Filmstart: 16. November 2017
THE JUSTICE LEAGUE
USA / 2017
Regie: Zack Snyder
Mit: Ben Affleck, Gal Gadot, Henry Cavill, Jeremy Irons, Amy Adams u.a.
Schade, dass „Wonder Woman“ wohl doch eine Ausnahme war, die Superheldin, die sich solo im eigenen Film mit so viel Charme und Humor herumtreiben durfte. Nun ist schon wieder der altbekannte Auftrieb der Comic-Superhelden angesagt, nicht die von Marvel, sondern die von DC – der zweite Riesenkonzern, der mit den Figuren von Batman und Superman auch nicht schlecht bestückt ist.
So richtig froh ist man mit den letzten Filmen dieses Franchise allerdings nicht geworden, nicht mit „Batman v Superman: Dawn of Justice“ im Vorjahr und noch weniger mit „Suicide Squad“. Aber die Namen der gezeichneten „Helden“ bringen offenbar doch das Publikum ins Kino, also hat man wieder Regisseur Zack Snyder geholt, um die Herrschaften in einem Film zusammen zu treiben – wobei er ein Problem hatte: Denn am Ende seines vorigen Films, „Batman v Superman“, hat – wenn man sich recht erinnert – Ersterer den Letzteren gekillt. Nun ja, Comic Figuren sind bekanntlich unsterblich, wen wundert also die Auferstehung, wenn er nun in „The Justice League“ dringend gebraucht wird…
Kurz gesagt, die Welt ist wieder einmal vom ultimativ Bösen bedroht. Er nennt sich „Steppenwolf“ (Hermann Hesse kann nichts dafür und hat absolut nichts damit zu tun) und muss (es gibt immer so alberne Aufgaben) drei magische Behälter aus der Erde holen, um seine Weltherrschaft zu sichern: Optisch wirkt er zerklüftet unmenschlich unter einem Hörner-Kopfschmuck, und Ciarán Hinds steckt nur hinter dem, was Computer aus ihm gemacht haben… Flankiert wird er von wirklich hässlichen Dämonen, die bei jeder Gelegenheit kreischend herumflattern (und sich am Ende als ziemlich unzuverlässig erweisen…).
Der Mann ist offenbar so hoch gefährlich, dass man alles zusammentrommeln muss, was positive Superkräfte hat, voran glücklicherweise Wonder Woman, wieder in Gestalt von Gal Gadot. Sie darf zwar nur andeutungsweise jenen Witz und jene Lockerheit zeigen, die sie in ihrem „eigenen Film“ hatte, aber irgendwie war auch Regisseur Zack Snyder klar, dass es bluternst nicht mehr geht. Dennoch – so ernst war es ihm mit dem Humor auch nicht, das Hölzerne, das Pathetische überwiegt. Und vor allem die Kampfszenen – geschätzte drei Viertel des Films geht immer irgendjemand auf irgendjemanden los, die Computer lassen es krachen, Feuer sprühen, alle möglichen Geschöpfe durch die Lüfte fliegen… so kunstvoll kann das gar nicht sein, dass es nicht immer dasselbe wäre.
Immerhin ist Wonder Woman (manchmal mit einem ironischen Lächeln über die Männerwelt) Mittelpunkt der Geschichte. An ihrer Seite ein optisch schwer und schwerfällig gewordener Ben Affleck, der als Batman im Grunde gar nichts hermacht und peinlich herumsülzt. Rekrutiert werden noch ein martialischer Aquaman (Jason Momoa hat etwas Wikingerhaftes an sich), ein hysterischer Teenager, der zu „The Flash“ mutiert (Ezra Miller ist tatsächlich der Komiker des Films) und schließlich ein verwundeter Farbiger voll von metallenen Ersatzteilen in Körper und Gesicht – Cyborg is here (gespielt von Ray Fisher).
Aber solche Nebenfiguren bringen es ja nicht. Endlich darf Amy Adams auftauchen, zuerst in einer Szene mit Nebenrollendarstellerin Diane Lane: eine traurige Lois Lane und eine traurige Mama Kent glauben ihren Freund / Sohn tot, aber nein, Superman kommt wieder: Henry Cavill mit unendlich glattem, etwas dummem Gesicht, aber nötig, damit man mit vereinten Kräften gegen den Steppenwolf vorgehen kann. Womit dann, wenn endlich alle beisammen sind, in der Handlung außer dem Gekämpfe gar nichts mehr passiert.
Freunde feiner Schauspielkunst werden auf Neben-Nebenrollen verwiesen: Jeremy Irons in der Rolle, die einst Batmans Butler war, sitzt jetzt dauernd an Computern, und welche Funktion J. K. Simmons (der irgendwie einst als Polizeichef von Gotham City zu Batman gehörte) hier hat, weiß man nicht, aber er ist ein guter Schauspieler. Was man von den meisten Beteiligten an diesem Streifen ehrlichen Herzens nicht behaupten kann.
Das Ganze wäre nicht so trostlos, hätte man nicht inzwischen bewiesen (ja, mit „Wonder Woman“, und das war nicht nur Frauenpower, sondern auch Filmverstand), dass es anders und besser geht. Wenn sie schon immer wieder die alten Comic-Herrschaften verkochen, sollte nicht immer wieder die alte Suppe herauskommen.
Renate Wagner