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TERNITZ/ Stadthalle: „I LOMBARDI ALLA PRIMA CROCIATA“. Die „Amici del Belcanto“ boten wieder eine Rarität!

18.11.2017 | Oper

TERNITZ/ Stadthalle: „I LOMBARDI ALLA PRIMA CROCIATA“. Die „Amici del Belcanto“ boten wieder eine Rarität! 18.11.2017

Verdis vierte Oper mit noch sehr viel Belcantotraditionen wurde somit erstmalig in Österreich aufgeführt. Schon allein dafür sei der unermüdliche Michael Tanzler bedankt und gelobt.

Wieder wurde das Unternehmen mit dem Chor und dem Orchester der Staatsoper Banska Bystrica  aufgeführt. Am Pult stand auch wie immer Marian Vach, der das gut studierte Orchester fast klipppenfrei leitete. Da diese Oper sehr große Chorszenen hat, sei diese Leistung, die Arbeit des Chorleiters Jan Prochazka besonders hervorzuheben.

Die Geschichte handelt im ersten Kreuzzug (unter Gottfried von Bouillon), und beweist gleich zu Beginn, dass diese „frommen“ Ritter alles andere als brave „Waserln“ waren. Dem Aufruf des Klerus folgten die Söhne des Folco, Herr von Rho (diese Teilnahme ist bestätigt), seine beiden Söhne Arvino und Pagano. Die beiden erinnern sehr stark an das Brüderpaar der „Masnadieri“, Pagano ist die Kanaille. Diese beiden Rollen wurden Ignacio Encinas und Francesco Ellero d `Artegna anvertraut. Beide Sänger, die man schon viele Male in diversen Rollen bei den Amici hörte. Der Tenor von Ignacio Encinas ist nicht mehr so ganz taufrisch und somit hatte er mit den Bögen und Legatophrasen ordentlich zu kämpfen, da litt auch sehr stark die Intonation. Doch dann kamen immer starke Höhen, nicht immer ganz kontrolliert, aber erfreulich. Ähnlich ist es bei Francesco Ellero d `Artegna, der ebenfalls nicht mehr so junge Sänger zeigt Schwierigkeiten bei den Piani, aber bringt ebenso wie Encinas immer tolle Höhen und setzte sicherheitshalber auf Leutstärke. Somit starb der tödlich verwundete Pagano sehr lautstark,.

Ganz anders das Liebespaar Giselda und Oronte. Giselda, die Tochter des Folco und Viclinda sang Iano Tamar mit enormer Intensität, seien es herrlich schwebende Piani, dramatische Stellen und musikalisch perfekt die für Verdi typischen a capella Stellen. Ihre Arien wurden zu einem Ohrenschmaus und herrlich gelangen von ihrer Seite die großen Ensembles, die sie absolut zu führen wusste. Als Oronte konnte man sich über die Stimme von Gustavo Porta erfreuen. Ein typischer Spintotenor mit viel Stilgefühl. Er stürzte sich voll lyrischem Schmelz in die Rolle mit dem einzigen Belcantoreißer dieser Oper. Wunderbar sang er im Terzett – die Sterbeszene mit der Taufe des muslimischen Ritters Oronte durch den büßenden Pagano und der trauernden Giselda.

Als verräterischen Pirro hörten man mit sicherer Stimme das „Urgestein“ der Amici, Stefan Tanzer. Als Orontes Elternpaar hörte man Gerhard Motsch als Tyrann von Antiochia Acciano und mit angenehmen Mezzo Maria Lapteva als Sofia, die heimlich getaufte Mutter. Die in der Handlung verschwundene Viclinda, die Mutter Giseldas war Sanna Matinniemi. Als den Kreuzzug absegnenden Prior von Mailand lernte man  den angenehmen Tenor von Alexander Gallee kennen.

Leider namenlos ist der Violinist, der herrlich das Geigensolo vor und zu Giseldas Arie musizierte.

An der Staatsoper wurde die Umarbeitung  „Jerusalem“ gespielt, wäre doch schön, es wieder aufzunehmen, so es noch die Dekoration dazu im Fundus geben könnte.

Die Aufführung war wie immer und zu Recht umjubelt, ,man freut sich auf die nächste Rarität.

Elena Habermann

 

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