TODESFÄLLE – Stand Juni 2021
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
Ram DA-OZ ist am 2.5.2021 in Haifa (Israel) verstorben
Geboren am 17. Oktober 1929 in Berlin als Julius Hermann Abraham Daus; der Sohn des Schirm- und Stockfabrikanten Heinz Daus emigrierte mit seinen Eltern 1934 nach Palästina. Er studierte ab 1945 am Konservatorium von Tel Aviv Oboe und Klavier. Während des Israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 wurde er verwundet und wurde blind. Er studierte dann bis 1953 Komposition an der Israel Academy of Music in Tel Aviv und ließ sich als freischaffender Komponist in Haifa nieder. Er komponierte Orchesterstücke, kammermusikalische Werke, Klavierstücke und Lieder. Interpreten wie der Jazz-Bassist Avishai Cohen verbreiteten die Musik von Ram Da-Oz auch im europäischen Raum.
Lucjan KASZYCKI ist am 5.5.2021 in Warschau verstorben
Geboren am 27. September 1932 in Krakau; er studierte bis 1957 an der Staatlichen Musikhochschule Krakau bei Stanislaw Wiechowicz. 1954-58 war er musikalischer Leiter des Krakauer Groteska-Theaters. 1958-61 unterrichtete er am Staatlichen Musiklyzeum, ab 1961 an der Staatlichen Musikhochschule in Krakau. Dort war er zunächst Assistent, dann Dozent für Musiktheorie und leitete 1967-74 die Kompositionsklasse. Ab 1974 hielt er an der Fryderyk-Chopin-Universität für Musik Vorlesungen zur Propädeutik zeitgenössischer Musik, symphonischen Instrumentierung sowie zu Arrangement und Unterricht in den Bereichen Jazz und Unterhaltungsmusik. 1984 erhielt er eine außerordentliche, 2002 eine ordentliche Professur für Musikwissenschaften. 1992-2003 leitete er die Klasse für Arrangement an der Schule für Unterhaltungs- und Jazzmusik Krzysztof Komeda, zu deren Mitbegründern er zählt. Als Komponist wurde Kaszycki vor allem durch mehr als 150 Schauspielmusiken und 50 Filmmusiken sowie zahlreiche Lieder bekannt. Daneben komponierte er auch Klavierwerke, Orchesterwerke, elektronische und Computermusik, mehrere Musicals und eine Oper. Seine Werke wurden u. a. von den polnischen Rundfunkorchestern Warschau und Krakau und dem Rundfunkchor Krakau aufgeführt. Für seine Werke und seine pädagogische Tätigkeit erhielt er zahlreiche Preise, u. a. 2002 das Ritterkreuz des Ordens Polonia Restituta und 2013 die Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste.
Tomasz ZAGÓRSKI ist am 9.5.2021 an COVID-19 verstorben
Geboren 1963 in Posen; nach seinem Gesangsstudium bei Stanisław Romanski hatte er ab 1985 ein Engagement am Posener Teatr Wielki „Stanislaw Moniuszko“ sowie 1995–97 an der Opera Nova in Bydgoszcz. Um die Jahrtausendwende folgten verstärkt Auftritte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, außerdem in Italien, Portugal und Schweden. Ab 2009 war Zagórski zusätzlich Lehrbeauftragter für deutsche Vokaltexte an der Musikakademie Posen, ab 2011 leitete er ebendort als Professor seine eigene Solo-Gesangsklasse. Als Gesangssolist trat er u. a. mit dem Verdi-Requiem in Halle auf, im Dezember 2014 mit Beethovens 8. Sinfonie unter dem Dirigat von Kevin John Edusei in München. Im Jahr 2020 wurde er vom polnischen Präsidenten Andrzej Duda zum Professor der Künste ernannt.
2015 erschien die deutsche Erstaufführung von Johann Simon Mayrs Oper Fedra am Staatstheater Braunschweig bei Naxos auf CD, mit Capucine Chiaudani und Tomasz Zagórski als Theseus in den Hauptrollen.
