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TODESFÄLLE – STAND DEZEMBER 2019

27.11.2019 | Todestage

TODESFÄLLE – STAND DEZEMBER 2019

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

TODESFÄLLE

Jérôme PRUETT ist bereits am 25.12.2018 in Hartford (Connecticut) verstorben

 Geboren am 22. November 1941 in Poplar Bluff (Missouri); er studierte Gesang und Musikwissenschaft bei Thorwald Olsen in St. Louis, an der Colorado University bei Berton Coffin und am Oglebay Institute of West-Virginia bei Boris Goldovsky. Er nahm dann eine Professur für Gesangwissenschaft an der Iowa State University an, entschloss sich jedoch zur Sängerkarriere. 1974 debütierte er in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung von Donizettis »Parisinad’Este« als Ugo. (Von dieser Aufführung wurde ein Mitschnitt auf der Plattenmarke MRF publiziert), wobei die große Primadonna Montserrat Caballé seine Partnerin war. Seither hatte er seine Erfolge an den führenden nordamerikanischen Opernhäusern, namentlich an der City Opera New York. In Europa sang er oft an der Wiener Volksoper (u.a. den Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Ernesto im »Don Pasquale«, den Fracasso in Mozarts »Das schlaue Mädchen« und den Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas). Er wirkte hier auch am 26.4.1975 in der Uraufführung der Oper »Der eingebildete Kranke« von Franz Alfons Wolpert (als Cleantes) mit. Bei den Festspielen von Glyndebourne sang er 1977 und 1979 den Henry Morosus in der Richard-Strauss-Oper »Die schweigsame Frau«  und 1985 den Matteo in »Arabella« von R. Strauss. 1982 hörte man ihn am Stadttheater von Bern in der Titelrolle der Oper »Orfeo edEuridice« von J. Haydn. Am Grand Théâtre Genf gastierte er 1982 als Tristan in Fr. Martins »Le Vin herbé« und 1983 als Pelléas in »Pelléas et Mélisande«. 1983 großer Erfolg am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Julien in »Louise« von Charpentier und als Boris in »Katja Kabanowa« von Janácek. 1984 sang er am Opernhaus von Nancy in »Boulevard Solitude« von H.W. Henze, 1985 an der Opéra-Comique Paris den Paris in Offenbachs »La Belle Hélène«, 1987 an der Opera North Leeds den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, 1988 in Amsterdam den Boris in »Katja Kabanowa« und an der Grand Opéra Paris den Faust von Gounod, 1989 in Lausanne in »La fintagiardiniera« von Mozart, 1990 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona den Ferrando in »Cosìfantutte«, 1994 an der Oper von Frankfurt a.M. den Don Ottavio im »Don Giovanni«, 1996 an der Opera North Leeds den Faust von Gounod und den Alfredo in »La Traviata«. Weitere Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire waren: der Tamino in der »Zauberflöte«, der Fenton in Verdis »Falstaff« und der Tonio in »La Fille du Régiment« von Donizetti. Bedeutende Karriere auch auf den Gebieten des Konzert- und Oratoriengesanges.

Weitere Schallplatten: Erato-RCA (vollständige Aufnahme »Louise« von Charpentier), Cascavelle (»Boulevard Solitude« von H.W. Henze), BJR (»Parisinad’Este« von Donizetti).

 

César HERNÁNDEZ ist am 17.6.2019 in Orlando (Florida) verstorben

 Geboren am 13. Oktober 1970 in San Juan (Puerto Rico); er erhielt seine erste Ausbildung in San Juan auf Puerto Rico und trat hier bereits in der Zarzuela »DoñaFrancisquita« auf. Er führte dann seine Ausbildung in New Jersey weiter, wo 1989 sein offizielles Debüt als Rodolfo in »La Bohème« stattfand. Es entwickelte sich nun eine schnelle Karriere sowohl in Nordamerika wie in Europa, wo er 1991 beim Spoleto Festival in der europäischen Erstaufführung der Oper »Goya« von G.C. Menotti (in der Titelrolle) debütierte. Er trat in der Folge an italienischen Opernhäusern, u.a. am Teatro Verdi Triest, am Teatro Bellini Catania und in Genua, auf. Gastspiele führten ihn an die Staatsopern von München und Hamburg, an die Deutsche Oper Berlin (Pinkerton in »Madame Butterfly« 1995) und an das Nationaltheater von Mannheim, an das Théâtre de la Monnaie Brüssel (1995), an die Oper von Antwerpen, an die Königlichen Opern von Stockholm und Kopenhagen, an den Opernhäusern von Madrid und Monte Carlo. Er gastierte 1994 in Tel Aviv als Herzog im »Rigoletto«, 1995 an der Wiener Staatsoper und am Grand Théâtre Genf als Alfredo in »La Traviata« und an der Nationaloper Helsinki als Cavaradossi in »Tosca«, 1996 an der Königlichen Oper Kopenhagen als Pinkerton in »Madame Butterfly«. In den USA setzte er seine Karriere an der Michigan Opera Detroit (1993 als Rodolfo), an der Oper von New Orleans (1993 als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«), an der Opera Pacific Costa Mesa (1994 ebenfalls als Edgardo), an der Miami Opera (1994 als Herzog im »Rigoletto«), am Opernhaus von Houston/Texas (1996 als Cavaradossi) und an der Oper von San Diego (1996 als Cavaradossi) fort. 1996 gastierte er an der Oper von New Orleans als Cavaradossi, 1998 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Paco in M. de Fallas »La vida breve«, an der Canadian Opera Toronto als Cavaradossi, am Teatro de la Maestranza Sevilla als Verdis Don Carlos, an der Opéra Bastille Paris als Don José in »Carmen«. 1999 am Teatro Real Madrid, an der Oper von Monte Carlo und am Opernhaus von Baltimore als Don José. In der Spielzeit 1999-2000 trat er an der Deutschen Oper Berlin als Cavaradossi und als Pinkerton auf. 2000 gastierte er am Théâtre de la Monnaie Brüssel ebenfalls als Cavaradossi, am Landestheater von Salzburg als Faust von Gounod, am TeatroFenice Venedig als Paco

