TODESFÄLLE – Stand Februar 2016
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
Gilbert KAPLAN ist am 1.1.2016 in New York verstorben
Geboren am 3. März 1941 in New York; er war der Sohn eines Schneiders. Er absolvierte ein Ökonomiestudium und gründete 1967 das Monatsmagazin Institutional Investor, das sich in der Folge sehr erfolgreich entwickelte. 1984 verkaufte Kaplan das Magazin mit erheblichem Gewinn. 1965 beeindruckte ihn eine Aufführung der 2. Sinfonie Gustav Mahlers unter Leopold Stokowski derart, dass er sich – ohne tiefere musikalische Ausbildung, abgesehen von einigen Jahren Klavierunterricht als Kind – zunehmend auf das Studium dieses Werkes konzentrierte. 1981 nahm er Dirigierunterricht bei Charles Zachary Bornstein, einem Absolventen der Juilliard School. Im gleichen Jahr mietete er das Amerian Symphony Orchestra und dirigierte es mit dem 1. Satz der Sinfonie. 1982 dirigierte er die komplette Sinfonie in der Avery Fisher Hall vor geladenem Publikum; die Aufführung wurde anschließend öffentlich wiederholt. Seitdem entwickelte sich Kaplan zu einem weltweit bekannten Dirigenten der 2. Sinfonie Gustav Mahlers und leitete mehr als 50 renommierte Orchester bei Aufführungen dieses Werks, darunter das Los Angeles Philharmonic Orchestra, das Pittsburgh Symphony, das London Symphony Orchestra, das NDR Sinfonieorchester, das Orchester der Deutschen Oper Berlin, das Bayerische Staatsorchester, die Prager Symphoniker, das Israel Philharmonic Orchestra, die Sankt Petersburger Philharmonie, das Bejing Symphony Orchestra (chinesische Erstaufführung von Mahlers 2. Sinfonie) oder das Melbourne Symphony. 1996 wurde er als erster Amateurdirigent eingeladen, bei den Salzburger Festspielen zu dirigieren. Kaplans Einspielung von Mahlers 2. Sinfonie mit dem London Symphony Orchestra 1987 wurde 1988 von der New York Times zu einer der Records of the Year gewählt. In mehr als 175.000 Exemplaren verkauft, wurde sie zur meistverkauften Mahleraufnahme der Geschichte. Eine zweite Einspielung des Werks unter Kaplan erfolgte 2002 mit den Wiener Philharmonikern. Kaplans dirigentische Fähigkeiten waren trotz diverser Auszeichnungen nicht unumstritten. So hielten ihm Mitglieder des New York Philharmonic 2008 öffentlich handwerkliche Mängel vor. Kaplan widmete sich fast ausschließlich der 2. Sinfonie Mahlers, einzige Ausnahmen bilden das „Adagietto“ aus Mahlers 5. Sinfonie, das er ebenfalls mit dem London Symphony Orchestra aufnahm sowie Mahlers Bearbeitung von Franz Schuberts Streichquartett Der Tod und das Mädchen. Weiterhin fungierte er 1993 als Produzent von Mahler Plays Mahler, einer Aufnahme von Mahlers selbst 1905 auf einem Welte-Mignon-Reproduktionsklavier eingespielten Klavierrollen, die 1994 einen Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielt. Gilbert Kaplan war Fakultätsmitglied der Juilliard School (Evening Division), hielt weltweit Vorträge über Gustav Mahler und publizierte Artikel über ihn. Die von ihm 1985 gegründete Kaplan Foundation setzt sich für die Pflege und den Erhalt des Werks von Gustav Mahler ein. Zu den bisher von der Stiftung geförderten Projekten gehören die Herausgabe von Faksimiles der Autographen der 2. Sinfonie (die Handschrift hatte Kaplan 1984 erworben) und des „Adagietto“ aus der 5. Sinfonie, einer Diskographie aller Mahler-Einspielungen, der Bild-Biographie The Mahler Album (dt. Das Mahler-Album) und der Welte-Mignon-Klavierrollen, die kritische Neuausgabe der Partitur der 2. Sinfonie (Kaplan war gemeinsam mit renate Stark-Voit Mitherausgeber im Rahmen der Mahler-Gesamtausgabe bei der Universal-Edition) sowie die Restaurierung von Gustav Mahlers „Komponierhäuschen“. Ferner veranlasste Kaplan die Veröffentlichung der von Mahler erstellten Streichorchesterversion des Quartetts Der Tod und das Mädchen von Schubert.