Pauline TINSLEY ist am 10.5.2021 verstorben
Geboren am 27. März 1928 in Wigan (in der Nähe von Manchester); Ausbildung an der Northern School of Music in Manchester durch Margaret Dillon und Ellis Keeler, dann in London durch Joan Cross, Roy Henderson und Eva Turner. Sie begann ihre Karriere zunächst als Konzertsängerin. Bühnendebüt 1961 bei den Philopera Company in London als Desdemona in Rossinis Belcanto-Oper »Otello«. Sie hatte 1962-72 und wieder 1975-81 bei der Welsh National Opera Cardiff große Erfolge, u.a. als Elsa im »Lohengrin«, als Donna Elvira im »Don Giovanni«, als Susanna in »Le nozze di Figaro«, als Abigaille in Verdis »Nabucco«, als Lady Macbeth in »Macbeth« von Verdi und als Turandot von Puccini, dann auch als Aida und als Elektra in den gleichnamigen Opern von Verdi und R. Strauss. Sie sang bei der Sadler’s Wells Opera (später: English National Opera) London 1963-74 u.a. die Gilda im »Rigoletto«, die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Leonore im »Fidelio«, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Elvira in Verdis »Ernani«, die Leonore im »Troubadour« wie in »La forza del destino« von Verdi und die Elisabetta in »Maria Stuarda« von Donizetti. Seit 1965 Mitglied der Covent Garden Oper London; hier 1971 sehr erfolgreich als Amelia in Verdis »Un Ballo in maschera«, 1976 als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, 1983 als Mère Marie in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc, 1989 als Lady Billows in »Albert Herring« von B. Britten, die sie auch 1989 bei der Glyndebourne Touring Opera und 1990 beim Glyndebourne Festival übernahm. 1966 wirkte sie am Londoner Camden Theatre in der englischen Erstaufführung von Verdis Oper »Il Corsaro« mit. Gastspiele an der New York City Opera (1971-72, u.a. in der amerikanischen Bühnen-Erstaufführung von »Maria Stuarda« von Donizetti), an der Hamburger Staatsoper, bei den Festspielen von Verona (1982), an den Opernhäusern von Zürich und Genf (1987 als Hexe in »Hänsel und Gretel« und 1988 als Wahrsagerin in »L’Ange de feu« von Prokofjew), Vancouver, Philadelphia, Houston (Texas), Santa Fé (1969 als Titelheldin in Donizettis »Anna Bolena«) und New Orleans (1985 als Ortrud im »Lohengrin«). 1979 wirkte sie an der Oper von St. Louis in der Uraufführung der Oper »The Village Singer« von Stephen Paulus (als Candace) mit. 1986 war sie als Färberin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss sowohl an der Mailänder Scala wie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona zu hören. Die Elektra, eine ihrer großen Kreationen, sang sie u.a. in London, San Diego, Amsterdam (1984), Basel, Düsseldorf und Mannheim. An der Scottish Opera hörte man sie 1976-77 als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, 1977-78 und 1989 als Küsterin in Janáceks »Jenufa«. An der Welsh Opera hörte man sie als Küsterin, 1989 an der English National Opera als Kabanicha in »Katja Kabanowa« von Janácek, an der Opera North Leeds als Fata Morgana in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, beim Wexford Festival 1990 in »The Rising of the Moon« von N. Maw. Noch 1996 übernahm sie beim Garsington Festival die Partie der Lady Billows in B. Brittens »Albert Herring«. 1997 trat sie am Opernhaus von Dublin als Marcellina in »Le nozze di Figaro« auf. Sie sang auf der Bühne ein universelles Repertoire, dessen Partien von der Koloraturrolle bis ins dramatische Fach reichten. Gegen Ende ihrer Bühnenkarriere übernahm sie dramatische und Wagner-Partien (Isolde in »Tristan und Isolde«, Kundry in »Parsifal«, Brünnhilde im Nibelungenring, Hexe in »Königskinder« von Humperdinck). Dazu galt sie als hervorragende Schauspielerin. Sie konnte eine gleich bedeutende Karriere im Konzertsaal entfalten.
Lit: E. Forbes: Pauline Tinsley (in »Opera«, 1982).
Schallplatten: Philips (Elettra in Mozarts »Idomeneo«), MRF (»I Gioielli della Madonna« von Wolf-Ferrari).
