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Tim Theo Tinn‘s Plädoyer zur Kraft werkimmanenter surrealer Inszenierungen“ Teil 9. Beispiel Parsifal, Wiener Staatsoper: Alles klar, nachts ist kälter als draußen!

Musiktheater: „Phantasmen möglicher Zukunft oder tagesaktueller Morast“?

20.04.2021 | Themen Kultur

Tim Theo Tinn‘s Plädoyer zur Kraft werkimmanenter surrealer Inszenierungen“ Teil 9                                               

Beispiel Parsifal, Wiener Staatsoper: Alles klar, nachts ist kälter als draußen!

Musiktheater: „Phantasmen möglicher Zukunft oder tagesaktueller Morast“?

Tim Theo Tinn's Einlassungen: „Plädoyer zur Kraft surrealer Inszenierungen“  Teil 3 Online Merker
J.M.W. Turner: „Licht und Farbe – Der Morgen nach der Sintflut“

TTT‘s Musiktheaterverständnis ist subjektiv davon geprägt, keine Reduktion auf heutige Konsens- Realitäten, Yellow-Press (Revolverpresse), Trash–Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände in Ort, Zeit und Handlung zuzulassen.

Bebilderung und Reproduktion heutigen Alltags gem. Konsenswelt erscheint blödsinnig. So kann Theater keine Initialzündung geben, da die alltägliche Konsenswelt hinreichend bekannt ist und Inszenierungen sich so im alltäglichen Morast bewegen. Warum soll man sich im Theater mit einer unfertigen Welt im Alltagstrott beschäftigen, wenn doch die Möglichkeit zum Phantasma besteht. Theater nach TTT bedeutet Affekte und Assoziationen (nach Eisenstein). Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind und ästhetisch künstlerische Überhöhungen.

TTT’s Reihe „Plädoyer zur Kraft surrealer, werkimmanenter Inszenierungen“ diskutiert dies.

Parsifal – Variante mit dem Gehalt der Neuinszenierung durch Kirill Serebrennikow „Wenn es nachts kälter ist als draußen, sollte man lieber zu Fuß als bergauf gehen, weil es dann nicht so dunkel ist? Obwohl bergauf ist eigentlich näher als zu Fuß. Und vor allem ist es wärmer als bergab. Aber für schwangere Jungfrauen ist es immer weiter als tagsüber. Nur für die drei lustigen Zwei wird es immer kälter sein als mit dem Zug, denn der Zug fährt schneller als im Stehen. Aber trotzdem braucht der Zug länger als im Flugzeug, weil das Flugzeug im Wasser weiterfliegt als in Milch. Ist ja auch kein Wunder, das Flugzeug ist morgens ja auch leichter als mit dem Zug. Man kann aber auch zu Fuß mit dem Auto schwimmen. Das ist sogar billiger als in der Stadt. Aber das Beste überhaupt – man bleibt einfach daheim. Da isses immer noch schöner als zu Hause! Doch wo hat die Banane ihre Gräten?“ (unbekannter Autor, Internet)

Haben Sie etwas verstanden? Ein Äquivalent zur Erzählstruktur der Inszenierung, die exponentiell an „nachts ist …“ knüpft.

Das erschließt sich genauso schnell, wie der Versuch Antworten zu finden. Die gibt es nicht, da keine Rätsel, sondern Alogismen hier Einzug halten.

Der Alogismus (griechisch: Unvernunft, Widersinn) ist eine moderne Kunstrichtung, … der einen unlogischen Sachverhalt ausdrückt oder eine Überlegung darstellt, die sich selbst oder der Logik widerspricht. Ein bekannter rhetorischer Alogismus ist die Aussage „Nachts ist es kälter als draußen.“ (Wikipedia)

Fakten zum Regisseur: Kirill Serebrennikows Karriere ist beeindruckend: er wird als Starregisseur, Dissident, politisch verfolgt und Alleskönner gehandelt. Er inszeniert Film, TV, Oper, Schauspiel, Ballett, gestaltet Bühnenbilder und Kostüme etc. Seit 2008 ist er Professor der Moskauer Theaterschule, 1992 hat er ein Physikstudium abgeschlossen. Seitdem ist er offensichtlich nach Anfängen im Amateurtheater in der etablierten russischen Theaterlandschaft und auch international unterwegs. Prominent hat er in Russland z. B. 2017 am Bolschoi- und auch am Mariinski-Theater Oper und Ballett inszeniert.

