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TODESFÄLLE – STAND FEBRUAR 2019

31.01.2019 | Todestage

TODESFÄLLE – Stand Februar 2019

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 Erika SCHUBERT ist am 8.1.2019 verstorben

 Geboren am 6. April 1920 in Graz; sie war am Konservatorium von Graz Schülerin von H. Thöny und Franz Mixa. 1940-41 war sie als Elevin am Opernhaus von Graz engagiert. 1942-44 sang sie am Stadttheater von Straßburg. 1945 kam sie wieder an das Opernhaus von Graz, an dem sie jetzt in einer langjährigen Karriere bis 1998 sehr beliebt wurde. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte sie 1953 und 1964 als Rossweiße, 1962 als Schwertleite in der »Walküre« mit. 1953 gastierte sie mit dem Bayreuther Ensemble am Teatro San Carlo Neapel, 1955 beim Wagner Festival in Barcelona. Sie war zu Gast an der Grand Opéra Paris (1957), am Opernhaus von Nürnberg (1959), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1960, 1964, 1966), an der Staatsoper Wien (1955 als Czipra im »Zigeunerbaron«, 1960 als Schwertleite, 1960-63 als 3. Magd in »Elektra« und 1968 als Annina in »La Traviata«), an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opern von Rom, Toulouse und Lyon. Von den vielen Partien, die sie auf der Bühne gesungen hat, sind zu erwähnen: die Marcellina in »Figaros Hochzeit«, die Irmentraud im »Waffenschmied« von Lortzing, die Frau Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Mary in »Der fliegende Holländer«, die Erda wie die Flosshilde im Nibelungenring, die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die Klytämnestra in »Elektra«, die Maddalena im »Rigoletto«, die Ulrica in Verdis »Maskenball«, die Mrs.Quickly in dessen »Falstaff«, die Marthe im »Faust« von Gounod, der Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«, die Wirtin im »Boris Godunow« und der Orlofsky in der »Fledermaus«. Auch als Konzertsängerin kam sie zu einer bedeutenden Karriere.

Schallplatten: Westminster (Nibelungenring).

 