Arturo TESTA ist am 12.5.2021 in Mailand verstorben
Geboren am 15. August 1932 in Mailand; Biographie des italienischen Baritons auf Italienisch: https://it.wikipedia.org/wiki/Arturo_Testa
Vladimir REDKIN ist am 12.5.2021 in Moskau verstorben
Geboren am 8. Januar 1956 in Moskau; Informationen über den russischen Bariton, der 1995 als Enrico in »Lucia di Lammermoor« und 1997 als Belcore in »L’Elisir d’amore« an der Wiener Staatsoper gastierte, auf Englisch: https://www.bolshoi.ru/en/persons/people/44/
Ester MÄGI ist am 14.5.2021 verstorben
Geboren am 10. Januar 1922 in Tallinn; sie begann als 16-Jährige mit dem Klavierunterricht. Bis 1951 studierte sie Komposition bei Mart Saar am Konservatorium in Tallinn, der heutigen Estnischen Musikakademie. 1951-54 studierte sie am Moskauer Konservatorium unter Wissarion Schebalin. Ester Mägi war wohl die bedeutendste Komponistin Estlands im 20. Jahrhundert. Berühmt sind vor allem ihre Klaviersonate (1949), das Trio in d-Moll (1950), ein Klavierkonzert (1953), ein Violinkonzert (1958), eine Sinfonie (1968) und ihre Komposition Pietà (1990). Ihr Orchesterwerk Bukoolika (1983) erklang unter Dirigenten wie Eri Klas und Peeter Lilje oft als „Visitenkarte der estnischen Musik“ bei Auslandsgastspielen. Daneben hat Ester Mägi zahlreiche Werke der Kammermusik und Chormusik komponiert. In ihrem künstlerischen Schaffen sind die Einflüsse der traditionellen estnischen Volksmusik erkennbar. Neben ihrer Arbeit als Komponistin war sie 1954-84 Dozentin für Musiktheorie am Konservatorium in Tallinn.
Sándor BALASSA ist am 14.5.2021 in Budapest verstorben
Geboren am 20. Januar 1935 in Budapest; er war zunächst als Fabrikarbeiter tätig. 1952-56 ließ er sich am Budapester Béla-Bartók-Konservatorium zum Chordirigenten ausbilden. 1960 wurde er an der Franz-Liszt-Musikakademie aufgenommen und studierte dort bis zum Abschluss 1965 Komposition bei Endre Szervánszky. 1964-80 arbeitete er als Musikredakteur beim Ungarischen Rundfunk. Seit 1981 lehrte er Instrumentation an der Musikhochschule, ab 1993 als Professor. Er zog sich im Jahr 1996 aus dieser Stelle zurück. Balassa wurde 1983 mit dem Kossuth-Preis ausgezeichnet. Sein Werk umfasst Opern, Orchesterwerke, Kammer- und Chormusik. Nach einer frühen, von freier Zwölftontechnik geprägten Phase zeigten sich vor allem in seiner Vokalmusik Einflüsse von Zoltán Kodály. Seit Ende der 1970er Jahre wandte sich Balassa wieder der Diatonik zu und kehrte, u. a. in seiner Oper Karl és Anna (1987/1992), zur Tonalität zurück.
