Filmstart: 10. Februar 2017
THE GIRL WITH ALL THE GIFTS
USA / 2016
Regie: Colm McCarthy
Mit: Sennia Nanua, Glenn Close, Gemma Arterton u.a.
Dass es neben den hoffnungslos bösen und gefährlichen Zombies auch „gute“ gibt, das ist auf der Filmleinwand bisher, wenn man sich recht erinnert, noch nicht vorgekommen. Dieser Sci-Fi-Film stellt es als These hin und sorgt dafür, dass man sich von Anfang an in die 10jährige Heldin Melanie (Sennia Nanua) verliebt. Das kluge Mädchen lebt offenbar in einer Art Anstalt, wo man sie jeden Morgen in einen Rollstuhl fesselt, bevor man sie ins Freie lässt – und man erfährt erst langsam, warum.
Irgendwann in der Zukunft ist die Welt zweigeteilt: In einer Welt voll von Militär und Zäunen drohen „draußen“ die zähnefletschenden Zombies, während die letzten Menschen sich verschanzt haben. Melanie gehört zu einer infizierten Kinderschar, die man sich „hält“, um an ihnen medizinische Experimente zu vollführen. Vielleicht gibt es ja ein Serum, das vor dem auf jeden Fall letalen Zombie-Biß schützt?
Glenn Close spielt eine Ärztin – wo war sie nur so lang, die in den achtziger und neunziger Jahren unter den führenden Schauspielerinnen Hollywoods rangierte und dann, mit Ausnahme des „Albert Nobbs“-Films, es immer wieder mit Nebenrollen versuchte? Auch das ist eine, wo sie mit kurz geschorenem Blondhaar und in Uniform die Art von Wissenschaftlern verkörpert, denen man nichts Gutes zutraut. Und tatsächlich – sie wird später von dem kleinen Mädchen verlangen, sich selbst zu opfern (man braucht ihr Gehirn und ihre Rückenmarksflüssigkeit), um die anderen (darunter auch sie selbst, die mittlerweile „gebissene“ Ärztin ) zu retten… Die hektische Todesangst ist eine große Leistung von Glenn Close, wenn man auch absolut nicht auf ihrer Seite ist.
Aber es gibt auch echte Menschen, die ein Herz für Zombie-Kinder haben (obwohl die wenigsten so liebenswert sind wie Melanie), zum Beispiel die von Gemma Arterton gespielte Lehrerin.
Aber der Konflikt tritt fast in den Hintergrund angesichts der üblichen Horrorszenen: Zombies, die die Menschen riechen und wittern, überfallen sie immer wieder, es kommt zu Beiß-, Blut- und Entsetzensszenen, die Menschen erschießen gnadenlos auch ihresgleichen, wenn sie den Verdacht hegen, einer könnte gebissen worden sein und (wie im Fall von Vampiren) damit auf die feindliche Seite mutieren. Soldaten und Zombies hetzen einander keuchend und geifernd, und der einzige Nachteil besteht darin, dass man als Zuschauer dieser ewig gleichen Szenen schnell müde wird…
Man kann es nicht recht glauben, aber am Ende hat dieser von Colm McCarthy (an sich für Fernsehserien zuständig) routiniert inszenierte Film sogar eine Art Happyend für die „Guten“. Zum Thema Zombies und Horror gibt es wenig Neues, es wird bloß durch die wunderbare kleine Hauptdarstellerin ein Quentchen mehr „menschlicher Faktor“ hinzugefügt als üblich…
Renate Wagner