Theo ADAM ist am 10.1.2019 in Dresden verstorben

 Geboren am 1. August 1926 in Dresden; er gehörte 1936-42 dem Dresdner Kreuzchor an, wurde dann im Zweiten Weltkrieg Soldat und arbeitete nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft in der Nähe von Andernach als Landarbeiter. 1946 nach Dresden zurückgekehrt, begann er ein Studium als Volksschullehrer. Nachdem man seine schöne Stimme entdeckt hatte, wurde er durch Rudolf Dittrich auf die Solistenlaufbahn vorbereitet. 1949 debütierte er an der Staatsoper von Dresden als Tschernjakowsky im »Boris Godunow« und sang dann den Eremiten im »Freischütz«. Er blieb während seiner ganzen langen Karriere Mitglied dieses traditionsreichen Hauses. 1952 trat er erstmals bei den Bayreuther Festspielen auf, und zwar als Hermann Ortel in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Für fast drei Jahrzehnte gehörte er zu den bedeutendsten Sängern dieser Festspiele. Man hörte ihn dort 1953 als Steuermann in »Tristan und Isolde«, 1953-54 als einen der Edlen im »Lohengrin«, 1953-54 und 1960-61 als einen der Gralsritter im »Parsifal«, 1954 und 1958 als Fasolt im »Rheingold«, 1954 und 1959 als Titurel im »Parsifal«, 1954 und 1961 als Reinmar von Zweter im »Tannhäuser«, 1954 und 1959-60 als König Heinrich im »Lohengrin«, 1960-61 und 1963 als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1963-75 als Wotan im »Rheingold«, 1964-75 als Wotan in der »Walküre«, 1965 und 1972-73 als Amfortas im »Parsifal«, 1966-67 und 1969-75 als Wanderer im »Siegfried«, 1968-70 und 1973-76 als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1969 als Fliegenden Holländer und schließlich 1976-80 als Gurnemanz im »Parsifal«. Bei den Salzburger Osterfestspielen sang er 1969 den Wotan im »Rheingold«. Bei den Salzburger Festspielen trat er sehr oft in Erscheinung; er sang dort 1969 den Ochs im »Rosenkavalier«, 1970 sowie 1982-83 den Don Pizarro im »Fidelio«, 1972 den Titelhelden im »Wozzeck« von A. Berg, 1987-88 den Moses in »Moses und Aron« von Schönberg, 1990 den La Roche im »Capriccio« von R. Strauss, 1995 und 1999 den Schigolch in »Lulu« von A, Berg; er wirkte dort am 7.8.1981 in der Uraufführung der Oper »Baal« von F. Cerha in der Titelrolle und am 7.8.1984 in der Uraufführung der Oper »Un Re in ascolto« von Luciano Berio als Prospero mit und sang in konzertanten Aufführungen von »Karl V.« von E. Krenek (1980 die Titelrolle), »Penthesilea« von O. Schoeck (1982 den Achilles), »Dantons Tod« von G. von Einem (1983 die Titelrolle) und »Die Gezeichneten« von F. Schreker (1984 den Herzog Adorno); dazu trat er hier auch in Konzerten auf: 1976 mit den Jedermann-Monologen von Frank Martin, 1981 in Franz Schmidts »Das Buch mit sieben Siegeln«, 1988 in Händels »Messias« (in der Bearbeitung durch Mozart), 1996 mit den Baal-Gesängen von Friedrich Cerha sowie 1995 mit einem sehr erfolgreichen Liederabend. Seit 1957 war er auch Mitglied der Staatsoper Berlin, durch Gastspielverträge war er mit dem Opernhaus von Frankfurt a.M. verbunden. Dresden blieb jedoch seine eigentliche künstlerische Heimat. Hier sang er 1961 in der Gala-Aufführung zum 50. Jahrestag der Uraufführung des »Rosenkavaliers« den Ochs auf Lerchenau. Am 13.2.1985 wirkte er in der Eröffnungsvorstellung der neu erbauten Dresdner Semper-Oper als Eremit im »Freischütz« und in der folgenden »Rosenkavalier«-Aufführung als Ochs mit. In der langen Zeitspanne von 1954-97 gastierte er in insgesamt 253 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper (als Sarastro wie auch als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Sparafucile im »Rigoletto«, als König Heinrich, als Fliegender Holländer, als Ochs, als Wotan im Nibelungenring, als König Marke in »Tristan und Isolde«, als Don Pizarro wie auch als Minister im »Fidelio«, als Hans Sachs, als La Roche, als Orest in »Elektra« von R. Strauss, als Wozzeck von A. Berg, als Don Giovanni, als Amfortas wie auch als Gurnemanz, als Scarpia in »Tosca«, als Landgraf im »Tannhäuser«, als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, als Barak in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als Baal, als Dr. Schön und Jack the Ripper in »Lulu« von A. Berg, als Prospero, als Moses in »Moses und Aron« von Schönberg und als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Von seinen vielen Gastauftritten können nur einige genannt werden; er gastierte an den Staatsopern von Hamburg, München und Stuttgart, am Opernhaus von Köln (1979 als Hans Sachs), am Grand Théâtre Genf (1964 als Orest in »Elektra« von R. Strauss, 1976 als Wotan in der »Walküre« und 1978 mit einem Liederabend), am Bolschoi Theater Moskau, am Teatro Colón von Buenos Aires, an den Nationalopern von Prag, Budapest und Warschau, an der Oper von Rom (1968 als Wotan), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1965-66), am Teatro San Carlos Lissabon, an der Covent Garden Oper London (Antrittspartie Wotan 1967) und an der Grand Opéra Paris (1976 als Amfortas, 1977 als Sprecher in der »Zauberflöte«, 1977-78 als Wotan im »Rheingold« und in der »Walküre«, 1993 als La Roche). Er sang in den USA u.a. an den Opern von Chicago und San Francisco (1971 den Hans Sachs und 1975 den Fliegender Holländer). 1969 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen, an der er als Antrittsrolle den Hans Sachs sang und während vier Spielzeiten bis 1988 (insgesamt in 17 Vorstellungen, auch als Wotan im »Rheingold« und in der »Walküre«) auftrat. Am 16.2.1974 wirkte er an der Berliner Staatsoper, an der er auch seit 1972 als Regisseur tätig war, in der Uraufführung der Oper »Einstein« von Dessau in der Titelrolle mit. 1982 gastierte er erstmals an der Deutschen Oper Berlin, und zwar als Hans Sachs. Beim Festival von Aix-en-Provence hörte man ihn 1994 als Sprecher in der »Zauberflöte«, in Kopenhagen 1996 als Schigolch. 1997 trat er an der Berliner Staatsoper als Schigolch, am Théâtre Châtelet Paris als Titurel auf, 1998 an der Staatsoper München als Bürgermeister in »Der junge Lord« von H.W. Henze, 1999 an der Dresdner Oper als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos«. Am 13.6.1999 nahm er am Opernhaus von Chemnitz an der Uraufführung von K. Weills »Der Weg der Verheißung« (»The Eternal Road«) als Abraham und als Samuel teil; diese Partien kreierte er dann auch 2000 an der Brooklyn Academy of Music New York für Amerika und an der Oper von Tel Aviv für Israel. Am Teatro Massimo Palermo trat er 2001 als Schigolch auf. 2001 sang er an der Komischen Oper Berlin den Pimen im »Boris Godunow« von Mussorgsky. Er sang neben seinen Wagner-Heroen meisterhaft eine Vielzahl weiterer Partien wie den Boris Godunow, den König Philipp im »Don Carlos« von Verdi  und die Titelpartie in »Cardillac« von P. Hindemith. Man bewunderte immer wieder neben der Schönheit und der Kraft seiner Stimme sein eminentes darstellerisches Talent. Er wurde zum Ehrenmitglied und zum Präsidenten des Kuratoriums der Dresdner Oper ernannt. Weltweit war er als Konzert- und Oratoriensänger, vor allem als Bach-Interpret, berühmt. 1983 gab er einen Liederabend an der Mailänder Scala. Er gab seine Erinnerungen unter den Titeln »Seht, hier ist Tinte, Feder, Papier…« (Berlin, 1983) und »Ein Sängerleben in Begegnungen und Verwandlungen« (Berlin, 1996) heraus.