Maria KOUBA ist am 15.5.2021 in Voitsberg verstorben
Geboren am 2. Februar 1922 in Altenmarkt bei Wies (Steiermark); sie entstammte einem musikalischen Elternhaus und erhielt ihre Gesangsausbildung bei Maria Salmar. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Saxophonistin einer aus Familienmitgliedern zusammengesetzten Band in britischen Offizierskasinos in Köflach. 1946 heiratete sie den tschechischen Dirigenten Stefan Kouba (1919-92). Nach einem Besuch in Prag durfte das Ehepaar nicht mehr ausreisen und so verbrachte sie die nächsten zehn Jahre in der damaligen Tschechoslowakei. In den Opernhäusern von Mährisch Ostrau und Bratislava arbeitete sie sechs Jahre lang als Chorsängerin, zuletzt lebte das Ehepaar in Prag. 1956 gelang die Rückkehr nach Österreich. Sie setzte ihre Gesangsausbildung am Konservatorium in Graz fort. 1957 gewann sie den Nationalen Gesangwettbewerb des Österreichischen Rundfunks, im gleichen Jahr einen zweiten Wettbewerb in Brüssel, 1962 den Grand Prix des Nations in Paris. 1957 kam es während der Sommer-Festspiele in Graz zu ihrem späten Bühnendebüt in der Titelrolle der Richard Strauss-Oper »Salome«. Diese Rolle verkörperte sie auch 1960 für eine Fernsehproduktion und sang sie insgesamt über 400 Mal, wobei sie auch immer selbst tanzte. 1957-61 war sie in Graz engagiert, wo sie in elf Premieren mitwirkte (u.a. »Il Trovatore«, »Der Zigeunerbaron«, »I Pagliacci«, »Don Giovanni«, »Madame Butterfly«, »La Traviata«, »Un ballo in maschera« und »Faust«). 1960 nahm sie ein Engagement an der Oper in Frankfurt a.M. an, wo sie bis zu ihrer Pensionierung 1982 erfolgreich wirkte. Sie unternahm große Gastspielreisen. 1962 trat sie am Théâtre des Nations in Paris als Salome (ihre große Glanzrolle) von R. Strauss auf. 1965 debütierte sie als Salome an der Metropolitan Oper New York, wo sie in insgesamt sechs Vorstellungen auch als Senta in »Der fliegende Holländer« auftrat. 1966 sang sie in New York in einer konzertanten Aufführung von Janáceks »Jenufa« die Titelrolle. Sie gab Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1966 als Jenufa, 1968 als Salome), an der Oper von Straßburg (1962 als Jenufa, 1963 als Salome, 1964 als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), am Teatro San Carlo Neapel (1962 als Salome), an der Staatsoper Berlin (1962 als Tosca), an der Staatsoper München (1962-67, auch hier vor allem als Salome), an der Staatsoper Stuttgart (1963 in der Titelrolle in »Maria Stuarda« von Donizetti, 1965 als Salome), an der Covent Garden Oper London (1963), an der Deutschen Oper Berlin (1965 und 1968 als Salome), an der Santa Fé Opera (1967 und 1972 als Salome), am Opernhaus von Toronto (1968 einmal mehr als Salome), in Vancouver (als Salome) und an der Oper von New Orleans (1971 als Salome). Weitere Gastspielerfolge hatte sie auch an der Staatsoper von Hamburg, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Théâtre de la Monnaie Brüssel und in Milwaukee. Aus ihrem sehr umfangreichen Bühnenrepertoire sind noch zu nennen: die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Titelheldin in Puccinis »Madame Butterfly«, die Liu in »Turandot«, die Amelia im »Maskenball« von Verdi, die Leonore im »Troubadour« wie in »La forza del destino«, die Alice Ford in Verdis »Falstaff«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut« und der Octavian im »Rosenkavalier«. Auch als Konzertsolistin kam sie zu einer Karriere von Bedeutung. Nach ihrer Pensionierung ließ sie sich mit ihrem zweiten Mann, dem Solobratschisten des Frankfurter Opernhauses Heinz Boshart (* 1935) in Kanada nieder, kehrte jedoch nach der Scheidung 1993 nach Köflach zurück, wo sie seither lebte.
Es ist unverständlich, dass von der Stimme der Sängerin, keine kommerziellen Schallplatten vorhanden sind, doch ist damit zu rechnen, dass Mitschnitte von Aufführungen veröffentlicht werden.
