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TODESFÄLLE – STAND JUNI 2023

04.06.2023 | Todestage

TODESFÄLLE , STAND JUNI 2023

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

TODESMELDUNGEN

 

 Carol WYATT ist am 1.4.2023 in Lumberton (Texas) verstorben

 Geboren am 20. Oktober 1943 in Marshall (Texas); sie begann das Gesangstudium an der Baylor University in Waco (Texas) bei Tina Piazza, nachdem sie zuvor als Lehrerin an einer Elementarschule tätig gewesen war. Sie schloss ihre Ausbildung bei T. Jappelli in Mailand ab und debütierte 1969 am Teatro Massimo von Palermo als Amneris in »Aida«. Ihre Karriere spielte sich in der Hauptsache in Deutschland ab, wo sie zuerst Mitglied der Staatsoper von Hamburg, dann der Deutschen Oper Berlin war. 1978 gastierte sie an der Wiener Staatsoper als Eboli in Verdis »Don Carlos«. Weitere Gastspiele führten die Künstlerin an die Opernhäuser von Frankfurt a.M., Köln (1982-83 als Maddalena in »Andrea Chénier«, als Azucena im »Troubadour« und als Eboli), Karlsruhe und Dortmund, an die Stuttgarter Staatsoper (1983 als Santuzza in »Cavalleria rusticana«), an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und an das Opernhaus von Zürich. 1990 hörte man sie an der Staatsoper von Hamburg als Marcellina in »Le nozze di Figaro«. Sie trat auch beim Spoleto Festival, am Grand Théâtre Genf (1977 als Marcellina), am Opernhaus von Graz und an der Oper von Cincinnati auf. Bei der Opera North Leeds sang sie u.a. 1982 die Charlotte in »Werther« von Massenet. Ihr Stimmumfang erlaubte ihr neben der Gestaltung des Mezzosopran-Repertoires auch das Singen mehrerer dramatischer Sopranpartien. So zählten zu ihren Glanzrollen die Dorabella in »Così fan tutte«, der Sesto in »La clemenza di Tito« von Mozart, die Marina in »Boris Godunow«, die Eglantine in »Euryanthe« von Weber und die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen. Auch als Konzertsängerin hatte sie eine erfolgreiche Karriere.

Schallplatten: DGG (»Die Freunde von Salamanka« von Schubert), Telefunken (Bach-Kantaten).

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.songofjoyministries.com/

 

Lorenzo SACCOMANI ist am 3.5.2023 in Mailand verstorben

 Geboren am 9. Juni 1938 in Mailand; er wurde zunächst technischer Zeichner, nahm dann jedoch das Gesangstudium auf. Zuerst war er Schüler seines Onkels, des Sängers und Pädagogen Attilio Saccomani, dann der Mailänder Pädagogen Piazza, Vladimiro Badiali und Alfonso Siliotti. 1964 debütierte der Künstler bei den Festspielen von Avignon als Silvio im »Bajazzo«. An der Mailänder Scala debütierte er 1965 in Verdis »La forza del destino«. Am 10.3.1966 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »La leggenda del ritorno« von Renzo Rossellini mit. Er sang dann an diesem Haus 1967 den Schtschelkalow in »Boris Godunow«, 1968-70 und 1983 den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, 1968, 1975, 1977, 1979 und 1981 den Marcello in »La Bohème«, 1969 den Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, 1970 und 1984 den Silvio, 1970 und 1977 den Posa in Verdis »Don Carlos«, 1970 den Monforte in Verdis »I Vespri Siciliani«, 1971 den Schaklowity in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, 1972 und 1978 den Sharpless in »Madame Butterfly«, 1975 den Ezio in Verdis »Attila«, 1976 und 1980 den Albert in »Werther« von Massenet und 1977 den Valentin in »Faust« von Gounod. Es kam zur Ausbildung einer weltweiten Sängerkarriere. In Italien trat er in Genua, Parma, Palermo, Turin und Venedig auf. Gastspiele an der Staatsoper von Wien (1970-87 als Germont-père in »La Traviata«, als Posa, als Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, als Ping in Puccinis »Turandot«, als Graf Luna im »Troubadour« und als Marcello), an den Opern von Toulouse, Marseille, Rouen, Bordeaux, Nizza, an der Opéra du Rhin Straßburg, an der Oper von Frankfurt a.M., am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Teatro San Carlos Lissabon, an den Opernhäusern von Chicago, Dallas (1974) und Mexico City. 1969 sang er in zwei Vorstellungen an der Metropolitan Oper New York den Enrico in »Lucia di Lammermoor«. 1983 wirkte er bei den Festspielen von Verona mit, 1984 war er an der Hamburger Staatsoper zu Gast. 1985 sang er in Genf den Montforte, in der Saison 1986-87 an der Opéra de Wallonie Lüttich den Enrico in »Lucia di Lammermoor«. 1999 gastierte er an der Oper von Monte Carlo als Rabbi David in »L‘Amico Fritz« von Mascagni (mit Roberto Alagna und Angela Gheorghiu als Partnern). Er galt vor allem als großer Verdi-Interpret. Weitere Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire bildeten Partien wie der Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, der Riccardo in Bellinis »I Puritani«, der Escamillo in »Carmen«, der Titelheld im »Nabucco«, der Francesco in Verdis »I Masnadieri« und der Rigoletto. Er trat auch in Rundfunksendungen und musikalischen Filmen auf. Seinen Lebensabend verbrachte er in der Casa Verdi in Mailand.

Schallplatten: MRF (integrale Aufnahme von Donizettis Oper »Caterina Cornaro«, Mitschnitt einer konzertanten Aufführung in London 1972). Auf Decca als Silvio im »Bajazzo« zu hören.

 

Menahem PRESSLER ist am 6.5.2023 in London verstorben

 Max Pressler wurde am 16. Dezember 1923 in Magdeburg als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Sein Vater war Herrenausstatter. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 musste er als Jude das Gymnasium verlassen. Nach den Novemberpogromen 1938 floh die Familie 1939 über Triest nach Palästina. Presslers Großeltern und auch andere Verwandte wurden Opfer des Holocaust. Im August 1946 nahm er erfolgreich an einem Klavierwettbewerb in San Francisco teil. Nach dem Gewinn des Debussy-Piano-Wettbewerbs studierte er in Kalifornien unter anderem bei Bruno Walter und begann eine Karriere als Solist. Ab 1955 lebte Pressler in Bloomington, Indiana. Nach seinem Umzug in die USA hatte er auch seinen Vornamen geändert, womit er seinem Judentum und seinem Bekenntnis zu Israel Ausdruck verleihen wollte. Im selben Jahr noch gründete er das weltweit über 50 Jahre führende Klaviertrio Beaux Arts Trio, das 2008 aufgelöst wurde. Pressler war Professor an der Indiana University Music School und weiterhin als Solist tätig. Mit dem Beaux Arts Trio spielte Pressler mehr als 50 Schallplattenaufnahmen ein, als Solokünstler über 30 Aufnahmen. Seit 1956 trat Pressler regelmäßig auch in Deutschland auf; Honorare spendete er für karitative Zwecke in Israel. Auf Initiative des Geigers Daniel Hope wurde Pressler im Jahr 2012 in Deutschland eingebürgert. Im Januar 2014 gastierte Menahem Pressler im Alter von neunzig Jahren erstmals bei den Berliner Philharmonikern mit Mozarts Klavierkonzert Nr.17. Bei deren Silvesterkonzert im selben Jahr spielte er Mozarts Klavierkonzert Nr. 23. Am 18. Oktober 2015 wurde Menahem Pressler im Alter von 91 Jahren mit dem ECHO Klassik in der Kategorie Würdigung des Lebenswerkes ausgezeichnet. 2016 spielte er wenige Tage vor seinem 93. Geburtstag in Bremen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen wieder das 23. Klavierkonzert A-Dur (KV 488) von Mozart und wurde mit standing ovations gefeiert. Seit dem Tod ihres Mannes im Jahr 2016 war die ehemalige Konzertmanagerin Lady Annabelle Weidenfeld die Lebensgefährtin von Menahem Pressler. Zu seinen Ehren verleiht das Land Sachsen-Anhalt seit 2017 den Menahem-Pressler-Preis. Die Auszeichnung richtet sich an Musikschüler, die sich durch hohe künstlerische Leistungen in der Musikschulausbildung und besondere Erfolge in Wettbewerben ausgezeichnet haben.