Lit: H.P. Müller: »Theo Adam – für Sie porträtiert« (Leipzig 1986).

Die Fülle von Schallplatten, die uns die Stimme des Künstlers bewahrt haben, erlaubt nur einige Hinweise, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben können. Die Aufnahmen erschienen bei Eterna (»Einstein« von P. Dessau in der Titelrolle), Ariola, Electrola (Bach-Kantaten), DGG (ebenfalls Werke von J.S. Bach, »Der Freischütz«), Eurodisc (»Die Zauberflöte«, »Cosìfantutte«, Wotan im »Rheingold«, Matthäuspassion), Philips (Wotan im gesamten Ring-Zyklus »Paulus« von Mendelssohn) Forlane (Requiem von Dvorák), Decca (»Fidelio«), Supraphon (Wagner-Recital), Amadeo-Philips (»Karl V.« von Krenek, »Baal« von F. Cerha), Schwann (»Penthesilea« von O. Schoeck), HMV (»Die schweigsame Frau« von R. Strauss, »Das Rheingold«), EMI (»Siegfried«), Denon (»Der Freischütz« und »Der Rosenkavalier« von der Wiedereröffnung der Semper-Oper 1985), Melodram (Don Alfonso in »Cosìfantutte«, München 1978; Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Bayreuth 1968; Mitschnitte von Bayreuther »Lohengrin«-Aufführungen von 1954 und 1960), Orfeo (»Dantons Tod« von G. von Einem), Capitol (Ein deutsches Requiem von J. Brahms), Berlin-Classics (War Requiem von B. Britten),  Chandos (Schigolch in »Lulu« von A. Berg), Collegno (Prospero in »Un Re in ascolto« von L. Berio), Gala (2. Gralsritter im »Parsifal«, Bayreuth 1960); Arthaus-Video (»Ariadne auf Naxos«, Staatsoper Dresden 1999).

 

Stella KLEINDIENST ist am 15.1.2019 verstorben

Geboren am 12. Mai 1950; sie war nach ihrem Gesangstudium zuerst in den Jahren 1979-81 im Kölner Opernstudio und gastierte mit dem Ensemble der Kölner Oper 1981 auch beim Festival von Edinburgh in »The Voice of Ariadne« von Thea Musgrave (als Gräfin), dann wurde sie an das Stadttheater von Bremen engagiert, dessen Mitglied sie bis 1988 blieb. 1982 wirkte sie bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung der Oper »Die wundersame Schustersfrau« von Udo Zimmermann mit. 1988-89 gehörte sie zum Ensemble der Deutschen Oper Berlin. Für mehrere Jahre bestand außerdem eine Gastverpflichtung an der Staatsoper von Hamburg. Hatte sie bereits 1986 in Amsterdam in der Oper »Der Kreidekreis« von Zemlinsky gesungen, so übernahm sie dort in der Uraufführung der Vincent van Gogh-Oper »UnMalheureuxvêtu de Noir« von Jan van Vlijmen am 16.11.1990 die Partie der Jo. 1987 und 1989 gastierte sie an derCovent Garden Oper London als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, 1989 und 1994 am Grand Théâtre Genf sowie 1991 an der Wiener Staatsoper als Marzelline im »Fidelio«. 1990 war sie am Opernhaus von Antwerpen zu Gast. Sie war seit 1991 an der Staatsoper Stuttgart engagiert. Dort sang sie u.a. 1991 den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1995 den Hänsel in »Hänsel und Gretel«, 1998 die Marzelline im »Fidelio« und nahm an der Premiere von Luigi Nonos »Al gransolecaricod’amore« teil. In Stuttgart wirkte sie auch in der Uraufführung der Oper »Don Quichote de la Mancha« von Hans Zender mit (3.10.1993). 1991 sang sie in Amsterdam die Marzelline. 1996 war sie an der Opéra du Rhin Straßburg als Octavian im »Rosenkavalier« zu Gast. Von den Bühnenpartien, die sie gesungen hat, sind die Agathe im »Freischütz« (Deutsche Oper Berlin, 1987), die Belinda in »Dido andAeneas« von Purcell, die Mila in Janáceks »Osud«, die Boulotte in der Offenbach-Operette »Ritter Blaubart« (1996 Staatsoper Stuttgart) und die Anne Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky zu nennen. Sie war verheiratet mit dem bekannten Regisseur und Schauspieler Johannes Schaaf (* 1933).

Schallplatten: Donemus (»UnMalheureuxvêtu de Noir«), Teldec (»Al gransolecaricod’amore« von Luigi Nono).

