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TODESFÄLLE – STAND JULI 2019

03.07.2019 | Todestage

TODESFÄLLE – Stand Juli 2019

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 Eva-Maria MOLNÁR ist vor dem 8.6.2019 verstorben

 Geboren am 10. Oktober 1925 in Hejöcsaba (Ungarn); Gesangstudium am Konservatorium von Miskolc und an der Musikakademie von Budapest bei Alice Molnár, Abschluss der Ausbildung später bei W. Domgraf-Fassbaender in Nürnberg. Sie wirkte anfänglich als Gesangpädagogin an der Ungarischen Nationaloper in Budapest, betrat dort aber 1957 als Pamina in der »Zauberflöte« erstmalig die Opernbühne. Nach ihren Erfolgen in ihrer ungarischen Heimat sang sie in Deutschland zuerst in der Saison 1958-59 am Opernhaus von Dortmund, dann 1959-61 am Opernhaus von Nürnberg und 1961-80 am Nationaltheater Mannheim. Hier sang sie am 17.12.1961 in der Uraufführung von Hindemiths Oper »A Long Christmas Dinner« (»Das lange Weihnachtsmahl«). 1969 gastierte sie an der Oper von Santa Fé als Salome von R. Strauss, 1972 an der Hamburger Staatsoper als Gutrune in der »Götterdämmerung«. Sie gastierte auch an der Wiener Volksoper, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Staatsopern von Stuttgart und München, in Frankfurt a.M., Nürnberg, Karlsruhe, Hannover und Graz, an der Grand Opéra Paris, an den Opernhäusern von Straßburg, Barcelona und Seattle. Auf der Opernbühne sang sie ein sehr umfängliches Repertoire, wobei die Schwerpunkte im Lirico Spinto-Fach lagen. In ihrem Repertoire für die Bühne fanden sich Partien wie die Abigaille in Verdis »Nabucco«, die Leonore im »Troubadour«, die Aida, die Leonore in »La forza del destino«, die Elisabetta im »Don Carlos«, die Traviata, die Amelia in »Simon Boccanegra«, die Amalia in »I Masnadieri« und die Desdemona im »Othello« von Verdi, die Mimi in »La Bohème«, die Butterfly, die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und die Gräfin im »Capriccio« von R. Strauss. Vortreffliche Konzert- und Oratoriensängerin. Seit 1980 Professorin an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim.

Schallplatten: Sastruphon-Da Camera (Sopran-Solo in der Missa Solemnis von Beethoven).

 

Sven-David SANDSTRÖM ist am 10.6.2019 verstorben

 Geboren am 30. Oktober 1942 in Motala; er studierte an der Universität Stockholm Musikwissenschaft und Kunstgeschichte und 1968-72 bei Ingvar Lidholm an der Königlichen Musikhochschule Stockholm Komposition. Nach dem Studium unterrichtete er selbst an der Musikhochschule, 1985-95 als Professor für Komposition. Seit 1999 war er Kompositionsprofessor an der Indiana University in Bloomington. Er komponierte eine Oper, Orchesterwerke, darunter Bilder für Schlagzeug und Orchester, ein Konzert für Klarinette, Posaune, Cello und Schlagzeug, ein Gitarrenkonzert, kammermusikalische Werke, ein Requiem, eine Messe, ein Lamento, einen Gesang für Sopran, Fagott, Violine und Harfe und weitere Vokalwerke sowie Solostücke für verschiedene Instrumente, darunter ein Stück für Soloposaune. Darüber hinaus komponierte er eigene Umsetzungen der sechs Motetten von Johann Sebastian Bach. 2008 komponierte Sandström eine Neufassung des Messias, die auf der Textvorlage von Charles Jennens basiert, die bereits Georg Friedrich Händel vertont hatte. Im Februar 2014 wurde seine Neufassung der Matthäus-Passion auf den auch von Johann Sebastian Bach verwendeten Text Picanders uraufgeführt. 2016 wurden mit der Uraufführung seiner Johannes-Passion nach dem Libretto von Jakob Holtze die Thüringer Bachwochen in Erfurt eröffnet. 1984 erhielt Sandström den Musikpreis des Nordischen Rates für sein Requiem De ur alla minnen fallna.