Zu seinen weiteren Bühnenpartien gehörte der Marcello in »Il Duca d’Alba« von Donizetti, den er beim Spoleto Festival 1992 vortrug; als Konzertsänger hatte er vor allem als Solist im Verdi-Requiem seine Erfolge.

Schallplatten: NuovaEra (»Goya«, Mitschnitt von 1991), Naxos (Verdi-Requiem), Marco Polo (Teodosio in »Amaya« von Jesús Guridi).

 

William WORKMAN ist am 13.9.2019 in Horst (Holstein) verstorben

 Geboren am 4. Februar 1940 in Valdosta (Georgia); Ausbildung durch Donald Plott am Davidson College, dann am Curtis Institute of Music in Philadelphia und an der Music Academy ofthe West in Santa Barbara (Kalifornien), jeweils durch Martial Singher. Nach weiteren Studien bei Hedwig Schilling in Hamburg erfolgte 1965 sein Debüt an der Staatsoper von Hamburg als zweiter Gefangener in »Fidelio«. Er blieb mehrere Jahre hindurch an der Hamburger Oper; hier wirkte er in den Uraufführungen der Opern »Help! Help! The Globolinks« von Gian Carlo Menotti (1968) und »Die Teufel von Loudun« von Penderecki (20.6.1969) mit. Seit 1972 Mitglied der Oper von Frankfurt a.M., war aber auch der Hamburger Oper weiter verbunden. Er sang weiter an den Opernhäusern von Stuttgart, Amsterdam (in »Der Kreidekreis« von Zemlinsky), Marseille, Straßburg, an der Wiener Staatsoper (1974 den Silvio im »Bajazzo«) und an der Wiener Volksoper, am Grand Théâtre Genf (1971 den Melchior in »AmahlandtheNightVisitors« und den Claude in »Help! Help! The Globolinks«, beides von G.C. Menotti) und an der Oper von Dallas. An der Grand Opéra Paris gastierte er 1977 als Papageno in der »Zauberflöte«, 1977-78 als Dandiniin »La Cenerentola« von Rossini, 1987 an der Oper von Santa Fé in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss zu Gast. 1987 wirkte er in der Eröffnungsvorstellung des neuen Opernhauses von Pittsburgh als Ping in Puccinis »Turandot« mit. 1988 Gastspiel am Théâtre de la Monnaie Brüssel in »Der ferne Klang« von Fr. Schreker. In Frankfurt nahm er an der Uraufführung der Oper »Stephen Climax« von Hans Zender teil (16.6.1986). In einer Fernsehsendung der »Zauberflöte« des deutschen Fernsehens gestaltete er den Papageno. Auf der Bühne namentlich im lyrischen Stimmfach hervorgetreten; erfolgreich auch als Konzertsänger.

Schallplatten: Turnabout (»Zoroastre« von Rameau). Electrola (moderne Opern aus der Hamburger Staatsoper), Musicaphon (»Strophen« von H. Vogt).

 

Herbert BEATTIE ist am 25.8.2019 in Colorado Springs (Colorado) verstorben

 Geboren am 23. August 1926 in Chicago; er wurde zunächst Radio-Ansager, dann Musiklehrer, schließlich Ausbildung der Stimme am American Conservatoryof Music in Chicago bei John Wilcox, dann bei Josef Krips in Buffalo. Er wurde 1957 an die City Opera New York engagiert (Debüt als Baron Douphol in Verdis »La Traviata«). Seitdem in den Jahren 1957-72 und nochmals 1980-84 erfolgreiches Wirken an dieser Opernhaus wie an den führenden nordamerikanischen Theatern. So sang er in Baltimore, Boston, Miami, New Orleans, Pittsburgh, San Antonio und San Francisco (1962-68 Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, Bartolo im »Barbier von Sevilla«, Mesner in »Tosca«, Titelrolle in »Don Pasquale«, Don Inigo in »L’Heure Espagnole« von Ravel, Mustafà in »L’Italiana in Algeri«, Don Alfonso in »Cosìfantutte«, Ankläger in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Christopher Columbus« von D. Milhaud, Lord Plimpton in »Fra Diavolo« von Auber und Doktor in »Wozzeck« von A. Berg). 1965 wirkte er an der City Opera in der Uraufführung der Oper »Lizzie Borden« von Beeson mit, 1958 in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, 1960 in der Premiere von W. Egks Oper »Der Revisor« unter der Leitung des Komponisten, 1966 in der von »Dantons Tod« von G. von Einem. Er gastierte in Europa in Amsterdam und Brüssel. Sein Repertoire enthielt seriöse wie Buffo-Partien aus allen Abschnitten der Operngeschichte bis hin zu zeitgenössischen Werken. 1970-75 leitete er die Colorado Opernfestspiele. 1959-82 trat er bei vielen Gelegenheiten im amerikanischen Rundfunk auf. Pädagogische Tätigkeit 1950-52 an der Syracuse University, 1952-53 an der Pennsylvania State University, 1958-82 an der Hofstra University Hempstead (New York). Er komponierte Chor- und weitere Vokalwerke.