 

Kurt Dietmar RICHTER ist am 15.1.2019 in Berlin verstorben

 Geboren am 24. September 1931 in Pilsen (Tschechoslowakei); sein Vater war Gymnasialprofessor. Auf Drängen seiner Mutter besuchte er eine Musikschule, wo er bereits mit zwölf Jahren als stellvertretender Konzertmeister eingesetzt wurde. Nach dem Krieg verschlug es seine Familie aus dem Sudetenland nach Erfurt. Er war in seiner Kindheit Mitglied der Thüringer Sängerknaben. 1946-49 besuchte er die Landesschule Pforta. Er studierte bei Dieter Zechlin und Franz Jung am Thüringischen Landeskonservatorium in Erfurt. Inspiriert von seinem Erfurter Musiklehrer war er u. a. von Paul Hindemith und der Neuen Musik fasziniert. Später war er Meisterschüler bei Johann Cilensek an der Akademie der Künste in Berlin. Er war sodann als Dirigent am Stadttheater Döbeln und Opernhaus Erfurt, am Theater Greifswald und bei der Schweriner Philharmonie tätig. 1990 gründete er die Berliner Künstlerinitiative die neue brücke. Seine Werke wurden u. a. im Schauspielhaus Berlin, Theater Greifswald und Konzerthaus Berlin aufgeführt. Er war seit 1968 mit Dorothea Richter-Radtke verheiratet und hat vier Söhne.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.kurt-dietmar-richter.de/

 

Ryszard PERYT ist am 23.1.2019 in Warschau verstorben

 Geboren am 9. März 1947 in ZielonejGórze (Polen); Biographie des polnischen Dirigenten auf Polnisch: https://pl.wikipedia.org/wiki/Ryszard_Peryt

 

Nikola MITIC ist am 25.1.2019 in Belgrad verstorben

 Geboren am 27. November 1938 in Nis; er erhielt seine Ausbildung zum Sänger durch M. Stojadinovic und M. Miklavcic in Belgrad und war dann noch Schüler von V. Badiali in Mailand. 1965 debütierte er an der Nationaloper von Belgrad und ist seitdem Mitglied dieses führenden jugoslawischen Opernhauses geblieben. Durch Gastspiele wurde sein Name international bekannt. 1968 gastierte er mit dem Ensemble der Belgrader Oper in Kopenhagen, 1970 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1971 gastierte er am TeatroComunale Bologna als Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowsky. 1971-74 gastierte er in insgesamt 10 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper als Don Carlo in Verdis »La forza del destino«, als Silvio im »Bajazzo«, als Graf Luna im »Troubadour« und als Germont-père in »La Traviata«. Außerdem gastierte er 1970 am Opernhaus von Philadelphia, 1971 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, 1973 beim Festival von Perugia, 1975 an der Oper von Rom und 1976 am Opernhaus von Dublin. Dabei hörte man ihn in Partien wie dem Rigoletto, dem Figaro in »Figaros Hochzeit«, dem Titelhelden im »Eugen Onegin« wie in »Mazeppa« von Tschaikowsky, dem Enrico in »Lucia di Lammermoor« von Donizetti, dem Riccardo in Bellinis »I Puritani« und dem Posa in der Verdi-Oper »Don Carlo«.

Schallplatten: Myto (Titelrolle in »Mazeppa« von Tschaikowsky).

 

Michael LEGRAND ist am 26.1.2019 in Paris verstorben

 Geboren am 24. Februar 1932 in Paris; Erste musikalische Eindrücke erhielt er durch seinen Vater Raymond Legrand, der als Leiter eines Varieté-Orchesters Musiker wie Édith Piaf und Maurice Chevalier begleitete, oder Arrangements für Ray Ventura schrieb. Auch seine Mutter stammte aus einer Musikerfamilie. Ihr Bruder, Jacques Hélian, leitete ein Orchester. Legrand hatte armenische Wurzeln. Einer seiner Großväter sang OumKalsoum und beherrschte das Spiel auf der Oud. Die Eltern des kleinen Michel ließen sich scheiden als ihr Sohn drei Jahre alt war. Legrand schloss sein Studium mit 17 Jahren am Conservatoire de Paris, u. a. bei Nadia Boulanger, 1952 ab. Bereits in diesem Jahr arrangierte er ein Streicheralbum für Dizzy Gillespie. 1952 begleitete er Maurice Chevalier auf einer USA-Tournee. Seit Ende der 1950er Jahre wandte er sich verstärkt der Filmmusik zu. Seine Soundtracks für Hollywood-Filme begründeten seinen Weltruhm. Eines seiner weltweit bekanntesten Werke ist das Musical-Filmdrama Die Regenschirme von Cherbourg(Les Parapluies de Cherbourg) aus dem Jahre 1964, in dem Catherine Deneuve ihren ersten Auftritt hatte. Zwölfmal wurde er für den Oscar nominiert, der ihm für den Filmsong zu Thomas Crown ist nicht zu fassen, WindmillsofyourMind (1968) und die Soundtracks zu den Filmen Sommer ´42 (1971) und Yentl (1983) auch verliehen wurde. Daneben wurde er dreimal für den César nominiert und zwölfmal für den Golden GlobeAwarrd, den er für Thomas Crown ist nicht zu fassen einmal erhielt. Insgesamt schrieb er Musiken zu etwa zweihundert Kino- und Fernsehfilmen, etwa für den Spielfilm Atlantic City, USA (1980) von Regisseur Louis Malle mit Burt Lancaster in der Hauptrolle. Er komponierte auch die Musik für die französische Zeichentrickserie Il etaitunefois la vie (1987), die in Deutschland unter dem Titel Es war einmal … das Leben bekannt ist. Als einer der ersten Musiker Frankreichs machte er sich zudem den Bossa Nova zu eigen. Als Jazzpianist arbeitete er u. a. mit Django Reinhardt zusammen. 1958 nahm er ein Jazzalbum mit Donald Byrd, John Coltrane und Ben Webster auf. 1972 folgte ein Album mit der Jazzsängerin Sarah Vaughan. 1978 spielte er das Album Le Jazz Grand mit Gerry Mulligan, Phil Woods, Jon Faddis, Ron Carter und Grady Tate ein. 1983 produzierte er ein weiteres Jazz-Album mit dem Titel After the Rain mit Ron Carter, Grady Tate, Zoot Sims, Phil Woods u. a. 1991 entstand in Zusammenarbeit mit Miles Davis das Album Dingo. 2004 entstand ein Tribut-Album für LuizEca. Bemerkenswert war auch seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Barbra Streisand, die er erstmals 1966 auf deren Album Je m’appelle Barbra als Arrangeur, Orchesterleiter und Komponist begleitete. Streisand nahm auf ihren folgenden Alben immer wieder Lieder von Legrand auf. Die Zusammenarbeit fand ihren Höhepunkt im preisgekrönten Soundtrack zu Yentl. Noch 2011 wählte sie für das Album WhatMatters Most seine Komposition The WindmillsofYourMind als Eröffnungslied aus. Neben den ihm verliehenen Oscars wurde Legrand mit zahllosen weiteren Auszeichnungen bedacht. Im November 1984 überreichte ihm der damalige Kulturminister Jack Lang die Médaille de la Légiond‘honneur. 17 Mal wurde er für den Grammy nominiert und fünfmal ausgezeichnet. 1990 wurde er in die Songwriters Hall ofFame aufgenommen. 1998 wurde ihm der ASCAP Henry Mancini Award zuerkannt. In Deutschland wurde ihm im Juni 2011 der „Look & Listen – Telepool-BR-Music-Award“ für sein Lebenswerk als Komponist von Filmmusik verliehen. Daneben trat Legrand auch als Dirigent und Pianist mit Werken von klassischen Komponisten wie z. B. Eric Satie auf. 2013 legte Legrand seine Autobiographie Rien de grave dans les aigus (Éditions du cherche midi) vor. Legrand war bis zu seinem Tode im Januar 2019 im Alter von 86 Jahren aktiv. Seine letzte Filmmusik entstand 2018 für den französischen Film J’aiPerdu Albert.

