TODESFÄLLE – STAND MÄRZ 2021
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
Kevin McCUTCHEON ist am 31.1.2021 in Berlin an Covid-19 verstorben
Geboren 1955 in Johnstown (Pennsylvania); er erhielt erstmals mit fünf Jahren Klavier-, ab 1964 auch Geigenunterricht. Nicolo Sartori wirkte später alsein Klavierprofessor. Mit 14 Jahren wurde seine Orchesterkomposition Chaos in Ces-Dur erstmals aufgeführt. Als Solist und Begleiter von Instrumentalisten und Sängern trat McCutcheon bereits früh hervor. Dann studierte er an der Academy of Music in Philadelphia Dirigieren, Klavier und Komposition. 1976-79 war er als Dirigent an der Opera Company of Philadelphia tätig und wechselte im Anschluss im Alter von 25 Jahren nach Berlin an die Deutsche Oper, zunächst als Korrepetitor. Im Dezember 1985 gab er dort auch sein Debüt als Dirigent mit Così fan tutte. Bis 2019 war er an diesem Haus Solo-Repetitor und dirigierte auch Vorstellungen des KinderMusikTheaters. McCutcheon gastierte regelmäßig mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Kammerorchester Berlin und dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt. Im Jahre 1985 wurde er mit dem Pennsylvania Music Award (PMA) ausgezeichnet. Er gastierte als Dirigent der Prager Oper in Japan und 2006 mit dem Kammerorchester Berlin bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, beim Rheingau Musik Festival sowie bei Musikfestivals in Spanien. 1986-21 war er der Dirigent des Berliner Ärzte-Orchesters.
Libuše DOMANÍNSKÁ ist am 2.2.2021 in Hodonin verstorben
Geboren am 4. Juli 1924 in Brünn; sie wurde als Libuše Klobásková im Brünner Stadtbezirk Královo Pole geboren. Ihren Bühnennamen Domanínská wählte sie nach der Ortschaft Domanín in der Mährischen Slowakei, dem Geburtsdorf ihrer Eltern. Der Vater spielte Geige, beide Eltern spielten Laientheater, sangen mährische Volksmusik und führten ihre Kinder an die Musik heran. Libuše Domanínská zeigte seit der Vorschule künstlerische Neigungen. In Košice, wohin die Familie umzog, studierte sie Gesang bei Anna Krátká-Hnátková, der Frau ihres Gymnasialprofessors, und trat mit dem Kinderchor in einer Radiosendung und als Solistin auf. 1934 sang sie mit dem Chor auf Schloss Lány bei der Geburtstagsfeier von Tomáš Garrigue Masaryk. Nach ihrer Rückkehr nach Brünn besuchte sie zunächst weiter das Gymnasium, drängte jedoch darauf, dass ihre Eltern sie ans Brünner Konservatorium wechseln ließen. 1940 wurde sie dort Schülerin von Hana Pírková (1894–1944). Im Januar 1944 wurde sie zum Arbeitsdienst in einer Fabrik im österreichischen Neunkirchen bei Wien verpflichtet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte sie nach Brünn zurück und setzte ihre Studien bei Bohumil Soběský fort. 1946 absolvierte sie das Konservatorium. In ihrem letzten Studienjahr war sie als Solistin an der Janáček-Oper in Brünn engagiert. Noch als Studentin am Konservatorium unterzeichnete sie einen Vertrag mit dem Nationaltheater Brünn, dem sie ab der Saison 1945/46 als Ensemblemitglied angehörte. Am 11. Oktober 1945 debütierte sie dort als Blaženka in der Smetana-Oper Das Geheimnis. Marie Řezníčková, eine Ensemblekollegin, wurde dort ihre neue Gesangslehrerin. Sie studierte als nächste Rolle die Terenka in Der Jakobiner. 1946 folgten die Smetana-Rollen Mařenka, Vendulka, Krasava und Anežka, außerdem Lidunka in Vilém Blodeks Oper Im Brunnen, Micaëla, Cio-Cio-San und Lauretta. 1947 sang sie Rusalka, Jítka, Mimì und Margarethe. 