Schallplatten: Columbia (»Christus am Ölberge« von Beethoven), Desto, Cambridge.

 

Giuliana CASTELLANI ist am 28.10.2019 bei einem Autounfall in Tirol verstorben


Mit Vittorio Grigolo

 Geboren 1979 in Locarno; Nachruf auf die Schweizer Mezzosopranistin: https://www.blick.ch/news/schweiz/tessiner-opernsaengerin-giuliana-castellani-40-bei-frontalcrash-getoetet-ihre-grosse-stimme-ist-fuer-immer-verstummt-id15590961.html

 

Johannes SCHAAF ist am 1.11.2019 in Murnau am, Staffelsee verstorben

 Geboren am 7. April 1933 in Stuttgart; der Sohn eines Polizeioberkommissars studierte in Tübingen und Berlin Medizin. Am Schauspielhaus Stuttgart wurde er in den fünfziger Jahren Schauspieler und Regieassistent. 1958 ging er ans Theater Ulm, wo er erstmals Regie führte. 1962 wechselte er nach Bremen. In den sechziger Jahren wurde Schaaf durch zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen bekannt. Sein Film Tätowierung war 1967 einer der ersten, der zu Beginn der Studentenrevolte den damaligen Generationenkonflikt thematisierte. Daneben wirkte er immer wieder selbst als Schauspieler in verschiedenen Produktionen mit. Als Darsteller war er zu sehen in Rainer Erlers Schlüsselblumen (1961), in Die Möwe (1963), Alle Jahre wieder von Ulrich Schamoni (1966), Jaider, der einsame Jäger (Regie: Volker Vogeler, 1970), Das falsche Gewicht (Regie: Bernhard Wicki, 1970), Im Reservat (Regie: Peter Beauvais, 1973), Der Kommissar – Sturz aus großer Höhe (Regie: Michael Braun, 1975), Wenn ich mich fürchte (Regie: Christian Rischert, 1983). 1969 wurde er zum Jury-Präsidenten der Berlinale 1969 berufen. 1980/81 war Schaaf gemeinsam mit dem Bühnenbildner Wilfried Minks für kurze Zeit im Direktorium des Mitbestimmungsmodells am Schauspiel Frankfurt. Seit den 1980er Jahren hat er sich auf Schauspiel- und Operninszenierungen spezialisiert. Er inszenierte am Wiener Burgtheater, Berliner Schillertheater, Münchner Residenztheater und bei den Salzburger Festspielen (Leonce und Lena, Nathan der Weise, Der tolle Tag von Beaumarchais). Seit Mitte der 80er Jahre widmet er sich verstärkt Operninszenierungen, u.a. bei den Salzburger Festspielen mit Capriccio, Die Zauberflöte und Die Entführung aus dem Serail. Am Royal Opera House Covent Garden in London inszenierte er Idomeneo und einen Zyklus der drei Da Ponte-Opern. Für die Wiener Staatsoper inszenierte er Idomeneo von Wolfgang Amadeus Mozart 1987 (Dirigent Nikolaus Harnoncourt), Cosìfantutte von Mozart 1989 (Dirigent Harnoncourt). Er inszenierte auch an der Bayerischen Staatsoper und De NederlandseOperan, und am Staatstheater Stuttgart: Lady Macbeth von Mzensk, Wozzeck, Rigoletto, Simon Boccanegra, Hänsel und Gretel, Falstaff und Pique Dame. An der Bayerischen Staatsoper in München interpretierte er u.a. Boris Godunow, den er auch zur Eröffnung der Neuen Oper in Tel Aviv einstudierte. In Stockholm brachte er eine Neuinszenierung von Otello heraus. In Amsterdam inszenierte er Fidelio, Die Fledermaus, Eugen Onegin und König Roger von Karol Szymanowski. An der Zürcher Oper erarbeitete Johannes Schaaf Verdis Aida und eine vielbeachtete Neufassung von Webers Oberon. Cosifantuttewar nach Le nozze di Figaro die zweite Neuinszenierung von Johannes Schaaf am Aalto-Theater Essen. 2009 inszenierte er Tosca an der Semperoper in Dresden. Johannes Schaaf lebte und arbeitete mit der Schauspielerin Rosemarie Fendel zusammen; von 1984 bis zu ihrem Tod im Januar 2019 war er mit der Opernsängerin Stella Kleindienst verheiratet. 1967 und 1971 wurde Schaaf mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. Für Große Liebe erhielt er 1966 eine besondere Anerkennung beim Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Sein Archiv befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

 