Weitere Informationen auf ihrer Homepage: https://www.mariakouba.at/
Mildred ALLEN ist am 15.5.2021 verstorben
Geboren am 26. Oktober 1929; Biographie der amerikanischen Sopranistin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Mildred_Allen_(soprano)
Martin TURNOVSKÝ ist am 19.5.2021 in Wien verstorben
Geboren am 29. September 1928 in Prag; er studierte an der Prager Musikakademie unter der Leitung des ehemaligen Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie Karel Ancerl und später bei George Szell. Im Jahr 1958 gewann er den ersten Preis beim Internationalen Dirigenten-Wettbewerb in Besancon (Frankreich). 1963-66 war er Chefdirigent des Radio-Sinfonie-Orchesters in Pilsen, danach wurde er für zwei Spielzeiten Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Generalmusikdirektor an der Staatsoper Dresden (1966–68). In den Jahren 1960–68 war er auch ständiger Gastdirigent der Tschechischen Philharmonie und ständiger Dirigent der Philharmonie Brünn. Martin Turnovský zählte zu den bekanntesten Dirigenten der Tschechoslowakei. In dieser produktiven Zeit machte er Schallplatten-Aufnahmen mit der Tschechischen Philharmonie und den Prager Symphonikern, seine Aufnahme der Vierten Symphonie von Bohuslav Martinu wurde mit dem Schallplattenpreis Grand Prix du Disques ausgezeichnet. Nach dem Einmarsch von Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei infolge des Prager Frühlings im August 1968 wanderte Turnovský nach Österreich aus und erhielt die österreichische Staatsbürgerschaft. Nach seiner Emigration dirigierte er verschiedene Orchester und wurde Direktor der Norwegischen Staatsoper in Oslo (1975–80) und musikalischer Leiter der Oper Bonn (1979–83). Er war u. a. beteiligt an Opernproduktionen der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Stuttgart, der Königlichen Oper in Stockholm, des Théâtre du Capitole Toulouse, der Welsh National Opera. Turnovský musizierte unter anderem mit den New Yorker Philharmonikern, dem Cleveland Orchestra, dem Detroit Symphony Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestre de la Suisse Romande, den Wiener Symphonikern, den Bamberger Symphonikern, dem Toronto Symphony Orchestra, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, dem Sinfonieorchester Gunma (als Ehrendirigent) und dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra. Nach der Samtenen Revolution von 1989 kehrte er nach Prag zurück und wurde 1992-96 Chefdirigent des Prager Symphonie Orchesters (FOK). 1999 erhielt Turnovský das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Jarg PATAKI ist am 20.5.2021 in München verstorben
Geboren am 14. Dezember 1962 in Basel; er wurde als Sohn eines jüdisch-ungarischen Vaters und einer deutschen Mutter in Basel geboren und ist dort aufgewachsen. Er studierte Chorleitung an den Konservatorien von Basel und Genf, gründete noch während des Studiums das „Ensemble Vocal Contrastes“, Konzerte und Radioauftritte in der Schweiz, Frankreich und Deutschland, danach Schauspielstudium an der École Supérieur d’Art Dramatique Genève und direkt im Anschluss Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Er lebte in Genf und München und arbeitete am Freiburger Theater, Stuttgarter Staatstheater, Deutsches Theater Berlin, Staatsschauspiel Hannover, Meininger Theater, Residenztheater München, Theater Freiburg, Luzerner Theater und am Schauspielhaus Hamburg. In seinen ersten Jahren konzentrierte sich Patakis Regiearbeit vor allem auf das experimentelle Zusammenspiel von Schauspielern und lebensgroßen Puppen. Inspiriert vom japanischen No-Theater und vom Bunraku entwickelte er eine eigenständige zeitgenössische europäische Theaterform. Sprache, Bewegung und Raum werden hochgradig stilisiert, Schauspieler und Puppen stehen sich in einem bildstarken Kontext gleichwertig und kaum unterscheidbar gegenüber. Dies führte nicht zu einer Entmündigung des Schauspielers, sondern zu einer vertiefenden Archaisierung, die den Urgründen des Menschseins nachspürt. Besonders bemerkenswerte Beispiele dieses Stils waren Das Totenhaus (Luzern 2000) und Kurzdramen (München 2001), beides Stücke des französischen Avantgarde-Autors Philippe Minyana. Diese Phase seiner Arbeit hat Pataki auch in seinem Text Die Puppe als Model der Schauspielkunst theoretisch ausgeführt: Der Schauspieler soll sich von der aktuell vorherrschenden voyeuristischen Perspektive entfernen. Die Vorstellung muss im Kopf des Zuschauers entstehen. Die Puppe als Objekt ähnelt dem Musikinstrument, das präzise zum Klingen gebracht werden muss. Die Arbeit mit Puppen ist auch Modell für die Arbeit mit lebenden Akteuren: „Der Schauspieler muss lernen, sich selber als Instrument zu spielen.