1948 trat sie erstmals als Gräfin in Figaros Hochzeit auf. Sie übernahm außerdem die Rolle des Aljeja in Aus einem Totenhaus und die Ludiše in Die Brandenburger in Böhmen. In den ersten vier Jahren ihrer Karriere studierte sie insgesamt 21 Rollen und legte damit den Grundstein für ihr Repertoire. Während ihres Engagements in Brünn verkörperte sie weitere wichtige Rollen der Opernliteratur, wie die Katuška in der Smetana-Oper Die Teufelswand, Xenia in Dimitrij von Antonín Dvořák, Málinka in Die Ausflüge des Herrn Brouček, Tatjana in Eugen Onegin und Jaroslawna in Fürst Igor. Ihre größten Erfolge hatte sie jedoch als Jenůfa und Káťa Kabanová, „welche die Rollen ihres Lebens wurden“. Ab 1. Januar 1955 war sie Solistin am Nationaltheater Prag, wo sie bis zum 31. Oktober 1990 im Ensemble blieb und ihr Repertoire weiter ausbaute. Sie sang dort Rollen wie Fiordiligi, Elisabeth von Valois, Abigaille, Desdemona, Aida, Lisa, die Titelrolle in Eva von Josef Bohuslav Foerster, Káča und Julia. Ihre offizielle Abschiedsvorstellung gab sie 1985 am Prager Nationaltheater. 1955 gastierte sie mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters in Moskau. 1956 gastierte sie an der Komischen Oper Berlin. 1959 sang sie beim Holland Festival in Amsterdam die Káťa Kabanová. 1964 war sie mit dem Prager Nationaltheater zu Gast beim Edinburgh Festival, wo sie die Milada in Dalibor bei der britischen Erstaufführung des Werkes sang. Sie gastierte in Brüssel (1958), Helsinki (1960), Barcelona (1965), am Teatro Colón in Buenos Aires (1968), in Italien (1968) und in Deutschland. Ab der Spielzeit 1957/58 sang sie bis 1968 in über 100 Vorstellungen an der Wiener Volksoper die Rolle der Abigaille in Nabucco. Ab 1956 war sie fast jedes Jahr zu Gast im Brünner Staatstheater. Sie sang außerdem am Staatstheater Košice (1962), am Schlesischen Theater in Opava (1964, 1969), am Mährischen Theater Olmütz (1964), am Stadttheater Pilsen (1968) und am Antonín-Dvořák-Theater in Ostrava (1973). Libuše Domanínská machte sich auch als Interpretin von Liedern, Kantaten, Oratorien und vokalen symphonischen Kompositionen einen Namen, darunter Werke von Bach, Händel, Mozart, Beethoven, Dvořák, Janáček, und in Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten. Zu ihren wichtigsten Leistungen im Konzertsaal gehörte das anspruchsvolle Sopran-Solo in Janáčeks Glagolitische Messe, mit der sie in vielen Teilen Europas auftrat und die sie auch mit den Dirigenten Břetislav Bakala und Karel Ančerl aufnahm. Sie war auch eine gefragte Gesangslehrerin. 1974 wurde ihr der Titel „Verdiente Nationalkünstlerin der Tschechoslowakei“ verliehen. 1996 erhielt sie den tschechischen Thalia-Preis für ihr Lebenswerk. Libuše Domanínská starb Anfang Februar 2021 im Alter von 96 Jahren.
Libuše Domanínská verfügte über eine „technisch gut kontrollierte und angenehme Stimme“. Hinzu kam ihr Talent für die Bühnengestaltung. Ihre Gesangs- und Schauspielfähigkeiten zeichneten sich durch „große Überzeugungskraft, inneren Ausdruck sowie Sinn für Stil und Liebe zum Detail“ aus. Sie trat auch im Tschechischen Rundfunk auf, wo sie neben vielen Liedern unter der Leitung des Janáček-Schülers Břetislav Bakala Gesamtaufnahmen von Káťa Kabanová und Das schlaue Füchslein aufnahm. Sie sang auch eine Reihe von Schallplattenaufnahmen ein, u. a. Die Teufelswand (Supraphon 1960, mit Milada Šubrtová als Hedvika).
Stefano MAZZONIS DE PRALAFERA ist am 7.2.2021 verstorben
Geboren am 24. Juni 1948 in Rom; seit 2007 stand er der Opéra Royal de Wallonie- Liège als Künstlerischer Leiter und Intendant vor. Unter seiner Leitung hat dieses Opernhaus eine beispiellose Entwicklung in ihrer künstlerischen Qualität, ihrem internationalen Ruf und der öffentlichen Reputation erfahren. Aufgrund seiner hervorragenden Arbeit wurde er vor einigen Jahren zum Ehrenbürger der Stadt Liège ernannt.