 

Ib NØRHOLM ist am 10.10.2019 verstorben

 Geboren am 24. Januar 1931 in Soborg (Dänemark); er spielte im Alter von neun Jahren Klavier, im Alter von fünfzehn Jahren Orgel und debütierte achtzehnjährig als Komponist mit einer Kammeroper nach Hans Christian Andersen. Er studierte dann bis 1956 am Kongelige Danske Musikkonservatorium in Kopenhagen bei Vagn Holmboe, Finn Hoffding, Niels Viggo Bentzon und Bjorn Hjelmborg. Ab 1965 unterrichtete er am Fynske Musikkonservatorium in Odense, ab 1973 als Dozent und von 1981 bis zu seiner Emeritierung 2000 als Professor am Kongelige Danske Musikkonservatorium. Er war 1973-78 Leiter des dänischen Komitees der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) und war Vorstandsmitglied des dänischen Komponistenverbandes. Nørholms Werke der 1950er Jahre standen in der Tradition Carl Nielsens und Vagn Holmboes. Nachdem er 1960 – gemeinsam mit Per Nørgard, Helmer Nørgaard und Pelle Gudmundsen-Holmgreen – am Kölner Festival der ISCM teilgenommen hatte, wandte er sich unter dem Einfluss Stockhausens, Kagels, Boulez’ und Ligetis avantgardistischen Kompositionsstilen wie der seriellen Musik und der Aleatorik, der grafischen Notation und dem Einsatz mechanischer Musikautomaten zu. Sein Klaviertrio op. 22 gilt als erste serielle Komposition eines dänischen Komponisten. In seinen späteren Werken kehrte Nørholm zu einer stärker tonal geprägten Musiksprache zurück. Neben 13 Sinfonien komponierte er Instrumentalkonzerte, Opern, kammermusikalische und Chorwerke sowie Lieder. In Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Ingolf Olsen komponierte er sein erstes größeres Werk für Gitarre Tavole per Orfeo (op. 42).

 

Elfriede OTT ist am 12.6.2019 in Wien verstorben

 Geboren am 11. Juni 1925 in Wien; sie wuchs im 1. Wiener Gemeindebezirk auf, wo ihr Vater, ein Uhrmachermeister, ein eigenes Geschäft führte. Sie hatte einen vier Jahre älteren Bruder, der im Krieg fiel. Kurze Zeit nach dem Tod des Bruders verlor Ott auch ihren Vater, als er sie von einem Bahngleis zog, in dem sie sich verhakt hatte, und er dabei von einem Zug angefahren wurde. Danach wandte sich die gelernte Uhrmacherin mit Unterstützung ihrer Mutter dem Theater zu. Nach privatem Schauspielunterricht bei der Burgschauspielerin Lotte Medelsky debütierte sie am 26. Mai 1944 in Gerhart Hauptmanns Die goldene Harfe am Wiener Burgtheater, wo sie fünf Jahre lang auf der Bühne stand. Danach war sie am Landestheater Graz (1949/50), bei verschiedenen Wiener Theatern und Kabaretts, am Operettenhaus Hamburg (1956) und wieder am Burgtheater (1957) tätig. 1958 wechselte sie an das Theater in der Josefstadt in Wien, dessen Ensemble sie seither angehörte. Ihr erster Mann war Ernst Waldbrunn, ebenfalls Ensemble-Mitglied. Ihre Hauptaufgabe sah sie in der Pflege der Wiener Komödie und der Förderung junger Talente. Mit ihrem Lebensgefährten und späteren Ehemann Hans Weigel – die Hochzeit war am 9. Jänner 1991, nur wenige Monate vor Weigels Tod – initiierte Ott 1983 die bis 2012 jährlich im Sommer stattfindenden Nestroy-Spiele auf der Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf bei Wien, bei denen sie selbst mitspielte und auch Regie führte. Dort gab sie vor allem ihren Schülern die Gelegenheit, erste Bühnenerfahrungen zu sammeln. Ab 2001 war Otts Adoptivsohn Goran David dort Co-Intendant und Produktionsleiter. Im Jahr 1985 wurde Ott Leiterin der Schauspielabteilung des Konservatoriums der Stadt Wien. Nach ihrem Ausscheiden gründete sie 2005 zusammen mit Gernot Haas die private Schauspielschule „Studio der Erfahrungen“. Im ORF war sie in Fernsehserien wie Die liebe Familie zu sehen. 2010 spielte sie in dem Film Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott unter der Regie von Andreas Prochaska sich selbst. Im Jahre 2013 kündigte Ott an, nicht mehr Theater zu spielen. Sie trat oft gemeinsam mit Fritz Muliar und Gerhard Bronner auf. Ott war Trägerin der österreichischen Berufstitel Professorin und Kammerschauspielerin. In der Ära von Herbert von Karajan trat sie in acht Vorstellungen der Fledermaus als Ida an der Wiener Staatsoper auf. Elfriede Ott starb im Juni 2019, einen Tag nach ihrem 94. Geburtstag. Am 28. Juni 2019 wurde sie im Ehrengrab ihres Ehemannes Hans Weigel (1908-1991) auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33G, Nummer 79) beigesetzt.