Michel Legrand war der jüngere Bruder der Vokalistin Christiane Legrand, Mitglied der Swingle Singers. Legrand war dreimal verheiratet: 1958-92 mit Christine Bouchard, 1994-2007 mit Isabelle Rondon und ab 2014 bis zu seinem Tod mit der Schauspielerin Macha Méril. Er hatte vier Kinder. Seine Tochter Eugénie, verheiratet mit dem Reiter Cédric Angot, ist als Springreiterin aktiv und nahm an den Olympischen Spielen 2004 teil. Der Freund seines Vaters und Bruder seiner Mutter war der Orchesterleiter Jacques Hélian; sie stammen aus einer armenisch-französischen Familie.

 

Michael DAVIDSON ist am 26.1.2019 verstorben

Geboren am 2. Mai 1935 in Long Beach (CA); er erhielt seine Ausbildung durch Vladimir Dubinsky in Los Angeles. Er kam nach Westdeutschland und debütierte hier 1962 als Opernsänger am Stadttheater von Koblenz in der Partie des Renato in Verdis »Unballo in maschera«. Seine eigentliche künstlerische Heimat fand er am Nationaltheater Mannheim, dessen Mitglied er seit 1966 für mehr als dreißig Jahre bis 1999 war. Er sang auch gastweise an den Staatsopern von Wien (1971 den Morone in »Palestrina« von H. Pfitzner), München, Stuttgart und Hamburg, an den Opernhäusern von Köln, Karlsruhe, Hannover, Wuppertal, Frankfurt a.M. und Essen, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Nürnberg und Dortmund. Er gastierte weiter am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, in Vancouver und Portland (USA). In seinem umfassenden Bühnenrepertoire standen die heldischen Partien im Vordergrund: der Amonasro in »Aida«, der Don Carlo in »La forza del destino«, der Ford in Verdis »Falstaff«, der Rigoletto, der Graf Luna im »Troubadour«, der Germont-père in »La Traviata«, die Titelfiguren in den Verdi-Opern »Macbeth«, »Nabucco« und »Simon Boccanegra«, der Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, der Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert, der Lescaut in »Manon Lescaut« von Puccini, der Scarpia in »Tosca«, der Faninal im »Rosenkavalier« von R. Strauss, der Graf in dessen »Capriccio«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen« und der Tonio im »Bajazzo«. Noch 1997 trat er am Mannheimer Nationaltheater als Jago in Verdis »Otello« auf.

Privat-Aufnahmen (Mitschnitte von Opernaufführungen).