Serebrennikow hat im Ergebnis stundenlanger Recherche keinerlei theateradäquate Ausbildung, in keinem seiner Tätigkeitsbereiche, blieb bis Febr. 2021, also noch weit nach seiner Verurteilung, künstlerischer Leiter des Moskauer Gogol-Zentrums, obwohl schon seit 2017 strafrechtliche Ermittlungen wegen Unregelmäßigkeiten im Finanzhaushalt dieses Theaters bestanden.

  • Nachts fahren Züge schneller als auf Schienen!

Die Staatsanwaltschaft forderte im Juni 2020 wegen Veruntreuung staatlicher Millionen sechs Jahre Lagerhaft und 800.000 Rubel Geldstrafe.  Am 26. Juni 2020 wurde er wegen Veruntreuung schuldig gesprochen und zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe (also relativ milde an anderen russischen Schicksalen gemessen) verurteilt. Der Vorwurf, dass „die Kasse“ nicht stimmte wurde sachlich nie entkräftet.

Mögen es vergleichbare Umstände wie in unseligen Burgtheater-Zeiten gewesen sein. Geld fehlte, Serebrennikow war verantwortlich. Als buchhalterisch erfahren (Baubuchhalter Atomkraftwerke beim RWE) urteilt TTT aus der Ferne: Wenn Millionen fehlen, deren Verbleib durch normale Buchhaltung nachzuweisen wäre, eine Strafe verhängt wird, die unter BRD – Niveau liegt, darf man sich wundern.

Die erstaunliche Würdigung, z. B. mancher Theaterleiter, dies als Repressalien für staatsschädigendes, dissidentes Verhalten zu interpretieren, einen politisch Verfolgten zu kreieren, stellt sich als weiterer Alogismus dar. In der BRD wäre er nicht so glimpflich davongekommen.

In der gesamten Vita gibt es kein Zeugnis auch nur von ansatzweise fehlender Obrigkeitsorientierung. Wie hätte er auch sonst als Dilettant in und vor wenigen Jahren diese hochrangigen Positionen erreichen können. Immer noch gilt: „Anpassung schafft Gratifikationsoptimierung“! Kritik schufen lediglich seine häufigen Schwulitäten und Nackten in Inszenierungen (aber „sex sells“ s. Parsifal WSTO)

Es besteht der Eindruck, dass dieses Dissidenten–Gerücht selbstgeschaffen ist, da sich keine Nachweise finden – und im Vergleich zu „Nawalny-Problematik“ ebenfalls zum Alogismus geriert. Tatsächlich offenbaren hier also wieder weite Kreise des Feuilletons, Theaterleiter u. a. fehlende Recherche.

Selbst Putin hat sich nach einer staatsanwaltlichen Hausdurchsuchung vor Serebrennikow gestellt, die Beamten als „Duraki“ (dt. Dummköpfe) bezeichnet. Dies vermutlich, weil der gewiefte Taktiker ahnte, dass Sebrennikow diese Umstände nutzen wird, um seinem Mutterland in diesem Fall totalitäres Unrecht anzudichten, damit Startpotenzial zur Befeuerung einer internationalen Karriere schöpft, ihn aber sonst für unwesentlich hielt, da er bisher auch vom System getragen wurde.

Und nach „Wiener Blut“: „Er ist zwar kein Gesandter, aber ein Geschickter!“ besteht der Eindruck, dass Serebernnikow’s erstaunliche Karriere auf Anderweitigem fußt. Mit dem Erschaffen einer eigenen tragischen Folklore kann man also auch Karriere machen.

