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TODESFÄLLE – STAND JUNI 2019

30.05.2019 | Todestage

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

Heinz PRESCHER ist am 5.5.2019 in Chemnitz verstorben

Der am 10. August 1934 Geborene begann seine künstlerische Tätigkeit im damaligen FDGB-Ensemble, einem professionellen Gesangs- und Tanzensemble, in Weimar, wo er 1958 auch extern seine Bühnenreifeprüfung als Chorsänger ablegte und ans Leipziger Operettentheater engagiert wurde. Zwei Jahre später wechselte er ans Leipziger Opernhaus, dessen festliche Eröffnung er mitgestalten konnte. 1963 gelang der Wechsel zum Solisten, seine modulationsfähige, leicht ansprechende und hohe Stimme, hatte ihm Erfolg gebracht. Bereits in Erfurt war er besonders in Mozart-Partien – Tamino und Don Ottavio – geschätzt, er sang aber dort auch den Rudolf in LA BOHEME und den Alfred in LA TRAVIATA  (damals wurden die Werke noch in deutscher Sprache gesungen!), ebenso den „Sänger“ im „Rosenkavalier“. So war es fast zwangsläufig, dass der Operndirektor Prof. Carl Riha den damals 33-Jährigen nach „Karl-Marx-Stadt“ (wie Chemnitz damals hieß) verpflichtete und beide Seiten haben dieses Engagement zu keiner Zeit bereut. Prescher sang auch hier wieder zuerst Mozart, den Tamino in mehreren Inszenierungen der ZAUBERFLÖTE, den Belmonte in der ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL, bald blieb es nicht dabei, es folgten eine Vielzahl von Partien – wie er es einmal sagte – „praktisch alles, was es für den lyrischen Tenor zu singen gibt“. Natürlich war er ein großartiger POSTILLON VON LONJUMEAU , ein zuverlässiger Lorenzo in FRA DIAVOLO, ein gewitzter Graf Almaviva im BARBIER VON SEVILLA und ein zu Herzen gehender Lenski in EUGEN ONEGIN. Auch in damals zeitgenössischen Opern kam er wiederholt zum Einsatz – als Don Antonio in Prokofjews DIE VERLOBUNG IM KLOSTER oder als Mogel in Werzlaus MEISTER RÖCKLE. Neben seiner biegsamen und höhensicheren Stimme überzeugte stets sein unverwüstliches Talent, eine Partie auch zu spielen, der Baron Kronthal in Lortzings WILDSCHÜTZ wäre hier besonders hervorzuheben, aber auch seine Ausflüge ins Operettenfach: natürlich war er ein lustiger Alfred in der FLEDERMAUS und – vom Publikum immer wieder besonders geliebt – der prädestinierte Adam im VOGELHÄNDLER. Er hörte auf die Möglichkeiten seiner Stimme und mutete ihr nie Dinge zu, die nicht zu ihr passten: Ausflügen ins heldische Fach versagte er sich grundsätzlich – weshalb er auch sofort zugriff, als Prof. Riha ihn als Wenzel in der VERKAUFTEN BRAUT besetzte, auf diesem Wege den dramatischeren Hans vermeidend. In den MEISTERSINGERN VON NÜRNBERG war er ein großartiger David – das war’s aber dann bei Wagner auch schon (wenn man vom Walther von der Vogelweide im TANNHÄUSER absieht, der aber ist ja eben auch ein „lyrischer“ Tenor!)

Prescher war nicht nur eine Stütze des Ensembles, sondern auch vom „Ensemblegeist“ beseelt – das gab es damals noch! Und es war für ihn selbstverständlich, dass er eine Fülle von mittleren und kleinen Aufgaben innerhalb „seines“ Ensembles übernahm. Gastspiele führten ihn besonders zu einer Reihe von konzertanten Aufführungen, dort glänzte er vom Kunstlied über Opern- und Operettenarien bis hin zur „Johannespassion“ von Johann Sebastian Bach. Seine Interpretation des Tenor-Solos in CARMINA BURANA ist mir besonders lebhaft in Erinnerung geblieben. Der Rundfunk verpflichtete ihn mehrmals, u. a. sang er in der einzigen (leider unvollständigen!) Gesamtaufnahme des ENOCH ARDEN von Gerster den jungen Enoch unter der Leitung von Kurt Masur.

