien-Platte der Künstlerin heraus. Sie arbeitete im Übrigen im pädagogischen Bereich in Paris.

Schallplatten: Columbia (Olympia in vollständiger Oper »Hoffmanns Erzählungen«, 1947; »Sapho« von Massenet), Decca (Titelheldin in vollständiger Aufnahme »Thaïs« von Massenet), später viele Aufnahmen auf Philips, Pleïade, Bourg Records (»Le Comte Ory« und »Der Barbier von Sevilla« von Rossini) und Véga (»Mireille« von Gounod, »Les noces de Jeannette« von Massé, Querschnitte »Manon« von Massenet und »Le Pré-aux-Clercs« von Hérold, »Faust« von Gounod, Gesamtaufnahme »Rigoletto«). 1982 erschien auf Accord ein Mitschnitt einer vollständigen Aufnahme von Gounods »Mireille« (Paris, 1963), in der sie die Titelpartie singt, dort auch Lieder von Gabriel Fauré. Auf Westminster in einer Kurzfassung von Meyerbeers »Hugenotten« zu hören, auf MN mit Liedern von Gounod.

 

Colin IVESON ist am 7.3.2021 verstorben

colin iveson

 Geboren am 30. März 1944; Informationen über den britischen Bariton auf Englisch: https://www.musicteachers.co.uk/teacher/d39ca35c2087a5b0d7a7

 

Miroslav HOMEN ist am 7.3.2021 verstorben

miroslav homen

 Geboren am 2. August 1940; Nachruf auf den kroatischen Dirigenten auf Kroatisch: https://www.hrvaticg.com/2021/03/10/in-memoriam-miroslav-homen-2-8-1940-7-3-2021/

 

Dmitri BASCHKIROW ist am 7.3.2021 in Madrid verstorben

 Geboren am 1. November 1931 in Tiflis; er studierte in Tiflis bei Anastassija Wirsaladse (Großmutter von Elisso Wirsaladse) und bei Alexander Goldenweiser am Moskauer Konservatorium. 1955 gewann er den ersten Preis beim Klavierwettbewerb Marguerite Long in Paris. Baschkirow konzertierte international mit bedeutenden Orchestern und arbeitete dabei mit Dirigenten wie Kurt Masur, Wolfgang Sawallisch, Zubin Mehta, Daniel Barenboim, Vladimir Ashkenazy und John Barbirolli zusammen. Bereits 1957 widmete sich Baschkirow verstärkt der Lehre und wurde Professor am Moskauer Konservatorium. Ab 1980 verbot die sowjetische Regierung ihm Auslandsauftritte, was Michail Gorbatschow 1988 aufhob. 1991 wechselte er als Leiter der Abteilung Klavier an die neu gegründete Escuela Superior de Musica Reina Sofia in Madrid. Außerdem war er Professor an der International Piano Academy Lake Como. und unterrichtete an der Internationalen Musikakademie Liechtenstein und gab darüber hinaus Meisterkurse. Zu seinen Schülern zählen unter anderem Dmitri Alexejew, Boris Bloch, Nikolai Demidenko, Kirill Gerstein, Jonathan Gilad, Stanislav Ioudenitch, David Kadouch, Eldar Nebolsin, Peter Rösel, Arcadi Volodos, Dang Thai Son sowie seine Tochter Jelena Baschkirowa. Baschkirow war Mitglied des Kuratoriums des Internationalen Rotary-Musikwettbewerbs in Moskau sowie Mitglied zahlreicher Jurys, zum Beispiel beim Santander-Paloma-O’Shea-Klavierwettbewerbs in den Jahren 1995, 1998 und 2002. Baschkirow hat für Melodija, EMI und Erato eingespielt.

 

Julien-François ZBINDEN ist am 8.3.2021 in Lausanne verstorben

 Geboren am 11. November 1917 in Rolle (Kanton Waadt); er studierte in Lausanne und Genf Klavier. Komposition erlernte er überwiegend autodidaktisch, nahm aber auch Unterricht bei René Gerber. 1938 wurde er Pianist einer Jazzband. Ab 1947 arbeitete er bei Radio Suisse Romande in Lausanne, zunächst als Aufnahmeleiter, ab 1956 als Leiter der Musikabteilung. 1973-79 sowie 1987-91 war Zbinden Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für die Rechte der Urheber musikalischer Werke (SUISA). 1973 Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Neue Musik SGNM (ISCM Switzerland). 1978 wurde er zum Officier des Arts et des Lettres ernannt. Zbindens Werkkatalog umfasst mehr als 100 Kompositionen, darunter Bühnenwerke, 5 Sinfonien (die Nr. 5, sein op. 100, wurde 2007 uraufgeführt), konzertante Werke, Kammer- und Vokalmusik unterschiedlicher Besetzung. In seiner insgesamt tonalen Tonsprache lassen sich Einflüsse des Jazz, des Neoklassizismus und Arthur Honeggers ausmachen. Auch im hohen Alter spielte Zbinden noch täglich Klavier und trat noch 2017 öffentlich auf. Im selben Jahr feierte Zbinden seinen hundertsten Geburtstag.

 

