Filmstart: 21. April 2017
THE BYE BYE MAN
USA / 2017
Regie: Stacy Title
Mit: Douglas Smith, Carrie-Anne Moss, Faye Dunaway u.a.
Das Genre des Horrorfilms ist vielfältig, sowohl thematisch wie auch in der Qualität des Gebotenen. Einen durchaus interessanten Ansatz findet der Thriller „The Bye Bye Man“, der den Schrecken in den Köpfen der Menschen verankert – was ja die Grundlage für viele „Wahnsinn“-Erkrankungen ist. Zwangsvorstellungen, die weiter getragen werden und sich im Hirn des „Befallenen“ nicht nur riesig aufblähen, sondern selbständig machen…
Tatsächlich weiß man gar nicht, wer der „Bye Bye Man“ eigentlich ist, wenngleich er zweifellos in die Welt der „Urban Legends“ gehört, jener unheimlichen Geschichte, die erzählt werden, ohne dass jemand sie belegen kann – aber die Warnung, nicht an ihn zu denken und seinen Namen nicht auszusprechen, bewirkt natürlich (wie Menschen eben so sind) das Gegenteil. Gleich zu Beginn sieht man einen Mann, der wie hysterisch fragt, ob man „ihn“ erwähnt hätte – und schießt. Tötet. „Töte alle, die seinen Namen kennen, und dann töte Dich selbst.“ Was er am Ende auch tut. „The Bye Bye Man made me do it.“ Das war 1996.
In der Gegenwart ziehen drei junge Leute in ein großes, billiges Haus am Stadtrand – Studenten, Elliot (Douglas Smith) und Sasha (Cressida Bonas), ein Pärchen, sowie beider Freund John (Lucien Laviscount). Das große, unheimliche Haus mit Wald rundum, der Keller, da spielt Regisseurin Stacy Title mit den üblichen Tricks des Genres, man soll sich halt ungemütlich fühlen. Kollegin Kim (Jenna Kanell) kommt zu Besuch, sie ist „psychic“ und sagt schlimme Dinge voraus. Sie ist der Erste, die nicht überlebt… (Übrigens würde man niemand von dem jungen Quartett eine große Karriere voraus sagen.)
Und dann findet Elliot im Haus die Hinweise auf den „Bye Bye Man“, und die Katastrophe der Zwangsvorstellungen beginnt sich zu entrollen, alle haben auf einmal schreckensvolle Visionen. Alle verlieren gewissermaßen zugleich den Verstand und werden von Alpträumen gequält. Als Elliot in der Vergangenheit recherchiert, findet er Hinweise auf den Massenmord, den ein Journalist, der sich mit dem Thema befasst hat, beging…
Für Filmfans ist Elliots Weg zu dessen Witwe interessant – Faye Dunaway, einst unvergessene Bonnie an der Seite von Warren Beattys Clyde, Star von “Chinatown” und “Network”, meisterliche Darstellerin von “Rabenmutter” Joan Crawford, spielt nun, was sie als 75jährige ist, eine alte Frau. Und doch ist da immer noch das geheimnisvolle Flair des Besonderen, das so wenigen Darstellern von heute eignet…
“Je mehr man daran denkt, umso näher kommt es” – leider gelingt es dann nicht wirklich, die Spannung kontinuierlich zu steigen, selbst wenn dann in der Phantasie der Beteiligten Monster (Skelett des Todes oder ein eher seltsamer, vager Riesenhund) erscheinen. Als Zuschauer weiß man nicht, ob die Aktionen (auch Morde), die man sieht, wirklich stattfinden oder nur im Kopf der Besessenen herumspuken…
Die Polizistin Detective Shaw (Carrie-Anne Moss, das zweite bekannte Gesicht des Films) weiß es auch nicht. So schleppt sich die Geschichte eher ihrem Ende zu, als dass man mit atemberaubender Gewalt auf ein Finale zurasen würde. Mit der vagen Hoffnung, dass niemand den “Bye Bye Man” erwähnt hat (um die nächste Welle der Katastrophen auszulösen), darf man scheiden… aber vermutlich flüstert es der schwer verletzte John doch der Polizistin ins Ohr, oder? Was Genaues weiß man schon wieder nicht.
Und was anfangs ein psychologisch interessanter Ansatz war, versucht einen letztlich dann lahmen Film mit der Beschwörung des Genres zu retten: ein paar Horrorbilder. Das reicht wirklich nicht. Schade drum.
Renate Wagner