Ugo TESSITORE ist am 10.2.2021 in Rom an Covid-19 verstorben
Geboren 1938 in Rom; Nachruf auf den italienischen Opernregisseur auf Englisch: https://operawire.com/obituary-ugo-tessitore-dies-at-82-of-covid-19/
Andréa GUIOT ist am 15.2.2021 in Nîmes an Covid-19 verstorben
Geboren am 11. Januar 1928 in Garons (Département Gard); sie entdeckte im Alter von 4 oder 5 Jahren die Kunstform Oper, als sie eine Aufführung von Faust im Amphitheater von Nîmes besuchte. Sie studierte zunächst privat Gesang und setzte ihre künstlerische Ausbildung am Conservatoire National de Paris fort, wo die bekannte Sopranistin Janine Micheau zu ihren Lehrern zählte. 1955 gewann sie noch während ihrer Zeit am Konservatorium ihren ersten Gesangspreis. Sie debütierte 1955 am Opernhaus von Nancy mit der Rolle der Marguerite in Faust, die sie bereits am Konservatorium studiert hatte. Anschließend wurde sie an die Opéra-Comique Paris verpflichtet (Antrittspartie: Antonia in Hoffmanns Erzählungen), wo sie 1957-72 fest engagiert war. Hier sang sie u. a. Micaëla in Carmen, Mimi in La Bohème, Salomé in Hérodiade sowie die Titelpartien in Manon von Massenet und Mireille von Gounod. Die letztgenannte Partie sang sie 1962 auch in der 1000. Aufführung dieser Oper. In Frankreich galt sie daher als „Mireille nationale“. An der Pariser Grand Opéra debütierte sie ebenfalls als Marguerite. Dort sang sie im November 1959 in Carmen (mit Jane Rhodes in der Titelpartie) die Micaëla. 1968 sang sie an der Pariser Oper mit großem Erfolg die Liù in Turandot an der Seite von Birgit Nilsson und James King. An der Grand Opéra Paris trat sie bis 1978 auf (zuletzt als Mimì, als eines der Blumenmädchen in Parsifal neben Christiane Eda-Pierre und Jane Berbié sowie als Helmwige in Die Walküre). Sie gastierte außerdem regelmäßig an den großen französischen Bühnen, u. a. in Bordeaux, Toulouse, Vichy und Nizza. An der Opéra du Rhin in Straßburg sang sie u. a. 1973 die Desdemona in Otello, 1974 die Madame Butterfly und 1975 die Elisabetta in Don Carlos. Sie gastierte beim Wexford Festival in Irland (1961, als Mireille), beim Festival International de Baalbeck (1962), beim Festival von Orange (1964 als Mireille), an der Wiener Staatsoper (1965 als Marguerite) und an der Scottish Opera in Glasgow (1964, ebenfalls als Marguerite). In Übersee trat sie 1963 an der Lyric Opera of Chicago als Marguerite auf. 1964 sang sie in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung der Oper Dialogues des Carmélites. Sie gastierte an den Opernhäusern von San Antonio (1965 als Marguerite) und Philadelphia (1965, ebenfalls als Marguerite), sowie an der New Jersey State Opera in Newark (1975 als Micaëla). Am Teatro Colón in Buenos Aires sang sie 1965 die Madame Lidoine in der Premiere der Dialogues des Carmélites und 1966 die Euridice in Orfeo ed Euridice. 1975 nahm sie in Straßburg ihren Abschied von der Opernbühne, trat aber noch mit Konzerten und Liederabenden auf. Erst 1993 gab sie ihre Karriere endgültig auf. 1977 wurde sie als Nachfolgerin von Janine Micheau Professorin am Conservatoire National de Paris. Zu ihren Schülern gehörte die Sopranistin Valérie Millot. Sie unterrichtete auch in Lyon, Toulouse, Marseille, Straßburg und Montpellier. Andréa Guiot starb im Alter von 93 Jahren an den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion.
Zu Guiots weiteren Opernrollen gehörten Donna Elvira in Don Giovanni (neben Gérard Souzay in der Titelrolle), Fiordiligi in Così fan tutte, Marzelline in Fidelio, Juliette in Roméo et Juliette, Alice Ford in Falstaff und die Teresa in Benvenuto Cellini. Von Guiots Stimme sind zahlreiche Tondokumente erhalten. Ihre Schallplatten, auch Live-Aufnahmen, erschienen bei Philips (Camille in Louise, Micaëla, Mireille), Pathé (Véronique von André Messager), Golden Age of Opera (Hérodiade von Massenet), HMV/EMI und On Stage (Desdemona in Ausschnitten aus Otello mit Sándor Konya als Partner).
