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THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG

20.10.2017 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 31. Oktober 2017
THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG
Thor: Ragnarok / USA / 2017
Regie: Taika Waititi
Mit: Chris Hemsworth, Tom Hiddleston, Cate Blanchett, Anthony Hopkins, Mark Ruffalo, Benedict Cumberbatch, Jeff Goldblum, Tessa Thompson u.a.

Also, um es vorweg zu sagen, Thor verliert ziemlich gleich zu Beginn seinen Hammer (was ihn schwer ankommt), und dann nimmt man ihm auch noch die hübschen blonden Zöpfchen und verpasst ihm einen militärischen Kurzschnitt, was das märchenhafte Image des zum Comic-Helden verkommenen nordischen Gottes etwas beeinträchtigt. Macht überhaupt nichts, Thor 3 ist trotzdem der beste Thor, den es je gab.

Das liegt einmal grundsätzlich an dem neuseeländischen Regisseur Taika Waititi, der zwar noch keine großen Blockbuster geliefert hat (erst jetzt, mit diesem), aber wohl geholt wurde, weil dieser 42jährige Maori als wahrer Allroundkünstler schon für zwei hoch erfolgreiche neuseeländische Komödien verantwortlich war. Offenbar hat man die leichte Hand gesucht, die er nun auch mitbrachte.

Außerdem tut es unserem Marvel-Helden gut, wenn er in seinen Welten bleibt – dieses Changieren zwischen Comic-Mythos und Erde (wie in den beiden ersten Filmen) ist ja doch immer ein bisschen mühsam. Hier finden wir Thor ganz bei sich daheim, und dass er Papa Odin in Norwegen findet, wo sich dieser zum Sterben zurück gezogen hat, ist ein Ausnahmefall. Sonst alles Mythos-Kosmos.

Zu Odin hat ihn übrigens Dr. Strange geschickt – nicht, dass dieser Auftritt nötig wäre, aber da er ein, wenn auch kurzes, Wiedersehen mit dem herrlich ironischen Benedict Cumberbatch bringt, ist er natürlich hoch willkommen. Marvel mixt ja seine Helden (eigentlich ziemlich grausig, aber offenbar muss es sein), also ist auch Hulk dabei (immerhin hat er die halbe Zeit sein menschliches Gesicht und ist nicht nur grünes Riesenmonster), und in einer winzigen Szene blinzelt auch Scarlett Johansson herein… Aber sonst ist Thor mit seiner Familie und sonstigen Abenteuern voll beschäftigt.

Thor  er x

Familie ist ja das, was man sich nicht aussuchen kann, und da hat es unser nordisch-göttlicher Donnerherr wirklich schwer getroffen. Papa Odin, den Anthony Hopkins wieder in seinem herrlichen Upper-Class-Englisch näselt, ist nur kurz da, aber immerhin eine unverzichtbare Präsenz. Dafür stiehlt Bruder Loki wieder die Show, wie er es seit dem ersten Film tut, da hilft nichts, Tom Hiddleston ist einfach ein zu herrlicher Intrigant, Lügner und Blender. Aber endlich hat sich Chris Hemsworth erfangen. Sein Thor, der jetzt gar nicht mehr lächerlich, sondern ziemlich erwachsen wirkt, nimmt es nun auch darstellerisch mit dieser Elite-Besetzung auf und schleudert die Pointen, die ihn erreichen, nur so zurück…

Neu in der Handlung ist ein herrliches Stück Bösewicht-Weib. Thor und Loki haben nämlich, falls wir das noch nicht wussten, eine böse ältere Schwester namens Hela, die die Weltherrschaft beansprucht und damit einen großen Teil des Films bestreitet. Und wenn sie mit Cate Blanchett besetzt ist, die ja ganz gern in Filme dieser Art abtaucht, dann hat man hier höchstkarätiges darstellerisches Potential. Abgesehen davon, dass die Dialoge ironisch und pointiert sind und die Darsteller nichts dagegen haben, sich über sich selbst lustig zu machen. Nicht auf die blöde, sondern auf die souveräne Art. Prächtig.

So fließt das Geschehen dahin, in dem sich Thor zu Beginn ganz souverän aus den Ketten befreien kann, in das ihn der Feuerdämon Surtur gelegt hat – nur um dann dem bösen Schwesterchen zu begegnen, das ihm den Hammer glattweg zerschlägt und auf seine Verblüfftheit, das sei doch nicht möglich, prophezeit, er werde schon sehen, was noch möglich ist. Zum Beispiel, dass es ihn auf den Planeten Sakaar verschlägt, wohin ihn eine Walküre (ja, so was wie Brünnhilde, nur in Gestalt von Tessa Thompson irrsinnig schlank, drahtig, hübsch und irre frech) verschleppt. Irgendwie ist kein Verlass mehr aufs Personal, sie arbeitet als Söldnerin für jenen Grandmaster, der in Sakaar Gladiatorenspiele veranstaltet und von Jeff Goldblum herrlich abgehoben-snobbisch gespielt wird…

Dort trifft Thor in der Arena seinen alten Freund Hulk (Mark Ruffalo zeigt auch Humor, als er sein Gesicht zeigen darf), aber bis er diesen daran erinnert hat, dass sie doch eigentlich Freunde sind, bekommt er eine Menge auf die Nase. Inzwischen intrigieren Hela, die himmlisch abgrundtief Böse, und Loki, und unser Held hat kaum Zeit, im Streit mit der hübschen Walküre auch etwas Zuneigung erblühen zu lassen…

Es geht, das sei versichert, in diesem Teil von „Thor“ hauptsächlich komisch zu, es wird hinreißend gespielt – aber, keine Angst, die Action ist wirklich nicht schlecht. Aber sie vernebelt einem nicht das Gehirn. Die Menschen und der Charme der Geschichte sind immerhin noch die Hauptsache. Wie erfreulich für einen Blockbuster…

Renate Wagner

 

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