 

Soňa ČERVENÁ ist am 7.5.2023 in Prag verstorben

 Geboren am 9. September 1925 in Prag; zunächst widmete sie sich der Tanz- und Unterhaltungsmusik, dann sang sie an einem Operettentheater in Prag. Schließlich Gesangstudium bei Robert Rozner und Lydia Wegner-Salmowá in Prag. 1954 Operndebüt an der Janácek-Oper in Brno (Brünn), wo sie bis 1957 blieb und ihren ersten großen Erfolg als Octavian im »Rosenkavalier« hatte. 1957 Gastspiel am Nationaltheater von Prag. 1958-62 Mitglied der Staatsoper Berlin; Gastspiele an den Staatsopern von Dresden und Hamburg und an der Städtischen Oper Berlin schlossen sich an. In London sang sie das Alt-Solo in einer Aufführung der Missa Solemnis von Beethoven. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte sie 1960 als Floßhilde im Ring-Zyklus, 1962-63 und 1966-67 als Blumenmädchen (1962 auch als einer der Knappen) in »Parsifal« und 1966-67 als Rossweisse in der »Walküre« mit. Am 16.8.1961 sang sie bei den Salzburger Festspielen in der Uraufführung der Oper »Das Bergwerk zu Falun« von Wagner-Régeny. 1961-74 Mitglied der Oper von Frankfurt a.M. Dort nahm sie auch ihren Wohnsitz. An der Wiener Staatsoper gastierte sie 1963-73 als Rossweisse, als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, als Floßhilde wie als Erda im »Rheingold«, als 2. Magd in der »Elektra« von R. Strauss, als Carmen und als Gräfin Geschwitz in »Lulu« von A. Berg. 1963-64 gastierte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Clairon in »Capriccio« von R. Strauss. Sehr oft war sie an der San Francisco Opera zu Gast, dort sang sie 1962-80 die Carmen, die Mrs. Quickly in Verdis »Falstaff«, die Azucena im »Troubadour«, die Gräfin Berkenfield in Donizettis »La fille du régiment«, die Mother Goose in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, die Clairon, die Rossweisse, die Berta im »Barbier von Sevilla«, die Flora in »La Traviata«, die Gräfin Coigny in »Andrea Chénier«, den Orlofsky in der »Fledermaus«, die Gräfin Geschwitz, die Schenkenwirtin in »Boris Godunow«, die Marcellina in »Le nozze di Figaro«,  die Anna in »Les Troyens« von Berlioz, die Marthe in »Faust« von Gounod, die Mutter in »Louise« von Charpentier, die Frau in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »The Visitation« von Schuller, die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die 1. Norn in »Götterdämmerung«, die alte Buyja in »Jenufa« von Janácek, die Tisbe in »La Cenerentola«, die Fricka im »Rheingold«, die Adelaide in »Arabella« von R. Strauss und die Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«. Am 21.6.1981 sang sie am Landestheater von Kiel in der Uraufführung von A. Bibalos »Gespenster«. 1983 Gastspiel an der Oper von Brüssel (Théâtre de la Monnaie) in Janáceks »Katja Kabanowa«. 1987 sang sie in Frankfurt in Janáceks Oper »Jenufa«, 1988 in »Der ferne Klang« von Franz Schreker. 2010 konnte sie als Emilia Marty in »Die Sache Makropulos« von Leoš Janáček unter der Regie von Robert Wilson erstmals am Nationaltheater Prag auftreten. In der kommunistischen Zeit wurden ihr Auftritte dort untersagt, da sie aus einer bürgerlichen Familie stammte. Ab 1947 war sie immer wieder als Film- und Fernsehschauspielerin in tschechischen und deutschsprachigen Produktionen tätig. Unter anderem war sie 1990 in einer österreichischen Fernsehfassung von Robert Wilsons Adaption von William S. Burroughs‘ »The Black Rider« zu sehen. 1999 trat sie in der Fernsehfassung einer Thalia-Theater-Inszenierung der »Geschichten aus dem Wiener Wald« und zwei Jahre später in Nicolette Krebitz‘ Regiedebüt »Jeans« auf. 2017 bekleidete sie 91-jährig eine Nebenrolle in einer Episode der ZDF-Fernsehreihe »München Mord«. Sie verfasste auch zwei Bücher: zum einen ihre Autobiographie »Heimweh verboten – Mein Stück Theater- und Weltgeschichte« und die Biographie ihres Urgroßvaters, des Musikinstrumentenbauers Václav František Červený, unter dem Titel »Grüß Gott, Herr Červený«. Noch im vorigen September trat sie – kurz nach ihrem 97. Geburtstag – in der Lateranbasilika in Rom auf, bei einem Konzert anlässlich der damaligen EU-Ratspräsidentschaft Tschechiens.

Schallplatten: Supraphon (u.a. vollständige Opern »Der Rosenkavalier« und »Le nozze di Figaro«, Kantate »Der Strauss« von B. Martinù), Eterna (Titelpartie in »Carmen«, »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai), Philips.

 

Grace BUMBRY ist am 7.5.2023 in Wien verstorben

 Geboren am 4. Januar 1937 in St. Louis (Missouri); Studium an der Boston University, an der Northwestern University in Evanstown und 1955-58 an der Music Academy of the West in Santa Barbara (Kalifornien). Durch Lotte Lehmann gefördert, studierte sie den Liedgesang in Paris bei Pierre Bernac. Zunächst trat sie als Liedersängerin in Erscheinung. Bühnendebüt 1960 an der Grand Opéra Paris als Amneris in »Aida«. Sie etablierte sich im gleichen Jahr am Stadttheater von Basel, wo sie vier Jahre lang bis 1964 blieb. Aufsehenerregendes Gastspiel 1961 in Brüssel als Carmen. Als erste farbige Sängerin wirkte sie 1961-62 bei den Festspielen von Bayreuth mit, und zwar als Venus in »Tannhäuser«, 1963 als Solistin in der 9. Sinfonie von Beethoven. Der Erfolg der »Schwarzen Venus« war sensationell. Weltweite Gastspielkarriere mit glanzvollen Auftritten in München, Hamburg, Frankfurt a.M., Zürich, Helsinki, Stockholm, Budapest, Belgrad, Lissabon, Barcelona und in den Musikzentren in Nordamerika. 1963 gastierte sie an der Oper von Chicago als Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«. Sie debütierte 1963 als Eboli in Verdis »Don Carlos« an der Covent Garden Oper London, wo sie bis 1993 auch als Amneris, als Salome von R. Strauss, als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, als Adalgisa wie als Titelheldin in »Norma« von Bellini, als Selika in Meyerbeers »Afrikanerin« und als Titelheldin in Puccinis »Turandot« aufgetreten ist. 1964-2013 gastierte sie in insgesamt 50 Vorstellungen als Eboli, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Ulrica, als Carmen, als Azucena im »Troubadour«, als Amneris, als Norma, als Salome, als Tosca und als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky an der Wiener Staatoper. Bei den Festspielen von Salzburg hörte man sie 1964-65 als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, 1966-67 als Carmen und 1994 als Türkenbaba in Strawinskys »The Rake’s Progress«; 1965-67 gab sie dort viel beachtete Liederabende. Große Karriere auch an der Metropolitan Oper New York seit 1965 (Antrittsrolle: Eboli). Hier hörte man sie bis 1986 in insgesamt 216 Vorstellungen außerdem als Amneris, als Azucena wie als Leonore im »Troubadour«, als Lady Macbeth, als Carmen, als Santuzza, als Orfeo in »Orfeo ed Euridice« von Gluck, als Tosca, als Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, als Salome von R. Strauss, als Venus, als Gioconda in der gleichnamigen Oper von Ponchielli, als Leonore in »La forza del destino« und als Bess (in der dortigen Erstaufführung von Gershwins »Porgy and Bess«); 1996 trat sie hier noch einmal in einer Galaveranstaltung zu Ehren von James Levine auf. An der Mailänder Scala bei ihrem Debüt 1966 als Amneris ebenfalls begeistert gefeiert. Hier sang sie in der Folge auch 1966-67 und 1970 die Santuzza, 1967 die Titelrolle in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, 1974 die Titelrollen in Janáceks »Jenufa« und in Puccinis »Tosca«, 1976 nochmals die Amneris und 1978 die Eboli. Neben den genannten Partien galt als eine weitere ihrer großen Kreationen im Mezzosopran-Fach die Fricka im Nibelungenring. 1970 begann die Künstlerin mit der Interpretation von Sopranpartien (neben den bereits erwähnten auch die Aida und die Elisabetta in »Don Carlos« von Verdi). An der Grand Opéra Paris gastierte sie 1975-76 als Ariane in »Ariane et Barbe-Bleue« von Dukas, 1979 als Abigaille in »Nabucco« von Verdi und 1987 als Eboli. 1975 zu Gast bei den Festspielen von Verona, 1987 an der Oper von Nizza in der Titelpartie von Massenets »Hérodiade«, 1989 in Marseille als Didon in »Les Troyens« von Berlioz. 1986 sang sie beim Festival von Orange nochmals die Venus. 1987 wirkte sie in den Aufführungen von Verdis »Aida« vor den Tempeln im ägyptischen Luxor als Amneris mit, die sie im gleichen Jahr auch in der Arena von Verona vortrug. 1990 sang sie in der Eröffnungsvorstellung der neu erbauten Opéra Bastille Paris die Cassandre in »Les Troyens« (in einer Reprise sogar die Cassandre und die Didon an einem Abend). 1990 hörte man sie bei den Festspielen von Verona als Carmen, 1991 als Turandot in der gleichnamigen Puccini-Oper, die sie auch 1991 an der Australian Opera Sydney übernahm. 1995 hörte man sie in der Megaron Mousikis Halle in Athen in der Titelrolle der Oper »Medea« von Cherubini/Lachner, ebenso 1995 in der New Yorker Carnegie Hall in der Titelrolle von Massenets »Hérodiade« (in einer konzertanten Aufführung der Oper). 1997 hörte man sie in Lyon (Théâtre de Gourvières) als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss, womit sie Abschied von der Bühne nahm. Zu einer tumultartig umjubelten Sensation geriet ihr Comeback auf die Opernbühne nach 13 Jahren im Frühjahr 2010. Grace Bumbry sang die Partie der Monisha in Scott Joplins einziger Oper »Treemonisha« im Théâtre du Châtelet in Paris. 2012 sang sie in der konzertanten Aufführung der Oper »Candide« von Leonard Bernstein an der Deutschen Oper Berlin die Rolle der Old Lady. Neben der dramatischen Ausdruckskraft ihrer Stimme bewunderte man auf der Bühne ihre großartige schauspielerische Begabung. Ihre voluminöse, dunkel timbrierte Stimme konnte nicht zuletzt auch im Lied-Vortrag große Leistungen erbringen. 2001 gab sie einen Liederabend in der Londoner Wigmore Hall. Sie unternahm auch Tourneen mit einem von ihr gegründeten Vokal- und Instrumental-Ensemble (Grace Bumbry Black Musical Heritage Ensemble). Sie war seit 1963 mit dem Tenor Andreas Jaeckel (* 1930) verheiratet, von dem sie sich aber 1972 wieder trennte. Sie wurde zum Ehrendoktor des Ebner-Rust College Holy Springs (Missouri) und der University of Missouri St. Louis ernannt.