Klaus ARP ist am 4.1.2016 in Ludwigshafen-Oggersheim verstorben
Geboren am 2. April 1950 in Soltau; er wuchs in einer Pastorenfamilie in Ratzeburg, Plön und dann im Hamburger Raum auf, studierte ab 1968 Klavier, Komposition und Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. In seinen Studienjahren leitete er auch eine Jazz-Combo und ein Ensemble für Minimal Music. 1975-81 war er Assistent und Solopianist für Ballettaufführungen an der Hamburger Staatsoper, wo er auch erste Erfahrungen als Dirigent sammelte. Ab 1981 war er Erster Kapellmeister am Stadttheater Koblenz und der Rheinischen Philharmonie. 1987-95 war er Chefdirigent des Rundfunkorchesters Kaiserlautern des Südwestfunks. Als Gastdirigent war er international u. a. in Italien, Frankreich und Taiwan tätig und seit 1990 regelmäßiger Gast des Rundfunksinfonieorchesters der HRT Zagreb. Seit 1995 leitete er Opernaufführungen der Opera Company of Philadelphia, zudem dirigierte er regelmäßig Neujahrskonzerte in den USA und Kanada. 1992-2011 war er künstlerischer Leiter der Stiftung Villa Musica, seit 1993 Professor für Orchesterleitung und Leiter des Hochschulorchesters der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. 1988 wurde seine Oper Odysseus auf Ogygia, ein Auftragswerk zum 200. Jubiläum des Stadttheaters Koblenz, uraufgeführt. 2000 dirigierte er die Uraufführung seines Concertino für Violine und Orchester in Jekaterinburg mit Michail Zinman als Solisten; im Jahr 2002 wurde seine Quintessenz für Oboe/Englischhorn, Klarinette/Bassklarinette, Violine, Viola und Kontrabass in Moskau uraufgeführt. Große Aufmerksamkeit fand seine Kammeroper Friendly Fire, ein Auftragswerk der Neuköllner Oper in Berlin, das 2004 uraufgeführt wurde.
Pierre BOULEZ ist am 5.1.2016 in Baden-Baden verstorben
Geboren am 26. März 1925 in Montbrison (Département Loire); er wollte eigentlich erst Mathematik und technische Wissenschaften studieren, wurde 1943 Kompositionsschüler von Olivier Messiaen am Pariser Konservatorium und studierte dann 1945/46 bei Andrée Vaurabourg, der Gattin von Arthur Honegger, und René Leibowitz. Er war 1946–56 musikalischer Leiter des Ensembles Madeleine Renaud/Jean-Louis Barrault im Théâtre Marigny. 1951 beschäftigte er sich in der Groupe de Recherches Musicales von Pierre Schaeffer mit der Musique concrète und besuchte 1952 erstmals die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt. Dort wirkte er 1955–67 als Dozent und als Dirigent des Darmstädter Kammerensembles. 1954 gründete er in Paris die Konzertreihe Domaine Musical, die er bis 1967 leitete, und wurde Gastdirigent des Südwestfunk-Orchesters in Baden-Baden. Außerdem lehrte er 1960–63 an der Musikakademie in Basel und 1963 an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts). 1966 debütierte er als Wagner-Dirigent mit dem Parsifal bei den Bayreuther Festspielen. Dabei wandte er sich von der Tradition schleppender Tempi ab; seine Aufführung 1967 war diejenige mit der kürzesten Spieldauer für dieses Werk in Bayreuth. Ebenfalls dort dirigierte er 1976-80 den Ring des Nibelungen in der zunächst umstrittenen und später überwiegend gelobten Inszenierung von Patrice Chéreau. Diese Inszenierung anlässlich des 100-jährigen Bestehen der Bayreuther Festspiele wurde als Jahrhundertring bezeichnet. 1967–72 war er Gastdirigent des Cleveland Orchestra, 1971–75 leitete er das BBC Symphony Orchestra und 1971–77 als Nachfolger von Leonard Bernstein das New York Philharmonic Orchestra. Er gründete in Paris am Centre Beaubourg das Institute de Recherche et de Coordination Acoustique-Musique (IRCAM), dessen Direktor er 1976–92 war. Ebenfalls in Paris war er Gründer und 1976–79 Leiter des Ensemble InterContemporain (EIC). 