Der Starregisseur ist von seinen Möglichkeiten abhängig – und die sind eingeschränkt. Nach Ausbildung als Physiker in mechanischer Wissenschaft (seit 1687 nach Isaac Newton ist Physik von mechanischen Kräften in völlig realen, handfesten, sichtbaren Wirkungen, Energien geprägt, im Unterschied zur Energetik der Quantenphysik), ist er klarer Stratege, weil Technokrat, der in rationalen, naturwissenschaftlichen Themen zu Hause ist. Ebenen, die mit den 5 Sinnen fassbar und bewältigt werden, entsprechen seiner Struktur. Der 6. Sinn (s. TTT Dramaturgische Schriften) z. B. nach Hans Sachs

Ich fühl’s und kann’s nicht versteh’n: –
kann’s nicht behalten, – doch auch nicht vergessen:
und fass‘ ich es ganz, kann ich’s nicht messen!
Doch wie wollt‘ ich auch fassen,
was unermesslich mir schien
?

ist offensichtlich verschlossen, wie z. B. der WSTO Parsifal belegt, ebenso wie seine strategisch bewundernswerte Karriere (manche schaffen imaginäre, beeindruckende dramatische Welten, andere haben, schaffen Beziehungen, Vitamin B). Er soll auch behauptet haben, dass den Parsifal ohnehin niemand versteht.

Phillippe Jordan, Parsifal-Dirigent und Musikdirektor WSTO am 5.4.2021 und im Matinee-Video

https://www.wiener-staatsoper.at/die-staatsoper/medien/detail/news/wissend-geschehen-lassen/

…Wagner hat das unsichtbare innere Theater weiter vorangetrieben, ihn hat das klangliche Erfassen des Seelenlebens der Handelnden interessiert. …. in der jedoch alles in viel feinerer, destillierter Form erscheint und dadurch umso wirkungsmächtiger in die Zukunft zeigt …. muss vieles geschehen lassen, um dem Werk in seiner gewaltigen Dimension gerecht zu werden. …magische Gralswelt, …eine Welt, die es eigentlich nicht gibt, … schwebende, leuchtende, immaterielle Gralswelt … eine neue Art von Theater, wo ein realistisches Theater nicht mehr möglich ist… Seelentheater… unsichtbares Theater … Glaube, Liebe, Hoffnung (von TTT seit Jahren sogar in seinen Fußnoten betont)… vom Unbewussten ins Bewusste … Raum ist hier der Klang

Alles Themen sämtlicher 9 TTT- Plädoyers und 6 Dramaturgischer Schriften hier im Online Merker!

  • Zu Fuß ist es kürzer als über den Berg!

Serebrennikow kann das nicht verstehen, diese Welt ist ihm verschlossen. Er behauptet kess nach Wagners „zum Raum wird hier die Zeit“: „Zum Raum wird bei mir Knast/Gefängnis“! Das kann man so sehen, aber dann dürften Kohlen auch weiß sein. Da wird im Trüben gefischt, statt aus der Tiefe zu schöpfen!

Enttäuschend ignoriert bisher auch das gesamte Rezensenten-Feuilleton u.a. diese Wahrheiten des kundigen, feinstofflich orientierten Musikdirektors der WSTO, die schon die völlig desolate Handlungsebene des Serebennikows-Parsifal entlarven. Stattdessen werden dessen Thesen goutiert, die doch jeden Zugang gem. P. Jordan vermissen lassen (Feinstofflichkeit!). In letzten Veröffentlichungen hat TTT dieses Verhalten als „revolvierende Autogamie“ definiert (kann man googeln).

Abhängig von und Opfer seiner Möglichkeiten: der Starregisseur ist in Theatralem nicht ausgebildet, weder in Regie, Kostüm- oder Bühnenbildgestaltung, hat auch nie assistiert, um zu lernen. Man versucht es, wenn es nicht gelingt, bleibt man Dilettant. Es gibt und gab immer imposante Könner, die zum begnadeten Autodidakten avancierten. Als „Geschickter mit strategischem Talent“ lässt sich auch anderweitig Konsens finden.

Die Inszenierungen des Russen bewegen sich stereotyp im gleichen optischen Milieu.