Lit: A. Blyth: Grace Bumbry (in »Opera«, 1970).

Schallplatten: Westminster (»Israel in Egypt« aus Salt Lake City), Decca (»Messiah«, »Don Carlos« von Verdi), Philips (Venus in »Tannhäuser«). DGG, RCA (»Aida«), Morgan Records (»Jenufa« in Italienisch), Legendary Recordings (Abigaille in Verdis »Nabucco«), Orfeo (»Macbeth«, Salzburger Festspiele 1964), Lévon (Amneris in »Aida«), CBS (»Le Cid« von Massenet), Eurodisc (»Orfeo ed Euridice« von Gluck) und Columbia (»Carmen«). Der denkwürdige Bayreuther »Tannhäuser« von 1961 ist auf Melodram erhalten.

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://gracebumbry.com/

 

Günter WEWEL ist am 9.5.2023 in Arnsberg verstorben

Geboren am 29. November 1934 in Arnsberg; Gesangstudium am Konservatorium von Dortmund, nachdem er zunächst den Beruf eines Beamten bei der Deutschen Bundesbahn ergriffen hatte. Zu seinen Lehrern gehörten auch Johannes Kobeck in Wien, Rudolf Watzke in Dortmund und Emmi Müller in Krefeld. Er wurde durch den Dirigenten Wilhelm Schüchter 1963 an das Opernhaus von Dortmund verpflichtet, dessen Mitglied er seither geblieben ist. Seit 1965 erfolgreiche Gastspiele an den Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Köln, Hannover, Karlsruhe und Nürnberg. Auch zu Gast an der Budapester Nationaloper, in Paris, Straßburg, Bordeaux, Rouen, an der Oper von Zürich und in Salzburg. Sehr bekannt wurde der vielseitige Künstler durch Rundfunk- und Fernsehsendungen in Deutschland (Fernsehserie »Kein schöner Land« mit Musik aus den einzelnen deutschen Landschaften) und Frankreich. Auf der Bühne beherrschte er ein umfangreiches Repertoire, das sowohl seriöse als auch Buffo-Partien umfasste; daneben bedeutender Konzertsänger. Aus seinem rund 80 Rollen umfassenden Bühnenrepertoire sind zu nennen: der Rocco in »Fidelio«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Komtur in »Don Giovanni«, der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der König Philipp in Verdis »Don Carlos«, der Gremin in »Eugen Onegin«, dazu Wagner-Partien (Daland, Titurel, König Marke, Landgraf, König Heinrich) und Aufgaben aus dem Bereich der Operette. 1989 wurde ihm in Dortmund der Titel Kammersänger verliehen.

Schallplatten: HMV-Electrola (»Boccaccio«, »Das Paradies und die Peri« von Schumann, »Die Zauberflöte«, »Die beiden Pädagogen« von Mendelssohn, »Königskinder« von Humperdinck, »Gasparone«, »Pariser Leben« von Offenbach, »Giuditta« von F. Lehár, Liedaufnahmen), Telefunken, Moro (Landgraf in »Tannhäuser«), Sony (»Das kalte Herz« von N. Schultze), Polyphonia (Arienplatte)

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.guenter-wewel.de/

 

Ingrid HAEBLER ist am 14.5.2023 verstorben

 Geboren am 20. Juni 1929 in Wien; sie war die Tochter des Freiherrn Armin von Haebler und der Freifrau Charlotte (Sissy) von Haebler, geb. von Schüch, die am 8. Juni 1925 in der Minoritenkirche Wien geheiratet hatten. Die junge Familie Haebler wohnte im 3. Wiener Gemeindebezirk in der Reisnerstraße 35. Armin von Haebler war am 24. Jänner 1894 in Łódź geboren worden. Er machte sich um die Glas- und Metallhütte Scheegattern Aktiengesellschaft verdient und war später Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft für Glasindustrie in Linz. Ingrid Haebler erhielt mit sechs Jahren von ihrer Mutter den ersten Klavierunterricht. Es folgten bald auch erste Kompositionsversuche. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges siedelte sie mit ihrer Familie nach Salzburg über, wo sie als Elfjährige ihr Konzertdebüt mit einem Stück von Mozart und einer eigenen Komposition gab. Danach studierte sie bei Paul Weingarten in Wien und schließlich am Salzburger Mozarteum. 1950 ging sie nach Genf zu weiteren Studien bei Nikita Magaloff und nach Paris zu Marguerite Long. Haebler gewann zweimal den 2. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb in Genf und 1954 den 1. Preis beim Wettbewerb der ARD. Danach begann ihre Weltkarriere. Ab 1969 war Ingrid Haebler Professorin am Salzburger Mozarteum. Haebler wurde vor allem durch ihre Interpretation des Klavierwerkes von Wolfgang Amadeus Mozart bekannt. Gelobt wurde die Natürlichkeit und schlichte Diktion ihres Spiels sowie die Nüchternheit in der Darstellung, gepaart mit Wärme und Gefühl, ein „singendes Allegro“. Mit Henryk Szeryng und mit Arthur Grumiaux nahm sie Mozarts Violinsonaten auf. 

