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THUN/Thunerseefestspiele: MARY POPPINS. An so ‘nem schönen Ferientag mit Mary …

28.08.2024 | Operette/Musical

Thun: Thunerseespiele – Mary Poppins – Dernière vom 24.08.2024

An so ‘nem schönen Ferientag mit Mary …

… singt Bert, Kaminfeger, Tausendsassa und Mary Poppins’ bester (magischer?) Freund in der deutschen Filmfassung von Walt Disneys Musicalfilmfassung von Mary Poppins. Er muss wohl in Thun an den diesjährigen Thunerseespielen gewesen sein und dort das herrliche Spektakel vor majestätischer Bergkulisse miterlebt haben.

Seit 21 Jahren schon zaubern die Thunerseespiele unter herrlichster Berg- und Seekulisse Musicals und Eigenproduktion auf die Bretter einer der wohl schönsten Seebühnen Europas auf dem Thunersee unter dem imposanten Bergpanorama von Eiger, Mönch und Jungfrau. Einziger Wermutstropfen: Es besteht – wie bei anderen Freilichtaufführungen selbstredend auch – das Risiko, eines mehr oder weniger absehbaren Gewitterbesuches, welcher dann andauert, oder auch nicht. Bestens organisiert sind die Organisatoren mit den Wettergöttern in stetigem Kontakt und können bei absehbaren Gewitterausbrüchen von Donner (Hedaaa-Hedaaa-Hedoooo!) das Publikum vorwarnen oder über die Verschiebung auf ein Ausweichdatum informieren. Dies ein kleines Beispiel einer der vielen logistischen Aufgaben, welche das Team mit Bravour meistert. Die Thunerseespiele sind organisatorisch ein Wurf – da funktioniert einfach alles, vom Catering über die blitzsauberen sanitären Anlagen bis hin zum Souvenirstand – und dies nicht zuletzt dank dem riesigen Einsatz vieler freiwilligen Helferinnen und Helfer, welche unermüdlich mit herzlichster Freundlichkeit und Aufmerksamkeit dafür sorgen, dass der Besuch am Thunersee auch neben der Bühne zum unvergesslichen Erlebnis wird. Das alles lässt sich eigentlich nur in einem Wort treffend zusammenfassen: SUPERcalifragilisticexpialigetisch!!!

«Mary Poppins» auf dem Thunersee (Produktionsteam: FBM Entertainment mit Teams in Thun und Zürich) ist eine Produktion von Cameron Mackintosh und Disney nach den Geschichten von P. L. Travers und dem weltberühmten Film mit Julie Andrews und Dick Van Dyke in den Hauptrollen. Geschickt werden darin die altbekannten Songs von Richard M. und Robert B. Sherman aufgepeppt, ohne sie dabei zu verfälschen – eine grosse Kunst! – und durch zusätzliche Songs und Musik von George Stiles und Anthony Drewe ergänzt.

Die Story, ebenfalls intelligent weiterentwickelt, dreht sich auch hier um die Familie Banks, deren vermeintlich schwer erziehbaren Kinder Jane und Michael mit Wonne jedes Kindermädchen in die totale Kapitulation treiben, bis eben Mary Poppins auftaucht. Papa Banks ist auch hier ein Banker, welcher hier einem vermeintlich aussichtslosen Unternehmer entgegen den Prinzipien der Bank einen Kredit gewährt und deshalb um seine Stelle bangen muss. Ganz hübsch viel Arbeit für Mary Poppins also alles wieder ins Lot zu rücken. Die Geschichte entwickelt sich schwungvoll mit viel Witz, Humor und wundervoller Musik ihrem Happyend entgegen. Besonders berührend gerät am Dernièren-Abend die Szene mit der alten Vogelfrau, welche vor der St. Pauls-Kathedrale ihr Vogelfutter anpreist. Da fliegt mitten in dem ergreifenden Song – ungeplant! – ein Vogelschwarm über die Szenerie – und zwar so lange, bis die Nummer fertig ist. Wie heisst es doch im Lied: «Während sie ihre Ware anpreist, zwitschernd ein Vogelschwarm sie umkreist». Einmal mehr zeigt sich: Die Natur ist der allerbeste Regisseur. Darauf folgt aber in Thun gleich Matthias Davids, der für die flotte, schwungvolle Inszenierung auf der Seebühne verantwortlich zeichnet.

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(Foto: ©Thunerseespiele)

Musikalisch und tänzerisch ist «Mary Poppins» schlicht und ergreifend SUPERcalifragilisticexpialigetisch – ich wiederhole mich, ich weiss. Aber es gibt einfach kein besseres Wort dafür. Auf dem grandiosen Bühnenbild (Andrew D. Edwards), welches sich herrlich in die natürlichen Gegebenheiten einfügt, und den fröhlichen, farbenfrohen Kostümen (Kostümbild: Ales Valasek), wirbeln, singen und tanzen die Aufführenden mit grösster Spielfreude und beeindruckender Präzision. Da wird das Wort «Supercalifragilisticexpialigetisch» tänzerisch buchstabiert (grandiose Choreografie: Kim Duddy)– und dies an Exaktheit und Synchronität nicht mehr zu überbieten!

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(Foto: © Thunerseespiele)

Auch die jungen Darstellerinnen und Darsteller lassen keine Wünsche offen. Alexandra-Yoana Alexandrova gibt eine entzückende Mary Poppins und begeistert mit kecker Darstellung und gesanglich mit frischem Sopran. Ihr Partner Christopher Bolam gewinnt als Bert mit viel Charme, frischer Stimme und grossem tänzerischem Können nicht nur Mary Poppins Herz. Es ist mehr als beeindruckend, wie der junge Künstler die anspruchsvolle Rolle, bei welcher Spiel, Gesang und Tanz oft parallel laufen, mit Leichtigkeit und Souveränität meistert! Chapeau! Johanna Zett und Patrick Imhof sind in jeder Beziehung ideal in den Partien von Mrs. und Mr. Banks besetzt. – Überhaupt fällt bei allen Darstellenden das hohe gesangliche Niveau und der absolut professionelle Einsatz der stimmlichen Mittel auf. Da wird nichts forciert, keine Effekte geheischt – sondern eben gesungen – eine Freude – BRAVI! Ein eigenes Highlight für sich bilden die beiden Kinder Jasmina Zäh und Noa Hässig als Jane und Michael Banks. Aus dem Orchestergraben zaubert Iwan Wassilevski die wunderbare, mitreissende Musik, welche die Aufführenden auf der Bühne zu Topleistungen trägt.

«Mary Poppins» an den Thunerseespielen – ein strahlender Stern im Festspielhimmel, der im kommenden Sommer mit Disneys «Der Glöckner von Notre Dame» (Vormerke(r)n: 9.7. – 23.8.2025) erneut aufleuchten wird.

 Michael Hug

 

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