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TERNITZ/ NÖ/ Stadthalle: I CAPULETI E I MONTECCHI – Bellini in Ternitz

10.11.2025 | Oper in Österreich

I CAPULETI E I MONTECCHI –  Ein Besuch im Süden: BELLINI IN TERNITZ am 8.11.2025

Felice Romani e i suoi melodrammi: “I Capuleti e i Montecchi” di Vincenzo  Bellini – GBOPERA

In den italienischen Süden fühlten sich die Besucher der Stadthalle von Ternitz versetzt, stand dort doch eine konzertante Aufführung von Vincenzo Bellinis Romeo- und Julia-Oper „I Capuleti e i Montecchi“ auf dem Programm.

 Das ursprüngliche Zuckerl dieser Aufführung hätte die Tenorversion, von Claudio Abbado aus der Taufe gehoben und besetzt mit zwei Tenorjünglingen namens Giacomo Aragall (Romeo) und Luciano Pavarotti (Tebaldo), sein sollen – geschrieben wurde der Romeo bekanntlich für einen Mezzosopran. Wie es das Schicksal aber so haben wollte, kam der Romeo abhanden, – und Michael Tanzler, der umtriebige Präsident der veranstaltenden Amici del Belcanto, engagierte in einem wahren Geniestreich Julie Boulianne, die jeden Tenor vergessen machte. Die kanadische Künstlerin, die zur Zeit für „Dialogue des Carmélites“ an der Staatsoper probt, erklärte sich gegen Spesenersatz – wie auch die anderen Künstler – bereit, den Romeo zu singen. Ihr leuchtender, biegsamer Mezzo ist wunderschön gefärbt, und sie setzt ihn mit viel Geschmack und Feuer ein. Ein Höhepunkt war Romeos Arie an der Bahre der vermeintlich toten Giulietta  „Deh tu bell’anima“, in der die Künstlerin dem Schmerz des jungen Mannes so ergreifend Ausdruck verlieh, dass das applausfreudige Publikum auf den Beifall vergaß. Weitere Höhepunkte waren auch die Duette mit Giulietta, in denen die Zaudernde überredet werden soll, zu ihrer Liebe zu stehen. Laura Ulloa aus Kuba, Besitzerin eines jugendfrischen, wendigen Soprans, der zusammen mit der Bühnenpräsenz der jungen Künstlerin, die in Italien lebt, zu beträchtlichen Hoffnungen Anlass gibt, sang die Giulietta mit viel Ausdruck und Herzblut, und sie animierte ihren Romeo zum Mitspielen.

Der italienische Tenor Francesco Kastoro erfreute  als Tebaldo mit seinem schlanken, schön timbrierten, höhensicheren Tenor, und Luciano Batinic als gütiger, sonorer Lorenzo sowie Laurent Kubla als wohltönender, würdiger Capellio komplettierten die Besetzung, die keine Schwachstelle aufwies.

Dass Marian Vach und das Orchester der Staatsoper Banska Bystrica soviel Italianità auf die Bühne brachten, dass sich das Publikum jubelfreudig wie in Italien gab, erwärmte den Saal um einige Grade, woran auch der Chor unter Daniel Simandl seinen Anteil hatte.

Vielen Dank an die Amici del Belcanto, aber vor allem an ihren Präsidenten Michael Tanzler, für diesen unglaublichen Abend!                                                 

 

 Traude Steinhauser

 

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