 

John DOBSON ist am 14.5.2023 verstorben

 Geboren am 17. November 1930 in Derby; sein Gesangstudium fand an der Guildhall School of Music London bei Norman Walker, dann in Italien bei Giovanni Inghilleri statt. Er debütierte als Bariton, wurde dann aber Tenor, wobei er sich zuerst im lyrischen, später mehr im Charakter- und Buffo-Fach betätigte. Als Tenor debütierte er 1957 in Italien, und zwar in Bergamo als Pinkerton in »Madame Butterfly« von Puccini (unter dem Namen Giovanni Dobson). Er wirkte dann seit 1958 im Ensemble der New Opera Company London, gastierte bei den Festspielen von Glyndebourne (1959 als Haushofmeister bei Faninal im »Rosenkavalier«) und wurde 1959 an die Londoner Covent Garden Oper verpflichtet (Debüt ebenfalls als Haushofmeister bei Faninal im »Rosenkavalier«). Hier sang er 1961 unter Georg Solti den Lysander in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten und unter Otto Klemperer den Jaquino in Beethovens »Fidelio«. Seine weiteren Partien waren der Andres in »Wozzeck« von Alban Berg, der Paris in »King Priam« von Michael Tippett (den er auch bei der Uraufführung der Oper am 29.5.1962 in Coventry kreierte), der Andrei Chowanski in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Don Curzio in »Le nozze di Figaro«, vor allem aber der Loge und der Mime im »Rheingold« von R. Wagner. Er sang an der Covent Garden Oper auch in der Uraufführung von M. Tippetts »The Ice Break« (7.7.1977). Er hatte eine sehr lange Bühnen- wie Konzertkarriere. An der Covent Garden Oper sang er 90 Partien in rund 2000 Vorstellungen, vor allem Buffo-Partien, später auch kleinere und mittlere Rollen, u.a. 1996 den Delil in Verdis »Giovanna d’Arco«. Er nahm mit deren Ensemble an einem Gastspiel an der Mailänder Scala (1976 als Bob Boles in »Peter Grimes« von B. Britten und als Francesco in »Benvenuto Cellini« von Berlioz) und an einer Fernost-Tournee (1979) teil. Er gastierte an der Scottish Opera Glasgow (1971 als Mime im »Rheingold«), an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, bei den Festspielen von Orange und beim Maggio Musicale von Florenz. Er wirkte 1989 an der Covent Garden Oper London in der englischen Premiere der Oper »Un Re in ascolto« von L. Berio mit und sang an diesem Haus sehr erfolgreich 1991 den Mime im »Rheingold« wie den Mr. Taupe in »Capriccio« von R. Strauss. An der Covent Garden Oper, an der er auch als Gesanglehrer fungierte, sang er weiters den Wirt in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, den Borsa in »Rigoletto«, den Dr. Cajus in »Falstaff« von Verdi, den Spoletta in »Tosca«, den Altoum in »Turandot« von Puccini und 1992 den Jakob Glock in »The Fiery Angel« von Prokofjew. 1995 verabschiedete er sich an diesem Haus von seinem Publikum, das ihm sehr zugetan war.

Schallplatten: Decca (Rodrigo in Verdis »Otello«), Philips (Bob Boles in »Peter Grimes«, 1978), TER (»Amahl and the Night Visitors« von Menotti), DGG (»La Fanciulla del West« von Puccini), EMI (»Das schlaue Füchslein«); Castle-Video (»Andrea Chénier« von Giordano).

 

Walter HAUPT ist am 17.5.2023 in München verstorben

 Geboren am 28. Februar 1935 in München; er wollte ursprünglich Theologie studieren, um Priester zu werden. Während der Schulzeit an einem humanistischen Gymnasium in München erhielt er den ersten Musikunterricht und lernte Harmonika zu spielen, wo er sehr bald im Wettbewerb zum bayerischen Akkordeonmeister avancierte. 1952 war sein Abschluss des Musikstudiums an der Städt. Musikfachschule München als bester Schüler mit Auszeichnung. Als Jazz-Pianist und Akkordeon-Spieler verdiente sich Haupt 1952 sein Studiengeld in Ami-Clubs. 1953 nahm er Schauspielunterricht bei Otto Kustermann. An der Musikhochschule in München studierte er bei Maria Landes-Hindemith Klavier, bei Ludwig Porth Pauke und Schlagzeug, außerdem bei Kurt Eichhorn Dirigieren und bei Roland Häfner Komposition. 1955 produzierte er regelmäßig am Bayerischen Rundfunk in München Sendungen und Aufnahmen eigener Kompositionen mit seinem „Walter Haupt Ensemble“. 1957 wurde Walter Haupt als stellvertretender erster Pauker an das Württembergische Staatstheater Stuttgart engagiert und in gleicher Funktion wechselte er 1960 an die Bayerische Staatsoper München. In freundschaftlicher Verbundenheit zu Generalmusikdirektor Ferdinand Leitner lernte Walter Haupt in Stuttgart die Kunst des Dirigierens und war auch als Komponist aktiv. Um sein kompositorisches Wissen zu erweitern, studierte er 1967 als Meisterschüler bei Hans Werner Henze am Mozarteum in Salzburg. 1968 gründete er das Ensemble: „Neue Musik der Bayerischen Staatsoper“ und in weiterer Folge 1969, zusammen mit dem Intendanten Günther Rennert, die „Experimentierbühne der Bayerischen Staatsoper“, die er 16 Jahre leitete. In dieser Zeit entstanden neue Musiktheaterwerke, wie Aufführungen in einem Kuppel-Projektionsraum, oder in einem beweglichen Spiegelraum. Viele dieser experimentellen Projekte fanden ab 1972 in dem heute noch existierenden „Theater im Marstall“ statt, das Walter Haupt für seine Experimentalwerke an der Bayerischen Staatsoper in München initiierte. Er war auch Mitbegründer und Leiter des seit den 1970er Jahren in München stattfindenden „New Dance Festivals“. 1972 realisierte Haupt zur Eröffnung der Olympischen Spiele in München ein audiovisuelles „Laser-Light-Environment“ mit imaginären Licht-Räumen und holographischen Imaginationen, das bei einem Festakt vor 2.000 internationalen Staatsgästen auf der Bühne des Münchner Nationaltheaters aufgeführt wird. Haupt war der erste Theatermann, der sich zur damaligen Zeit mit dem Medium Laser auf einer Opernbühne auseinandersetzte und hierfür Gestaltungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit seiner Komposition „Laser“ erfand. Die eineinhalbstündige Produktion wurde vom Zweiten Deutschen Fernsehen aufgezeichnet. Es folgten 1973 und noch einmal wegen des Interesses 1980 zum Theaterfestival München synästhetische Kuppel-Projektionsräume in einem eigens konzipierten Kuppel-Projektions-Raum mit dem Titel Sensus. Die Zuschauer lagen in dieser Kuppel auf einer Schaumstoff-Landschaft, hörten individuell über Kopfhörer eine Raum-Klang-Komposition und sahen bewegliche Licht-, Laser- und Filmereignisse, die nahtlos den durch Luftüberdruck aufgeblasenen, unendlich erscheinenden Kuppel-Raum bespielten. Zu den optischen und akustischen Komponenten wurden in Übereinstimmung verschiedenartige Düfte und thermische Veränderungen eingespielt. Etwa 300 ausverkaufte Vorstellungen an der Staatsoper München markierten diesen Trend und schon damals war „virtual reality“ für Haupt bereits ein Thema. Räumliche Gestaltungen und Projekte folgten in variablen Spiegelräumen mit Aufführungen unter anderem an der Staatsoper München, für das Festival Pro musica nova an der Bremer Kunsthalle 1974, an der Victoria State Opera Melbourne, im Roundhouse London. An diesen vielfältigen Projekten ist erkennbar, wie sich im Schaffen dieses Komponisten und Regisseurs der rote Faden seiner synästhetischen Ambitionen durchzieht. 1974 komponierte Haupt auf der Suche nach neuen musikalischen Hörerlebnissen im offenen Raum eine Musik für eine Landschaft. Zusammen mit Varl Orff realisierte Walter Haupt 1978 dessen mehrchörige Orchesterkomposition „Entrata“ als Klangwolke über die Münchner Innenstadt. Das war gleichzeitig der Beginn von Open-Air-Inszenierungen unter dem Titel „Klangwolke“ (u. a. existiert seit 1979 seine Erfindung, die „Linzer Klangwolke“, als das größte Kulturereignis der Stadt Linz, das alljährlich zum Internationalen Brucknerfest stattfindet). Mit diesen multimedialen „Klangwolken“, einem neuartigen Hörerlebnis und Schau-Spiel aus Feuer, Wasser, Licht und Musik, inmitten der Landschaft, die europaweit bereits 5 Millionen Zuschauer erlebten, erreichte Walter Haupt internationale Popularität. Im Jahre 1980 war er Gründungsmitglied der „Ars electronica“ in Linz. 1984 erhielt er vom Staatstheater Kassel den Kompositionsauftrag für die Oper Marat, die – neben Inszenierungen an den Theatern Aachen, Heidelberg, Kassel und Coburg – als open-air Neuinszenierung 1989 zum 200. Jahrestag der Französischen Revolution vor 150.000 Zuschauern auf dem Münchner Königsplatz gegeben wurde.1986 befreite er sich von seiner festen Anstellung als Leiter der Experimentierbühne der Staatsoper München, da ihn neue Projekte im Open-Air-Bereich faszinierten und er fortan auf Einladung von Festivals international tätig werden wollte. 1987 erfolgte als Beitrag zur „documenta 8“ ein zweiter Auftrag vom Staatstheater Kassel und Haupt komponierte das Musiktheater-Werk „Pier Paolo Pasolini“. Priorität hatte aber auch immer sein eigenes kompositorisches Schaffen. So komponierte er für internationale Opernhäuser 24 Ballettwerke und einige Kammermusikwerke. Mit seiner großdimensionierten Inszenierung der „Carmina Burana“, Premiere zum 100. Geburtstag von Carl Orff 1995 vor 40.000 Zuschauern auf dem Münchner Königsplatz, im Gedenken an seinen väterlichen Freund Carl Orff, gelang ihm ein großer Erfolg. Er reiste mit dieser Carmina Burana Monumental Opera, die er auch selbst dirigierte, 14 Jahre lang durch 48 Länder. U.a. erhielt er hierfür den „Luna Award“ des Auditorio Nacional von Mexiko-Stadt. Die letzte Vorstellung fand 2009 in der O2-Arena in London statt. Seine Tätigkeit an der Bayerischen Staatsoper München beendete Walter Haupt mit der Auftragskomposition eines abendfüllenden Requiems – im Gedenken an die Opfer kriegerischer Verbrechen. Darin arbeitet Haupt mit Orchester und Chor auf verschiedenen Klang- und Tonebenen, darüber hinaus mit Fernorchestern und Bandzuspielungen. Das Werk wurde 1997 unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten auf der Bühne des Nationaltheaters in München mehrmals aufgeführt. Ab 1997 war Walter Haupt vorwiegend als Dirigent, Komponist und Opernregisseur weltweit tätig. So entstanden 1998 das Fantasy Musical Dracula und die Aida Monumental Opera, 1999 folgte die Eröffnungsveranstaltung des Munich Airport Centers, 2006 dirigierte er Aida on Fire und 2007 die Carmen Monumental Opera. Haupt galt als führender Künstler für Open-Air-Musik-Theater. Er war Mitglied des Deutschen Komponistenverbandes, der Musikalischen Akademie München, der GEMA und der Dramaturgischen Gesellschaft. Walter Haupt war seit 1996 mit seiner langjährigen Mitarbeiterin Rosemarie Nistler-Haupt verheiratet. Sie organisierte neben künstlerischen Aufgaben das Management, nebst den Tourneen, und übernahm bei allen Theater- und Open-Air-Veranstaltungen die Abendspielleitung. Haupt lebte zuletzt in Aschheim bei München.

