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TARANTO : FESTIVAL PAISIELLO – seit 30.9. (bis 16.10.)

TARANTO : FESTIVAL PAISIELLO – seit 30.9. (bis 16.10.) 2025

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Giovanni Paisiello (1740 – 1816) war einer der produktivsten, erfolgreichsten, bestverdienendsten und angesehensten Komponisten seiner Zeit. Er hat über 100 Opern geschrieben, war an den Höfen von Neapel, Sankt Petersburg (Katharina die Große!), Warschau und Wien tätig und wurde von Kaiser Napoleon zu seinem  Lieblingskomponisten erkoren.

Seine Geburtsstadt Taranto im süditalienischen Apulien dankt das ihrem berühmtesten Sohn bis heute nicht in angemessener Weise. Sein Geburtshaus in der Altstadt ist nach über 10 Jahren Bauzeit zwar nun endlich fertig renoviert, steht aber wegen politischer Zwistigkeiten immer noch leer und ist daher immer noch nicht besichtigbar. Ein Jammer. Eine Schande !

Immerhin gibt es seit 2003 als kleine Hommage das von Paolo Ruta gegründete FESTIVAL PAISELLO, das von der Stadt zwar nur mit geringfügigsten Mitteln gefördert wird, das es aber immerhin trotz aller Schwierigkeiten unverdrossen immer noch gibt.

Heuer wurde das Festival mit Paisiellos opera comica „Il Duello“ eröffnet.

Die Aufführung war zwar nur „semi-szenisch“, wurde aber dank witziger Kostüme und vor allem dank der von Altmeister Domenico Colaianno „präparierten“ jungen Sängerinnen und Sänger, die beherzt und leidenschaftlich und frisch sangen und spielten, zu einem charmanten und vergnüglichen Abend. Mehr davon !

„La ragion d‘un infidele“ nannte sich ein weiterer Arien-Abend, den die tarantinische Sopranistin Carolina Lippo zusammengestellt hat. Denn „la Lippo“, die seit ihrer Zeit im Ensemble der Kammeroper in Wien lebt, hat die Schätze der Österreichischen Nationalbibliothek durchforstet und war dabei auf diese, jetzt zum ersten Mal in modernen Zeiten aufgeführte, Kantate von Giovanni Paisiello gestoßen. Weitere Entdeckungen betrafen den zwar nicht aus Taranto, sondern aus Burano stammenden Komponisten Baldassare Galuppi (1706-1785): Arien mit so schönen Titeln wie „Se vuole far l‘amore“ oder „Bella cosa è far l‘amore“ aus Opern mit so schönen Titeln wie „La calamità de‘cuori“ bzw. „Li tre amanti ridicoli“. Großartigste Musik ! Inspiriert, virtuos, beseelt, erfrischend und belebend. Wo ist die große Baldassare Galuppi-Renaissance, wenn man sie braucht ?

(Carolina Lippo, die diesen Sommer einen großen Triumph in Retz als „Herodiade“ in Bononcinos „La decollazione di San Giovanni Battista“ gefeiert hat, können wir nächsten Sommer wieder in Retz, diesmal in Alessandro Scarlattis „Giuditta“, erleben.)

Das Festival findet am 16.Oktober seinen krönenden Abschluss mit der Aufführung eines von Paisiellos absoluten Meisterwerken, dem Oratorium „La Passione di Gesù“ (auf ein Libretto von Pietro Metastasio). Und das im überwältigend schönen, San Cataldo geweihten, Dom von Taranto.

Schade, das hätte ich auch noch gerne gesehen…

Robert Quitta, Taranto

 

 

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