“ In einer zweiten Phase experimentierte Pataki mit dem surrealen Potential des Objekttheaters. Er versuchte nicht mehr das menschliche Subjekt als Zentrum des Universums zu verstehen, sondern zeigte, dass alle Teile dieser Welt in gleichem Maße beseelt und in ständiger Interaktion sind. Dazu verwandelte er den Raum und alle in ihm befindlichen Objekte einschließlich des Menschen in von Puppenspielern geführte Komplexe. So erzeugte er ein Gefühl der Undurchschaubarkeit und stellte die Frage, welche Kräfte steuern eigentlich unser menschliches Dasein. Besonders eindrücklich und innovativ war die Erfindung von menschlichen Doppel- und Vielfachwesen bestehend aus Schauspielern und Puppenspielern. Gleichzeitig experimentierte Pataki weiter mit formalen Sprechweisen. Er arbeitete vorrangig mit Romantexten, die er in ihrer originalen Mischung aus Prosa und Dialog beließ und in chorische Partituren verwandelte. Herausragende Arbeiten dieser Zeit waren Amerika nach dem Roman von Franz Kafka (Luzern 2002), Jakob von Gunten nach dem Roman von Robert Walser (Luzern 2003) und Dantons Tod von Georg Büchner (Meiningen 2004). In seiner dritten Phase begann Pataki, der auch schon zuvor mehrfach Oper inszeniert hatte, musiktheatralische Elemente in seine Arbeit einzubauen. Orchester, Opernchor, Sänger, Schauspieler und Puppenspieler bildeten ein Gesamtkunstwerk, etwas volkstümlicher als in seinen früheren Arbeiten, aber immer noch unverkennbar in ihrer stilistischen Eigenheit. Wichtige Arbeiten dieser Zeit waren Wilhelm Meisters Lehrjahre nach dem Roman von Johann Wolfgang Goethe (Hannover 2005), Der Process nach dem Roman von Franz Kafka mit Musik von Krzysztof Penderecki (Freiburg 2006), Peer Gynt von Henrik Ibsen mit der Musik von Edward Grieg (Freiburg 2007) und Der Sturm von William Shakespeare mit der Musik von Jean Sibelius (Freiburg 2008). Zuletzt orientierte sich Patakis Arbeit an zwei Strängen. Einerseits reine Schauspielarbeiten, die sich mit wesentlichen politischen Themen beschäftigten – hier besonders seine Inszenierungen der Buddenbrooks nach dem Roman von Thomas Mann (Freiburg 2009) – anderseits das Hinterfragen der Konventionen des Musiktheaters – in seiner Inszenierung der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill (Hamburg 2010) dekonstruierte er teilweise die musikalische Textur, operierte mit aus der Avantgarde und dem Free Jazz kommenden Klangflächen und erzeugte dadurch völlig neue Klangeindrücke. Daneben inszenierte er auch vermehrt klassische Oper. Im Wintersemester 2010/11 hatte er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Cristóbal HALFFTER ist am 23.5.2021 in Ponferrada verstorben
Am 24. März 1930 wurde Halffter, der auch deutsche Vorfahren hatte, in Madrid geboren. Sein Großvater Ernesto Halffter Hein (geb. als Ernst Albert Halffter) war Juwelier und stammte aus Königsberg. Seine Onkel Ernesto und Rodolfo Halffter waren ebenfalls geachtete Komponisten. Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Deutschland; von 1936 bis 1939 lebte er in Velbert, wo der Vater Fabrikdirektor war. 1939-51 lernte Halffter in Madrid Klavier, Musiklehre, Harmonielehre und Kompositionslehre, unter anderem als Privatschüler von Conrado del Campo. Im Spanien Francos war Halffter Vertreter der sogenannten „Generation von 1951“, benannt nach dem Jahr des Studienabschlusses. Diese wurde noch im alten Stil ausgebildet und musste sich die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts selbst aneignen, da in dieser Zeit in Spanien das Klischee vom immerzu Flamenco tanzenden feurigen Andalusier propagiert wurde – für zeitgenössische Querdenker war kein Platz. Halffters erste Komposition in Zwölftontechnik, Fünf Mikroformen für Orchester, geriet 1960 in Madrid zum Skandal. Gleichwohl wurde er 1961 zum Lehrer für Komposition und Formenlehre an das Real Conservatorio Superior de Música de Madrid berufen. 