 

Wilma LIPP ist am 26.1.2019 in Inning am Ammersee (Bayern) verstorben

 Geboren am 26. April 1925 in Wien; Ausbildung durch die Pädagogen Friedel Sindel und Paola Novikova in Wien; abschließende Studien bei Totidal Monte in Mailand. Sie debütierte 1943 in Wien als Rosina im »Barbier von Sevilla«. 1945 wurde sie an die Wiener Staatsoper engagiert, deren Mitglied sie dann für Jahrzehnte blieb. Nachdem sie dort zuerst in kleineren Rollen aufgetreten war (Debüt als Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«), hatte sie 1948 als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« einen glänzenden Erfolg. Sie blieb bis 1981 Mitglied der Wiener Staatsoper, an der sie als letzte Partie die Marianne Leitmetzerin im »Rosenkavalier« vortrug. Dort hatte sie bis dahin 51 verschiedene Partien in insgesamt 1.140 Vorstellungen gesungen, u.a. das Blondchen wie die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Nedda im »Bajazzo«, die Zerlina wie die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Antonia wie die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Adele wie die Rosalinde in der »Fledermaus«, die Martha in der gleichnamigen Oper von Flotow, die Barbarina wie die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Marzelline im »Fidelio«, die Musetta wie die Mimì in »La Bohème«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Christel im »Vogelhändler« von C. Zeller, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Gilda im »Rigoletto«, den Pagen Oscar in Verdis »Maskenball«, die Frasquita wie die Micaela in »Carmen«, die Zerline in »Fra Diavolo« von Auber, die Rosina, die Najade wie die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Alice Ford in Verdis »Falstaff«, die Regina in »Mathis der Maler« von Hindemith, die Tochter in Hindemiths »Cardillac«, die Adina in »L’Elisird‘amore« und die Titelpartie in Pfitzners »Das Christelflein«. Bei den Salzburger Festspielen sang sie 1948 die Konstanze, 1949 den Amor in Glucks »Orfeo edEuridice« und die Servilia in »La clemenza di Tito« von Mozart, 1949-52 die Königin der Nacht, 1950 die italienische Sängerin im »Capriccio« von Richard Strauss, 1961 die Donna Elvira und nach langer Pause 1983-84 die Marianne Leitmetzerin; außerdem trat sie 1951 als Solistin in Beethovens Oratorium »Christus auf dem Ölberg« auf. Gastspiele trugen der Künstlerin überall Erfolge über Erfolge ein. 1949 gastierte sie am TeatroComunale Florenz und an der Oper von Rom in der »Entführung aus dem Serail«. An der Mailänder Scala debütierte sie 1950 mit einem Liederabend und sang im gleichen Jahr noch die Königin der Nacht und die Marzelline im »Fidelio«, 1962 die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Euridice in Glucks »Orfeo edEuridice«. 1950, 1951 und 1956 am Gran Teatre delLiceuin Barcelona zu Gast. 1951 sang sie als Antrittsrolle an derCovent Garden Oper London die Gilda, 1955 die Traviata. Sie sang an den großen italienischen Opernhäusern, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an den Staatsopern von Hamburg und München, an der Städtischen Oper (später Deutsche Oper) Berlin. 1951 wirkte sie bei den Festspielen von Bayreuth als Waldvogel im »Siegfried« mit. 1953 gastierte sie am Teatro San Carlo Neapel in der »Zauberflöte« (dortige Premiere der Oper!). An der Oper von Rio de Janeiro sang sie 1953 die Zerbinetta und 1965 die Donna Elvira, am Teatro Colón Buenos Aires 1963 die Donna Elvira und die Ilia in Mozarts »Idomeneo«. 1962 gastierte sie an der Oper von San Francisco (US-Debüt) als Micaela, als Sophie, als Alice Ford und als Nedda. Bei den Festspielen von Bregenz hörte man sie 1954 als Adele und 1970 als Rosalinde in der »Fledermaus«, 1955 als Annina in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß und als Rosina, 1956 als Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, 1956 und 1972 als Laura in Millöckers »Der Bettelstudent«. 1956 stand sie im Mittelpunkt der Kopenhagener Mozart-Woche. 1957 hörte man sie auch bei den Festspielen von Glyndebourne als Konstanze. Seit etwa 1958 begann sie damit, in ihr Koloratur-Repertoire lyrische Sopranpartien einzugliedern. 1968 an der Berliner Staatsoper als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« zu Gast. Noch 1986 gastierte sie am TeatroRegio Turin als Marianne Leitmetzerin. Man bewunderte die technische Perfektion und die mühelose Beweglichkeit ihrer virtuosen Koloraturstimme in einem Repertoire, dessen Höhepunkte Mozart-Partien bildeten. Nicht zuletzt erfolgreiche Konzert-, Oratorien- und Liedersängerin. Konzerttourneen trugen ihr in Nord- wie in Südamerika große Erfolge ein. Sie wirkte seit 1982 im pädagogischen Bereich als Professorin am Salzburger Mozarteum. Sie war zeitweilig mit dem späteren Direktor der Wiener Staatsoper Rudolf Gamsjäger (1909-85) verheiratet. Ihren Ruhestand verbrachte sie in der Nähe von München.