Friedemann LAYER ist am 3.11.2019 in Potsdam verstorben

 Geboren am 30. Oktober 1941 in Wien; er studierte in Wien an der Akademie für Musik und darstellende Kunst, unter anderem bei Hans Swarowsky. Sein erstes Engagement als Operndirigent führte ihn nach Ulm. Anschließend war er Assistent von Herbert von Karajan und Karl Böhm sowie gleichzeitig auch Studienleiter bei den Salzburger Festspielen. 1974 wurde Layer als 1. Kapellmeister an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf engagiert und 1987-90 erstmals Opern- und Generalmusikdirektor in Mannheim. 1994-2007 leitete er das Orchestre National und die Opéra National de Montpellier, womit er auch international durch sein Festival de Radio France et Montpellier bekannt wurde. Mit diesem Orchester spielte er auch eine Reihe von CDs von Operngesamtaufnahmen, Konzerten und Sinfonien ein. Von Herbst 2007 bis 2009 war er wieder Generalmusikdirektor in Mannheim und damit der erste Dirigent, der diese Aufgabe ein zweites Mal übernahm. Als Gastdirigent arbeitete er an der Wiener Volksoper (1978 Die drei Pintos von Weber/Mahler), an der Grand Opéra Paris (1982 Lear von A. Reimann), am Grand Théâtre Genf (1986 Elektra, 1992 Cosìfantutte, 1994 Fidelio), an der Oper von San Francisco (1985 Lear, 1987 Die Zauberflöte, 1990 Wozzeck von A. Berg), an der Opéra Bastille Paris (1992-93 und 1999 Die Zauberflöte, 2000 Don Giovanni und Katja Kabanowa von Janácek), an Opernhäusern in Bordeaux, Montpellier (Falstaff von Verdi), Straßburg (Jenufa, Die Sache Makropoulos, Katja Kabanowa, Das schlaue Füchslein von Janácek), Kopenhagen (Tannhäuser, Ariadne auf Naxos), Venedig, Basel (Der fliegende Holländer) und Frankfurt a.M. (Simon Boccanegra, La damnation de Faust, Lear, Die Sache Makropoulos, Pelléas et Mélisande), aber auch am Théâtre du Capitole Toulouse (Fidelio, Der Rosenkavalier, Le nozze di Figaro, Cosìfantutte, La clemenza di Tito, Lohengrin), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (Le nozze di Figaro, Cosìfantutte, Boris Godunow, Das schlaue Füchslein), an der Vlaamse Opera Antwerpen (Jenufa, Katja Kabanowa, Die Meistersinger von Nürnberg), an der Semperoper Dresden (Lulu von A: Berg, Don Giovanni, Cosìfantutte, Die Soldaten von B.A. Zimmermann, Tosca, Lear) und an der Deutschen Oper am Rhein (Don Giovanni), am Opernhaus Zürich (Otello), an der Deutschen Oper Berlin (Le nozze di Figaro, Don Giovanni), an der Staatsoper Unter den Linden Berlin und an der Komischen Oper Berlin (Der Rosenkavalier, Lear), an der Hamburgischen Staatsoper sowie beim Holland Festival und bei der Ruhr-Triennale. Sein Konzert- und Opernrepertoire zeigte keine Festlegung auf Stilrichtungen. Darüber hinaus hat er weniger bekannte Werke dirigiert und Uraufführungen zeitgenössischer Musik aus der Taufe gehoben. Friedemann Layer lebte abwechselnd in Berlin und Südfrankreich.

 