1984 spielte er drei Kompositionen von Frank Zappa für das Album Boulez Conducts Zappa: The Perfect Stranger mit dem 16-köpfigen Ensemble InterContemporain in Paris ein. Ab den 1990er Jahren arbeitete Boulez als Dirigent in Konzerten und CD-Einspielungen überwiegend mit führenden Traditionsorchestern zusammen, unter anderem den Berliner Philharmonikern und den Wiener Philharmonikern. 2004 kehrte er als Dirigent des Parsifal (Inszenierung: Christoph Schlingensief) nach Bayreuth zurück. Unter der Leitung von Boulez wurden am 17. Oktober 2008 auf den Donaueschinger Musiktagen beim Eröffnungskonzert Stücke von Fabián Panisello, Isabel Mundry und Enno Poppe mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg uraufgeführt und sein eigenes Werk Figures – Doubles – Prismes (1963/68). Pierre Boulez lebte seit Anfang der 1960er Jahre im baden-württembergischen Baden-Baden, wo er nun im Alter von 90 Jahren starb. Die Stadt verlieh ihm 2004 die Goldene Ehrenmedaille und 2015 die Ehrenbürgerschaft. Boulez wurde am 13. Januar 2016 auf dem Hauptfriedhof Baden-Baden beigesetzt. Eine offizielle Trauerfeier fand unter Anwesenheit des französischen Premierministers Manuel Valls und zahlreicher Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens Frankreichs am Folgetag in der Kirche Saint-Sulpice in Paris statt.
Neben Karlheinz Stockhausen und Luigi Nono gehörte Pierre Boulez ab Mitte der 1950er Jahre zu den herausragenden Vertretern der musikalischen Avantgarde, speziell der seriellen Musik. In seinen Kompositionen verband Boulez Rationalität und Logik mit den poetischen Traditionen der französischen Musik, insbesondere des Impressionismus. Seine erste Schaffensphase war von einer äußerst kritischen Einstellung zum eigenen Werk wie zu den Kompositionen anderer geprägt. So störte er mehrfach mit Gleichgesinnten Aufführungen konservativerer Kollegen und zog zahlreiche Frühwerke wieder zurück. Aber auch später überarbeitete er seine älteren Werke immer wieder, so dass sie kaum endgültige Form erreichten, sondern immer nur Stufen eines kompositorischen Entwicklungsprozesses darstellten.
Marion STUDHOLME ist am 6.1.2016 in London verstorben
Geboren am 27. Juni 1927 in Blackpool; Nachruf auf die englische Sopranistin auf Englisch: http://www.independent.co.uk/news/obituaries/marion-studholme-stalwart-of-sadler-s-wells-opera-who-also-featured-regularly-on-television-and-a6831216.html
Eva FLEISCHER ist am 8.1.2016 in Leipzig verstorben
Geboren am 5. Mai 1922 in Breslau; sie wurde an der Musikhochschule Leipzig ausgebildet und war dort Schülerin von F. Himmler, H. Lissmann und P. Russ. 1954 debütierte sie am Leipziger Opernhaus als Wanja in »Iwan Susanin« (»Ein Leben für den Zaren«) von Glinka. 1959-67 war sie als erste dramatische Altistin am Opernhaus von Leipzig engagiert; sie gastierte während dieser Jahre in Berlin, in Bulgarien und an führenden Opernbühnen der DDR. Auf der Bühne schätzte man sie vor allem als Interpretin dramatischer Partien in Verdi- und Wagner-Opern, im Konzertsaal trat sie in einem umfangreichen Repertoire auf, wobei sie vor allem als Oratorien- und Liedersängerin, namentlich als Bach-Interpretin, großes Ansehen erwarb. Einen weiteren Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit bildete die Gesangpädagogik: 1951-64 war sie als Dozentin, seit 1964 als Professorin an der Musikhochschule von Leipzig tätig.