James LEVINE ist am 9.3.2021 in Palm Springs (Kalifornien) verstorben

james levine

 Er wurde am 23. Juni 1943 als ältestes von drei Kindern des wohlhabenden Textilfabrikanten Lawrence M. Levine und der New Yorker Schauspielerin Helen G. Levine, geb. Goldstein (Künstlerkarriere als Golden), in Cincinnati, Ohio geboren. Sein Vater, bekannt als Larry Lee, trat in den 1930er Jahren als Bandleader und Schlagersänger im Hotel Beverly Wilshire auf. Einer seiner Großväter, Morris Goldstein, war als Kantor und Komponist jüdischer liturgischer Musik, zuletzt im Rockdale Temple in Cincinnati tätig. Die Familie Levine besuchte die reformierte Synagoge, ohne das Jiddische und Hebräische zu erhalten. James Levine feierte keine Bar Mitzwa und blieb zunehmend der jüdischen Sonntagsschule fern. Er erhielt im Alter von vier Jahren seinen ersten Klavierunterricht bei Gertrude Englander und galt schon bald als „klavierspielendes Wunderkind“: Mit zehn trat im Rahmen eines Jugendkonzertes öffentlich als Solopianist in Erscheinung. Unter der Leitung von Thor Johnson spielte er gemeinsam mit dem Cincinnati Symphony Orchestra Mendelssohns 2. Klavierkonzert in D-Moll. Später trat er auch unter dem Dirigenten Max Rudolf auf und musizierte bei mehreren Veranstaltungen in Cincinnati. Ab dem zehnten Lebensjahr wurde er von Walter Levin, dem Primarius des LaSalle String Quartets, in Musiktheorie, Harmonielehre, Kontrapunkt, Partiturstudium und Kammermusik ausgebildet. Jenö Takács unterwies ihn in Klavier. Levine besuchte ab 1956 Sommerkurse beim Marlboro Music Festival in Marlboro, Vermont, wo er Klavierunterricht vom künstlerischen Leiter des Festivals Rudolf Serkin erhielt. Außerdem wurde er von Claude Frank in Kammermusik und Martial Singher im Kunstlied weitergebildet. Ab 1957 besuchte er das Aspen Music Festival and School in Colorado, wo er später selbst unterrichten sollte. Dort erhielt er Unterricht bei Rosina Lhévinne (Klavier), Jennie Tourel, Mack Harrel, Adele Addison und Hans Hotter (Gesang) und Wolfgang Vacano (Dirigieren). 1960 gewann er in Aspen einen Instrumentalwettbewerb. Während seiner Schulzeit an der Walnut Hills High School flog er in regelmäßigen Abständen nach New York, um dort Analyse und Komposition zu studieren. Seine Klavierlehrerin war Rosina Lhévinne. Nach seinem High School Diploma 1961 studierte er bis 1964 (ohne Abschluss) an der Juilliard School in New York Klavier bei Lhévinne und Dirigieren bei Jean Morel. Morel, der an der MET tätig war, ließ Levine in den 1960er Jahren einige Opern dirigieren. Nachdem Levine bereits 1963 Träger des John Erskine Scholarships war, wurde er 1964 Finalist beim American Conductors Project der Ford Foundation. Die Förderung beinhaltete einen mehrwöchigen Unterricht am Peabody Conservatory in Baltimore u. a. bei Alfred Wallenstein, Max Rudolf und Fausto Cleva. Er trat in diesem Rahmen auch mit dem Baltimore Symphony Orchestra in Erscheinung. Levine wurde durch den Juror George Szell entdeckt, der ihn zum Cleveland Orchestra holte. Unterstützung erhielt Levine von der Kulas Foundation. 1967 wurde Levine offiziell Assistenzdirigent und debütierte mit Strauss‘ Don Juan. In Cleveland begann auch sein Einsatz für die Neue Musik, so spielte er 1967 unter Anwesenheit von Pierre Boulez dessen Sonate Nr. 1. Zwei Jahre zuvor 1965 war er Gründungsdirigent des University Circle Orchestra am Cleveland Institute of Music, als dessen Musikdirektor er bis 1972 fungierte. Weiterhin wurde er Chairman für Orchesterausbildung am Musikinstitut. An der in der Nähe von Detroit befindlichen Meadow Brook School of Music der Oakland University unterstützte er Robert Shaw, seinerzeit zweiter assistierender Dirigent und Chorleiter Szells, als Co-Dirigent und übernahm 1968 und 1969 als Musikdirektor die Sommerakademie. Im Jahr 1970 debütierte er mit Verdis Aida an der Welsh National Opera in Cardiff (Wales) und mit Puccinis Tosca an der San Francisco Opera. Ein Jahr später dirigierte er das Chicago Symphony Orchestra mit Mahlers 2. Sinfonie („Auferstehungssinfonie“) beim Ravinia Festival in Highland Park, Illinois. 1973-93 war er dann Musikdirektor des Festivals. 1973-78 leitete er außerdem das Chorfestival Cincinnati May Festival. Bei den Big Five (New York, Boston, Chicago, Philadelphia und Cleveland) und anderen führenden Sinfonieorchestern der USA konnte er als Gastdirigent in Erscheinung treten. So stand er 1972 zum ersten Mal am Pult des New York Philharmonic Orchestra. Nach dem Tod Szells 1970 wechselte er zur Metropolitan Opera (MET) in New York City, die seinerzeit von Rudolf Bing geleitet wurde. Dort feierte er 1971 mit der Oper Tosca (mit Grace Bumbry in der Hauptrolle) sein Debüt. 1972/73 war er Gastdirigent am Haus. 1972 ernannte ihn der General Manager der Met, Gorden Gentele, zum Chefdirigenten (Principal Conductor). Mit der Saison 1976/77 wurde Levine als Nachfolger des 1974 zurückgetretenen Rafael Kubelik Musikdirektor (Music Director). Levine gründete 1980 das Lindemann Young Artists Development Program, das Nachwuchssänger fördert. 1982 oblag ihm die Jubiläumsinszenierung von Wagners Parsifal bei den Bayreuther Festspielen. Im Zuge seines regen Engagements an der MET – er setzte sich u. a. für eine Erneuerung ein und beteiligte sich an nationalen Fernsehproduktionen – wurde ihm 1986 die eigens für ihn geschaffene künstlerische Leitung (Artistic Director) des Hauses übertragen. Er dirigierte in den Jahrzehnten seiner künstlerischen Tätigkeit an der MET insgesant 2577 Vorstellungen von 75 Opern, darunter viele Erstaufführungen des Orchesters. Auch leitete er dort Uraufführungen von John Corigliano, Philip Glass und John Harbison. Nach 50-jähriger Pause holte er 1989 Wagners Ring des Nibelungen zurück an die MET. Ein Unfall 2006 führte zu zunehmenden gesundheitlichen Problemen; ab 2011 wurde er interimistisch von Fabio Luisi vertreten. Nachdem er sich 2012 kurzzeitlich zurückgezogen hatte trat er von 2013 bis zu seinem endgültigen Rückzug 2016 erneut auf das Podium der MET. Levines Nachfolger ist Yannick Nézet-Séguin. Im Konzertsaal hat Levine die meisten bedeutenden Orchester dieser Welt dirigiert. 1974 debütierte er mit Strauss‘ Rosenkavalier am Royal Opera House Covent Garden, London. Über seinen Kontakt mit dem Opernregisseur Jean-Pierre Ponnelle und die Wiener Philharmoniker gastierte er zwischen 1975 und 1993 regelmäßig bei den Salzburger Festspielen. Diese Zusammenarbeit begann 1975 mit dem London Symphony Orchestra, an dessen Pult er erstmals 1973 stand. Mehrfach war er Gastdirigent bei den Bayreuther Festspielen (1982–98); er war dort an Inszenierungen von Götz Friedrich, Wolfgang Wagner und Alfred Kirchner beteiligt. Nach dem Rücktritt von Herbert von Karajan sprang er im Mai 1989 kurzfristig bei einem Gastkonzert der Berliner Philharmoniker im Schauspielhaus Berlin (Ost) ein. Mit diesem Orchester arbeitete er erstmals bei einem Abonnementkonzert 1978 zusammen. 1996 war er mit den drei Tenören (José Carreras, Plácido Domingo und Luciano Pavarotti) auf Welttournee. 1999 wurde Levine zusätzlich zu seiner Tätigkeit in New York als Nachfolger von Sergiu Celibidache Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Auslandstourneen führten ihn und das Orchester durch Europa und in die USA. 2002 debütierten sie bei den Londoner Proms. Die Münchner Philharmoniker wurden durch den Deutschen Musikverleger-Verband für das „Beste Konzertprogramm der Saison 2002/03“ ausgezeichnet. In München brachte Levine auch Pendereckis 6. Sinfonie zur Uraufführung (2003). Im Sommer 2004 wechselte er als Music Director zum Boston Symphony Orchestra. Er brachte Werke von u. a. Charles Wuorinen und Gunther Schuller zur Uraufführung. Am Tanglewood Music Center, der Sommerakademie des Boston Symphony Orchestra, arbeitete er mit Studentenorchestern. Seine Verpflichtung in Boston gab er 2011 aus gesundheitlichen Gründen auf. Er war Music Director und Conductor Laureate des 2000 gegründeten UBS Verbier Festival Orchestra. Seit dem Ende seiner Dirigentenkarriere trat er als Liedbegleiter hervor. Seit 1972 hat er mehr als 200 Tonträgeraufnahmen (u. a. bei EMI, RCA, Deutsche Grammophon) produziert. Levine spezialisierte sich auf die Spätromantik (Brahms, Beethoven und Mahler) und das frühe 20. Jahrhundert. Er legte die Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Brahms, Schumann und Mozart vor. Außerdem spielte er Wagners Ring des Nibelungen ein. 1999 war er am Soundtrack zum Disney Zeichentrickfilm Fantasia 2000 beteiligt. Bei seinen Aufnahmen arbeitete er u. a. mit Christa Ludwig und Kathleen Battle sowie Jennie Tourel, Lynn Harrell, Kiri Te Kanawa und Cecilia Bartoli zusammen. Der profilierte Pianist spielte auch kammermusikalische Werke auf CD ein.