Nach seiner aktiven Bühnentätigkeit war er jederzeit ein interessierter Kollege und stand auch Jüngeren mit Rat und Tat zur Seite. Noch bis in die letzten Jahre hinein besuchte er das Seniorenkolleg der Technischen Universität Chemnitz. Alle, die ihn kannten, werden seine Stimme, seine Persönlichkeit und seinen Humor in bester Erinnerung behalten.

Werner P. Seiferth

 

Georg KATZER ist am 7.5.2019 in Berlin verstorben

Geboren am 10. Januar 1935 in Habelschwerdt (Schlesien); er wurde als Sohn eines Konditors in Niederschlesien geboren. Er legte sein Abitur an der Internatsschule Schloss Wendgräben ab. Er studierte 1953-59 Klavier, Musiktheorie und Komposition bei Rudolf Wagner-Régenyi und Ruth Zechlin an der Ost-Berliner Hochschule für Musik. 1957-58 studierte er bei Karel Janácek an der Akademie der musischen Künste in Prag. 1961-63 war er Meisterschüler von Hanns Eisler, Ruth Zechlin und Leo Spies an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin. Seit 1963 war er freischaffender Komponist und Musiker in Berlin. 1966-67 war er Musikdramaturg am Erich-Weinert-Ensemble der NVA der DDR. Er arbeitete mit Künstlern wie Johannes „Hannes“ Bauer, Wolfgang Fuchs, Paul Lytton, Phil Minton, Ernst-Ludwig Petrowsky, Radu Malfatti, Phil Wachsmann und der Bläservereinigung Berlin zusammen. 1976 hielt er sich im Studio für elektronische Musik in Bratislava und 1977 in Bourges/Frankreich auf. 1978 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste in Ostberlin gewählt. 1982 gründete er das der Musikabteilung der Akademie der Künste angegliederte Studio für Elektroakustische Musik, dessen künstlerischer Leiter er bis 2005 war. 1986 war er Gastprofessor an der Michigan State University. 1987 wurde er zum Professor ernannt und unterrichtete in der Folge eine Meisterklasse für Komposition an der Akademie der Künste. Er war Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, der Freien Akademie der Künste zu Leipzig und der Akademie für Elektroakustische Musik in Bourges, Frankreich. Bis 1989 war er Vizepräsident des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. 1988-91 war er Präsident der deutschen Sektion der C.I.M.E. (Internationale Vereinigung für elektroakustische Musik), 1990 Präsident des Musikrates der DDR und 1990-2001 Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats. Zu Katzers Kompositionen gehören Werke für Kammerensembles, Orchesterwerke, Solokonzerte, Opern, Ballette, Puppenspiele und oratorische Werke. Sein Werk umfasst auch elektroakustische Stücke, Hörspielmusik, Multimediaprojekte und Projekte mit improvisierter Musik. Neue Kompositionen sind verlegt bei der Edition Gravis. Katzer lebte bis zu seinem Tod in Zeuthen bei Berlin.

 

Zbigniew RUDZIŃSKI ist am 9.5.2019 in Warschau verstorben

 Geboren am 23. Oktober 1935 in Czechowice; er studierte 1956-61 Komposition bei Piotr Perkowski an der Staatlichen Musikhochschule Warschau. 1965–66 studierte er mit einem Stipendium der französischen Regierung in Paris bei Nadia Boulanger, 1970–71 folgte ein Studienjahr in Holland. 1962-68 war Rudziński musikalischer Direktor des Warschauer Dokumentarfilmstudios. Seit 1973 unterrichtete er Komposition, Dirigieren und Musiktheorie an der Warschauer Musikakademie, wo er 1989 eine ordentliche Professur erhielt.

 