Schallplattenaufnahmen auf Eterna (vollständige Aufnahme von Monteverdis »L‘Orfeo«, Lieder von Mussorgsky), auf Urania, HMV (Page in »Salome« von R. Strauss, 1964), DGG (Bach-Kantaten) und auf Vox.
Jane Stuart SMITH ist am 14.1.2016 in Roanoke (Virginia) verstorben
Geboren am 29. September 1925 in Norfolk (Virginia); Nachruf auf die amerikanische Sopranistin auf Englisch: http://www.telegraph.co.uk/news/obituaries/12142670/Jane-Stuart-Smith-opera-singer-obituary.html
Viktor MASSÁNYI ist am 22.1.2016 verstorben
Geboren am 8. Dezember 1967 in Ungvár; Informationen über den ungarischen Bariton auf Ungarisch: https://hu.wikipedia.org/wiki/Mass%C3%A1nyi_Viktor
Duncan ROBERTSON ist am 23.1.2016 verstorben
Geboren am 1. Dezember 1924 in Hamilton (Schottland); er war zunächst Schüler der Scottish National Academy of Music Glasgow, dann des Royal College of Music London. Er kam zu einer internationalen Konzertkarriere mit Auftritten in den meisten europäischen Ländern, hatte aber auch als Opernsänger große Erfolge. Auf diesem Gebiet sang er an der Scottish Opera Glasgow (1965-73 den Gottesnarren im »Boris Godunow«, den Fenton im »Falstaff« von Verdi, in Franz Schuberts »Alfonso und Estrella«, den Hylas in »Les Troyens« von Berlioz und den Ernesto im »Don Pasquale« sowie am 10.4.1968 in der Uraufführung der Oper »Full Circle« von Robin Orr den Andra), an der Covent Garden Oper London (Debüt in der Spielzeit 1958-59) und an der Welsh Opera Cardiff, an der Sadler’s Wells Opera, bei der English Opera Group und bei der Handel Society. In den Jahren 1958-64 war er fast alljährlich bei den Festspielen von Glyndebourne zu hören: 1958 und 1962 als Brighella in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1959-60 im »Rosenkavalier«, 1959, 1961 und 1963 als Jaquino im »Fidelio«, 1959 als Oberpriester in Mozarts »Idomeneo«, 1961 als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail« und als Fiorello im »Barbier von Sevilla«, 1962-64 als Valetto in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, 1963-64 als Monostatos in der »Zauberflöte« und 1973-74 als Koby im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem. Zahlreiche Auftritte des Künstlers wurden durch Radio- und Fernsehaufzeichnungen (teilweise auch in Unterhaltungsprogrammen) festgehalten. 1959 trat er als Titelheld in Strawinskys »Oedipus Rex« unter der Leitung des Komponisten und mit Jean Cocteau als Erzähler auf. 1968 sang er beim Edinburgh Festival das Tenorsolo in der Messe E-Moll von F. Schubert unter Carlo Maria Giulini mit gleichzeitiger Übertragung im englischen Fernsehen. 1963 nahm er am Konzert zum 50. Geburtstag des großen Komponisten Benjamin Britten teil. 1966-77 hatte er eine Professur an der Guildhall School of Music London, 1977-88 dozierte er Gesang an der Royal Scottish Academy of Music Glasgow.