 

Wolf-Dieter HAUSCHILD ist am 18.5.2023 in Leipzig verstorben

 Geboren am 6. September 1937 in Greiz (Thüringen); sein Vater, der Journalist  und Theaterdramaturg Franz Hauschild (1907–96), war Mitbegründer der „Greizer Musikwochen“ und des „Stavenhagen-Wettbewerbes“. Im Alter von fünf Jahren erhielt Wolf-Dieter Hauschild seinen ersten Klavierunterricht, später machte er Theater. Rückblickend erinnerte er sich an Käthe Reichel, Reimar Johannes Baur und Dieter Frauke, mit denen er in Greiz gespielt hatte. Früh begann er mit dem Komponieren u. a. schrieb er eine Kinderoper. Ab dem fünfzehnten Lebensjahr komponierte er Schauspielmusiken für das Theater seiner Heimatstadt. Als Oberschüler erhielt er ferner Kompositionsunterricht bei Ottmar Gerster in Leipzig. Mit siebzehn Jahren nahm er an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar ein Musikstudium auf, das er 1959 mit drei Staatsexamen beendete: Komposition (Ottmar Gerster), Dirigieren (zunächst bei Hermann Abendroth, dann Gerhard Pflüger) und Klavier. Für seine Abschlussarbeit gestaltete er eine Bühnenfassung zu Mozarts Singspiel Bastien und Bastienne, die an der Deutschen Staatsoper Berlin aufgeführt wurde. Seine Ausbildung vervollständigte er in Meisterkursen bei Hermann Scherchen und Sergiu Celibidache. Bis 1956 wurde er vor allem durch seinen Lehrer Hermann Abendroth geprägt, dessen „Gesamtpersönlichkeit und Autorität“ er sehr schätzte. Dieser ließ ihn in selbständig in Weimar mit dem Hochschulorchester und Laienchören arbeiten. Ferner war für Hauschild der Musiker und Kulturpolitiker Helmut Koch „eine künstlerische und menschliche Vaterfigur“. Nach seinem Studium begann er seine künstlerische Karriere als Solorepetitor am Deutschen Nationaltheater Weimar. Auch hier komponierte er Schauspielmusiken. Schon bald durfte er zeitgenössische Werke nachdirigieren und einstudieren. Nach zwei Jahren wurde er Kapellmeister. In Weimar brachte er 1963 die Nasreddin-Oper Der fröhliche Sünder seines Lehrers, Ottmar Gerster, zur Uraufführung. 1963-70 war er Musikalischer Oberleiter am Kleist-Theater und ständiger Dirigent der Philharmonie in Frankfurt (Oder). Seine dortigen Aufgaben erstreckten sich entsprechend sowohl auf das Musiktheater als auf die Konzertreihen. Zu seinem Repertoire gehörten u. a. Verdi, Mozart und Bizet. 1966 dirigierte er die Kurt-Hübenthal-Inszenierung von Händels Oper Serse. Ferner verantwortete er hier die Uraufführung des sinfonischen Werks Schwedter Impulse von Nikolai Badinski sowie die DDR-Erstaufführungen der Opern Der zerbrochene Krug von Zbyněk Vostřák und The Rake’s Progress von Igor Strawinsky. Durch die Nähe zu Berlin, wie Hauschild ausführte, konnten namhafte Sänger wie beispielsweise Reiner Süß für Partien gewonnen werden. Mit dem Politiker Erich Mückenberger setzte sich Hauschild seinerzeit für einen neuen Veranstaltungsort, die nachmalige Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach, ein. Im Jahr 1971 wurde Hauschild am Berliner Rundfunk verpflichtet, wo er zunächst den Berliner Rundfunkchor leitete. 1973-76 war er Stellvertreter Heinz Rögners beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Beim Rundfunk traf er erneut auf Helmut Koch, eine „schicksalhafte Bekanntschaft“, wie er sich später erinnern sollte. So vertrat er ihn auch bei der Uraufführung von Fritz Geißlers Oratorium Schöpfer Mensch. Weitere Uraufführungen bei der Musik-Biennale Berlin sollten folgen u. a. 1975 Wilbrandts Mein Haus hat Erde und Meer (Sprecher: Horst Westphal) und Zechlins Klavierkonzert (mit Eva Ander), 1976 Strauß‘  4. Sinfonie mit Sopran-Solo (mit Renate Frank-Reinecke) und Matthus‘ Laudate pacem (mit Renate Krahmer, Elisabeth Breul, Annelies Burmeister, Armin Ude und Hermann-Christian Polster) und 1977 Köhlers Der gefesselte Orpheus und Voigtländers Canto General (mit Brigita Šulcová). Im Jahr 1976 wurde er in der Nachfolge von Herbert Kegel Leiter des Rundfunk-Musikschulorchesters der DDR. Auch nach seinem Wechsel nach Leipzig pflegte er die Verbindung in die Hauptstadt und wirkte als Gastdirigent an der Deutschen Staatsoper und der Komischen Oper. So übernahm er an letzterer die musikalische Leitung bei der Götz-Friedrich-Inszenierung von Verdis Il Trovatore. Nachdem er Ende 1977 in Leipzig Werke Luciano Berios dirigiert hatte, wurde er ab der Spielzeit 1978/79 Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters und parallel Leiter des Rundfunkchors Leipzig. Er konnte sich gegen den Leipziger Generalmusikdirektor Rolf Reuter und den Halleschen Musikdirektor Thomas Sanderling durchsetzten, die allesamt noch vom legendären Vorgänger Herbert Kegel als Gastdirigenten verpflichtet worden waren. In Leipzig pflegte Hauschild zum einen die Wiener Klassik, so führte er die von Kegel begonnenen „Mozartiana“-Reihe fort. Auch setzte er weiterhin konzertante Opernaufführungen auf den Spielplan (Janáček, Wagner u. a.). Zum anderen brachte er mit dem Sinfonieorchester und dem Kammerorchester diverse zeitgenössische Werke zur Uraufführung u. a. 1978 Denissows Konzert für Klavier und Orchester (mit Günter Philipp), 1979 Lombardis Sinfonie, Neuberts Notturno, Lohses Konzert für Klavier und Orchester (mit Gerhard Erber) und Dessaus Vierzehn Stücke aus „Internationale Kriegsfibel“ (mit Helga Termer, Elisabeth Wilke, Horst Gebhardt und Bernd Elze), 1980 Katzers Konzert für Klavier und Orchester (mit Rolf-Dieter Arens) und Wallmanns Stadien für Orchester und Klavier (mit Bettina Otto), 1981 Schenkers „Fanal Spanien 1936“, 1983 Lombardis Zweite Sinfonie und Krätzschmars „Heine-Szenen“ (mit Wolfgang Hellmich). Außerdem verantwortete er hier mehrere DDR-Erstaufführungen u. a. 1979 Ives‘ Holiday Symphony und 1984 Zimmermanns Pax Questuosa und Dittrichs „Etym“. Wie auch Kegel zuvor, stellte er am Saisonende der 9. Sinfonie Beethovens stets zeitgenössische Musik voran. Überdies lud er wieder Komponisten-Dirigenten nach Leipzig ein, etwa Milko Kelemen, Ernst Krenek und Witold Lutoslawski. Mit der Saison 1979/80 führte er in der Kongresshalle Leipzig allwöchentliche Vormittagskonzerte ein. Nach der Eröffnung des Neuen Gewandhauses 1981 spielte das Rundfunkorchester dann regelmäßig im neuen Konzertgebäude. Es folgte die Erhöhung der Anrechtskonzerte. Mit dem Klangkörper legte Hauschild mehrere Schallplattenaufnahmen vor, die von der Musik Telemanns über die Schumanns zu der Ives’ sowie Denissows, Thieles und Krätzschmars reichen, darunter auch das gesamte Chorwerk von Johannes Brahms und mehrere Händel-Oratorien. Ausgedehntes Gastspiele führten ihn mit