Elio BONCOMPAGNI ist am 9.11.2019 in Florenz verstorben

 Geboren am 8. Mai 1933 in Caprese Michelangelo; er studierte in Florenz Violine und Komposition und belegte Dirigierkurse bei Franco Ferrara. Er war Preisträger des Internationalen Dirigierwettbewerbs der RAI in Mailand; danach wurde er Schüler und Assistent von Tullio Serafin. Elio Boncompagni war vier Jahre Chefdirigent am Nationaltheater von Brüssel (Théâtre de la Monnaie). Während dieser Zeit hat er Gastspiele nach Paris und Wien durchgeführt. Zwei Jahre fungierte er am königlichen Theater in Stockholm als ständiger Dirigent für das italienische Repertoire. Mit diesem Theater realisierte er ein Gastspiel an der Deutschen Oper Berlin. Darüber hinaus war er drei Jahre Künstlerischer Leiter und Chefdirigent am Teatro San Carlo in Neapel und hat dort für Opern und Sinfoniekonzerte verantwortlich gezeichnet, darunter eine Neuproduktion von Richard Wagners Ring des Nibelungen. An der Wiener Staatsoper dirigierte er zwischen 1986 und 1991 insgesamt 36 Vorstellungen des italienischen Repertoires (La Traviata, Rigoletto, Tosca, Turandot, La Bohème, Il Trovatore und Madame Butterfly). Als Gastdirigent war er bei der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Berlin, der Bayerischen Staatsoper München und der Staatsoper Hamburg. Elio Boncompagni verfügte auch über eine große Erfahrung im Konzertbereich. Er hat Konzerte in ganz Europa, den USA, Südamerika und Australien mit Orchestern wie den Wiener Symphonikern, dem London Symphony Orchestra, dem Royal Philharmonic Orchestra, der Dresdner Philharmonie, dem OrchestreSymphonique de Montreal etc. dirigiert. Er arbeitete mit Solisten wie Salvatore Accardo, Isaac Stern, Eugen Istomin, Claudio Arrau, Maurizio Pollini, Jean Pierre Rampal und Pierre Fournier, Frank-Peter Zimmermann, Mischa Maisky, Mihaela Ursuleasa, Isabelle van Keulen und Lars Vogt . 1996-2002 war Elio Boncompagni Generalmusikdirektor in Aachen. In dieser Funktion war er als künstlerischer Leiter des Sinfonie-Orchesters Aachen für den Konzertbereich und als musikalischer Leiter für das Musiktheater verantwortlich. Darüber hinaus war er künstlerischer Leiter des Städtischen Chores Aachen. Im Theater Aachen sind Boris Godunow, Turandot, Il Trovatore, Tannhäuser, Don Sebastiano, Madame Butterfly, Ariadne auf Naxos, Manon Lescaut, Rigoletto, Elektra, La Boheme, Maria di Rohan, Le Nozze di Figaro, Die Fledermaus, Die toten Augen, Die Zauberflöte und Hänsel und Gretel unter seinem Dirigat in Szene gesetzt worden. Darüber hinaus rekonstruierte er die zweite, authentische Wiener Fassung der letzten Oper Donizettis, Don Sebastiano, die er dem Publikum zunächst in einer konzertanten Aufführung im Oktober 1996 in Stuttgart präsentierte. Anfang 1998 kam Don Sebastiano unter seinem Dirigat im Theater Aachen zu seiner szenischen Erstaufführung mit fünfzehn Vorstellungen und erhielt einhellige Zustimmung von Publikum und Presse. Mittlerweise ist Don Sebastiano auf CD eingespielt. Er hat auch die Wiener Fassung der Maria di Rohan rekonstruiert und im Theater Aachen aufgeführt. Nach seiner Zeit in Aachen zog es Boncompagni wieder nach Italien, wo er unter anderem auch als Privatdozent an den Konservatorien in Perugia und Pesaro tätig war, aber weiterhin zahlreiche Arrangements mit großen Opernhäusern wie beispielsweise dem Teatro Verdi in Triest (Macbeth), dem Teatrodell’Opera in Rom oder dem Teatro del MaggioMusicale in Florenz (Die Legende von heiligen Elisabeth von Fr. Liszt) sowie weitere Gastdirigate im Ausland (Le Nozze di Figaro mit dem Mozarteum Orchester in Salzburg) übernahm. Während seiner gesamten Laufbahn zeichnete sich Boncompagni besonders durch eine profunde Kenntnis des italienischen Repertoires, und hier speziell durch seine Interpretation der Werke Gaetano Donizettis aus und setzte diese Erfahrung auch immer wieder als Schwerpunktthema bei seinen Aufführungen ein. Dazu erstellte er in den letzten Jahren beachtenswerte CD- und Schallplatteneinspielungen unter anderem von Donizettis Opern Anna Bolena, Maria Stuarda, Maria di Rohan mit verschiedenen Orchestern sowie ein Donizetti-Porträt aus Arien und Ouvertüren mit der Sopranistin Edita Gruberova.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.elioboncompagni.com/tedesco/ros_file/biografia.htm /

 

Werner Andreas ALBERT ist am 10.11.2019 in Brisbane verstorben

 Geboren am 10. Januar 1035 in Weinheim; nach dem Studium von Geschichte, Musikwissenschaft und Schulmusik an der Universität Heidelberg sammelte er 1959-63 erste Erfahrungen in der Orchesterleitung als Hospitant bei den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Sein Debüt als Dirigent gab er 1961 beim Heidelberger Kammerorchester. Durch Vermittlung von Hans Rosbaud erhielt er 1963 eine Anstellung als Erster Kapellmeister der Nordwestdeutschen Philharmonie in Herford, wo er 1969 Nachfolger von Richard Kraus als Chefdirigent wurde. 1971 wurde er Chefdirigent des Orchesters der Gulbenkian-Stiftung. 1974 wechselte er in gleicher Position zu den Nürnberger Symphonikern. 1983-90 war er Chefdirigent des Queensland Symphony Orchestra in Brisbane (Queensland), Australien. Zusätzlich wurde er 1993 zum Künstlerischen Berater des Queensland Philharmonic Orchestra ernannt und 1995-98 als Chefdirigent engagiert. Ab 1998 arbeitete Albert als freischaffender Dirigent und verfolgt weltweit Gastdirigate und Aufnahmeprojekte. Werner Andreas Albert lebte zuletzt in Australien und in Deutschland.

Werner Andreas Albert hat für Classic Production Osnabrück u. a. das orchestrale Gesamtwerk von Erich Wolfgang Korngold und von Paul Hindemith aufgenommen sowie eine umfangreiche Darstellung der Werke von Hans Pfitzner und Siegfried Wagner. Seine zahlreichen Plattenaufnahmen beinhalten vor allem weniger bekannte Komponisten wie Ernst Boehe, Richard Wetz, Benjamin Frankel, Hermann Goetz, Ernst Pepping, Gordon Sherwood oder Robert Volkmann. Mit nahezu allen Rundfunksinfonie-Orchestern der ARD hat er zahlreiche Konzerte aufgenommen; allein die Anzahl der Einspielungen für den WDR, mit dem er seit über 40 Jahren zusammenarbeitet, liegt bei über 500 Werken. Werner Andreas Albert war Professor am Meistersinger-Konservatorium Nürnberg bzw. der Hochschule für Musik Nürnberg. 25 Jahre lang, bis 1999, war er künstlerischer Leiter des Bayerischen Landesjugendorchesters, dessen Ehrendirigent er wurde. An der Universität von Queensland betreute Albert ausgewählte Studenten im Masterstudium.