 

Franco ZEFFIRELLI ist am 15.6.2019 in Rom verstorben


Mit Maria Callas

 Geboren am 12. Februar 1923 in Florenz; er wurde als nichteheliches Kind eines Stoffhändlers und einer Kostümbildnerin geboren. Wie im April 2016 bekannt wurde, war Zeffirelli weitläufig mit Leonardo da Vinci verwandt; so habe ein Vorfahre Zeffirellis im Jahre 1794 Teresa Alessandra da Vinci geheiratet, eine Nachfahrin von Leonardo da Vincis Schwester. Zeffirellis Mutter starb, als er sechs Jahre alt war, und sein Vater erkannte ihn erst mit 16 Jahren als legitimen Sohn an. Er wuchs im englischsprachigen Umfeld der Scorpioni auf. Zeffirelli besuchte die Accademia di Belle Arti und studierte in den Kriegsjahren Kunst und Architektur an der Universität Florenz. 1946 kam er zu der Theatertruppe von Luchino Visconti, Paolo Stoppa und Rina Morelli. Visconti übte großen Einfluss auf seinen Assistenten Zeffirelli aus und hatte auch privat eine Liebesbeziehung mit Zeffirelli. Dieser arbeitete später mit weiteren Regiegrößen wie Vittorio De Sica und Roberto Rossellini, ehe er sich selbst einen Namen machen konnte. Seit den 1950er-Jahren galt Zeffirelli als bedeutender Bühnenregisseur für Opern, bei denen er ebenfalls für Kostüme und Bühnenbild verantwortlich war. Er war unter anderem an der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera, der Arena di Verona und der Comédie-Francaise tätig. Eine gute Freundin von ihm war die Opernsängerin Maria Callas, mit der er mehrfach zusammenarbeitete. Viele seiner Entwürfe für Opernproduktionen sind weltweit bekannt geworden und werden bis heute gespielt. Seine aufwendigen, eher klassisch gestalteten Produktionen erinnern an die Opulenz der römisch-katholischen Kirche und wurden Publikumserfolge, wenngleich sie bei Kritikern nicht unumstritten sind. Einige seiner Opern wurden auch für Kino und Fernsehen abgefilmt: Zusammen mit Gianni Quaranta wurde er 1984 mit dem British Academy Film Award in der Kategorie Bestes Szenenbild für seine Arbeit an der Opernverfilmung La Traviata ausgezeichnet. Seinen ersten Kinofilm inszenierte Zeffirelli bereits 1958. Als Filmregisseur wurde er gegen Ende der 1960er-Jahre durch zwei Shakespeare-Verfilmungen bekannt: 1967 inszenierte er Der Widerspenstigen Zähmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen, ein Jahr später Romeo und Julia mit Leonard Whiting und Olivia Hussey. Letztere wird nicht selten als gelungenste Verfilmung von Romeo und Julia betrachtet. Für Romeo und Julia erhielt er eine Oscar-Nominierung für die Beste Regie sowie den David di Donatello und Nastro d‘Argento als Bester Regisseur. Große Aufmerksamkeit erweckte Zeffirelli darüber hinaus mit seiner starbesetzten Bibelverfilmung Jesus von Nazareth im Jahre 1977. Sein Ausflug nach Hollywood mit den Filmen Der Champ (1979) und Endlose Liebe (1981) wurde hingegen von der Kritik weitgehend negativ aufgenommen. 1990 inszenierte er Hamlet mit Mel Gibson in der Hauptrolle. Die letzten Langfilme unter Zeffirellis Regie, Tee mit Mussolini (1999) und Callas Forever (2002), waren autobiographisch geprägt. Zeffirelli engagierte sich auch politisch. Er saß zwei Legislaturperioden lang, von 1994 bis 2001, für Silvio Berlusconi Mitte-rechts-Partei Forza Italia im Senat. Obwohl Zeffirelli homosexuell war, unterstützte der bekennende Katholik die Aussagen der katholischen Kirche zur Homosexualität. Trotz gesundheitlicher Probleme war er praktisch bis zu seinem Tod noch als Regisseur tätig, er arbeitete an Inszenierungen in Verona im Sommer 2019 sowie am Royal Opera House in Oman Anfang 2020. Zeffirelli erhielt 1977 den Verdienstorden der Italienischen Republik, 2003 die Medaglia d’oro ai benemeriti della cultura e dell’arte und 2004 den britischen Verdienstorden Knight Commander of the Order of the British Empire (KBE).

