Südtiroler Festspiele Toblach: Silvia Nair – The musical Voice/Musicalabend Gustav-Mahler-Saal 1.9.2019
Bei den Festspielen Südtirol gab es heuer einen reinen Musicalabend mit mikrofonverstärkter Stimme von Silvia Nair und dem Orchestra Regionale Filarmonia Veneta, das in Treviso eine eigene symphonische Saison mit internationalen Solisten spielt. Silvia Nair ist eine im europäischen Süden berühmte Musicalsängerin mit italienisch-ägyptischen Ursprüngen. Sie hat das gesamte gängige Musicalrepertoire gesungen und ist in Italien mit bedeutenden Sängern wie Lucio Dalla, Andrea Bocelli und Luca Baglioni in Crossovers aufgetreten. Romolo Gessi leitet neben seiner vielfachen genreüberscheitenden Dirigiertätigkeit derzeit die European Conducting Academy und das ‚All international Young Artists Project‘.
Der Abend bietet einen Querschnitt des Musicals seit seinen Anfängen in den USA in den 20er Jahren. Es erklingt von George Gershwin The Man I Love aus „Lady be Good“ 1924, und Summertime aus „Porgy and Bess“(1935), von Jerome Kern ‚Smoke Gets in Your Eyes‘ aus „Roberta“ (1933). Von Cole Porter kommt Night and Day aus „Gay Divorce“ (1932) sowie ein Medley for orchestra (Cole Porter Classics): Begin the Beguin (1934), Love for Sale aus „The New Yorkers“ 1930 und das legendäre „Anything Goes“ 1934. Silvia Nair taucht sofort in diesen swingenden Sound ein und kann mit ihrer großen Sopranstimme selbst die Atmosphäre des jeweiligen Stücks creieren. Das Orchester hat ja hier ein noch einen größeren Anteil als später und kostet ihn weidlich aus. Natürlich fließt, besonders bei Cole Porter auch die romantische Opernerfahrung mit hinein.
In einem 2.Block kommt Leonard Bernstein mit I Feel Pretty und Somewhere aus „West Side Story“ 1957 zum Zug. Hier mischen sich ja schon häufiger auch dissonante Klänge ein. Von Jule Stine erklingt People aus „Funny Girl“ 1964. Dann John Kander mit einem der berümtesten Musicalstücke, New York, New York aus dem gleichnamigen Musical von 1977, das am Ende noch einmal als Zugabe gespielt wird. Silvia Nair steigert sich da mit vollem Risiko hinein, singt es mit formidabler einschmeichelnder Stimme aus und zeigt auch ihr offensives Spieltalent oder kauert mal wie verlassen unten am Dirigentenpodium.
Dann der Sprung über den großen Teich nach England: Aus Frederick Loewes fantastischem Musical My Fair Lady erklingt die Suite for orchestra/1956 mit u.a. ‚I could have Danced all Night‘. Nair kann sich hier in der angenehm vom Orchester auslegten Musik quasi baden. Der anschließende Block besteht dann fast ausschließlich aus dem einen Star, der das Musical zum kommerziell erfolgreichsten Musikmedium gemacht hat – Andrew Lloyd Webber und seiner ‚Very Usefull Company‘. Von ihm erklingen: Don’t cry for me, Argentina aus „Evita“ 1975, I don’t know how to Love Him aus „Jesus Christ Superstar“ 1970 und Memory aus ‚Cats‘ 1981. Bei diesem Stück dreht S.Nair wie bei New York, New York richtig auf. Ouverture and Wishing you were here sowie Think of me aus „Phantom of the Opera“ 1986 folgen. ‚With One Look‘ aus „Sunset Boulevard“ 1993 endet das Programm. Dazwischen eingeschoben war aber ein noch etwas unbekannterer Name: Henry Mancini, der aber mit dem wohlbekannten Stück Moon River aus „Breakfast at Tiffany’s“, zu Gehör kommt, vom Orchester absolut wohlgelaunt und süffig gespielt.
Friedeon Rosén