Im Oktober 2016 erstattete ein 46-Jähriger Mann Anzeige gegen Levine. Der habe ihn ab 1985 mehrere Jahre lang sexuell missbraucht, beginnend zu einer Zeit, als er 15 Jahre alt war. In der Folge wurden weitere Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Levine bekannt. Anfang Dezember 2017 leitete die MET eigene Untersuchungen ein und setzte für deren Dauer die Zusammenarbeit mit Levine aus. Im März 2018 erklärte die MET die Zusammenarbeit mit Levine für beendet. Ohne Details über die Untersuchungsergebnisse, für die 70 Personen befragt wurden, bekanntzugeben, erklärte die MET, die Untersuchung habe glaubwürdige Hinweise ergeben auf sexuell missbräuchliches und belästigendes Verhalten Levines gegenüber verletzbaren Künstlern in frühen Karrierephasen, die unter seiner Autorität standen. Drei Tage nach seiner Entlassung reichte Levine beim Obersten Gericht des Staats New York Klage gegen die MET wegen Vertragsbruchs und Rufschädigung ein. Er fordert 5,8 Mio. US-Dollar Schadensersatz und die Wiederherstellung von „Namen, Ruf und Karriere“. Levine bestritt „klar und unmissverständlich jegliches Fehlverhalten“ im Zusammenhang mit den gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen; Geschäftsführer Peter Gelb habe ihn lediglich loswerden wollen. Die MET wies diesen Vorwurf von Levine umgehend zurück und klagte ihrerseits. 2019 kam es zwischen Levine und der Metropolitan Opera zu einer Einigung, deren Einzelheiten nicht öffentlich wurden.  

 

Wolfgang BRETSCHNEIDER ist am 12.3.2021 in Bonn verstorben

 Geboren am 7. August 1941 in Dortmund; er studierte katholische Theologie, Philosophie, Musikwissenschaft und Pädagogik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und an der Ludwig-Maximilians-Universität München, gleichzeitig absolvierte er Orgelstudien bei Franz Lehrndorfer, Jean Langlais und Guy Bovet. 1967 empfing er im Kölner Dom von Josef Kardinal Frings die Priesterweihe. 1967-69 war er Kaplan am Quirinus-Münster in Neuss und 1969-97 Repetent am Erzbischöflichen Collegium Albertinum in Bonn. Er wurde im Fach Musikwissenschaft bei Günther Massenkeil mit einer hymnologischen Arbeit über das Kirchenlied der Aufklärungszeit promoviert. 1985 wurde er in den Vorstand der Werkgemeinschaft Musik e.V. gewählt, wo er als geistlicher Berater tätig war. Seit 1987 war er Professor für Liturgik und Kirchenmusik an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf, seit 1994 an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und in gleicher Funktion seit 1977 auch am Priesterseminar des Erzbistums Köln. 1984 erfolgte die Berufung in die Musikkommission der Deutschen Bischofskonferenz. 1992 wurde er in die Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz berufen. Seit 1994 war er Mitglied der Görres-Gesellschaft. 2003 erfolgte die Ernennung zum Honorarprofessor an der theologischen Fakultät der Universität Bonn, 2004 die Berufung zum Berater für Kirchenmusik in der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz zur Erstellung des neuen Gebet- und Gesangbuches. Seit 2011 war er Leiter des Fachbeirates Musik in der Guardini-Stiftung Berlin. Ebenso war er Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Kirchenmusik im Deutschen Musikrat. Bretschneider war Subsidiar und zweiter Organist an der Bonner Münsterbasilika. Als Organist gab er zahlreiche Konzerte im In- und Ausland, sein Schwerpunkt war die französische Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts. Unter anderem gab er das gesamte Orgelwerk von Josef Gabriel Rheinberger heraus. 1989 wurde Wolfgang Bretschneider Präsident des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes für Deutschland (ACV), den er auch im Zentralkommitee der deutschen Katholiken vertrat. Ebenso war er Diözesanpräses für die Kirchenchöre im Erzbistum Köln. Am 22. September 2018 wurde er als aktiver Präsident des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes verabschiedet und wurde zugleich zum Ehrenpräsident auf Lebenszeit ernannt. Wolfgang Bretschneider engagierte sich für zahlreiche soziale Projekte im Heiligen Land. 1987 wurde er von Maximilien de Fürstenberg, Kardinbal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, zum Ritter ernannt und am 14. Mai 1988 im Aachener Dom durch Bischof Franz Hengsbach, Großprior der Statthalterei in Deutschland, in den Päpstlichen Orden investiert. Zuletzt war er Offizier des Ordens. Bretschneider starb an den Folgen eines schweren Herzinfarktes in den frühen Morgenstunden des 12. März 2021. Das Requiem wurde am 17. März 2021 in Sankt Remigius in Bonn gehalten, die Beisetzung erfolgte in der Gruft der Bonner Münsterpfarrer und Stadtdechanten. 