 

Clementine OOMES ist am 23.6.2019 in Zutphen verstorben

 Geboren am 27. April 1928 in Hilversum; von der holländischen Altistin liegt leider keine Biographie vor.

 

Spiro MALAS ist am 23.6.2019 in New York verstorben


Spiro Malas (rechts) mit Joan Sutherland und Luciano Pavarotti (links)

 Geboren am 28. Januar 1933 in Baltimore; seine Familie stammte aus Griechenland. Ursprünglich wollte er Automechaniker werden, entschied sich dann aber für den Beruf des Lehrers und studierte am Teacher’s College in Tawson (Maryland). Er ließ jedoch gleichzeitig seine Stimme am Peabody Conservatory in Boston ausbilden. Er wurde durch die große Primadonna Rosa Ponselle in seiner Karriere gefördert. 1959 sang er an der Oper von Baltimore den Marco in Puccinis »Gianni Schicchi«. 1961 gewann er den Gesangwettbewerb Auditons of the Air der Metropolitan Oper New York. Im gleichen Jahr 1961 kam es zu seinem ersten Auftreten an der City Opera New York (als Spinelloccio in »Gianni Schicchi«). An diesem Haus hatte er 1963 große Erfolge in Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream«. An der City Opera New York sang er auch den Falstaff von Verdi wie in Nicolais Oper »Die lustigen Weiber von Windsor«, den General Boum in der Offenbach-Operette »La Grande-Duchesse de Gerolstein«, den Figaro in »Le nozze di Figaro«, den Leporello im »Don Giovanni« und den Frank in der »Fledermaus«. Am 22.2.1966 sang er in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Hauses der City Opera im New Yorker Lincoln Centre den Teudiselo in der Oper »Don Rodrigo« von Ginastera. 1961 wirkte er im Theater des Herodes Atticus in Athen in der Uraufführung der Oper »Nausikaa« von Peggy Glenville-Hicks mit. 1964 trat er zusammen mit Joan Sutherland an der Oper von Boston in Bellinis »I Puritani« auf. 1965-66 begleitete er diese große Primadonna auf einer Australien-Tournee. Er trat als Gast auch an der Oper von Rom (1973) und beim Festival von Edinburgh (1967 als Creonte in J. Haydns »L’Anima del Filosofo«) auf. 1983 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Sulpice in »La Fille du Régiment« von Donizetti. Bis 1990 übernahm er an diesem Haus in insgesamt 156 Vorstellungen auch den Wirten sowohl in Puccinis »Manon Lescaut« als auch in Massenets »Manon«, den Mesner in »Tosca«, den Dorfrichter in Janáceks »Jenufa«, den Polizeikommissär im »Rosenkavalier«, den Haly in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, den Bartolo in »Le nozze di Figaro«, den Zuniga in »Carmen«, den Capulet in Gounods »Roméo et Juliette«,  den Frank in der »Fledermaus«, den Benoit wie den Alcindoro in Puccinis »La Bohème«, den Dulcamara in »L’Elisir d‘amore«, den Luther in »Hoffmanns Erzählungen« und den Hauptmann im »Eugen Onegin«.  Er ist auch bei den Festspielen von Salzburg 1970 als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« aufgetreten. Beim Wexford Festival sang er 1989 den Isaac in »The Duenna« von Prokofjew, in Vancouver 1990 den Baron Zeta in Lehárs »Die lustige Witwe«. 1989 trat er bei der Scottish Opera Glasgow in der englischen Erstaufführung von Kurt Weills »Street Scene« als Frank Maurrant auf. An der Oper von Boston wirkte er 1990 in der Uraufführung der Oper »The Balcony« von Robert De Domenica mit.