Viele Schallplattenaufnahmen auf den Marken DGG, Decca, Philips (Ein deutsches Requiem von J. Brahms), Vox und Ariola, darunter vollständige Opern wie »Die Zauberflöte«, »Die Entführung aus dem Serail«, »Die Fledermaus«, »Fra Diavolo« von Auber u.a. Auf Columbia und Decca sang sie die Adele in der »Fledermaus«, später auf Ariola-Eurodisc die Rosalinde. Weitere Aufnahmen auf Europäischer Phonoclub (9. Sinfonie von Beethoven), HRE (Marzelline im »Fidelio«, Scala 1960), BWS Hope (Königin der Nacht), Discocorp (ebenfalls Königin der Nacht, Aufnahmen von den Salzburger Festspielen), Orfeo (»Die Ausflüge des Herrn Broucek« von Janácek), Gebhardt (Königin der Nacht, Salzburg 1949), Ariola/BMG (Pepi in »Wiener Blut« von J. Strauß), Myto (Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, Westdeutscher Rundfunk Köln 1954); 1984 sang sie auf DGG die Marianne Leitmetzerin im »Rosenkavalier«.

 

Sanford SYLVAN ist am 29.1.2019 in New York verstorben

 Geboren am 19. Dezember 1953 in New York; er erhielt seine Ausbildung an der Juilliard School of Music New York, im Tanglewood Music Center und an der Manhattan School of Music. Er debütierte 1977 als Konzertsänger mit dem New York Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Pierre Boulez. Er ging von Boston aus, wo er lebte, seiner Karriere nach und trat im Konzertsaal u.a. mit dem San Francisco Symphony Orchestra in Werken von Strawinsky, mit dem Boston Symphony Orchestra in Werken von Gustav Mahler und beim Marlboro Music Festival (seit 1982) auf. Als Bühnensänger wurde er in den achtziger Jahren durch seine Teilnahme an Aufführungen bekannt, die unter dem bekannten Regisseur Peter Sellars zustande kamen. So sang er unter diesem die Titelrolle in »Orlando« von Händel und beim PepsicoSummerfarePurchase (New York) 1986 den Don Alfonso in »Cosìfantutte« und 1987 die Titelpartie in »Le nozze di Figaro« von Mozart in dessen eigenwilligen Inszenierungen. Er wirkte 1983 in Boston (ebenfalls unter Peter Sellars) in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »The Lighthouse« des englischen Komponisten Peter Maxwell Davies mit. 1987 trat er in Houston/Texas in der Uraufführung der Oper »Nixon in China« von John Adams als Chou-en-Lai auf und wiederholte diese Partie bei nachfolgenden Aufführungen beim Edinburgh Festival (1988), in Amsterdam (1988), Washington (1992) und in Frankfurt a.M. (1992).1991 sang er in einer weiteren Uraufführung einer Oper von John Adams, »The Death ofKlinghoffer«, in Brüssel die Titelrolle, die er 1992 an der Oper von San Francisco wiederholte. 1989 trat er am MajesticTheatre in New York in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Kurt Weill auf, 1990 in der Londoner Albert Hall als Xuri in einer konzertanten Aufführung der Oper »The Ice Break« von Michael Tippett. 1992 hörte man ihn in Los Angeles in »A MidsummerNight’sDream« von B. Britten und als Sprecher in der »Zauberflöte«, 1994 bei den Festspielen von Glyndebourne als Leporello im »Don Giovanni«, 1996 an der Oper von Houston und beim Lincoln Center Festival in New York als St. Ignatius in »Four Saints in Three Acts« von Virgil Thomson. 1999 hörte man ihn an der New York City Opera als Leporello und als König von Schottland in »Ariodante« von Händel. Als Konzertsänger wurde er auch durch seine Liederabende bekannt, bei denen er oft durch den Pianisten Gary Wedow begleitet wurde. 1996-97 gab erzum 200. Geburtstag von Franz Schubert in den USA wie in Europa mehr als zwanzig Liederabende, bei denen er neben vielen anderen Schubert-Liedern auch die Zyklen »Die schöne Müllerin« und »Winterreise« vortrug.

Schallplatten: Nonsuch (vollständige Opern »Nixon in China« und »The Death ofKlinghoffer«, Lieder französischer Komponisten), Virgin (»The Ice Break«), Conifer (Lieder von Arthur Sullivan), Koch (»Being Music« von Fussell), Decca /Lieder von Charles Ives).

Ekkehard WLASCHIHA ist am 20.2. in Bayreuth verstorben!

Eine ausführliche Würdigung finden Sie in der nächsten Ausgabe (März)in  dieser Rubrik

Jean PÉRISSON ist am 18.2. in Paris verstorben

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Nachruf auf den Dirigenten JEAN PÉRISSON (der auch in Wien an der Staatsoper dirigiert hat) . PÉrisson starb am 18.2. im Alter von 104 Jahren

Dr. Ingobert Waltenberger schreibt: Soeben teilt mir Jutta Périsson am Telefon mit, dass ihr Mann Jean Périsson am 18.2.2019 im Alter von 104 Jahren gestorben ist. Er war ein wunderbarer Musiker und Dirigent, der auch an der Wiener Staatsoper sehr schöne Abende dirigiert hat. Einige Musikfreunde werden sich sicher daran erinnern. Anlässlich meiner Buchbesprechung für den Online Merker vom 23.11.2015 über die Biographie „JEAN PÉRISSON : Une vie de Hérault – Un chef d‘orchestre ….“ habe ich zum Kapitel Wien und Jean Périsson folgendes recherchiert:

„Das Buch enthält auch viel „interessanten Stoff“ für Leser aus Wien. Mit Jean-Pierre Ponnelle als Regisseur hat Périsson 1971 an der Wiener Volksoper „Le Médecin malgré lui“ von Gounod/Molière aufgeführt und Werther und Die Zauberflöte dirigiert. 1975 debütiert Jean Périsson an der Wiener Staatsoper in Carmen mit Ludwig und King. Er wird an der Wiener Staatsoper in den nächsten Jahren noch Faust, Don Giovanni, Le Nozze di Figaro, La Boheme, Le Barbier de Séville, Boris Godunow und Cosi van tutte (mit Margaret Price) dirigieren. Persönlich pflege ich noch beste Erinnerungen an die Boris- und Cosi-Abende mit Périsson, die mir unvergessene Erstbegegnungen mit diesen Meisterwerken gebracht haben. Graz war nach Wien die zweitwichtigste österreichische Stadt in Périssons musikalischem Schaffen.“

In der Buchbesprechung finden sich viel Details über sein Leben:

„Schon früh kreuzt Jean Périsson die Wege großer Musiker wie Wilhelm Furtwängler, Henri Dutilleux, Francis Poulenc, Igor Markevitch, Alfred Cortot, Rafael Kubelik, André Cluytens, um nur einige zu nennen. Basierend auf eine profunde Theorie, Talent und Ausstrahlung ist es vor allem seine unermüdliche Arbeit an der Partitur als einziger Richtschnur, die bald Anerkennung und Erfolg bringen. In der ihm typischen Bescheidenheit resümiert er in den letzten Sätzen des Buches: „Ich habe nicht danach getrachtet, mich den Prüfungen des Schicksal zu entziehen. Ich habe auch nicht versucht, das Glück zu erzwingen. Ich bin  nur den Wegen gefolgt, die sich mir eröffnet haben, ein wenig so, wie wenn man Blumen entlang einer Wiese pflückt…“ 

Und es waren viele schöne Blumen, aber auch einige Disteln und manche spitze Dornen, die die Laufbahn Périssons säumen werden. Die erste wichtige Station als Dirigent ist Nizza, wo Jean Périsson ab 1956 neun erfolgreiche Jahre lang musikalischer Direktor der Oper wird (dank Pierre Médecin das längste Engagement in seiner Karriere). Was Jean Périsson schon damals in Perfektion beherrschte und wofür ihn die Sängerinnen und Sänger geliebt haben, ist mit ihnen zu atmen und kein orchestrales Brutalo-Konzept ohne Konzession auf Brechen und Würgen durchzuziehen. Es gibt kaum Künstler von Renommée, mit denen Jean Périsson nicht gearbeitet hat: Die Liste ist lang und ist das Who is Who der damaligen Opernwelt: Von Franco Corelli, Christa Ludwig, Régine Crespin, Inge Borkh, Nicolai Gedda, Wolfgang Windgassen Paul Schöffler, Martha Mödl, Grace Bumbry, Nicolai Ghiaurov, John Vickers, Teresa Berganza, Astrid Varnay bis hin zu Nathalie Dessay. Mit Ramon Vinay, der in Nizza Falstaff und Amfortas singt, wird ihn eine lange Künstlerfreundschaft verbinden. 

Ab 1965 wird er fünf Jahre künstlerischer Leiter der Pariser Oper, einer Institution, die damals die immer selbe Handvoll Standardwerke landauf landab spielte. Die Aufführung des Faust am 2. Oktober 1965, in der er sein Debüt gibt, wird die 2455. an der Pariser Oper sein (!). Der zweite geographische Schwerpunkt seiner Karriere werden die USA sein, und hier vor allem San Francisco. Die Trojaner mit Vickers und Crespin sind ebenso Legenden geworden wie Carmen mit Bumbry, die schon erwähnte Afrikanerin mit Domingo und Verrett, Aida mit Gwyneth Jones und Vickers, La Boheme mit Carreras und Stratas oder Manon mit Beverly Sills und Gedda (von den beiden letztgenannten umwerfenden Aufführung existieren auch ein Live-Mitschnitte, die unter Sammlern hochbegehrt sind).

Dazwischen immer wieder Konzerte: Das Violinkonzert mit Nathan Milstein in Lyon, das 5. Klavierkonzert von Beethoven mit Arthur Rubinstein, oder später mit den Cellisten Janos Starker und Pierre Fournier in Ankara. Dort wird Périsson auch mit dem argentinischen Pianisten Miguel Angel Estrella konzertieren. Estrella wurde als politisches Opfer in Argentinien mehrere Jahre eingekerkert, wo man ihm auch seine Hände gebrochen hat. (Anm.: Als UNESCO Botschafter wird Miguel Estrella mein langjähriger „Büronachbar“ und bewunderter väterlicher Freund in der siebten Etage in der Rue Miollis sein). Nach Paris war Monte Carlo der nächste Markstein in Périssons Laufbahn.“

Die gemeinsam mit Jean Périsson und seiner ebenso großartigen Frau Jutta  verbrachten Abende ein Paris in unserer Wohnung am Canal St. Martin werden mir unvergesslich bleiben. Ein schöner, ein bescheidener, ein großer Mann!

Link zur Buchbesprechung:

https://onlinemerker.com/jean-perisson-une-vie-de-herault-un-chef-dorchestre/

Ingo Waltenberger

 

 

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