Kostüme kann er nur aus Allerwelts-Katalogen abkupfern, mangels Ausbildung kann er wohl auch keine Figurinen kreieren, ebenso wenig wie Bühnenbilder zeichnerisch entstehen lassen. N. m. E. schafft er Wiedergaben realer Welten, also triviale Wirklichkeiten, die abfotografiert z. B. in Monumentalität umgesetzt werden, wobei Bühnengesetze wie z. B. die Nutzung eines weiten Bühnenraumes für den Parsifal offensichtlich unbekannt sind.

So wird nur die Vorderbühne bespielt und es bleibt bei mangelndem Raumeindruck (Tiefe fehlt – würde Imagination schaffen) und Rampensingerei, sowie dilettantischen Auftritten nur von den Seiten aus der ersten/ zweiten Gasse. Man könnte den gesamten Bühnenraum in vielfacher Ausdehnung mit differenzierten Auftritten aus multiplen Positionen füllen. Unkundige unterlassen das.

Natürlich clever: Monumentalbühne, Wagners Musik, weltbeste Sänger, Orchester und Dirigent – da hat man den „Großteil der Miete schon eingefahren“. Manche Wertung kann damit schon beeinflusst werden. Es handelt sich tatsächlich um eine Inszenierung mit ausgefallenem Inhalt/Bedeutung – im Wortsinn ausgefallen.  

Wer Solche beauftragt, muss sich über Kollateralschäden nicht wundern, zumal auch die Auftraggeber als Quereinsteiger nach bald einem Jahr an der WSTO noch keinen Qualifizierten-Status erreicht haben, gemessen an Inszenierungsqualitäten.

WSTO Lobbyisten (geistern z. B. durch’s Merker Forum, erinnern in Position und Diktion auch an den Chefdramaturgen der WSTO) behaupten allerorten, der Inszenator interpretiere, deute, aktuell im Parsifal, zuletzt auch in der Traviata, sind damit auch schon im Alogismus, im Behauptungsmodus und in Versicherungsvertreter- oder Politiker-Qualität

„Interpretation bedeutet im allgemeinen Sinne das Verstehen oder die subjektiv als plausibel angesehene Deutung von etwas Gegebenem oder wenigstens von etwas Vorhandenem“. (Wikipedia)

Beiden Inszenierungen fehlt die dramatische Sichtung (das detaillierte Durcharbeiten und Verstehen der Vorlage) und daraus eine dramaturgische Sichtung und Konzeption (Umsetzung in eine Inszenierung – am besten nach TTT’s 9 Plädoyers zur Kraft werkimmanenter surrealer Inszenierungen“).

Beide Regisseure erklärten auch, dass ihre Ideen auf irgendwelchen Eingebungen beruhen, im Traum oder sonst wie, sich nicht mit der Vorlage auseinandergesetzt zu haben.

  • Das Pferd ist vorne hinten als höher!

Somit sind solche Aktivitäten keine Deutung von Gegebenem oder Vorhandenem, sondern neugeschöpfte Dramatik, Geschichten. Die Regisseure erheben sich zu Dramatikern, schaffen eigenen Inhalte – grotesk (Alogismus), wenn dadurch Dilettantismus offenbar wird, indem man etwas schafft, bei dem es nicht gelingt Text und Musik mit meist kruder Handlung in Einklang zu bringen bzw., wie beim Parsifal, die neue Handlung auch durchgehende Brüche in Schlüssigkeit und Verständnis offenbart.

Es bleiben Unverständnis, Nichtverstehen, ständiges Hinterfragen und damit Destruktion der Musiktheater-Aufführung, die nur sehr eingeschränkt erlebt werden kann. Statt Hingabe ist Konzentration und Bedeutungssuche angesagt, mit Alogismus zum Misserfolg verdammt. Z. B. laufen gleichzeitig auf 3 Leinwänden unterschiedliche Filmsequenzen plus der großformatigen Theaterszene unterhalb dieser kaum verfolgbaren szenischen Fetzen. Da sind auch Feminine mit bestem Multitasking überfordert.

