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TATORT „DREAMS“ – Filmmusik von DAVID REICHELT; Münchner Rundfunkorchester; BR Klassik

11.11.2021 | cd
 

TATORT „DREAMS“ – Filmmusik von DAVID REICHELT; Münchner Rundfunkorchester; BR Klassik

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Wer die Musik zum Tatort vom Sonntag, 7. November 2021 um 20.15 Uhr im Ersten nachhören will, dem sei die CD mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Andreas Kowalewitz empfohlen. Im Film hat Chefdirigenten Ivan Repušić den Takt vorgegeben. Die Filmmusik für „Dreams“ stammt vom Münchner Komponisten David Reichelt.

„Dreams“ ist klassische symphonische Filmmusik, mit schwebenden Klängen bis lautmalerisch montierten Suspense-Effekten. Die symphonische Anlage überwiegt. In ihrem additiven Pattern der eingängigen musikalischen Anlage hätte Philipp Glass oder Steve Reich Pate stehen können. Natürlich gibt es die großen pompös pathetischen Tutti, ohne die keine echte Filmmusik seit „Lawrence von Arabien“ mehr auskommt. Durchaus gekonnt und symphonisch brillant sind die 20 mit Titeln wie „Nocturne“, „Der paradoxe Schlaf“, „Die Luft der großen Bühnen“, „Oneironauten“ oder „Tod und Schlaf“ getauften Konzertstücke, inspiriert von Wagners „Siegfried“ bis zu Anklängen an die Stilistik der klassischen Moderne, in die filmische Handlung integriert. Die Übergänge der Konzert- und Filmmusik sind fließend.

David Reichelt: „Live gespielte Musik im Bild kann vor der Szene beginnen, sich aus der Filmmusik lösen, aber genauso nach dem Szenenwechsel wieder ein Teil der Filmmusik werden. Es war eine sehr reizvolle Aufgabe, Musik zu schreiben, die inhaltlich den Film trägt, aber gleichzeitig dem Gestus eines klassischen Konzertstückes gerecht wird.“

Einen gewaltigen Vorteil hat der Hörer der CD gegenüber dem Film: Die fantastische Musik agiert im Film meist nur als unaufdringlicher Hintergrund zu den Dialogen. In der CD ist die Qualität des Orchesters zu bestaunen und die Musik ohne Einschränkung in Lautstärke nach Belieben zu genießen.

Als Bonustrack gibt es eine Live-Aufnahme von „Symphonic Tatort“ vom 25.6.2009 aus dem Prinzregententheater unter der musikalischen Leitung von Ulf Schirmer. A propos: Die Titelmusik wurde 1970 von Klaus Doldinger komponiert. Das Schlagzeug in der Erstfassung spielte Udo Lindenberg.

Anmerkung: Dieser Tatort ist bis 7. Mai 2022 in der ARD Mediathek abrufbar. Ein Orchester und die gnadenlose Konkurrenz unter den für eine Tournée vorspielenden Instrumentalistinnen bildet den Hintergrund des Krimis. Aber ganz so einfach gestrickt, wie es scheinen könnte, ist wird die Geschichte auch wieder nicht. Familienehrgeiz und ein sportlich-geschäftstüchtiger Lover spielen eine nicht geringe Rolle. Zudem weiß die Geigerin Marina nicht mehr, ob sie ihre seit Tagen verschwundene „beste“ Freundin nicht nur im Traum ermordet hat. Marina ist nämlich Klarträumerin, sie kann luzide Träume zur eigenen Leistungssteigerung verwenden, aber geträumte von realen Erinnerungen nicht mehr unterscheiden. Natürlich geht es im Film nach ihrem „Geständnis“ rätselhaft weiter: Am imaginierten Tatort, dem Dach des Münchner Gasteig, findet sich keine Leiche, aber Blutspuren. Zum Weiteren sei nur so viel verraten: Der Schluss ist furios und – kaum überraschend – gibt es in der Klassikbranche halt nicht nur hehre Ideale und liebe Mitmenschen.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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