 

Mark LUBOTSKY ist am 13.3.2021 in Hamburg verstorben

 Geboren am 18. Mai 1931 in Leningrad; er ging im Alter von sieben Jahren nach Moskau, zunächst an die Zentrale Musikschule Moskau und später ans Moskauer Konservatorium, wo er Schüler von Abram Jampolski und David Oistrach war. Noch vor Abschluss der Studien war er einer der Preisträger bei den Weltjugendfestspielen in Berlin (1951) und 1956 bei einem internationalen Wettbewerb in Salzburg. 1958 nahm er am Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau teil. Anschließend konzertierte er in Russland und im Ausland. Mit den Philharmonischen Orchestern von Moskau und Leningrad sowie dem Staatlichen Symphonieorchester trat er auf und machte Aufnahmen. Nach seiner Emigration nach Holland begann 1976 seine Karriere in Westeuropa und den USA. Er trat auch in Japan, Australien und Neuseeland auf, war Gast der Festivals von Santa Fe, Norfolk, Taukubi, Cheltenham, Aldeburgh, Bath und Dartington und arbeitete unter Dirigenten wie Benjamin Britten, Kyrill Kondraschin, Eugene Ormandy, Mstislaw Rostropowitsch, Jewgeni Swetlanow, Bernard Haitink, Gennadi Roschdestwenski und Kurt Sanderling. Sein Interesse galt neben dem klassisch-romantischen Repertoire vor allem der zeitgenössischen Musik. Mit Alfred Schnittke verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Nachdem er dessen erstes Violinkonzert 1963 in Moskau uraufgeführt hatte, widmete Schnittke ihm sein zweites Violinkonzert sowie drei seiner Violinsonaten. Mit Irina Schnittke und Mstislav Rostropowitsch spielte er auch die Uraufführung von Schnittkes Klaviertrio. Unter der Leitung des Komponisten spielte Lubotsky außerdem Benjamin Brittens Violinkonzert auf LP ein; Britten erklärte: This is the performance I have been waiting for. Später widmete er sich verstärkt dem Werk des estnischen Komponisten Arvo Paert. Auf zwei LPs legte er die ersten Einspielungen von Werken des fast vergessenen Komponisten Nikolai Roslawez vor. Lubotskys bevorzugte Klavierpartner waren Luba Edlina, Boris Berman, Peter Frankl, Ralf Gothóni, Brenno Ambrosini und Dimitri Vinnik. Mit Katarina Andreasson und seiner Frau Olga Dowbusch-Lubotsky bildete er das Lubotsky-Trio. Daneben war Lubotsky auch Violinlehrer; er unterrichtete am Moskauer Gnessin-Institut und nach seiner Emigration am Amsterdamer, Rotterdamer und Hamburger Konservatorium. Er hielt Meisterkurse an der Toho-Universität in Tokio, der University of Auckland in Neuseeland, der Guildhall School of Music and Drama in London, dem Sankt Petersburger Konservatorium, der Sibelius-Akademie in Helsinki und in Göteborg.

 

Friedrich MEYER-OERTEL ist am 14.3.2021 in Darmstadt verstorben

 Geboren am 3. April 1936 in Leipzig; er studierte zunächst Werbegrafik sowie Komposition und Oboe an der Hochschule für Musik, Theater, Kunst und Musikwissenschaft an der Universität in Wien. Am Beginn seiner Karriere assistierte er unter anderem an der Wiener und der Stuttgarter Staatsoper, bevor er 1968 die Leitung der Oper am Staatstheater Mainz übernahm. In ähnlichen Funktionen wirkte er später am Nationaltheater Mannheim und den Wuppertaler Bühnen – wo er intensiv u. a. mit Hanna Jordan zusammenarbeitete – sowie 1996-2004 am Staatstheater Darmstadt. Zu seinen bekanntesten Produktionen gehören Don Giovanni und Boris Godunow an der neuen Oper in Helsinki, Verdis Don Carlo in Stockholm, Otello und Die sizilianischer Vesper in Darmstadt, außerdem Inszenierungen in München, Richard Wagners Tannhäuser in Göteborg, Der Ring des Nibelungen in Mannheim und Wuppertal, Der Freischütz an der Oper Köln, an der Opéra de Wallonie Richard Strauss‘ Elektra, an der Komischen Oper Berlin Johann Strauss‘ Operette Eine Nacht in Venedig, in Barcelona Igor Strawinskys The Rake’s Progress sowie die Uraufführung der bairischen Mär Der Goggolori von Wilfried Hiller und Michael Ende am Münchner Bayerischen Staatstheater am Gärtnerplatz. Sein besonderes Interesse an Leoš Janáček  führte zu Inszenierungen der Jenůfa in Montpellier, Lüttich, Monte Carlo und Bordeaux, der Katja Kabanowa in Wuppertal und der Sache Makropoulos in Darmstadt. Eine in der Theaterwelt wohl einmalige Wertschätzung erlebte der Regisseur Ende 2014 am Nationaltheater Mannheim. Da eine Renovierung des Bühnenbildes seiner 36 Jahre alten Inszenierung der Fledermaus zu kostenintensiv war, sollte das Repertoire-Stück abgesetzt und die Kulisse entsorgt werden. Mannheimer Bürger sammelten daraufhin mehr als 25.000 Euro, um die beim Publikum äußerst beliebte Inszenierung zu retten. Am 28. Dezember 2014 konnte die Fledermaus so wieder in das Repertoire des Nationaltheaters aufgenommen werden.

 

Antón García ABRIL ist am 17.3.2021 in Madrid an Covid-19 verstorben

 

 Geboren am 19. Mai 1933 in Teruel; er studierte 1952-55 am Konservatorium von Madrid bei Julio Gomez und Francisco Cales und anschließend an der Accademia Chigiana in Siena bei Vito Frazzi Komposition, bei Paul van Kempen Orchesterleitung und bei Angelo Francesco Lavagnino Filmmusik. Ab 1964 setzte er seine Ausbildung an der Accademia d Santa Cecilia in Rom bei Goffredo Petrassi fort. Mit Luis de Pablo und Cristóbal Halffter präsentierte er Spanien beim 39. internationalen Festival der International Society for Contemporary Music. 1974-2003 hatte er einen Lehrstuhl für Komposition am Real Conservatorio Superior de Música de Madrid inne. 1982 wurde er Mitglied der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando de Madrid, 1995 korrespondierendes Mitglied der Academia de Nobles y Bellas Artes de San Luis de Zaragoza. Neben einer Oper, mehreren Balletten, Orchesterwerken, Chor- und Kammermusik komponierte García Abril zahlreich Filmmusiken, insbesondere zu Filmen von Mario Camus und Pilar Miro. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Premio Nacional de Música (1993), mehreren Preisen der Sociedad General de Autores y Editores y la Asociación de Intérpretes y Ejecutantes und dem Kulturpreis der Stadt Madrid (2007).