Es ist schlechtes Theater, insbesondere durch völlig desolate, sinnentleerte Dramaturgie, wenn man sich im Musiktheater–Flow ständig selbst aus dieser Hingebung reißen muss, weil sich keine Inhalte vermitteln. Und der salbungsvolle Hinweis manch selbsternannter Exegeten, auf schriftliche erklärende Ergüsse des Neudramatikers, mit nicht erfülltem Inszenierungs-Auftrag bekannter Inhalte, stellt sich auch als unvernünftiger Widersinn dar. Richtige Inszenierungen erfüllen ihren Auftrag durch verständlich schlüssige Darstellung von Handlungstragendem ohne Studium von Sekundärliteratur. Dazu ist niemals verkleisterte Werktreue nötig, aber eine wissende Werkimmanenz, die daraus eine Neudeutung, Interpretation die Welt erobern lässt. 

Der kosmisch anmutenden Autorität Phillippe Jordans in fundamentaler Sichtung der elementar vitalen Zuordnung feinstofflicher Welten (s. o.) im Parsifal folgt TTT mit Dramaturgischem gem. seiner Dramaturgie/Inszenierungs-Ausbildung (auch durch Prof. Otto Schenk) in den 80’er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Damals musste noch alles schlüssig sein, ohne langweilig theatral Museales, das heute durchaus zu beobachten ist, wenn man die von TTT kritisierten Ausprägungen z. B. über die Dauer der letzten 30 Jahre verfolgt. Leider erlebt man in diesem Pseudo-Nonkonformismus häufig über Jahrzehnte gepflegte Plagiate in Ausstattung (Kostüme, Bühne) und Handlungsverkümmerung. Da werden ausgelatschte „Regietheaterpfade“ nun bis zum Erbrechen plattgewalzt!

Grundsätzliche dramaturgische Sichtung, keine Konzeption: in Wagners Parsifal gibt es im Gegensatz zu Serebrennikow nur Archetypen die z.B. auch Verdis/Boitos Welttheater („Theatrum mundi“) und „Conditio humana“ (Natur des Menschen) inhalieren.

Es sind keine Wesen unserer realen Konsenswelt, verinnerlicht in Kriminalität, Drogensucht, „Sex and Crime“ nach Serebrennikow im Knast, angepasst am vitalen Überlebenskampf in purem Darwinismus, überlebten Konventionen und tradierten Verhaltensmustern voller Brutalität, ungesühntem Mord im Knast unter den Augen und Duldung von Vollzugspersonal aus Amerika (???) und schnöden Symbolen durch Tätowierungen an Protagonisten, die in der Bühnentotale ohnehin kaum erkannt werden.

Im Stream werden die Tätowierungen übermäßig in Großaufnahmen betont, bei zukünftigen Aufführungen mit Publikum werden diese untergehen. Wie überhaupt die Personenführung durch rasch wechselnde Zusammenschnitte aus 3 Aufführungen mit Einblendungen und theaterfremden Großaufnahmen wohl über relativ statische Aktivitäten auf enger, zugebauter Vorderbühne durch genrefremde Kinoeffekte hinwegtäuschen, die bei realen Aufführungen nicht möglich sind.

Das ist tricky, TTT hat auch ein wenig Filmwissenschaft studiert. Wer nach dem Stream eine annehmbare Personenführung unterstellt, hat Wahrsager-Qualitäten, da bisher nur das Gegenteil erkennbar ist, wenn man Gesehenes analysiert. Mglw. benötigte man aufgrund der überbordenden Schnitttechnik, massivem Einsatz ständig wechselnder Großaufnahmen, vieler Marketing-Gags und die tatsächliche Bühnenfassung entstellende Stream-Variante (das erklärt auch die zeitliche Verzögerung von Premiere bis zur Stream – Präsentation) auch einen zurückgenommenen nüchternen, ggf. geschulten Blick auf die tatsächlichen Umstände. Es wurde eine detailliert durchgearbeitete Filmversion von Serebennikows Parsifal geboten, die die reale Bühnenfassung zum Beiwerk, bestenfalls zur Grundlage macht.

  • Kalte Brötchen schmecken warm besser als lecker!“

Im Wagner – Parsifal sind es Extrakte immerwährender Humanitas, im Widerstreit kosmisch unendlicher Makro- und Mikrouniversen, Gleichnisse für Chancen des Menschseins, Fiktionen besserer Welten entstanden aus Jammertälern, wider allen Chaoten und jedem Chaos, wie sie in werkimmanenter surrealer Sichtung am Theater erschaffen werden kann/könnte.