 

John WEGNER ist am 19.11.2019 in Australien verstorben

 Geboren 1950 in Deutschland; 1955 wanderte seine Familie nach Australien aus, wo er seine Bühnenlaufbahnbegann. In den Jahren 1981-92 war er an der Australian Opera in Sydney engagiert und brachte während dieser Zeit dort 60 verschiedene Partien zum Vortrag, darunter den Leporello im »Don Giovanni«, den Escamillo in »Carmen«, den Nourabad in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, den Banco in Verdis »Macbeth«, den Timur in »Turandot« von Puccini, den Sparafucile im »Rigoletto« und den Mayor in »Peter Grimes« von B. Britten. 1988 wirkte er an der Australian Opera in der Uraufführung der Oper »Whitsunday« von Brian Howard mit; am 2.10.1990 sang er dort in der Abschiedsvorstellung von Joan Sutherland den St. Bris in den »Hugenotten« von Meyerbeer, während die große australische Primadonna als Marguerite de Valois auftrat. 1986 gewann er ein Stipendium für eine weiterführende Ausbildung in Europa, die u.a. 1987 in Kursen bei den Bayreuther Festspielen stattfand. 1992 wurde er als Bass-Bariton und Helden-Bariton an das Staatstheater von Karlsruhe verpflichtet, an dem er als Antrittsrolle den Jochanaan in »Salome« von Richard Strauss übernahm. Er wurde hier als Wagner-Interpret, vor allem als Wotan und als Wanderer, in den Aufführungen des Nibelungenrings bekannt. In der Spielzeit 1994-95 hörte man ihn in Karlsruhe als König in »Die Kluge« von Carl Orff, am Stadttheater von Bern (Schweiz) als Fliegenden Holländer und in Sydney als Scarpia in »Tosca«, 1996 in Karlsruhe als Fürst Igor von Borodin und als Jago in Verdis »Otello«, in Sydney als Partner von Nelly Miricioiu in der Rolle des Alfonso in Donizettis »Lucrezia Borgia«. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte er 1997 als Donner im »Rheingold« mit, 2002-05 als Biterolf im »Tannhäuser«, 2003 als Telramund im »Lohengrin«, 2004-06 als Klingsor im »Parsifal« und 2006 als Kurwenal in »Tristan und Isolde«. 1997 gastierte er an der Königlichen Oper Kopenhagen als Scarpia, den er auch 1998 an der Australian Oper in Sydney sang. 1998 trat er in Adelaide als Wotan im Nibelungenring auf, 1999 in Sydney als Escamillo. 1999 trat er an der Oper von Dublin als Jochanaan auf, 2000 an der Stuttgarter Staatsoper als Alberich in der »Götterdämmerung«, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg als Baron Prus in Janáceks »Die Sache Makropoulos«, am Opernhaus von Bonn als Gunther in der »Götterdämmerung«. 2001 sang er bei der Opera North Leeds den Kurwenal, an der Staatsoper Berlin der Jochanaan. An der Wiener Staatsoper gastierte er 2008 als Telramund und 2009 als Don Pizarro im »Fidelio«.  Er war 2000-12 Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und blieb diesem Haus auch nach dieser Zeit verbunden. Hier verkörperte er viele große Rollen seines Fachs, darunter den Sebastiano in »Tiefland« von Eugène d‘Albert, den Titelhelden in »Boris Godunow«, den Baron Prusin Janáceks »Die Sache Makropoulos«, den Titelhelden in der Uraufführung der Oper »Richard III.« von Giorgio Battistelli und den Marquis de la Force in »Dialogues des Carmélites« von François Poulenc sowie seine großen Wagner-Partien vor allem den Wotan und den Wanderer in Kurt Horres᾿ Inszenierung des »Ring des Nibelungen«. Im März 2013 stand er letztmals in zwei Produktionen der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf auf der Bühne: als Jochanaan und in einer seiner großen Paraderollen, als Scarpia.

Schallplatten: Virgin (St. Bris in den »Hugenotten«, Mitschnitt der oben erwähnten Abschiedsvorstellung von Joan Sutherland; auch als Video); Bella Musica (Wotan und Wanderer in vollständiger Aufnahme des Ring-Zyklus).