 

Adela ESTÉVEZ CAMPOS ist am 17.3.2021 an Covid-19 verstorben

adela estévez campos

 Geboren 1962 in A Coruña; Nachruf auf die spanische Sängerin auf Spanisch: https://operawire.com/obituary-singer-actor-magazine-editor-maria-adela-estevez-campos-dies-at-58-from-covid-19/

 

Luciano DI PASQUALE ist am 18.3.2021 verstorben

luciano di pasquale

 Geboren am 10. Juni 1964 in Teramo; der italienische Bass-Bariton studierte bei Elio Battaglia und Regina Resnik. Vor allem in Partien von Mozart und Rossini konnte er sich einen Namen machen und war damit u. a. in Rom, Florenz, Mailand, Triest, Palermo, Bologna, Turin, Toulouse, Avignon, Lyon, Bordeaux, Nizza und Toulon zu Gast. An der Mailänder Scala sang er 1999 den Giorgio in Paisiellos »Nina«, 2016 den Tornaquinci in Giordanos »La cena delle beffe« und 2017 den Alcindoro in Puccinis »La Bohème«. An der Grand Opéra Paris gastierte er 2004 als Haly in Rossinis »L’Italiana in Algeri«. Beim Glyndebourne Festival gastierte er 2005 als Don Magnifico in Rossinis »La Cenerentola«, 2009 als Dulcamara in »L’Elisir d‘amore« und 2013 als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, bei der Glyndebourne Touring Opera Company 2007 als Dulcamara. An der Opéra Bastille Paris sang er 2012 und 2014 den Sagrestano in »Tosca«. Weitere Engagements umfassten Don Magnifico am New National Theatre Tokio und Dr. Bartolo in »Il barbiere di Siviglia« an der Opéra National de Bordeaux, der Opéra de Tours, der Deutschen Oper Berlin und der New Israeli Opera Tel Aviv. Zudem war er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, dem Wexford-Festival, dem Moskauer Kreml-Theater, der Opéra de Lausanne, dem Théâtre de la Monnaie in Brüssel sowie der Oper Graz zu erleben. Seit 2008 war er zudem künstlerischer Leiter des Festivals »ArteinCanto« in Baschiano. Er arbeitete mit namhaften Dirigenten wie Zubin Mehta, Bruno Campanella, Vladimir Jurowski, Daniele Callegari und Gianluigi Gelmetti zusammen.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.lucianodipasquale.it/

 

Jewgeni NESTERENKO ist am 20.3.2021 in Wien an Covid-19 verstorben

jewgeni nesterenko

 Geboren am 8. Januar 1938 in Moskau; Gesangstudium am Rimsky-Korssakow-Konservatorium in Leningrad bei Wassilij Lukanin. Er debütierte 1963 am Maly Theater von Leningrad als Gremin in Tschaikowskys »Eugen Onegin«. 1967 erhielt er einen Preis beim Gesangwettbewerb von Sofia, 1970 gewann er den Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau. Nachdem er an der Oper von Leningrad erfolgreich aufgetreten war, folgte er 1971 einem Ruf an das Bolschoi Theater von Moskau. Durch die dunkle Tonfülle seiner Stimme und die bezwingende Kraft des Vortrags wurde er nun zum führenden russischen Bassisten seiner künstlerischen Generation. Dabei beherrschte er sowohl das russische wie das italienische Repertoire für tiefen Bass. Er gastierte  mit dem Ensemble des Moskauer Bolschoi Theaters an der Mailänder Scala 1973 als Ruslan in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, als Gremin und als Titelheld in Borodins »Fürst Igor«, 1989 als Boris Godunow. Glanzvolle Gastspiele an den Nationalopern von Budapest, Sofia und Warschau, in Nizza und Lodz folgten. 1975 gastierte er mit dem Ensemble des Bolschoi Theaters im New Yorker Haus der Metropolitan Oper als Boris Godunow. 1975 sang er als erste Partie an der Wiener Staatsoper den König Philipp in Verdis »Don Carlos« und gastierte dort bis 1993 in insgesamt 56 Vorstellungen als Boris Godunow, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Wassermann in Dvoraks »Rusalka«, als Banquo in Verdis »Macbeth«, als Mephisto im »Faust« von Gounod und als Ramfis in »Aida«. An der Mailänder Scala trat er 1977 als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Arkel in »Pelléas et Mélisande« von Debussy und als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, 1978 als König Philipp und als Massimiliano in Verdis »I Masnadieri«, 1978 und 1980-81 mit Liederabenden, 1979 als Moses in »Mosè in Egitto« von Rossini, als Colline in »La Bohème« und in einem Verdi-Konzert, 1980 als Tiresias in »Oedipus Rex« von Strawinsky, 1981 und 1988 im Requiem von Verdi, 1986 als Sarastro und 1989 als Susanin in Glinkas »Ein Leben für den Zaren« auf. 1978 sang er als erste Partie an der Londoner Covent Garden Oper den Basilio im »Barbier von Sevilla«. 1982 hörte man ihn dort als Iwan Chowanski in Mussorgskys »Chowanschtschina« und 1983 als Mephisto im »Faust« von Gounod. 1978, 1985, 1989 und 1991 (in den beiden letztgenannten Jahren als Zaccaria im »Nabucco«) trat er bei den Festspielen in der Arena von Verona auf, 1979 an der Oper von San Francisco als König Philipp. 1984 bewunderte man am Gran Teatre del Liceu in Barcelona seinen Zaccaria und seinen Titelhelden in »Attila« von Verdi. 1986 gastierte er bei den Festspielen von Bregenz als Enrico in »Anna Bolena« von Donizetti. Den Boris Godunow, der ein besonderer Höhepunkt in seinem Repertoire war, sang er auch 1987 bei den Festspielen von Wiesbaden und anschließend an verschiedenen Theatern in Westdeutschland und in Dänemark sowie 1988 an der Grand Opéra Paris. 1987 gastierte er bei den Festspielen von Savonlinna als Dosifej in Mussorgskys »Chowanschtschina« und mit dem Bolschoi-Ensemble in Budapest. 1988 trat er an der Nationaloper Budapest in der Titelrolle von Béla Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« auf. 1989 sang er in der Münchner Olympia-Halle den Kontschak in Aufführungen von Borodins »Fürst Igor«, in Rom in einer konzertanten Aufführung von Rachmaninoffs »Aleko«. Beim Festival von Orange gastierte er 1990, an der Hamburger Staatsoper 1991 als König Philipp (und 1992 als Don Pasquale), an der Staatsoper München 1992 als Boris Godunow, am Teatro Colón Buenos Aires 1991 als Zaccaria, am Teatro Carlo Felice Genua 1992 als Kontschak. 1997 trat er in den »Aida«-Aufführungen in der Dortmunder Westfalenhalle als Ramfis auf. Nicht weniger von Bedeutung als Konzert- und Liedersänger; er wirkte in einer russischen Verfilmung von Borodins »Fürst Igor« mit. Er lebte später als Pädagoge in Wien, wo er noch Ende der neunziger Jahre als Konzertsänger auftrat. Neben der Kraft und Tonfülle seiner Bass-Stimme wurde die Intensität seiner Darstellungskunst gerühmt.