Schallplatten: Saga (»The Cooper« von Thomas Arne, 1959), HMV (Werke von Vaughan Williams, Finale aus Donizettis »Anna Bolena« mit Maria Callas), Music Guild (Musik von Purcell).
Denise DUVAL ist am 25.1.2016 in Bex (Kanton Waadt, Schweiz) verstorben
Geboren am 23. Oktober 1921 in Paris; sie war Schülerin des Konservatoriums von Bordeaux; 1943 debütierte sie am Opernhaus von Bordeaux als Lola in »Cavalleria rusticana«. Sie wandte sich jedoch zunächst der Unterhaltungsmusik zu und wirkte sogar 1944 bei einer Revue in den Folies Bergères in Paris mit. 1947 nahm sie ein Engagement an der Grand Opéra Paris an, an der sie als Salomé in »Hérodiade« von Massenet debütierte, im gleichen Jahr debütierte sie an der Opéra-Comique Paris als Butterfly. Sie sang an der Grand Opéra Paris auch die Thaïs von Massenet, die Rosenn in »Le Roi d’Ys« von E. Lalo, die Prinzessin in »Marouf« von H. Rabaud, die Portia in »Le Marchand de Venise« von Reynaldo Hahn und die Concepcion in »L’Heure espagnole« von M. Ravel. 1957 wirkte sie an der Grand Opéra als Blanche in der französischen Erstaufführung der Oper »Dialogues des Carmélites« von Poulenc mit. An der Opéra-Comique sang sie am 3.6.1947 in der Uraufführung der Oper »Les mamelles de Tirésias« von Poulenc die Partie der Thérèse. 1953 kreierte sie die gleiche Oper in New York für Nordamerika, wo sie bereits 1951 bei der American Opera Society in New York gastiert hatte. 1949 wirkte sie an der Opéra-Comique in der Uraufführung der Oper »Le Oui des jeunes filles« von Reynaldo Hahn, 1952 in der von »Dolorès« von Michel-Maurice Lévy mit. An der Oper von Monte Carlo hörte man sie 1950 als Thaïs, 1952 in »L’Amour des trois oranges« von Prokofieff und als Concepcion, 1953 als Musetta in »La Bohème« und als Prinzessin in »Marouf«, 1967 in »The Medium« von G.C. Menotti, beim Maggio Musicale von Florenz 1953 in »Les Indes galantes« von Rameau, 1955 als Concepcion. An der Mailänder Scala trat sie 1953 in A. Honeggers »Jeanne d’Arc au bûcher« und 1963 als Thérése in »Les mamelles de Tirésias« auf. Sie beherrschte ein umfangreiches Bühnenrepertoire, wobei der Schwerpunkt auf den klassischen französischen Sopran-Partien lag, doch widmete sie sich auch der zeitgenössischen Musik. 1959 hatte sie einen der größten Triumphe ihrer Karriere, als sie zuerst an der Opéra-Comique (6.2.1959), dann an der Mailänder Scala, 1960 beim Edinburgh Festival und beim Festival von Aix-en-Provence »La Voix Humaine« von Poulenc kreierte, ein Werk, das der Komponist für sie geschrieben hatte. 1959-60 Gastspiel am Opernhaus von Köln, wo sie am 23.11.1959 an der Uraufführung der Oper »Der Tod des Grigori Rasputin« von Nikolas Nabokov teilnahm. Sie gastierte auch am Théâtre de la Monnaie von Brüssel, in Amsterdam und Lüttich; 1962-63 sang sie bei den Festspielen von Glyndebourne die Mélisande in »Pelléas et Mélisande« von Debussy. Am 10.3.1961 sang sie an der Piccola Scala Mailand in der Uraufführung der Oper »Per un Don Chisciotte« von Jean Pierre Rivière die Dulcinea. 1962 trat sie bei den Festspielen von Aix-en-Provence in »Les Malheurs d’Orphée« von Darius Milhaud auf. 1960, 1964 und 1965 gastierte sie am Teatro Colón von Buenos Aires. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch die Tosca und die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« nachzutragen. Nicht zuletzt wirkte sie auf der Bühne durch die aparte Schönheit ihrer Erscheinung und durch ihr darstellerisches Talent. 1964 kreierte sie bei Radio Suisse Romande »Faits divers« von Zbinden. 1965 nahm sie von der Bühne Abschied und wurde Professorin an der École Française de Musique in Paris; sie betätigte sich auch als Opern-Regisseurin.