Lit: Q. Earon: Spiro Malas (in »Opera News«, 1969-70).

Schallplatten: Decca (»Semiramide« von Rossini, »La Fille du Régiment«, »L‘Elisir d’amore« zusammen mit Joan Sutherland, »Giselda« von Bononcini), RCA (»Giulio Cesare« von Händel), Troy (»The Crucible« von Ward); VAI-Video (»La Fille du Régiment«).

 

Ivan ERÖD ist am 24.6.2019 in Wien verstorben

 Geboren am 2. Januar 1936 in Budapest; mehrere Familienmitglieder von Iván Eröd wurden 1944 von den Nazis in ein Konzentrationslager deportiert. Sein Bruder und die Großeltern wurden in den Konzentrationslagern Buchenwald und Auschwitz ermordet. Nach dem Krieg studierte Iván Eröd 1951-56 an der Budapester Musikhochschule „Ferenc Liszt“ Klavier bei Pál Kadosa und Komposition bei Ferenc Szabó. Er besuchte auch die Vorlesung „Ungarische Volksmusik“ von Zoltán Kodály. Nach dem Scheitern des ungarischen Volksaufstandes 1956 emigrierte er im Dezember nach Österreich, kam als knapp 21-Jähriger nach Oberösterreich in ein Flüchtlingslager, riss jedoch nach einer Woche per Autostopp nach Linz aus und ging bald nach Wien, wo er bis 1975 blieb. Er setzte seine Ausbildung dank eines US-Stipendiums 1957-61 an der Wiener Musikakademie fort (Klavier bei Richard Hauser, Komposition bei Karl Schiske; Zwölftonmusik bei Hanns Jelinek). Außerdem besuchte er in dieser Zeit die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik. Seinen ersten Soloabend als Pianist im Nrahms-Saal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien erlebte er 1960. Während fünf Jahrzehnten hatte Iván Eröd weltweit rund 500 Auftritte (Solorezitalkonzerte, Liedbegleitung von Rudolf Schock und anderen, Ensemblemitglied). Iván Eröd erwarb die österreichische Staatsbürgerschaft; nach 1993 erhielt er durch veränderte Passgesetze auch wieder die ungarische Staatsbürgerschaft. 1962-68 war er als Solokorrepetitor und Studienleiter an der Wiener Staatsoper und bei den Wiener Festwochen tätig. Nach der Übernahme eines Lehrauftrags an der Grazer Musikhochschule (1967-89) war Iván Eröd seit 1975 als ordentlicher Professor für Komposition und Musiktheorie in Graz tätig, wo er auch wohnte. Seine bekanntesten Schüler aus dieser Zeit sind Rudolf Hinterdorfer, Georg Friedrich Haas und Gerhard Präsent. 1969 erfolgte seine Heirat mit Marie-Luce Guy, mit der er fünf Kinder hat. Sein Sohn Adrian Eröd ist Opernsänger, sein Sohn Leonard Eröd Fagottist und sein Sohn Raphael Schlüsselberg Dirigent. Nach einer kurzzeitigen Gastprofessur an der Wiener Musikhochschule wurde Iván Eröd ab 1989 ordentlicher Professor für Tonsatz (Harmonielehre und Kontrapunkt) an der nunmehr Universität für Musik und darstellende Kunst Wien genannten Hochschule. Daraufhin zog er wieder nach Wien. Nachdem er 2004 eine Gastprofessur an der Budapester Liszt-Hochschule innehatte, wurde er 2009 zum Mitglied der Széchenyi Akademie der Künste (Széchenyi Irodalmi és Művészeti Akadémia). Iván Eröd starb im Alter von 83 Jahren in einem Wiener Krankenhaus.

 

 

 

 

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