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Thomas Adès: ASYLA, TEVOT, POLARIS, BRAHMS – LSO Live – Pure Audio Blu-ray, SACD hybrid

15.03.2017 | cd

Thomas Adès: ASYLA, TEVOT, POLARIS, BRAHMS – LSO Live –  Pure Audio Blu-ray, SACD hybrid

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 Unter den großen Orchestern dieser Welt haben mittlerweile u.a. das Chicago Symphonie Orchestra, die Berliner Philharmoniker und mit nachhaltigem Erfolg auch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und das London Symphony Orchestra Eigenlabels gegründet, unter deren Dach sie klanglich hoch- bis höchstwertige Live-Mitschnitte erstellen, publizieren und vertreiben.

Das Besondere an LSO Live ist die Tatsache, dass dieselbe Aufnahme zugleich als Pure Audio Blu-ray, also auf dem klanglich höchsten Standard aktuell und  auch als SACD hybrid angeboten wird. Das Format Blu-ray Audio erlaubt mit der „mShuttle“ Technologie auch das Downloaden digitaler files in den Formaten Stereo, FLAC, WAV und MP3. Ein Surround Ton kann zusätzlich  von SACD Playern abgerufen werden. Also geht LSO Live denselben Weg wie die Berliner Philharmoniker, die ebenfalls ihre Aufnahmen parallel in verschiedensten Formaten (ein Kauf) anbieten, um so alle Publikumsschichten erreichen zu können. Die beiden Orchester sind damit längst in der Ära 4.0 angekommen.

Auf dem neuesten Album von und mit Thomas Adès als Komponist und Dirigent sind drei Stücke für Orchester und die kurze Komposition „Brahms“ auf ein Gedicht von Alfred Brendel für Orchester und Bariton (Samuel Dale Johnson) zu hören.

„Asyla“, vom 26-jährigen Adès geschrieben, wurde 1997 vom City of Birmingham Symphony Orchestra unter Sir Simon Rattle uraufgeführt. Adès: „Asyla sind Zufluchtsorte. Wir alle sind Asylbewerber. Asyla sind auch Orte des Gewahrsams. Wir denken wohl alle manchmal, dass wir in einem Irrenhaus leben. Asyla sind Freistätten – wie vielleicht Konzertsäle. Asyla sind Formen, vor allem die Sinfonie, wo wir uns zu Hause fühlen, oder wo wir uns einmal zu Hause gefühlt haben“.

 „Tevot“ als zweiter Teil ist ein 22-minütiges, einsätziges Werk, das 2005 für die Berliner Philharmoniker komponiert wurde. Es entstand ein Jahrzehnt nach Asyla und ist de facto Adès zweite Sinfonie. Das hebräische Wort „tevah“ taucht in der Bibel einmal als Bezeichnung für die von Noah gebaute Arche und als Wort für den von Moses Mutter präparierten Schilfkorb auf. Adès: „Ich fand an dem Gedanken Gefallen, dass die Musiktakte die Noten wie eine Art Familie durch das Stück tragen … Und ich stellte mir die Arche, das Schiff, im Werk wie die Erde vor, die uns – und diverse andere Arten – durch das Chaos im All in Sicherheit bringen.“

 Die Trilogie schließt mit „Polaris“, das den Einsatz von Sternbildern zur Navigation in der Schifffahrt wie auch zur emotionalen Orientierung zwischen den abwesenden Seeleuten und dem, was sie zurücklassen, erkundet. Diese „Reise für Orchester“ wurde für die Eröffnung des Konzertsaals der Orchesterakademie New World Symphony in Miami 2010 komponiert.

Der Tausendsassa Adès, einem größeren Publikumskreis bekannt geworden durch seine erfolgreichen Opern „Powder Her Face“, The Tempest“ und „The Exterminating Angel“ schrieb nicht nur Werke für Kammermusik, Klavier oder Orchester, sondern ist auch ein begnadeter Begleiter am Klavier (z.B.: Winterreise mit Bostridge) und ein gefragter Dirigent. Die Konzerte, aus denen besonders „Tevot“ und „Brahms“ begeistern, wurden live im März 2016 im Barbican London mitgeschnitten. Keine Frage, dass Adès auch der beste Interpret seiner Musik ist. Adès schreibt insgesamt höchst bekömmliche Musik eingebettet in die große britische Tradition des 20. Jahrhunderts, manchmal winken Janacek oder Mahler von der Ferne. Eine Hörentdeckung, die auch den kompositorischen Werdegang des Komponisten auf faszinierende Weise nachzeichnet.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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