Weitere Informationen auf seiner Homepage:

http://www.john-wegner.com/John_Wegner_Home_Page/Welcome.html

 

Stephen CLEOBURY ist am 22.11.2019 in York verstorben

 Geboren am 31. Dezember 1948 in Bromley; in jungen Jahren sang er in der Worcester Cathedral und lernte Orgel am St. John’s College in Cambridge. In den 70er Jahren war er an der St. Matthew’s Church in Northampton und an der Northampton Grammar School tätig, bevor er 1979 musikalischer Leiter der Westminster Cathedral wurde. 1982 wechselte er zum ChoirofKing’s College in Cambridge, wo er zusätzlich eine Lehrstelle erhielt. Diese Position hatte er bis Herbst 2019 inne. 1983-2009 war er außerdem Dirigent der Cambridge University Musical Society, 1990-92 war er kurzzeitig Präsident des Royal College ofOrganists. Die BBC Singers leitete er 1995-2007. Darüber hinaus leitete er das jährliche Festival ofNineLessonsand Carols, das seit 1918 an Weihnachten stattfindet und seit 1928 von der BBC organisiert wird. Außerdem war Cleobury an der Gründung des FestivalofEaster at King’s sowie der Konzertreihe Concerts at King’s beteiligt.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.stephencleobury.com/

 

Jonathan MILLER ist am 27.11.2019 in London verstorben

 Geboren am 21. Juli 1934 in London; er wuchs in London auf. Sein Vater Emanuel Miller war Psychiater, seine Mutter Betty schrieb Romane und Biographien. Er studierte Naturwissenschaften und Medizin am St. John’s College, Cambridge und wechselte schließlich an das University College London. Während des Medizinstudiums begann er sich beim Theaterklub Cambridge Footlights zu engagieren. 1959 machte er seinen Doktor in Medizin und arbeitete 2 Jahre im Central Middlesex Hospital, London. In den 60er Jahren schrieb und produzierte er zusammen mit Alan Bennett, Peter Cook und Dudley Moore ein Musical (BeyondtheFringe) für das Edinburgh Festival. Im Jahr 1964 inszenierte er das 1. Stück im gerade neu gegründeten American Place Theatre – The Old Glory von Robert Lowell mit Frank Lagella, Roscoe Lee Brown und Lester Rawlins in den Hauptrollen. Das Stück gewann 5 Obie Awards unter anderem als Bestes Amerikanisches Stück. 1966 schrieb er eine Filmadaption von Alice in Wonderland und führte hierbei auch Regie. 1970 spielte Laurence Olivier in Millers Produktion von Shakespeares Der Kaufmann von Venedig. 1970-73 hatte Miller ein Forschungsstipendium für Medizingeschichte am University College, London, inne. Nachdem er 1973 seine erste Oper inszenierte (eine englische Erstaufführung von Alexander GoehrsArden muss sterben) begann er Opern für die Kent Opera, das Glyndebourne Festival (1975 Das schlaue Füchslein von Janácek) und für die English National Opera zu produzieren, bzw. Regie zu führen. In den 70er Jahren fing er an sich für die Rechte gleichgeschlechtlich Liebender einzusetzen und war Vizepräsident der Campaignfor Homosexual Equality, eine der ältesten britischen Organisationen für Gay Rights. In den 1980er Jahren produzierte er Shakespeare-Stücke für den BBC, bei denen er auch teilweise selbst Regie führte. Unter anderem trat John Cleese in einer seiner Produktionen auf. Gleichzeitig studierte er Neuropsychologie und bekam ein Forschungsstipendium für die Sussex Universität. 1988 wurde er künstlerischer Leiter des Londoner Old Vic Theatre und blieb dies bis 1991. In den 1990er und 2000er Jahren war er viel fürs Fernsehen tätig und produzierte einige Dokumentations-Serien für die BBC unter anderem über die Geschichte der Medizin, Madness (Verrücktheit), die Entstehung der menschlichen Sprache sowie eine Serie über Atheismus. In Wien inszenierte Miller 1991 Mozarts Le nozze di Figaro, eine Produktion der Wiener Staatsoper im Theater an der Wien, im Jahr 1993 folgte Fedora von Umberto Giordano bei den Bregenzer Festspielen als Koproduktion mit der Wiener Staatsoper, an der diese Inszenierung ab 1994 gezeigt wurde. 1997 führte ihn sein Weg auch zu den Salzburger Festspielen, wo er bei Mitridate, Re di Ponto Regie führte. Erst 2007, 10 Jahre nach seiner letzten Bühnentätigkeit für ein britisches Theater, kehrte er mit Tschechows Der Kirschgarten wieder zurück, gefolgt von Monteverdis L‘Orfeo. Nebenbei kuratierte er noch eine Ausstellung im Imperial War Museum in London. 2010 inszenierte er für die  English National Opera und die Cincinnati Opera La Bohème in einem 1930er Setting. 2011 führte er Regie bei La Traviata und 2012 bei Cosìfantutte in Washington DC. 2013 fand eine Ausstellung des an abstrakten und modernen Kunstwerken interessierten Multitalentes mit eigenen Werken in Islington statt. Gemeinsam mit 54 anderen bekannten Persönlichkeiten, wie Richard Dawkins, Terry Pratchett und Stephen Fry unterzeichnete er einen offenen Brief im Guardian, der sich gegen einen Staatsbesuch durch Papst Benedikt XVI. richtete. Miller war seit 1956 mit Helen Rachel Collet verheiratet, mit zwei Söhnen und einer Tochter lebten sie in Camden, London. Jonathan Miller starb im Alter von 85 Jahren an den Folgen der Alzheimer-Krankheit.

