„Beautiful Losers“ im Schauspiel Nord Stuttgart. HULDIGUNG AN EINE LEGENDE am 30.1.2016 im Schauspiel Nord
Hanna Plaß. Copyright: Julian Marbach
„Beautiful Losers“ als Hommage an Leonard Cohen am 30. Januar 2016 im Schauspiel Nord/STUTTGART Er gilt als Legende: Der Songwriter, Lyriker und Gentleman Leonard Cohen. Das stimmgewaltige Ensemblemitglied Hanna Plaß hat ihm deswegen einen besonderen Abend gewidmet. Und der fulminante Posaunenchor der evangelischen Christuskirche Stuttgart unter der Leitung von Christof Schmidt begleitete sie. Der poetisch-melancholische Künstler mit der „goldenen Zunge“ nahm so rasch Gestalt an. Viele Frauen seien in Cohen verliebt gewesen, aber er habe es nie lange bei ihnen ausgehalten, erzählte Hanna Plaß. In Film- und Hörausschnitten ließ das gut aufeinander abgestimmte Ensemble die Songs von Cohen Revue passieren.
Das eigentlich Überraschende an diesem Abend war jedoch die musikalische Darbietung von Hanna Plaß (die am Klavier und an der Gitarre agierte) und dem Posaunenchor. Hier entstanden ganz neue Klangkombinationen und Klangwelten. Dies zeigte sich insbesondere bei Nummern wie „Bird on the wire“, „Suzanne“, „Chelsea Hotel#2“, „So long Marianne“, „I’m your man“ oder „Famous blue Raincoat“, wo Christof Schmidt als begnadeter Posaunist von Hanna Plaß am Klavier begleitet wurde. Weitere Nummern wie „Take this waltz“, „There is a war“, „Avalanche“, „Who by fire“ und „Everybody knows“ offenbarten das große und erstaunliche Gesangstalent von Hanna Plaß vor allem hinsichtlich der leiseren Zwischentöne. Diese wunderbare Huldigung an den Künstler Leonard Cohen gipfelte zuletzt in Liedern wie „First we take Manhattan“ und „Memories“, wo die poetischen Momente glanzvoll hervorstachen. Nicht nur den Musiker, sondern auch den Menschen Leonard Cohen lernte man an diesem Abend kennen. Er entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, erlernte mit 13 Jahren das Gitarrespiel und trat mit 17 Jahren als Student in einer dreiköpfigen Country-Folk-Band namens „Buckskin Boys“ auf. Er strebte zunächst eine Karriere als Schriftststeller an.
Der Posaunenchor. Foto: Julian Marbach
Der titelgebende Roman „Beautiful Losers“ wurde in Textausschnitten vorgestellt: „Alive is afoot – magic is the end…“ Insbesondere die Lyrik spielt bei Cohen immer wieder eine große Rolle. So veröffentlichte er auch den Gedichtband „Flowers for Hitler“ im Jahre 1964. Seine Beziehung zu Janis Joplin lebt in dem Song „Chelsea Hotel No. 2“ wieder auf – eine Nummer, die Hanna Plaß ganz besonders ausdrucksvoll interpretierte. Zu dieser Zeit war Cohen von Kanada schon wieder nach Amerika zurückgekehrt. Hanna Plaß erzählte bei dieser Hommage an Cohen auch von dessen schwieriger Beziehung zu Phil Spector bei der Zusammenarbeit angesichts des Albums „Death of a Ladies‘ Man“. Spectors starke Instrumentierung im Stil des „Wall of Sound“ konnte allerdings den ausufernden Streit zwischen den beiden Künstlern nicht verhindern. Spector musste sogar Bänder durch einen Leibwächter gegen Cohens Zugriff sichern und bedrohte Mitarbeiter mit der Pistole.
Der denkwürdige Abend blieb vor allem auch wegen des Songs „Hallelujah“ in schöner Erinnerung, wo der Posaunenchor nochmals in ergreifender Intensität aus sich herausging. Man begriff, dass Leonard Cohen schon von früher Jugend an die Nähe zu Gott gesucht hat.
Für das gesamte Team gab es begeisterten Schlussapplaus. Der Posaunenchor trat übrigens mit Frack und Zylinder auf.
Alexander Walther