dem Orchester u. a. in die Sowjetunion und nach Japan. Nach seinem Weggang aus Leipzig dauerte es zwei Spielzeiten bis die Leitungsposten mit Max Pommer (Orchester) und Jörg-Peter Weigle (Chor) wiederbesetzt werden konnte. Im Zuge seiner Opernaufführungen in Leipzig, Berlin und Dresden avancierte Hauschild bis Mitte der 1980er Jahre zum „Wagner-Dirigent der Stunde“, wie Robert Schuppert formulierte. Zum Jahreswechsel 1984/85 dirigierte er die im Palst der Republik in Berlin unter Beteiligung der Leipziger Rundfunkklangkörper und den Solisten Reiner Goldberg, Magdalena Falewicz, Uta Priew und hermann Christian Polster Beethovens 9. Sinfonie, die im ersten Programm des Fernsehens der DDR live übertragen wurde. International bekannt wurde Hauschild im Februar 1985 durch die Fernsehübertragung der Joachim-Herz-Inszenierung von Webers Freischütz, den er anlässlich des 40. Jahrestags der Zerstörung Dresdens zur Wiedereröffnung der Semperoper dirigierte. So wurde sein Dirigat von John Rockwell in der New York Times außerordentlich gelobt. Der Dresdner Musikwissenschaftler Dieter Härtwig (2007) rechnete Hauschild „zu den führenden Dirigenten in der DDR“. Nachdem ein ursprünglich zugesagtes Doppelengagement Leipzig-Stuttgart wegen „der starren Haltung der DDR-Behörden“, wie Jörg Clemen ausführte, nicht zustande kam, siedelte er im Frühjahr 1985 anlässlich eines Stuttgarter Gastspiels in die BRD über. Dort wurde er mit Beginn der Spielzeit 1985/86 Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Stuttgarter Philharmonie. In einer Erklärung führte er aus, dass im Sommer 1984 die Stadt Stuttgart mit der Bitte um ein ständiges Gastdirigat an ihn herangetreten sei, wodurch er teilweise Aufgaben Hans Zanotellis übernehmen sollte. Nachdem die DDR-Behörden dem zustimmten, willigte er in Stuttgart ein. Im April 1985 aber wurde ihm klar, dass die DDR-Behörden „nicht mehr voll zu ihrer Zusage standen“. Er sah sich bei den Orchestermitgliedern und bei der Stadtverwaltung Stuttgart nun in der Pflicht und entschied sich „schweren Herzens“ zur Übersiedlung in die BRD. In der DDR wurde er demgegenüber zur „persona non grata“ erklärt und war fortan auch unter Musikerkollegen als „Klassenfeind“ verschrien; seine Familie erhielt erst zwei Jahre darauf die Ausreisegenehmigung. 1985 brachte er in der Stuttgarter Liederhalle Kelemens Phantasmen (mit Eckart Schloifer) und 1987 Yuns 2. Violinkonzert (mit Akiko Tatsumi) zur Uraufführung. Konzertreisen führten ihn mit den Philharmonikern durch Europa, Japan und die USA. Nach dem Kulturjournalisten Frank Armbruster führte er die Philharmoniker „zu einem Höhepunkt ihrer Geschichte“. Letztlich verließ Hauschild aber Stuttgart, weil es „ihm nicht gelungen war, die Stadt von der Notwendigkeit weiterer Orchesterstellen für die Philharmoniker zu überzeugen“, wie Armbruster bemerkte. Neben seiner Verpflichtung in Stuttgart war er ab der Saison 1985/86 Gastdirigent beim Niedersächsischen Staatsorchester Hannover, mit dem er 1986 Kelemens Archetypon zur Uraufführung brachte. 1986 dirigiere er das Staatsorchester Stuttgart bei der Loriot-Inszenierung von Flotows Martha am Württembergischen Staatstheater. Mit dem Rundfunkorchester des NDR Hannover oblag ihm 1992 die Uraufführung von Tals 6. Sinfonie. Im Jahr 1991 wurde Hauschild Dirigent der Essener Philharmoniker und 1992 zusätzlich Intendant und Generalmusikdirektor am dortigen Aalto-Theater, eine Doppelfunktion, die eigens für ihn geschaffen worden war. Während seiner Amtszeit wurde der Klangkörper vom Deutschen Musikverleger-Verband mit dem Preis „Bestes Konzertprogramm der Spielzeit“ 1991/92 ausgezeichnet. In seiner Ära wurden u. a. die Ballette Giselle von Adolphe Adam und Der grüne Tisch von Frederic Cohen sowie die Opern Lady Macbeth von Mzensk von Dmitri Schostakowitsch und Tosca von Giacomo Puccini inszeniert. Am Aalto-Theater widmete er sich aber vor allem der Werke Richard Wagners, so ließ er hier den Parsifal (1991/92) und Tristan und Isolde (1992/93) aufführen. Nach siebzig Jahren brachte er von 1994 bis 1997 zusammen mit dem Regisseur Klaus Dieter Kirst, den er aus Dresden kannte, die Tetralogie Der Ring des Nibelungen auf die Bühne. Bereits zu DDR-Zeiten hatte er über die sinfonischen Werke Bruckners und Mahlers eine „Liebe zu Wagner“ entwickelt, die aber lange „platonisch bleiben“ musste, wie er in einem früheren Interview erklärte. Außerdem wandte sich Hauschild der zeitgenössischen osteuropäischen Musik zu, so führte er mit der Philharmonischen Orchester 1993 Suslins Leb’ wohl und 1996 Denissows Konzert für Flöte, Klarinette und Orchester (mit Dagmar Becker und Wolfgang Meyer) urauf. 1997 endete sein Engagement in Essen. 1998-2001 war er als freier Dirigent tätig u. a. beim Orchestra della Svizzera italiana in Lugano. 2001-04 war er als Nachfolger des festen Gastdirigenten Bernhard Klee Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Halle. Im Jahr 2003 brachte er im Neuen Theater Halle Martis H aspiré zur Uraufführung. Mit Verweis auf die geplante Orchesterfusion, die er ablehnte, beendete er sein Engagement beim Philharmonischen Staatsorchester frühzeitig. Neben seinem Hallenser Engagement er war von August 2002 bis 2004 Generalmusikdirektor des Volkstheaters Rostock und Chefdirigent der Norddeutschen Philharmonie, wo er bereits im Jahr 2000 ein ständiges Gastdirigat übernahm. Weil er, wie er später erklärte, „keinen künstlerischen und menschlichen Konsens“ mit dem Intendanten Steffen Piontek finden konnte, verließ er das Orchester. Gastdirigate absolvierte er u. a. in der Schweiz, in Österreich, Italien, Spanien, Finnland und Taiwan. Nachdem er in Berlin (Ost) und Leipzig zunächst Lehraufträge innehatte, erhielt er 1981 an beiden Musikhochschulen eine Professur für Orchesterleitung. 1988 wurde er Professor für Orchesterleitung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. An der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe lehrte Hauschild 1989-2003 ebenfalls als Professor für Dirigieren. Im Jahr 1983 gründete er in Altenburg das „Seminar für Junge Operndirigenten“. Wiederholt war er dann auch Künstlerischer Leiter für Orchesterdirigieren beim Forum Dirigieren des Deutschen Musikrats (Essen 1994, Koblenz 1998 und 2005, Halle (Saale) 2001, Rostock 2002 und 2004 und Bremen 2006). Außerdem war er im Wintersemester 2005/06 und im Sommersemester 2007 Dozent für Probespielstellen im Orchesterverbund / Sinfoniekonzert am Orchesterzentrum NRW. Zu seinen Schülern gehören u. a. Michael Gläser, Constantin Trinks und Hendrik Vestmann.