Schallplattenaufnahmen der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion, darunter auch Partien in vollständigen Opern (»Ruslan und Ludmilla« und »Ein Leben für den Zaren«/ von Glinka, »Die Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow, »Jolanthe«, »Mazeppa« und »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, »Francesca da Rimini« und »Aleko« von Rachmaninoff, Lieder von Tschaikowsky), einiges davon auf Ariola-Eurodisc übertragen (»Lieder und Tänze des Todes« von Mussorgsky, Lieder von Schostakowitsch, »L‘Elisir d’amore« und »Don Pasquale« von Donizetti). Auch auf HMV vertreten (Verdi-Requiem). Weiter auf Capriccio in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók, auf DGG in Verdis »Nabucco«, auf Voce in »Don Carlos« von Verdi (Mitschnitt einer Aufführung an der Mailänder Scala von 1977) zu hören; Teldec-Video (»Ein Leben für den Zaren« von Glinka).

 

Robert GARD ist am 20.3.2021 verstorben

robert gard

 Geboren am 7. März 1927 in Padstow (UK); Ausbildung an der Guildhall School of Music London bei Walter Hyde, nachdem er zuerst als Verkäufer in einem Herrenbekleidungsgeschäft gearbeitet hatte; spätere Studien noch bei Dino Borgioli in London, bei Fritz Philipsborn und bei Mme. Florence Wiese-Norberg in Sydney. 1958 Debüt als Herzog im »Rigoletto« bei der English Opera Group London. Seit 1960 trat er an verschiedenen Theatern in Australien auf. Er sang in England bei der Welsh Opera Cardiff und beim Festival von Aldeburgh, hatte aber seine größten Erfolge in einer langjährigen Karriere an der Oper von Sydney. Am 28.9.1973 sang er dort bei der Eröffnung des neu erbauten Opernhauses den Anatol in der Oper »Krieg und Frieden« von Prokofjew. Diese Vorstellung wie auch Aufführungen der Opern »Louise« von Charpentier und »Manon« von Massenet wurden vom australischen Fernsehen aufgezeichnet. 1986 wirkte er in Adelaide in der Uraufführung der Oper »Voss« von Richard Meale als Le Mésurier mit. 1990 hörte man ihn in Sydney in der Partie des Aschenbach in B. Brittens »Death in Venice«, 1996 als Mr. Upfold in »Albert Herring«. Aus seinem in der Hauptsache lyrisch ausgerichteten Repertoire sind noch zu nennen: der Ernesto im »Don Pasquale«, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Ferrando in »Così fan tutte«, der Tamino in der »Zauberflöte«, der Stewa in »Jenufa« von Janácek, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, der Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, der Male Chorus in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten und der Titelheld in dessen Oper »Albert Herring«. In einem späteren Abschnitt seiner Karriere übernahm er Charakterpartien wie den Loge im »Rheingold«, den Herodes in »Salome« und den Ägisth in »Elektra« von Richard Strauss. Angesehener Konzerttenor.

Schallplatten: Philips (Gesamtaufnahme »Voss« von Richard Meale).

 

Taryn FIEBIG ist am 20.3.2021 in Sydney verstorben

taryn fiebig

 Geboren am 1. Februar 1972 in Perth; Biographie der australischen Sopranistin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Taryn_Fiebig

 

Peter WIMBERGER ist am 22.3.2021 in Wien verstorben

peter wimberger

 Geboren am 14. Mai 1940 in Wien; er studierte an der Musikakademie in Wien Gesang bei Paul Schöffler und Adolf Vogel. Peter Wimberger gab 1963 sein Bühnendebüt am Opernhaus von Dortmund in der Rolle des Pietro in »Simon Boccanegra«. Gastspiele führten ihn in der weiteren Folge an die Opernhäuser von Karlsruhe, Kassel, an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an die Oper Frankfurt und an die Bayerische Staatsoper München. 1972-2002 war er festes Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. Er debütierte hier im September 1972 als Sprecher in der »Zauberflöte«. Seine am häufigsten gesungen Partie ist mit 133 Abenden jene des Polizeikommissärs im »Rosenkavalier«. Von insgesamt 55 Partien des Künstlers an der Wiener Staatsoper seien u. a. der König wie der Ramfis in »Aida«, der Colline in »La Bohème«, der Rangoni in »Boris Godunow«, der Lorenzo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, der Zuniga wie der Escamillo in »Carmen«, der Publio in Mozarts »La clemenza di Tito«, der Mönch in Verdis »Don Carlos«, der Orest in »Elektra« von R. Strauss, der Don Pizarro wie der Minister im »Fidelio«, der Fliegende Holländer, der Geisterbote in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, der Kuno wie der Eremit im »Freischütz«, der König Heinrich im »Lohengrin«, der  Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, der Graf Walter in »Luisa Miller« von Verdi, der Banquo in dessen »Macbeth«, der Graf Des Grieux in »Manon« von Massenet, der Nachtwächter wie der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Titurel wie der Amfortas im »Parsifal«, der Donner, der Wotan und der Gunther im Nibelungenring, der Jochanaan in »Salome«, der Biterolf im »Tannhäuser« und der Ferrando im »Troubadour« genannt. An der Volksoper Wien ist Peter Wimberger u. a. als Zaccaria in »Nabucco«, als Komtur im »Don Giovanni«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Bartolo in »Die Hochzeit des Figaro«, als Nourabad in »Die Perlenfischer« von Bizet, als Inquisitor in Prokofjews Oper „Der feurige Engel“, als Monterone im »Rigoletto«, als Onkel Bonze in »Madame Butterfly« und als Wotan/Wanderer in Loriots „Ring an einem Abend“ aufgetreten. Er war auch dem Landestheater von Linz/Donau verbunden. Peter Wimberger gab Gastspiele an der Metropolitan Opera New York (1984 Wotan in der »Walküre«), an der Mailänder Scala (1984 Landgraf im »Tannhäuser«), an der Nationaloper Warschau, dem Königlichen Opernhaus Kopenhagen, am Teatro Massimo in Palermo (1988), am Teatro San Carlo Neapel (1988 Amfortas), an den Opernhäusern von Lyon, Marseille, Nizza, Basel, Barcelona (1985 Wanderer in »Siegfried«), Köln (1987), Toronto und Tokyo, an der Opéra de Wallonie Lüttich (1992 Wotan in der »Walküre«), am Théatre Capitole de Toulouse (Athlet in »Lulu«), beim Maggio Musicale Fiorentino, am Teatro Colon in Buenos Aires (1997 Rocco im »Fidelio«), bei den Bregenzer Festspielen (1972 in Henry Purcells »Die Feenkönigin«, 1973 Daland in »Der fliegende Holländer«, 1974 Zuniga, 1976 Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, 1979 Timur in Puccinis »Turandot« und 1979-80 in Konzerten) sowie den Wagnerfestspielen in Erl. Auf der Bühne übernahm er in erster Linie die dramatischen Bariton- und Basspartien in Opern von Beethoven, Mozart, Mussorgsky, Richard Wagner, Verdi, Rossini und R. Strauss. Abseits des Operngesanges erfreut sich der Künstler an einer ebenso erfolgreichen Karriere als Konzert- und Oratoriensänger.