Mira ZAKAI ist am 20.5.2019 in Givatayim (Israel) verstorben

 Geboren am 21. September 1942 in Jerusalem; sie erhielt ihre Ausbildung in Tel-Aviv durch Jennie Tourel und Miriam Gross-Levin. 1976 debütierte sie in Wien in einem Konzert, in dem sie die Rückert-Lieder von Gustav Mahler vortrug. Im Oktober des gleichen Jahres sang sie im englischen Rundfunk BBC und mit dem New Philharmonia Orchestra London; dazu gab sie in England einige Liederabende. 1977 sang sie dann zusammen mit den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado das Alt-Solo in der 2. Sinfonie von G. Mahler, eine Partie, die sie auch 1980 in Wien übernahm. 1980-81 kam es zu mehreren Rundfunkauftritten in Deutschland. 1982 gastierte sie in New York als Solistin in der H-Moll-Messe von J.S. Bach und gab einen Liederabend in der dortigen Alice Tully Hall. 1983 sang sie in einem Konzert vor Papst Johannes Paul II. in Castel Gandolfo Bach-Arien. Es kam zur Ausbildung einer großen, internationalen Konzertkarriere; sie galt als die bedeutendste israelische Sängerin ihrer Generation. Man hörte sie mit den führenden Orchestern in aller Welt zusammen, in Paris und Berlin, in London und Toronto, beim Festival von Orange und natürlich in ihrer Heimat Israel. Sie betrat dann auch die Opernbühne, indem sie 1979 am Sadler’s Wells Theatre in London bei einem Gastspiel der Scottish Opera Janet Baker in der Partie des Orpheus von Gluck ersetzte, den sie auch 1984 in einer konzertanten Aufführung in Tel Aviv sang. 1987 gastierte sie an der Oper von Lyon als Anna in »Les Troyens« von Berlioz; an der Israel National Opera Tel Aviv sang sie u.a. 1990 die Flora in »The Medium« von Menotti und die Hexe in »Hänsel und Gretel«, 1993 die Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«. Das Schwergewicht ihrer künstlerischen Tätigkeit lag jedoch nach wie vor im Konzertgesang. Sie trat weiter in den Konzertsälen in den USA, in Frankreich, England, Italien und Deutschland auf, sang 1987 das »Lied von der Erde« von Gustav Mahler in Saarbrücken, Hamburg und Berlin, im November 1987 das Solo in der 3. Sinfonie von G. Mahler in der Alten Oper Frankfurt a.M. 1989 trug sie in Tel Aviv das Alt-Solo im »Elias« von Mendelssohn vor, anschließend Gustav Mahlers 2. Sinfonie, 1992 beim Beethoven-Fest in Bonn das Alt-Solo in der 9. Sinfonie. Sie gab Liederabende bei den Festspielen von Wiesbaden (Werke von Ravel, Hemsi, B. Britten und de Falla), Konzerte in Verona und immer wieder in Frankfurt a.M.

Schallplatten: Decca (2. Sinfonie von G. Mahler, »Moses und Aron« von Schönberg), Jerusalem Records (Religiöse Musik von A. Bruckner).

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.tau.ac.il/~mzakai/  

 

Michèle VILMA ist am 28.5.2019 in Bois Guillaume/Honfleur (Frankreich) verstorben

 Geboren am 23. Februar 1932 in Rouen; ihre Familie war spanischer Abstammung; Gesangstudium am Konservatorium von Rouen. Ihr Bühnendebüt erfolgte 1962 an der Oper von Rouen als Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Sie sang dann an nordfranzösischen und belgischen Bühnen Partien wie die Charlotte im »Werther«, die Dalila, die Carmen, die Azucena im »Troubadour« und die Dulcinée in »Don Quichote« von Massenet. In Nizza sang sie die Dalila als Partnerin von Mario Del Monaco, dann war sie auch an deutschen Theatern erfolgreich. 1970 wurde sie an die Grand Opéra Paris berufen (Debüt als Eboli im »Don Carlos« von Verdi). Sie sang dort die Fricka im Nibelungenring, die Laura in »La Gioconda« und eine Partie in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc, später die Küsterin in Janáceks »Jenufa«, die Azucena und noch 1978 die Waltraute in der »Walküre«. Sie trat als Gast an den Opern von Bordeaux, Lyon, Marseille, Straßburg, Nizza und Toulouse sowie bei den Festspielen von Aix-en-Provence auf. Auslandserfolge am Théâtre de la Monnaie von Brüssel, am Opernhaus von Lüttich, in Athen, Köln, Genf (1966 als Orphée in Glucks »Orphée et Eurydice« in der Berlioz-Fassung und 1974 als Anna in »Les Troyens« von Berlioz), Lissabon und Boston. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte sie 1972 als Waltraute in der »Walküre« mit. 1974 debütierte sie an der Metropolitan Oper New York als Brangäne in »Tristan und Isolde«. Große Interpretin dramatischer Partien ihres Stimmfachs in Opern von Berlioz, Bizet, Gounod, Massenet, Saint-Saëns, Donizetti, Verdi, Monteverdi, Gluck und Mascagni; sie war zudem eine hervorragende Wagner-Sängerin.

Schallplatten: Angel, HMV (»Roméo et Juliette« von Gounod), HRE (»Maria Stuarda« von Donizetti).

 

 

 

 

 

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