TODESMELDUNGEN – Stand Juli 2017
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
Jeffrey TATE ist am 2.6.2017 in Bergamo verstorben
Geboren am 28. April 1943 in Salisbury (England); er studierte trotz angeborener Behinderungen wie Spina bifida und Kyphose 1961-64 Medizin an der Universität von Cambridge und wurde Facharzt für Augenheilkunde. Er arbeitete danach als Augenchirurg am St. Thomas‘ Hospital in London. Später gab er seine klinische Karriere auf und studierte Musik am London Opera Centre. Seine musikalische Laufbahn begann er als Assistent von Herbert von Karajan in Salzburg und James Levine an der Metropolitan Opera in New York. 1976 war er Assistent von Pierre Boulez beim Bayreuther „Jahrhundertring“. Jeffrey Tate dirigierte an Opernhäusern und Festivals ein breites Repertoire mit Schwerpunkten auf den Werken von Strauss, Mozart, Wagner und französischen Opern. Jeffrey Tate war Chefdirigent der Symphoniker Hamburg. Er hat außerdem mit dem London Symphony Orchestra, Berliner Philharmoniker, Cleveland Orchestra, Orchestre de la Suisse Romande, English Chamber Orchestra, Philharmonisches Orchester Rotterdam und Orchestre National de France zusammengearbeitet. In seinen letzten Konzerten dirigierte er die 9. Sinfonie von Gustav Mahler mit dem Haydn Orchester von Bozen und Trient und den Studenten der beiden Städte.
Seit 2010 war Tate mit dem deutschen Geomorphologen Klaus Kuhlemann verheiratet.
Tate wurde im Rahmen der traditionellen britischen Neujahrsehrungen (New Year’s Honours) 2017 für seine Verdienste um die britische Musik im Ausland (for services to British music overseas) zum Knight Bachelor nobilitiert. Tate war ferner Commander of the British Empire, Commander des Arts et des Lettres und Chevalier de la Legion d’honneur.
Annette CELINE ist am 3.6.2017 in Tel Aviv verstorben
Geboren am 3. Juni 1939 in Brasilien; Biographie der brasilianischen Sängerin auf Englisch: https://www.branarecords.com/annette-celine/
Paul ZUKOFSKY ist am 6.6.2017 in Hongkong verstorben
Geboren am 22. Oktober 1943 in Brooklyn; der Sohn des objektivistischen Dichters Louis Zukofsky, erregte um 1950 als Wunderkind Aufsehen und studierte bei Ivan Galamian. 1969 entstand seine in Amerika viel beachtete Schallplattenaufnahme der 24 Capricen op. 1 von Niccolò Paganini (von Galamian als beste Wiedergabe dieser außerordentlich schwierigen Stückes gelobt). 1972 folgte die Einspielung der sechs Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach. Zukofsky konzentrierte sich ansonsten vorwiegend auf zeitgenössische Musik und spielte zahlreiche Uraufführungen neuer Werke. John Cage schrieb für ihn seine Freeman Etudes. In den USA wurde Zukofsky gelegentlich mit dem kanadischen Pianisten Glenn Gould verglichen, dem er in der Eigenwilligkeit seiner Persönlichkeit ähnelte. In Europa blieb er dagegen so gut wie unbekannt. Seine außergewöhnliche Fähigkeit, selbst schwierigste Werke schnell zu erlernen, und sein rigoros analytisches Musikverständnis prädestinierten ihn zum Interpreten neuer Musik. Seine Kompromisslosigkeit hatte jedoch ein gespanntes Verhältnis zu den maßgeblichen Kräften des Musikbetriebs zur Folge und versperrte ihm den Zugang zu einem breiteren Publikum. Bereits gegen Ende der 1970er Jahre stellte Zukofsky seine Tätigkeit als Geiger weitgehend ein. Zukofsky zog daraufhin nach Island, wo er ein Jugendorchester gründete, mit dem er Aufsehen erregende Aufführungen anspruchsvollster Werke realisierte (u. a. Sinfonien von Anton Bruckner und Gustav Mahler). Meinungsverschiedenheiten mit dem Stiftungsvorstand des Orchesters veranlassten ihn 1993 jedoch hier zum Rückzug. 1978-87 leitete Zukofsky zugleich das Colonial Symphony Orchestra in New Jersey. Als Gastdirigent verschiedener Orchester trat er vorwiegend mit Werken des 20. Jahrhunderts auf. 1992-96 wirkte er als Direktor des Schönberg-Instituts in Los Angeles. Zukofsky komponierte und veröffentlichte Essays in musikalischen Fachzeitschriften. Zudem wurde er 1995 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
Anton WENDLER ist am 15.6.2017 verstorben
Geboren am 13. August 1934 in Amsterdam; er studierte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Zeitungswissenschaft und Anglistik sowie Gesang an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Sein Debüt als Opernsänger erfolgte in der Spielzeit 1966/67 in Ulm. 1967-72 war er am Landestheater Innsbruck verpflichtet. 1972 kam er als Regieassistent an die Wiener Staatsoper, wo er auch parallel als Sänger tätig war. Auf der Staatsopernbühne debütierte er am 28. Mai 1974 als Goro (Madama Butterfly). Bis zu seinem letzten Auftritt am 29. Juni 1999 als Bogdanowitsch (Die lustige Witwe) sang er 41 Rollen in 36 Werken an insgesamt 561 Abenden. Zu seinen Partien zählten weiters u. a. Dr. Blind (Die Fledermaus), Abbé (Andrea Chénier), Don Curzio (Le nozze di Figaro), Alcindoro (La Bohème), Spoletta (Tosca). Neben seiner Tätigkeit an der Wiener Staatsoper inszenierte er als freischaffender Regisseur zahlreiche Opern und Operetten, u. a. in Barcelona und Tokio. Ab 1988 war er einige Jahre Leiter der Opernklasse am Bruckner-Konservatorium in Linz.
Ludger RÉMY ist am 21.6.2017 in Bremen verstorben
Geboren am 4. Februar 1949 in Kalkar; er studierte Schulmusik, Klavierpädagogik und Cembalo an der Hochschule für Musik Freiburg. 1973-75 machte er private Cembalostudien bei Kenneth Gilbert. Ab 1978 folgten Lehrtätigkeiten an mehreren deutschen Musikhochschulen, darunter in der HFK Bremen, an der Folkwanghochschule Duisburg, der HFM Köln in Wuppertal und Weimar. 1998 erhielt Rémy eine Professur für Alte Musik an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag auf der Wiederentdeckung und Belebung der älteren deutschen Musik; daneben widmete er sich der Geschichts- und Literaturforschung des 17. und 18. Jahrhunderts. 1994 begann sein Wirken für die Stiftung Kloster Michaelstein, unter anderem mit der Leitung des Ensembles „Telemannisches Collegium Michaelstein“. Rémy gewann einen internationalen Ruf als Dirigent der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Als Musiker (Cembalo und Hammerklavier) gab er weltweit zahlreiche Solo-Konzerte, aber auch Kammermusik und Lieder fanden sein Interesse. Er war 1995 bis 2010 mehrfach Jurymitglied beim Internationalen Cembalo- und Hammerklavierwettbewerb in Brügge, anlässlich des Festivals van Vlaanderen. 1994 gründete er für Rundfunk- und Tonträgeraufnahmen das Orchester „Les Amis de Philippe“, benannt nach Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach.
Silveer VAN DEN BROECK ist am 22.6.2017 in Wilrijk verstorben
Geboren am 30. Dezember 1943 in Lier; Biographie des flämischen Dirigenten auf Holländisch: http://www.muziekcentrum.be/identity.php?ID=134858