Beim menschlichen Kaleidoskop im Wagner–Parsifal sind es “allegorische Archetypen”, im übertragenen Sinn, sinnbildliche Welten idealtypischer Egos gegen konsensweltliches Ethos, Tugenden/Untugenden. Symbole für mögliches Leben: Befreiung aus Mikro-Kosmen von Unwissen, Leid, Beschränkungen, der Pfad zur Verwirklichung von Fiktionen, Phantasmen als Blaupause einer noch surrealen (über der Wirklichkeit stehenden) möglichen Menschheit.

Dieses Menschsein entäußert sich jeglicher Klammern aus Unwissen, Leid, Bosheit, Limitierung, menschlichem Vegetieren usw., findet sich in der Synthese urwüchsig archaisch aufrechter Prägungen mit vorwärtsführenden neuen energetischen Welten, neuem Sein.

Extreme Archetypen öffnen polarisierende einschränkende Prägungen in Seele und Existenz der kosmischen Weite in Makroräume menschlicher Wohltaten, bedingungsloser Liebe (Empathie) und Qualitäten der Existenzen des Individuums und des großen Ganzen – mit Verinnerlichung übergeordneter kosmisch energetischer Spiritualität (Göttlichkeit?). Dramaturgische Klammer ist der Weg zum Gral als Metapher alles Erreichbaren, aller zu verwirklichenden idealen Welten, von Lebensqualität zur Überhöhung menschlicher Charaktere in Fein- und möglicher Realstofflichkeit („neuer Geist wird Materie“).

Das alles sind Themen, die heute durch definierte Quantenenergien (die es im Universum und damit auch unserer Welt, immerwährend schon gab) nachweisbarer werden können.

Was bedeutet in Wagners Parsifal die Unendlichkeit vom Mikro- Makro- Kosmos? Das klingt gem. Quantenenergien recht akademisch, ist aber altbekannt und simpel. Es gibt keine Inhalte, kein was auch immer, dem man absolut kleinste oder größte Ausdehnung zuordnen kann.

TTT 2018, Dramaturgische Schriften Nr. 4: „Das heutige Weltbild erwuchs aus beständigen Gaukeleien: Scheibe, ruht auf Elefanten, Himmelskörper drehten sich um die Erde etc. – und aktuelle Modelle? Alle mechanischen Wissenschaften verlieren durch Quantenphysik Substanz. Im Mikrokosmos waren Teilchen/Atome, dann eher Wellen, die sich auch mal als Teilchen verhalten, später undefinierbare Partikel, weder Wellen noch Teilchen, sondern Strings in zehndimensionaler Raumzeit.  …Ergänzung der elften Dimension, hypermoderne M-Theorie, bei der aus den Strings Membranen geworden sind.  Der Strom des Wissens, Mikrokosmos und Makrokosmos (das Kleinste und Größte) sind unendlich und in endloser unendlicher Veränderung“.

 Bezogen auf Wagners: „Zum Raum wird hier die Zeit!“  ist Raum und Zeit Wahrnehmbares. Raum lässt Fassbares, Gegenständliches ahnen, aber auch feinstofflich Grenzenloses wie den Weltenraum. Zeit erlebt man, Zeit bleibt grenzenlos, erleb- aber nicht fühlbar. Diese Dimensionen sind nicht einzugrenzen, es gibt keine Limitierungen, weder in Minimal – noch Maximalbetrachtung, das sind also unendliche Weiten im Mirko- und Makro – Kosmos. So hat Wagner schon die Dimensionen seines Parsifals in allen Ausprägungen angelegt. Zeit in unendlichen Weiten unbegrenzter Universen/Räumen verliert ohnehin unbegrenzte letzte Konturen, die Dimensionen vereinen sich. Zeit wird zum Raum, Raum zur Zeit, Wirkmächte eines universalen Kosmos‘ die sich vereinen. Was sollte konkrete Zeit in unendlichen Räumen bewirken?

  • Cola schmeckt besser als aus einem Glas!