1964-66 war er Direktor dieses Instituts. Da er mit den antiquierten Methoden der Musikpädagogik an diesem Institut nicht übereinstimmte, ließ er sich von seiner Lehrtätigkeit freistellen. Diese Entscheidung war auch durch seine Hinwendung zu schöpferischer Arbeit im Dirigieren und Komponieren begründet. Er erhielt Stipendien durch die Ford Foundation für Amerika und durch den DAAD für Berlin. In seinem breiten kreativen Schaffen war Halffter ganz ein Gegenwartsmensch, der sich aktuellen Fragen und Problemen seiner Zeit stellte und diese auch in seinen Werken aller Genres und Besetzungen verarbeitete, so etwa in der Kantate Yes, speak out, Yes, die er zum 20. Jahrestag der Verkündigung der Menschenrechte (1968) im Auftrag der Vereinten Nationen schrieb oder auch im Memento a Dresden, geschrieben 1995 für die Dresdner Philharmonie im Gedenken der Opfer der Bombardierung Dresdens 1945. Halffter setzte sich auch für zeitgenössische Komponisten in Spanien ein und behandelte Themen wie Unterdrückung, Gewalt, Tod, aber auch Macht und Masse in seinen Werken. Noch Ende der 2010er Jahre wendete er sich in einer Ansprache anlässlich eines ihm verliehenen Preises gegen eine „Diktatur der Mittelmäßigkeit, der schlimmsten aller Diktaturen, die die Kunst besiegen könnte“. Ab 1970 begann er nun als Dozent an der Universität von Navarra zu unterrichten und startete gleichzeitig eine Dirigentenkarriere, in deren Verlauf er alle großen Orchester in Europa und Amerika dirigierte. 1976 war er Dozent der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, nachdem er in den sechziger Jahren mehrfach mit Komponisten wie Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen und Luciano Berio gearbeitet hatte, und wurde 1979 Leiter des Studios für elektronische Musik der Heinrich-Strobel-Stiftung in Freiburg im Breisgau. 1968, 1970, 1975 und 1980 wirkte er als Juror bei den Weltmusiktagen der Internationales Gesellschaft für Neue Musik (ISCM World Music Days). An den ISCM World Music Days wurden auch mehrere seiner Werke gespielt: 1962 Formantes für 2 Klaviere, 1965 Secuencias und 1967 die Symphonie für 3 Gruppen. Zweimal, 1976 und 1980, erhielt er den Preis der RAI (Prix Italia) und wurde ab 1980 in mehrere Ehrenpositionen berufen, unter anderem wurde ihm die Goldene Verdienstmedaille der Schönen Künste von König Juan Carlos von Spanien verliehen. Halffter war Mitglied der Jury des Santander-Paloma-O’Shea-Klavierwettbewerbs im Jahr 1984. Seit 1989 war er Principal Guest Conductor des Nationalorchesters Madrid. Mit dem Montaigne-Preis der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. in Hamburg wurde Halffter 1994 für „die Erneuerung einer musikalischen Ausdrucksform und den humanistischen Gehalt seines Werkes geehrt“. Am 23. Februar 2000 wurde in Madrid im wiedereröffneten Teatro Real seine Oper Don Quijote unter Leitung seines Sohnes, des Dirigenten Pedro Halffter Caro (* 1971), uraufgeführt. Im August 2003 dirigierte Semyon Bychkov bei den Salzburger Festspielen sein Adagio en forma de Rondo für Orchester. Im Frühjahr 2006 fand im Theater Kiel die deutsche Erstaufführung von Halffters opus magnum Don Quijote statt, inszeniert von Alexander Schulin unter der musikalischen Leitung von Johannes Willig. Am 4. Mai 2008 fand am Theater Kiel die umjubelte Uraufführung seiner zweiten Oper Lazarus statt, wieder in einer Inszenierung von Alexander Schulin, die musikalische Leitung hatte georg Fritzsch. Halffter erhielt den mit 400.000 Euro dotierten Preis Grenzen des Wissens der spanischen Fundacion-BBVA in der Sparte Musik der Gegenwart für das Jahr 2009. 2014 wurde er mit dem Kulturpreis der Stadt Kiel ausgezeichnet. Cristóbal Halffter war unter anderem Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Paris und trug Ehrendoktortitel der Universitäten von León und Madrid. Er war verheiratet mit der Pianistin María Manuela Caro († 2017) und lebte in Villafranca del Bierzo und in Madrid.