 

Mariss JANSONS ist am 30.11.2019 in St. Petersburg verstorben

 Geboren am 14. Januar 1943 in Riga; er wurde in Riga als Sohn des lettischen Dirigenten Arvids Jansons geboren. Seine Mutter Iraida Jansone war eine jüdische Mezzosopranistin. Sie brachte ihren Sohn in einem Versteck zur Welt, in das sie sich geflüchtet hatte, nachdem ihr Vater und ihr Bruder im Rigaer Ghetto umgekommen waren. 1946 gewann sein Vater den zweiten Preis in einem nationalen Wettbewerb und wurde Assistent von Jewgeni Mrawinski bei den Leningrader Philharmonikern. 1956 folgte ihm seine Familie nach. Jansons studierte Violine, Klavier und Dirigieren am Leningrader Konservatorium und ging 1969 nach Österreich, wo er seine Ausbildung bei Hans Swarowsky und Herbert von Karajan fortsetzte. 1973 wurde er wie sein Vater zuvor stellvertretender Dirigent der Leningrader Philharmoniker. 1979-2000 war er Leiter des Osloer Philharmonie-Orchesters, mit dem er zahlreiche Aufführungen, Aufnahmen und Tourneen absolvierte. 1996 erlitt er während des Dirigierens von La Bohème einen lebensbedrohlichen Herzanfall auf dem Podium in Oslo, kurz darauf im Spital einen zweiten. Sein Vater war beim Dirigieren verstorben. 1992 wurde er zum Haupt-Gastdirigenten des London Philharmonic Orchestra und 1997 zum Chefdirigenten des Pittsburgh Symphony Orchestra ernannt. Seit Herbst 2003 war er als Nachfolger Lorin Maazels Chefdirigent beim Chor des Bayerischen Rundfunks und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks; von September 2004 bis März 2015 war er zusätzlich Chefdirigent des Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters, hier in der Nachfolge von Riccardo Chailly. Im Jahr 2006 leitete Jansons erstmals das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Im Oktober 2007 führte er mit dem Chor und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks die Neunte Symphonie von Ludwig van Beethoven und die Chormotette Tu es Petrus von Giovanni Pierluigi da Palestrina im Vatikan auf; das Konzert wurde von zahlreichen Sendern weltweit übertragen. Weitere Meilensteine der Zusammenarbeit mit den Klangkörpern des Bayerischen Rundfunks waren die Aufführungen der Requien von Verdi, Mozart und Dvořák; von StrawinskisPsalmensinfonie, Poulencs Stabat Mater und Leonard Bernsteins ChichesterPslams. Im Karajan-Gedenkjahr führte der Karajan-Schüler Johannes Brahms‘ Deutsches Requiem auf, eines der Lieblingswerke Karajans, das von der Presse als überragendes Klangereignis gefeiert wurde. Am 20. April 2010 wurde bekannt, dass Jansons die nächsten Monate wegen Krankheit ausfallen werde. Bei seinem für den 3. Mai 2010 vorgesehenen Debüt an der Wiener Staatsoper (als Dirigent der Bizet-Oper Carmen) vertrat ihn sein Schüler und Landsmann Andris Nelsons am Pult. 2012 dirigierte Jansons zum zweiten Mal das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Im Herbst 2012 führte er mit dem Symphonieorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks in der Suntory Hall in Tokio den Zyklus aller neun Beethoven-Symphonien auf. Nach 2006 und 2012 leitete Jansons auch das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2016. Nach einem Riss der Achillessehne musste Jansons Dirigate in Wien vom 28. November bis zum 2. Dezember 2019 gesundheitsbedingt absagen. Für ihn sprang Jakub Hrusa bei teilweise geändertem Programm ein. In der Nacht zum 1. Dezember 2019 starb Mariss Jansons im Alter von 76 Jahren in St. Petersburg im Kreis seiner Familie an den Folgen einer Herzerkrankung. 

1971 gewann Jansons den zweiten Preis beim Internationalen Dirigentenwettbewerb Herbert-von-Karajan. Im Jahr 2006 wurden ihm verschiedene Auszeichnungen zuteil. Ihm wurde in Cannes auf der Midem ein Cannes Classical Award als Künstler des Jahres verliehen. Gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erhielt er für die Aufnahme der 13. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch einen Grammy in der Kategorie „Beste Orchesterleistung“. Es folgte der „Drei-Sterne-Orden“, die höchste Auszeichnung der Republik Lettland. Er wurde mehrfach von der Deutschen Phono-Akademie mit dem Echo Klassik geehrt; 2018 distanzierte er sich aufgrund der Kontroverse um den Preis von diesen Auszeichnungen. Im selben Jahr erhielt er den Bayerischen Verdienstorden. 2009 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. 2010 wurde ihm der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst überreicht. 2013 wurde Jansons mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet. Am Tag der Deutschen Einheit 2013 erhielt er vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Die Londoner Royal Philharmonic Society ehrte Mariss Jansons im November 2017 mit der Goldmedaille der britischen Konzertgesellschaft „RPS Gold Medal“, die ihm im Rahmen eines Gastkonzerts mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Londoner Barbican Hall verliehen wurde. Anlässlich seines 75. Geburtstags wurde 2018 eine Tulpensorte, gezüchtet von einem Letten und einem Niederländer, nach Jansons benannt. 2018 wurde Jansons Ehrenmitglied der Berliner Philharmoniker, der Wiener Philharmoniker und erhielt von den Salzburger Festspielen die Festspielnadel mit Rubinen – die höchste Ehrung der Festspiele, vergleichbar mit einer Ehrenmitgliedschaft. Am 13. Oktober 2019 erhielt er denOpus Klassik für sein Lebenswerk.

 

 

 

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