Schallplatten: Christophorus-Verlag (Solo in der Harmoniemesse von Haydn), HRE (Geisterbote in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss).

 

Corinne CHAPELLE ist am 23.3.2021 verstorben

 Geboren am 5. Mai 1976 in Kalifornien; sie war gerade zwei Jahre alt, da wünschte sie sich schon eine Geige. Mit dreieinhalb Jahren gab sie ihr erstes kleines Konzert, und mit nur zehn Jahren gewann sie den Mozart-Wettbewerb in Los Angeles. Daraufhin studierte sie zunächst bei Yehudi Menuhin, später an der Juilliard School in New York in der Solistenklasse von Pinchas Zukerman. Sie komplettierte ihre Studien in Meisterkursen bei Josef Gingold, Lorand Fenyves, Liana Isakadse und Igor Ozim. Corinne Chapelle ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe. So erhielt sie unter anderem im Jahre 2001 erste Preise bei der «Julius Stulberg International String Competition», beim «Los Angeles Music Center Spotlight Awards» und beim Internationalen Musikfest Dietzenbach. Im Jahr 2003 gewann sie den Jascha Heifetz Violin Award. Corinne Chapelle trat als Solistin mit namhaften Orchestern wie auch als Kammermusikerin in zahlreichen musikalischen Zentren Europas, Asiens und Amerikas auf. Höhepunkte ihrer noch jungen Karriere waren ihr Auftritt im Capitol zu Washington, D.C., und die chinesische Erstaufführung des Violinkonzerts von Samuel Barber, bei der sie als musikalische Botschafterin der USA gemeinsam mit den philharmonischen Orchestern von Shanghai und von Beijing auftrat. 

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: https://www.corinnechapelle.com/bio

 

Rudolf KELTERBORN ist am 24.3.2021 in Basel verstorben

rudolf kelterborn

 Geboren am 3. September 1931 in Basel; sein Vater war der Architekt Ernst Kelterborn (1892–1969), Mitinhaber des Büros Eckenstein & Kelterborn. Der Entschluss, die Musikerlaufbahn einzuschlagen, stand früh fest, und so erhielt Rudolf Kelterborn bereits während seiner Schulzeit Klavier-, Dirigier- und Theorieunterricht und machte erste kompositorische Versuche. 1950 legte er seine Matura am Humanistischen Gymnasium am Münsterplatz ab und besuchte danach Dirigierkurse bei Igor Markevitch in Salzburg. 1950-53 studierte er Dirigieren bei Alexander Krannhals, Musiktheorie bei Gustav Güldenstein und Walter Müller von Kulm, Klavier bei Eduard Henneberger und Komposition beim Busoni-Meisterschüler Walther Geisler an der Musik-Akademie der Stadt Basel sowie Musikwissenschaften bei Jacques Handschin an der Universität Basel. Weitere Kompositionsstudien folgten 1953 bei Willy Burkhard (Zürich) und Boris Blacher (Salzburg) sowie 1955 bei Günter Bialas und Wolfgang Fortner an der Nordwestdeutschen Musikakademie in Detmold. In den Jahren 1956 und 1960 besuchte er die Darmstädter Ferienkurse. 1956-60 lehrte Kelterborn Musiktheorie an der Musik-Akademie der Stadt Basel. 1960-68 unterrichtete er Musiktheorie, Musikanalyse und Komposition an der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold. 1963 wurde er zum Professor ernannt. 1968-75 und 1980-83 lehrte er am Konservatorium und der Musikhochschule Zürich. 1980-83 dozierte er zudem an der Hochschule für Musik Karlsruhe. 1983 kehrte Kelterborn nach Basel zurück und amtete bis 1994 als Direktor der Musik-Akademie der Stadt Basel, wo er 1994-96 abermals als Dozent für Musiktheorie und Komposition unterrichtete. Als Gastdozent hielt Kelterborn Seminare und Vorlesungen in den USA (1970 und 1980), in England (1981), Japan (Kunitachi Music College Tokyo, 1986 und 1990), Südkorea (1986), China (Shanghai Conservatory of Music, 1993), Litauen (Musik-und Theaterakademie Litauens, 1998), Russland (Sankt Petersburger Konservatorium, 2001), Deutschland (Musikhochschule Münster, 2007) sowie in der Schweiz. Außerdem wirkte er regelmäßig als Juror bei internationalen Kompositionswettbewerben mit. Als Lehrer hat er Generationen von Musikern geprägt. Zu seinen Schülern gehören u. a. Hartmut Fladt, Anton Haefeli, Martin Jaggi, Lukas Langlotz, Christoph Neidhöfer, Andreas Pflüger, Martin Christoph Redel, Andrea Lorenzo Scartazzini, Martin Schlumpf, Bettina Skrzypczak, Peter Siegwart, Peter Wettstein und Alfons Karl Zwicker. 1969-74 war Kelterborn Chefredakteur der Schweizerischen Musikzeitung und 1974-80 leitete er die Hauptabteilung Musik des Schweizer Radio DRS. 1987 gründete er zusammen mit Heinz Holliger und Jürg Wyttenbach das unkonventionelle Basler Musik Forum (BMF), während vieler Jahre neben der IGNM Basel der wichtigste Veranstalter von zeitgenössischer Musik in Basel, für dessen Programme er bis 1997 als künstlerischer Leiter mitverantwortlich war. 1992 war er Composer in Residence beim Cheltenham Festival. Kelterborns Werke werden in ganz Europa, in den USA und in Japan aufgeführt. Daneben war er bis 1996 auch als (Gast-)Dirigent tätig, insbesondere als Interpret eigener Werke. Kelterborn veröffentlichte wichtige analytische Bücher sowie zahlreiche Aufsätze zu musiktheoretischen, kompositorischen und kulturpolitischen Themen. Sein kompositorisches Schaffen wurde in vielen Aufsätzen und Schriften gewürdigt und mit diversen Preisen ausgezeichnet. Rudolf Kelterborn lebte zumeist in seiner Heimatstadt Basel. 1957 verheiratete er sich mit der Basler Geigerin Erika Salathé, die er während seiner Studienzeit kennengelernt hatte; ihrer Ehe entsprossen eine Tochter und ein Sohn. Kelterborn starb am 24. März 2021 im Alter von 89 Jahren in Basel. Der zuletzt in Neuchâtel tätige Organist, Dirigent und Komponist Louis Kelternorn (1891–1933) war sein Großcousin.