Wolf-Dieter Hauschild, evangelisch, war seit 1959 verheiratet und Vater zweier Kinder. Sein Sohn Thomas Hauschild (* 1964) ist Professor für Horn an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.

 

Kathryn HARRIES ist am 26.5.2023 verstorben

 Geboren am 15. Februar 1951 in Hampton Court; sie studierte Klavierspiel und Gesang an der Royal Academy of Music London; ihre Gesanglehrerinnen waren Constance Shacklock und Flora Nielsen. Sie begann dann eine Konzertkarriere und präsentierte im englischen Fernsehen BBC eine Serie »Music Time« mit mehr als 60 Folgen. 1977 gab sie ein sehr erfolgreiches Konzert in der Royal Festival Hall London. Ihr Repertoire für den Konzertbereich war sehr umfangreich und enthielt Werke von Monteverdi bis hin zu zeitgenössischen Komponisten. 1982 begann sie ihre Bühnenkarriere, als sie bei der Welsh Opera Cardiff als Leonore in »Fidelio« debütierte. Seitdem sang sie bei dieser Gesellschaft die Sieglinde wie die Gutrune im Nibelungenring, die Adalgisa in »Norma« und den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Bei der English National Opera London trat sie als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Female Chorus in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten (1988), als Irene in »Rienzi« von R. Wagner und als Donna Anna in der englischen Erstaufführung von Dargomyschskis »Der steinerne Gast« (1987) auf. Bei der Scottish Opera Glasgow erschien sie 1984 als Leonore in »Fidelio«, 1987 als Senta in »Der fliegende Holländer«, 1990 als Didon in »Les Troyens« von Berlioz, 1993 als Emilia Marty in Janáceks »Die Sache Makropulos«, 1994 und 1998 als Brangäne in »Tristan und Isolde«, 1999 als Kabanicha in Janáceks »Katja Kabanowa« und 2015 als Kostelnicka in »Jenufa« von Janácek. Am 5.6.1985 wirkte sie dort in der Uraufführung der Oper »Hedda Gabler« von Edward Harper in der Titelrolle mit. Beim Edinbugh Festival hörte man sie 1994 als Thanastô in Chabriers »Briseïs« und 2007 als Old Lady in L. Bernsteins »Candide«. Sie gastierte an der Opera North Leeds als Donna Elvira in »Don Giovanni« und als Hanna Glawari in Lehárs »Die lustige Witwe«, beim Buxton Festival als Sylvie in »La Colombe« von Gounod. 1986 debütierte sie mit großem Erfolg an der Metropolitan Oper New York als Kundry in »Parsifal« und sang dort in der Spielzeit 1988-89 die Gutrune in »Götterdämmerung« sowie in der Spielzeit 1997-98 die Clairon in »Capriccio« von R. Strauss. 1986 gastierte sie an der Oper von Nizza, 1988 am Théâtre des Champs-Élysées Paris als Sieglinde in der »Walküre«, 1987 in Lyon als Didon in »Les Troyens« von Berlioz. An der Grand Opéra Paris gastierte sie 1987 als Senta, an der Opéra Bastille Paris 1991 als Protagonista in L. Berios »Un Re in ascoltò«, 1994 als Carmen, 1997 als Kundry und als Leokadija Begbick in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill und 1999 als Mère Marie in »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc. Am Teatro Colón Buenos Aires erschien sie 1988 als Leonore in »Fidelio«. An der Covent Garden Oper London wirkte sie 1989 in der englischen Erstaufführung der Oper »Un Re in ascolto« von Luciano Berio mit. 1990 gastierte sie in Amsterdam als Kundry und als Cléopâtre in der gleichnamigen Oper von Massenet, 1993 als Senta, 1990 in Brüssel als Didon, 1991 an der Covent Garden Oper als Gutrune, beim Festival von Orange als Carmen. 1996 trat sie an der English National Opera London als Leonore in »Fidelio« auf. 1996 wirkte sie am Grand Théâtre Genf als Gertrude in »Hamlet« von A. Thomas und in Chicago in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Un Re in ascolto« von Luciano Berio mit. Bei den Festspielen von Glyndebourne gastierte sie 1996 als Gräfin Geschwitz in »Lulu« von A. Berg, 1998 als Clairon und 2004 als Kostelnicka. 1997 gastierte sie in Amsterdam als Kostelnicka, 1999 bei der English National Opera London als Kundry, am Teatro Nazionale Rom als Hyppolita in Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream«. Am 4.8.2000 nahm sie in Amsterdam an der Uraufführung der Oper »Rêves d’un Marco Polo« von Claude Vivier teil, am 27.4.2001 an der English National Opera London an der von David Sawer’s »From Morning to Midnight«. Am 21.7.2011 wirkte sie bei den Bregenzer Festspielen in der Uraufführung der Oper »Achterbahn« von Judith Weir in der Partie der Lady Fortune mit und sang diese Partie auch 2012 an der Covent Garden Oper London, wo die Oper unter dem Titel »Miss Fortune« lief. Sie setzte neben ihrem Wirken auf der Bühne ihre nicht minder erfolgreiche Karriere im Konzertsaal fort.

Schallplatten: HMV (Mutter in »Osud« von Janácek), Koch Records (»Cléopâtre« von Massenet), Teldec (»Intolleranza 1960« von L. Nono), Hyperion (»Briseïs« von E. Chabrier); NVC-Arts-Video (»Lulu«, Glyndebourne 1996).

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.kathrynharries.co.uk/

 