Carla FRACCI ist am 27.5.2021 in Mailand verstorben
Geboren am 20. August 1936 in Mailand; sie studierte 1946-54 an der Ballettschule der Mailänder Scala. Sie wurde an der Scala zunächst als Solistin engagiert, ab 1958 tanzte sie dort als Primaballerina. So trat sie im Jahr 1958 in der Titelrolle des Balletts Romeo und Julia nach einer Choreographie von John Cranko auf. Fracci verfügte nach Kritikerangaben über eine ausgefeilte Technik mit großer Ausstrahlungskraft. Berühmt bis heute ist Carla Fracci für ihre Darstellung in den klassisch romantischen Balletten wie beispielsweise Giselle, Les Sylphides und Schwanensee. Sie tanzte mit vielen berühmten Partnern, darunter Rudolf Nurejev, Vladimir Vasiliev und Mikhail Baryshnikov. Carla Fracci war Gast in vielen internationalen Ballett-Kompanien, so zum Beispiel beim London Festival Ballet (1959 und 1962), beim Royal Ballet London (1963), beim Stuttgarter Ballett (1965) und beim Königlich Schwedischen Ballett in Stockholm (1969). Im Jahr 1967 war sie Stargast beim American Ballet Theater. Bekannt ist ihre Rolle als Giselle mit Erik Bruhn als Partner in der gleichnamigen Ballettverfilmung. Sie spielte in mehreren Film- und Fernsehproduktionen in Italien. Zahlreiche ihrer Kostüme wurden von Anna Anni entworfen. Nach ihrer aktiven Laufbahn war sie 1990-91 Direktorin des Balletts Neapel, 1995-97 Ballettchefin in Verona. Fracci war seit 1964 mit dem Filmregisseur Beppe Menegatti verheiratet, das Paar hat einen Sohn.
Bohuslav MARŠÍK ist am 28.5.2021 verstorben
Geboren am 11. Juni 1937 in Prag; Informationen über den tschechischen Bassisten auf Tschechisch: https://cs.wikipedia.org/wiki/Bohuslav_Mar%C5%A1%C3%ADk
Honor SHEPPARD ist am 29.5.2021 in Bowdon (Cheshire) verstorben
Geboren am 23. Dezember 1931 in Horsforth (in der Nähe von Leeds); sie studierte Klavierspiel und Tanz und ließ dann am Royal College Manchester ihre Stimme ausbilden. Ihre hauptsächliche Lehrerin war Edna Thurston. Sie begann in den fünfziger Jahren eine sehr erfolgreiche Karriere als Konzert- und Oratoriensängerin, wobei sie sich in besonderer Weise der Interpretation barocker Vokalmusik widmete. Lange Jahre gehörte sie als Sopransolistin dem Deller Consort an, das unter der Leitung des Countertenors Alfred Deller in England wie im Ausland an führender Stelle mit der Gestaltung alter Musik befasst war. Sie unternahm sehr erfolgreiche Tourneen sowohl mit diesem Vokalensemble wie auch als Solistin in den europäischen Ländern, in den USA, in Kanada und in Südamerika. Sehr bekannt wurde die Künstlerin durch ihre zahlreichen schönen Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen. Obwohl sie keine eigentliche Opernkarriere entfaltete, hat sie auf ihren Schallplatten große Opernpartien, namentlich in Opern der Barock-Epoche gestaltet.
Die ersten Schallplatten erschienen unter dem Etikett von Vanguard (Belinda in »Dido and Aeneas« von Purcell unter der Leitung von Alfred Deller, 1956; »Alexander’s Feast« von Händel), dann vor allem auf Harmonia mundi-HMV (»The Fairy Queen«, »The Indian Queen«, »King Arthur«, alle von Purcell, ebenfalls unter Alfred Deller, 1971-79; »Amfiparnasso« von Orazio Vecchi), auf HMV (»Acis and Galathea« von Händel, wieder unter Alfred Deller, dazu Konzert- und Oratorienmusik, Lieder).