 

Mary Ellen PRACHT ist am 29.3.2021 in New York verstorben

mary ellen pracht

 Geboren am 4 Februar 1934 in Shadyside (Ohio); sie besuchte das Cincinnati College of Music, studierte dann an der Ohio State University in Columbus Piano und Gesang, schließlich Schülerin von Emmy Joseph und Daniel Ferro in New York. Nachdem sie bereits als Konzertsängerin aufgetreten war, kam es 1961 zu einem Engagement an der Metropolitan Oper New York, wo sie als Annina in »La Traviata« debütierte. Für 15 Spielzeiten war sie bis 1975 und nochmals in der Saison 1976-77 Mitglied dieses traditionsreichen amerikanischen Opernhauses, an dem sie in insgesamt 314 Vorstellungen kleinere Partien (u.a. Gräfin Ceprano in »Rigoletto«, Kate Pinkteron in »Madama Butterfly«, Priesterin in »Aida«, Najade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, Xenia in »Boris Godunow«, Woglinde, Gerhilde und Ortlinde im Nibelungenring, erste Dame in der »Zauberflöte«, Chloe in »Pique Dame«, Tebaldo in Verdis »Don Carlos«, Estrella in Offenbachs »La Périchole«, 1. Knappe im »Parsifal«, Hirte in »Tannhäuser«, Hüter der Schwelle in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, 5. Magd in »Elektra« von R. Strauss und 1. Nichte in »Peter Grimes« von B. Britten), aber auch tragende lyrische Rollen (Mimi in »La Bohème«, Nedda im »Bajazzo«, Marzelline in »Fidelio«, Donna Elvira in »Don Giovanni«, Micaela in »Carmen«, Nannetta in Verdis »Falstaff«, Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, Freia im »Rheingold« und Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«) sang. 1964 sang sie beim Central City Festival in der Uraufführung der Oper »Lady from Colorado« von Robert Ward, am 16.9.1966 bei der Eröffnung des neuen Gebäudes der Metropolitan Oper im Lincoln Centre New York in der Uraufführung von »Antony and Cleopatra« von Samuel Barber die Partie der Octavia. (Von dieser Aufführung sind Mitschnitte auf amerikanischen Privatmarken vorhanden). Sie trat als Gast auch an den Opernhäusern von Newark, Cincinnati, New Orleans, Pittsburgh, San Francisco (1964 als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« und als Leila in »Les pêcheurs de perles«) und Toronto auf. Aus ihrem Repertoire sind noch hervorzuheben: die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Marguerite in Gounods »Faust« und die Helena in B. Brittens »A Midsummer Night’s Dream«. Die Künstlerin, die zeitweilig mit dem Cellisten Jascha Silberstein (1934-2008) verheiratet war, hatte auch eine bedeutende Karriere im Konzertsaal.

 

Theodore LAMBRINOS ist am 29.3.2021 in New York an Covid-19 verstorben

theodore lambrinos

 Geboren am 25. Juli 1935 in New York; Biographie des amerikanischen Baritons auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Theodore_Lambrinos

 

Jane MANNING ist am 31.3.2021 verstorben

jane manning

 Geboren am 20. September 1938 in Norwich (UK); sie studierte an der Royal Academy of Music London und in der Scuola di Canto in Cureglia in der Schweiz. Sie begann dann eine Konzertkarriere, in deren Mittelpunkt die Interpretation zeitgenössischer Musik stand, und in deren Verlauf sie über 250 moderne Werke kreierte. Sie trat als Konzertsolistin in Edinburgh und Bath, in Adelaide und Helsinki, in Wien und Berlin, in Amsterdam und Brüssel und natürlich in London auf. Seit 1956 war sie regelmäßig im englischen Rundfunk (BBC London) zu hören. 1981 unternahm sie eine große Konzerttournee durch die USA; 1978, 1980, 1982, 1983, 1984 und 1986 bereiste sie Australien. Gelegentlich trat sie auch in Opernaufführungen in Erscheinung, so 1976 beim Wexford Festival in Irland in »The Turn of the Screw« von B. Britten, ebenso 1976 bei der New Opera Company, bei der Scottish Opera Glasgow (1978 in der Titelrolle der Oper »Fanny Robin« von Edward Harper und 1990 in A. Schönbergs Monodrama »Erwartung«)  und 1980 am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, wo sie die Hauptrolle in der Uraufführung der Oper »Where the Wild Things are« von Oliver Knussen sang. 1988 gründete sie ein eigenes Ensemble »Jane’s Minstrels«, mit dem sie ausgedehnte Konzertreisen unternahm. Seit 1981 trat sie damit ständig in London auf (u.a. 1990 Uraufführung von »Europeras«, Teil 3 und 4 von John Cage im Almeida Theatre). Sie gab mit diesem Ensemble Gastspiele beim Festival von Aldeburgh, in Spanien und in Italien und sang mit ihm 1990-91 in Oslo, Brüssel, Barcelona, London, Moskau und in den Musikzentren in Nordamerika. Bekannt wurde sie auch durch ihre Interpretation von Schönbergs »Pierrot lunaire«. Nicht zuletzt ging sie einer intensiven pädagogischen Tätigkeit nach. Sie lehrte an der Universität von York (die sie 1988 zum Ehrendoktor ernannte), am Mills College in Kalifornien (1981-83, 1986) und gab Seminare an der Hale wie der Harvard Universität in den USA und an den Universitäten von Oxford und Cambridge in England.

Schallplatten auf CBS und auf anderen Marken, darunter Mother Goose in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, Werke von Ligeti (auf DGG) und Schönberg, Liedzyklus von O. Messiaen »Harawi« (auf Unicorn), »Pierrot lunaire«.

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.classical-artists.com/janemanning/

 

Jadwiga WYSOCZANSKÁ ist am 31.3.2021 in Prag verstorben

jadwiga wysoczanská

 Geboren am 24. Mai 1927 in Prag; erhielt ihre Ausbildung durch die berühmte Martá Krásová in Prag sowie durch die Pädagogin J. Logacevová in Liberec (Reichenberg, Böhmen). Debüt 1947 am Prager Smetana Theater als Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, eine ihrer Glanzrollen. 1960 wurde sie für lange Jahre Mitglied des Nationaltheaters Prag, wo sie in einer Vielfalt von Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur ihre Erfolge hatte. 1963 gastierte sie beim Holland Festival als Titelheldin in »Rusalka« von Dvorák. Sie galt als vortreffliche Interpretin der Sopranpartien in den Opernwerken von Smetana, Dvorák und Janácek, bewies aber ihre Vielseitigkeit im Übrigen in einem Bühnenrepertoire, das von Händel über Mozart, Weber, Verdi, Wagner, Bizet bis zu Richard Strauss und zu modernen Meistern reichte. Auch als Konzertsopranistin angesehen.

Schallplatten: Supraphon (u.a. Titelfigur in »Rusalka« von Dvorák).

 

 

 

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