Peter SIMONISCHEK ist am 29.5.2023 in Wien verstorben

 Geboren am 6. August 1946 in Graz; Seine Kindheit verbrachte er im südoststeirischen Markt Hartmannsdorf, wo sein Vater Zahnarzt war. Die Mittelschulzeit verbrachte er im Internat des Stiftsgymnasiums in Sankt Paul im Lavanttal, wo er mehrfach im Schülertheater auftrat. Der Vater wollte, dass er Medizin studiert, wogegen der Sohn sich sträubte. Stattdessen fing er ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Graz an. Auf Druck des Vaters begann er parallel dazu mit einer Zahntechniker-Ausbildung, die er jedoch nicht beendete. Während seiner Zeit an der Hochschule wuchs Simonischeks Interesse an der Schauspielkunst und er meldete sich heimlich an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Graz an. Nach dem Abschluss des Studiums war er zunächst am Stadttheater St. Gallen, in Bern, am Staatstheater Darmstadt und am Schauspielhaus Düsseldorf engagiert, dann 1979-99 als Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne unter der Leitung von Peter Stein und später Andrea Breth beschäftigt. Seit der Spielzeit 1999/2000 gehörte Peter Simonischek dem Ensemble des Wiener Burgtheaters an. Seit 1982 übernahm er Hauptrollen bei den Salzburger Festspielen; von Sommer 2002 bis 2009 die Titelrolle im Jedermann von Hugo von Hofmannsthal. Seit 1995 spielte er in der deutschsprachigen Erstaufführung von Yasmina Rezas Satire Kunst. Internationale Bekanntheit und großes Lob der Fachkritik brachte Simonischek 2016 die Titelrolle in Maren Ades Spielfilm Toni Erdmann ein. Für den Part eines alternden Musiklehrers, der seine freudlose Manager-Tochter (dargestellt von Sandra Hüller) in der Gestalt eines kauzigen Alter Egos aus der Reserve locken möchte, gewann er im selben Jahr als erster österreichischer Schauspieler den Europäischen Filmpreis als Bester Darsteller. Im Jahr 2019 wurde Simonischek per Staatsakt zum Ehrenmitglied des Burgtheaters ernannt. An der Wiener Staatsoper spielte er 2011-23 in insgesamt 41 Vorstellungen den Frosch in der Fledermaus. Aus der geschiedenen Ehe mit der Schauspielerin Charlotte Schwab stammt der Sohn Max Simonischek, der ebenfalls Schauspieler ist. Seit dem 26. August 1989 war Peter Simonischek mit der Kärntner Schauspielerin Brigitte Karner verheiratet. Aus dieser Ehe hatte er zwei Söhne, den Regisseur Benedikt Simonischek und den Schauspieler Kaspar Simonischek, die ihre musikalische Ausbildung bei den Wiener Sängerknaben erhielten. Peter Simonischek starb am 29. Mai 2023 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren im Kreise seiner Familie in seinem Zuhause in Wien.

 

Kurt WIDMER ist am 31.5.2023 in Basel verstorben

 Geboren am 28. Dezember 1940 in Will (St. Gallen); er besuchte das Lehrerseminar in Rorschach und unterrichtete sechs Jahre lang in Zürich. Er studierte am Konservatorium von Zürich Violinspiel und Gesang (bei Ria Ginster), dann bei Paul Lohmann und Franziska Martienssen-Lohmann in Luzern und Wiesbaden und bei Burga Schwarzbach in Wien. Seit 1966 kam er als Konzertsänger in der Schweiz, dann auch auf internationaler Ebene, zu einer großen Karriere. 1967 gewann er den Solistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins. Er wirkte bei den Festwochen von Montreux und beim English Bach-Festival in London, bei den Festwochen von Luzern, beim Israel Festival, bei den Schwetzinger Festspielen, beim Brighton Festival und beim Festival von Straßburg mit. Man hörte ihn in der Schweiz (Basel, Bern, Zürich, Genf, Lugano, Lausanne) und in Deutschland (Berlin, Frankfurt a.M., Hamburg, Köln, München, Stuttgart), in Wien und Graz, in Mailand, Rom, Turin, Triest und Neapel, in Paris, Brüssel und Lüttich, in Amsterdam, London und Rotterdam, in Dresden, Leipzig und Bratislava, in Madrid, Valencia und Lissabon, bei den Salzburger Festspielen (1978 in einem Mozart-Konzert) und beim Cleveland Festival, in Budapest, beim Festival von Wroclaw (Breslau) und beim Deutschen Bachfest in Mainz. Sein Repertoire auf den Gebieten des Oratoriums und der religiösen Vokalmusik hatte einen fast unerschöpflichen Umfang und enthielt Werke von J.S. Bach, Händel und Meistern der Barock-Epoche bis zu zeitgenössischen Kompositionen. Er kreierte mehrere Vokalwerke moderner Komponisten wie R. Kelterborn, Armin Schibler, H. Sutermeister und Klaus Huber. In seinen Liederabenden brachte er die Lieder des Schweizer Komponisten Othmar Schoeck ebenso zum Vortrag wie Lieder von Schubert, R. Schumann, J. Brahms, Mussorgsky, Richard Strauss, A. Honegger und B. Britten. Auf der Bühne gastierte er nur gelegentlich, sang aber Partien in konzertanten und Radio-Aufführungen von Opern. Auch als Rundfunksänger hatte er eine große, internationale Karriere. Er sang über die Radiostationen in der Schweiz (Zürich, Basel, Genf, Bern, Lugano), über die Sender Baden-Baden, Köln, Berlin, Hilversum, Brüssel, Madrid, Barcelona, Kol Israel Jerusalem und über die RAI Turin, Mailand und Rom. Seit 1968 wirkte er als Pädagoge an der Musikakademie von Basel. Sein Sohn Oliver Widmer (* 1965) wurde wie sein Vater ein bekannter Bariton.

Nicht zuletzt wurde Kurt Widmer durch eine Vielzahl von Schallplattenaufnahmen bekannt; diese erschienen auf Harmonia mundi (»Die Schöpfung« von Haydn, Ein deutsches Requiem von J. Brahms, Johannes-Passion von Scarlatti, Missa solemnis von Beethoven), Toccata (»Winterreise« von Schubert), Electrola (Werke von Carissimi und Heinrich Schütz), Philips (Requiem von Cimarosa), BASF (»Penthesilea« von O. Schoeck), Vox (Oratorien »Die Schöpfung« und »Die Jahreszeiten« von Haydn), DGG (Werke von G. de Machaut, B. Marcello), HMV (Johannes-Passion von J.S. Bach), Jecklin-Disco (Lieder von Schubert, Mozart und A. Zemlinsky), Erato (Werke von M.A. Charpentier, »Der Tod Jesu« von Graun, Werke von H. Schütz und Zelenka), Calig-Verlag (Weihnachtsoratorium von Saint-Saëns), Schwann (Requiem von Gabriel Fauré), Pan (Lieder von O. Schoeck und W. Burkhard), Amati (»Mozart und Salieri« von Rimski-Korsakow).

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.musaios.ch/index1.htm

Zum Tode von „KS GABRIELE SCHNAUT“ 19. Juni 2023

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In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von der großartigen Künstlerin Gabriele Schnaut welche nun endgültig die Weltbühne des Lebens verließ, vom Diesseits in ewige Nirwana des Jenseits überwechselte. Im Jahre 1951 in Mannheim geboren, studierte die junge Elevin an der Musikhochschule Frankfurt und fand erste Engagements an den Staatstheatern Stuttgart und Darmstadt. Ich erinnere mich an eine Lobeshymne der lokalen Presse ihres Octavian-Debüts anno 1979: Die vielversprechende Mezzosopranistin verlässt zum Spielzeitende Darmstadt, wechselt ans Nationaltheater Mannheim wo sie vermutlich auch nicht lange sein wird. Doch diese Prognose sollte sich nicht erfüllen, denn Gabriele Schnaut blieb dem NTM neun Jahre treu! Das lag nun zum Einen an der damals klugen Intendanz der jungen Sängerin Wunschrollen anzubieten, Zeit der Reife zu gewähren und letztlich nach Erfolgen sie zu zahlreichen Gastspielen frei zugeben und so längerfristig ans Haus zu binden. Die junge Schnaut hatte stets das Herz auf dem rechten Fleck, bekannte freimütig zur  damals  umstrittenen Ruth Berghaus-Produktion „La Clemenza di Tito“ ich will unbedingt den Sesto singen und mache deshalb alles mit! Die Stimme entwickelte sich prächtig und Schnaut sang u.a. Eboli, Kundry, Amme, Ortrud, träumte wie alle Mezzos von „höheren Sphären“, wechselte schließlich mit der Sieglinde ins Sopranfach, Isolde, Brünnhilde, Elektra etc. folgten, Partien welche sie mit großem Erfolg auf internationalen Bühnen sowie über zwei Jahrzehnte in Bayreuth verkörperte, das Publikum lag ihr zu Füßen, vergötterte die stets bodenständige, sympathische, großartige Sänger-Darstellerin. Meinte sie dereinst humorvoll mit Schalk im Nacken: Überlebt man Mannheim, überlebt man den Beruf! Immer wieder kehrte sie zu Gastspielen ans NTM zurück, wurde frenetisch gefeiert, unvergesslich während der letzten Theatersanierung die konzertante „Elektra“ mit Leonie Rysanek und Sue Patchell im Rosengarten brachte den Mozartsaal zum Siedepunkt.

Nun ist diese ungewöhnliche Sänger-Persönlichkeit  von uns gegangen, jedoch „Göttinnen“ sind unsterblich und leben in unserer Erinnerung für immer weiter.

Gerhard Hoffmann

 

 

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