Schallplatten: Columbia (u.a. vollständige Opern »L’Heure espagnole« von Ravel, »Les mamelles de Tirésias« von Poulenc), HMV (Blanche in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc), INA-Archives (Arien, von Francis Poulenc am Klavier begleitet).
Jean-Louis MARTINOTY ist am 27.1.2016 in Neuilly-sur-Seine verstorben
Geboren am 20. Jänner 1946 in Étampes; er studierte Altphilologie und Cello in Straßburg, als Regisseur feierte er 1975 sein Debüt. Er inszenierte bei zahlreichen Festivals, darunter beim Festival Aix-en-Provence und bei den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck, sowie an internationalen Häusern wie der Wiener Staatsoper (Le nozze di Figaro, Don Giovanni), dem Théatre des Champs-Élysées sowie den Opernhäusern in Bordeaux, Neapel, Nancy, Bonn und Karlsruhe. 1986-89 war er Generalintendant der Pariser Oper. Martinoty trat darüber hinaus auch als Schriftsteller hervor.
Sonja DRAKSLER ist am 29.1.2016 in Klagenfurt verstorben
Geboren am 5. Jänner 1927 in Dol bei Hrastnika (Slowenien); Gesangstudium an der Musikakademie von Ljubljana. 1947 begann sie ihre Karriere am Slowenischen Rundfunk (Radio Ljubljana), 1948-49 sang sie als Solistin mit der Slowenischen Philharmonie in Ljubljana. 1951 erfolgte ihr Bühnendebüt an der Nationaloper von Ljubljana (Laibach), an der sie bis 1955 blieb. 1955 wurde sie an die Wiener Volksoper verpflichtet (Antrittsrolle: Fenena in Verdis »Nabucco«). Hier entfaltete sie eine langjährige, sehr erfolgreiche Karriere. Sie sang hier u.a. die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Czipra im »Zigeunerbaron«, die Maddalena im »Rigoletto«, die Jezibaba in »Rusalka« von Dvorák, die Frau Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, die Azucena im »Troubadour«, die Försterin in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, die Brigitta in Korngolds »Die tote Stadt«, die Magdalena in Kienzls »Der Evangelimann« und die Zulma in Rossinis »Die Italienerin in Algier«. Gastspiele und Konzerte brachten ihr anhaltende Erfolge. 1957 wirkte sie bei den Festspielen von Salzburg in der Oper »Elektra« von R. Strauss als 2. Magd mit. Bei den Bregenzer Festspiele sang sie 1958 die Katinka in Smetanas »Die verkaufte Braut« und 1960 die Bostana im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius. 1963-66 sang sie beim Festival von Aix-en-Provence u.a. die Dryade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und die 3. Dame in der »Zauberflöte«. Auch an der Wiener Staatsoper war sie mehrfach zu Gast (1968-73 Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, 2. Dame in der »Zauberflöte«, Suzuki, Schwertleite in der »Walküre«, Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, Rosette in »Manon« von Massenet und 2. Norn in der »Götterdämmerung« in insgesamt 15 Vorstellungen). In ihrem Repertoire befanden sich auch die Carmen, die Pauline in »Pique Dame« von Tschaikowsky und die Nancy in »Martha«. Die Künstlerin, die mit einem Arzt verheiratet war, nahm 1973 an der Wiener Volksoper ihren Abschied von der Bühne und lebte seitdem in Klagenfurt.
Zahlreiche Aufnahmen auf Eurodisc (»Carmen«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Der Troubadour«, »Rigoletto«), MMS, Philips, Concert Hall. Auf Cetra singt sie die 2. Magd in einer Salzburger »Elektra«-Aufführung von 1957.
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