Steuart BEDFORD ist am 15.2.2021 verstorben
Geboren am 31. Juli 1939; Nachruf auf den englischen Dirigenten auf Englisch: https://www.theguardian.com/music/2021/feb/21/steuart-bedford-obituary
Werner GROBHOLZ ist am 16.2.2021 verstorben
Geboren am 20. April 1942 in München; er studierte bei Werner Heutling, Max Strub und Wilhelm Isselmann an der Musikhochschule Detmold sowie in München bei Otto Büchner. Danach wurde er 1. Konzertmeister der Münchner Philharmoniker. Als Solist spielte er unter den Dirigenten Rudolf Kempe und Sergiu Celibidache sowie mit der Academy of St. Martin in the Fields. 1979 gründete er das Álvarez-Klavierquartett.
Stefan MICKISCH ist am 17.2.2021 in Schwandorf verstorben
Geboren am 5. Juli 1962 in Schwandorf; er wuchs in einer Musikerfamilie auf und wurde frühzeitig gefördert. Er erlernte zuerst das Klavierspiel, später auch Violine und Orgel. Bereits im Alter von 7 Jahren bestritt er sein erstes Konzert in Waldmünchen vor über 300 Zuhörern und hatte schon eigene Kompositionen im Repertoire. Nach dem Abitur studierte er am Meistersinger-Konservatorium in Nürnberg Klavier (Erich Appel) sowie Violine (Ulf Klausenitzer), weiter Komposition, Musik- und Operngeschichte. 1982 legte er die Musikalische Reifeprüfung ab. Er schloss weitere Studien an, u. a. bei Karl-Heinz Kämmerlin (Musikhochschule Hannover), Meisterskurse bei Oleg Maisenberg (Wien), Bruno Leonardo Gelber (München) und bei Sergiu Celibidache (Mainz). 1987-91 studierte er bei Leonid Brumberg am Konservatorium Wien. Ab 1993 trat Mickisch international als Pianist und Liedbegleiter auf und gründete im selben Jahr die „Robert-Schumann-Gesellschaft Bayern“, die er bis 2000 leitete. Zur Spezialität von Mickisch entwickelten sich die Gesprächskonzerte, bei denen er als Moderator und Pianist fungierte. Besonders bekannt war er für seine Einführungsvorträge ab 1998 bei den Bayreuther Festspielen, die er in den Jahren 2002–2013 in Eigenregie hielt. Seine Komposition Tristanfantasie entstand 2004. Bereits ab 1984 machte er Aufnahmen für Radio und Fernsehen. Aufgrund einer relativierenden Haltung zum Antisemitismus Richard Wagners stand Mickisch in der Kritik. Stefan Mickisch war seit 2019 mit seiner aus Mexiko stammenden Frau verheiratet.
Violeta DÁVALOS ist am 18.2.2021 verstorben
Geboren am 19. September 1969 in Mexico City; Informationen über die mexikanische Sopranistin auf Spanisch: https://es.wikipedia.org/wiki/Violeta_D%C3%A1valos
Antoine HODGE ist am 22.2.2021 in Orlando (Florida) an Covid-19 verstorben
Geboren am 5. August 1982 in Albany (Georgia); Nachruf auf den amerikanischen Bass-Bariton auf Englisch:
https://www.nytimes.com/2021/02/27/obituaries/antoine-hodge-dead-coronavirus.html
Wolfgang BOETTCHER ist am 24.2.2021 in Berlin verstorben
Geboren am 30. Januar 1935 in Berlin; er wurde von Richard Klemm ausgebildet. Er gewann im Jahr 1958, zusammen mit seiner älteren Schwester, der Mannheimer Pianistin Ursula Trede-Boettcher, den zweiten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Bis 1976 war er zweiter Solo-Cellist der Berliner Philharmoniker. Ab 1976 übernahm er eine Professur an der Hochschule der Künste Berlin, der heutigen Universität der Künste Berlin. Boettcher gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Ensembles „Die 12 Cellisten“ sowie des Brandis-Quartetts. Er war 1986-92 künstlerischer Leiter der Sommerlichen Musiktage Hitzacker und Professor an der „Carl Flesch Akademie Baden-Baden“. 1988 wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Zu seinen Schülern zählen Jan Siesselhorst (1954–2009), der ebenfalls Mitglied des Ensembles Die 12 Cellisten war, Wen-Sinn Yang und Dietmar Schwalke. Gemeinsam mit seinen beiden Schwestern Ursula am Klavier und Marianne an der Geige gab Boettcher auch im hohen Alter weiterhin Konzerte. Er war mit Regina Vollmar, der Nichte seines Patenonkels Eberhard Preußner, verheiratet, mit der er einen Sohn und vier Töchter, u. a. die Schauspielerin Anna Böttcher, hatte.