Mit Intuition, langsam durch Quantenenergien definierter erahnt, hat Wagner heutiges Wissen also in seinem Genie schon 1882 (Uraufführung) beschrieben.

Mit dem Wissen entsteht auch verändertes Verständnis für Vergangenheit und Zukunft, für Bewusstheit vom Unwissen zur Weisheit, vom Anfang und Ende, Unendlichkeit in allem Erleben, in universalen Polaritäten.

Und dann behauptet ein „Geschickter mit strategischem Talent“: zum Raum wird bei mir der Knast! Das ist Alogismus! Dabei geht es um Zeit- Raum–Dimensionen bezogen auf unbegrenzte Entfaltungsmöglichkeiten des Menschen (s. auch Zeit-Raum – Kontinuum).

Der Archetyp Parsifal kommt aus einem  unlimitierten Mikrokosmos von Unwissen, Naivität jenseits menschlicher Konventionen, ist im unbewussten Selbst, urwüchsig, lernt Menschenwelten kennen, erwirbt unterbewusstes Wissen, entwickelt Bewusstheit, öffnet sich einer unlimitierten Welt, dem Makrokosmos zur  Weiterentwicklung auf dem Weg zum metaphysischen Gral, wandelt im Dualismus der Polaritäten (Yin und Yang) in die entgegengesetzten Kosmen zum Überbewussten, zum unendlichen Makrokosmos der Weisheit.

Weg der Läuterung vom Unbewussten zum Unterbewussten, Bewussten, Überbewussten und zur Weisheit!

 Bedeutung: Menschen kommen aus und in einen unendlichen Kosmos existenzieller Möglichkeiten als einzige biologisches Wesen mit bewusstem Intellekt. (Vielleicht???) Lebewesen sind organisierte Einheiten, die unter anderem zu Stoffwechsel, Fortpflanzung, Reizbarkeit, Wachstum und Evolution fähig sind, mit größten Entwicklungsmöglichkeiten jenseits jeder sozialen oder sonstigen Vorgabe. Angelegt ist manches mit Geburt im Unbewussten, Prägungen erfolgen mit Erfahrungen/Sozialisation im Unterbewussten, führen im Lernen der Welt zum Bewussten, selten zum Überbewussten. Parsifal ist Allegorie „geöffneter Tore“ zum Überbewussten, zur Weisheit.

  • Tags ist es heller als draußen!

Bei den weiteren Menschen des Musikdramas bestehen analoge Entwicklungen.

 So ist die gesamte Breite unseres Seins angelegt, das ist vitale unendliche menschliche Entwicklung. Sind wir schon auf dem Weg zum Makro-Kosmos in Genialität und Weisheit oder in verzwergter Verortung im Arrest einer Haftanstalt, die selbst mit geöffneten Toren keine Öffnung, Offenbarung der Bewusstheit intendiert, sondern nur ein Weiter bisheriger Trivialität einläuten kann? So bliebe unsere Welt in mechanisch funktionalen Äußerlichkeiten.

Wagners Parsifal behandelt den unendlichen Spannungsbogen im Mikrokosmos menschlich negativen Erlebens zum Makrokosmos aller Möglichkeiten grandiosen Daseins.

Zum Vergleich Handlung Parsifal:

Richard Wagner:                                                                                          https://de.wikipedia.org/wiki/Parsifal

Serebrennikow: https://www.wiener-staatsoper.at/spielplan-tickets/detail/event/978257362-parsifal/

  • Was ist grün und hüpft durch den Wald? Ein Rudel Gurken!
  • Wo ist der Witz? Gurken sind gar keine Rudeltiere!

Tim Theo Tinn,  22. April 2021

TTT‘s Musiktheaterverständnis ist subjektiv ….

 

TTT‘s Musiktheaterverständnis ist subjektiv davon geprägt keine Reduktion auf heutige Konsens- Realitäten, Yellow-Press (Revolverpresse) – Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände in Ort, Zeit und Handlung zuzulassen. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind.

Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur= Gegebenes/Gemachtes) für theatrale Arbeit. (Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum. Glaube, Liebe, Hoffnung könnten definiert werden). TTT kann man engagieren.

 

 

 

 

 

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